Einzelhubraum, Drehmoment und Zylinderzahl

Guten Tag,

unter Motorradfahrern wird immer wieder heiß diskutiert, wie sich Einzelhubraum, Drehmoment und Zylinderzahl auf das Fahrverhalten eines Motorrades auswirken. Die Einen setzen auf Vierzylinder und hohe Drehzahlen, die nächsten auf Zweizylinder und massig Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen. Die Ein- und Dreizylinderfraktion haben natürlich auch ihre „Wahrheit“. Journalistische Aufbereitungen zu diesem Thema finden sich zwar im Internet, allerdings vermag ich es nicht, daraus vernünftige Schlüsse zu ziehen.

Welcher Vergleich macht Sinn? Motoren mit gleichem Hubraum? Motoren mit gleicher maximaler Leistung?

Gibt es allgemeine Charakteristika im Drehmomentverlauf zwischen Ein-, Zwei-, Drei- und Vierzylinder-Motoren? Wie sehen die aus? Wie wirken sie sich auf das Fahrverhalten aus?

Unter Umständen ist meine Frage für eine Beantwortung recht umfangreich. Ich würde mich aber auch sehr über Links (die der Online-Motorradportale kenne ich allerdings schon, genau wie diverse Wikipedia-Artikel) freuen, die sich grundlegend mit dem Thema befassen.

Ich freue mich auch über Antworten zu einer Teilfrage des Fachgebietes.

Viele Grüße

Thomas

Hallo und guten Tag

Grundsätzlich gilt:
-Hubraum ergibt Leistung (Leistungserhöhung geht nur mit mehr Hubraum)
-Je mehr Zylinder je laufruhiger ist ein Motor
-Je höher der Drehzahlbereich je besser sind die Beschleunigungswerte (der Motor ist kurzhubig und kann schneller, elastischer die Drehzahl erhöhen bzw. verringern)

Die Frage sollte also sein: Will ich rasen oder reisen?

Moin, Moin,

Grundsätzlich gilt:
-Hubraum ergibt Leistung (Leistungserhöhung geht nur mit mehr
Hubraum)
-Je mehr Zylinder je laufruhiger ist ein Motor

Gut, soweit bin ich auch. :smile:

-Je höher der Drehzahlbereich je besser sind die
Beschleunigungswerte (der Motor ist kurzhubig und kann
schneller, elastischer die Drehzahl erhöhen bzw. verringern)

Hier bin ich mir schon nicht mehr so sicher. Beim Durchzug meine ich schon mehr Kraft bei niedrigen Drehzahlen bei einem Zweizylinder gegenüber einem höher drehenden Vierzylinder (ähnlicher Leistung bei weniger Hubraum) zu spüren.

Die Frage sollte also sein: Will ich rasen oder reisen?

Ok, hier spricht der Praktiker: „Lass dein Popometer entscheiden!“ :wink:

Danke für deine Antwort.

Viele Grüße

Thomas

Hallo Thomas,

komplizierte Frage,einfache Antwort - Geschmacksache.

Ich fahre eine 500 Gilera Nexus, eine VF 750C und eine 1000 CBF.
Jedes dieser Bikes ( manche würden die Gilera niemals als Bike durchgehen lassen.
Denen zeige ich dann auf echten Touren über 800 km und Pisswetterwas so ein Teil
wirklich kann).
Genauso wie sich diese Bikes in Fahrverhalten,Handling,Speed max und Beschleunigung
unterscheiden findest du Unterschiede bei „baugleichen“ Bikes.

Vergleichsmöglichkeiten ergeben sich im Alltag.
Fahr doch einfach mal mit den verschiedenen Bikes den alten San Bernadino Pass und ü
ber den
Nufenen zurück. Dann Richtung Bregenz auf die A7.
Da hast alles dabei und kannst dabei dein Bike,welches zu dir passt finden.

Guten Tag,

unter Motorradfahrern wird immer wieder heiß diskutiert, wie
sich Einzelhubraum, Drehmoment und Zylinderzahl auf das
Fahrverhalten eines Motorrades auswirken. Die Einen setzen auf
Vierzylinder und hohe Drehzahlen, die nächsten auf
Zweizylinder und massig Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen.
Die Ein- und Dreizylinderfraktion haben natürlich auch ihre
„Wahrheit“. Journalistische Aufbereitungen zu diesem Thema
finden sich zwar im Internet, allerdings vermag ich es nicht,
daraus vernünftige Schlüsse zu ziehen.

Welcher Vergleich macht Sinn? Motoren mit gleichem Hubraum?
Motoren mit gleicher maximaler Leistung?

Gibt es allgemeine Charakteristika im Drehmomentverlauf
zwischen Ein-, Zwei-, Drei- und Vierzylinder-Motoren? Wie
sehen die aus? Wie wirken sie sich auf das Fahrverhalten aus?

Unter Umständen ist meine Frage für eine Beantwortung recht
umfangreich. Ich würde mich aber auch sehr über Links (die der
Online-Motorradportale kenne ich allerdings schon, genau wie
diverse Wikipedia-Artikel) freuen, die sich grundlegend mit
dem Thema befassen.

Ich freue mich auch über Antworten zu einer Teilfrage des
Fachgebietes.

Viele Grüße

Thomas

Moin, Moin,

Vielen Dank für deine Antwort.

komplizierte Frage,einfache Antwort - Geschmacksache.

Gut, praktische Erfahrungen sammle ich ja bereits. Nur für einen ganzen Fuhrpark reicht es aber noch nicht. :wink:

Mir ging es mehr um theoretische Hintergründe zu den verschiedenen Konzepten.

Viele Grüße

Thomas

Nun, dann etwas Physik.

Drehmoment :
benennt die an der Kurbelwelle max. anliegende Kraft.
Drehmomentverlauf:
stellt eine Kurve in einem Diagramm dar.
Daraus geht hervor bei welcher Drehzahl das max. Drehmoment anliegt.
Daraus ist auch ersichtlich,welchen Bums ein Motor bei z.B. bei 2000 Upm hat.
Drehzahl:
Wie oft rotiert die Kurbelwelle um Ihre eigene Achse.
Zylinder:
Anzahl der Brennräume
Hubraum:
Volumen aller Zylinder am tiefsten Punkt der Rotation.

Daraus ergeben sich folgende Sachverhalte:
Ein Motor mit einem Zylinder entwickelt bei 2000 Upm
mehr „Dampf“ und damit bei Identischer Übersetzung eine bessere Bescleunigung
als ein mehr Zylinder.
Grund: Die max. Kraftentwicklung ist bei mehr Zylindern eben auf mehrere Zylinder Verteilt.
Der Bums aus jedem Zylinder ist damit kleiner.

Mehrzylinder:
Ab 10 000 Upm (das wird ein Eintopf nie erreichen) holt der Motor Drehmoment und
Leistung aus der Drehzahl.
Damit sind Leistung und Drehmoment nach oben hin offen,da nur durch die max.Drehzahl
limitiert.

Laufruhe:
Klar, ein gewaltiger Bums macht sich stärker bemerkbar als vier kleine.

Zusammenfassung:
Drehmoment,Leistung und Drehzahl lassen sich grafisch direkt in Beziehung zum Hubraum
der einzelnen Zylinder darstellen.
Kurz: mehr Zylinder ist höhere Laufruhe + mehr Hubraum = mehr Drehmoment + höhere
Drehzahl = mehr Leistung.
In der Praxis bedeutet das weniger Schalter bei gleicher Beschläunigung.
Wichtig vor allem auf Pässen.

Hallo Thomas,

die Antwort ist nicht so spektakulär. Ja, Zylinderanzahl (und Motorkonzept) beeinflusst die Motorcharakteristik (in geringem Masse - wird aber meisst überschätzt). ZB. haben R3-Motoren i.d.R. einen fülligen Drehmomentverlauf bei niedrigeren Drehzahlen, bedingt durch das Zusammenspiel von Zündabstand und Ansauglänge. Aber im Prinzip kann man durch geometrische Abstimmung des Ladungswechselsystems den Motorcharakter „beliebig“ verbiegen. Diese Abstimmung bezieht sich auf das Zusammenspiel von Steuerzeiten, Ventil- und Ansaugquerschnitten und wirksamen Ansauglängen + Volumen(Abgaskrümmer/Anlage hat auch Einfluss, ist aber eher untergeordnet). Und dort liegt ein Zusammenhang zum Zylinderhubvolumen, da z.B. beim Einzylinder ein viel größeres Einzelhubvolumen an der Ansaugstrecke „zieht“ als beim Vierzylinder. Das führt zu einer Abstimmung zu niedrigeren Drehzahlen hin. Einer der Gründe, warum Motoren mit größeren Einzelhubvolumen ihr Drehmomentmaximum eher bei kleineren Drehzahlen haben. Ein weiterer Grund, warum umgekehrt kleine Einzelhubvolumen zu Drehmoment bei hohen Drehzahlen neigen, liegt in der Drehzahlspanne. Kleine Hubräume macht man, um höhere Drehzahlen erreichen zu können (da die sogenannte mittl. Kolbengeschwindigkeit (2*Hub*Drehzahl) ein Auslegungskriterium ist und max-Werte nicht übersteigen darf). Nur bei konstantem Drehmoment führen höhere Drehzahlen zu proportional höherer Leistung, das ganze funktioniert also nur, wenn bei den hohen Drehzahlen ein hohes Drehmoment erreicht wird. Diese Abstimmung auf hohe Drehzahlen führt zwangsläufig dazu, das „untenrum“ nicht viel geht. Nicht viel ist natürlich wieder relativ, mit Hubraum kann man das ausgleichen. Oder wie im PKW-Bereich nicht unüblich durch variable Ansaugsysteme und Steuerzeiten.
Das ist natürlich sehr vereinfacht dargestellt, da ich dein Vorwissen nicht kenne. Bei Unklarheiten / mehr Detailwissensbedarf einfach nochmal mailen.

Gruß Lutz