'Eisbett' nach Herzinfarkt

Hallo!

Mein Onkel (46 J.) hatte in der Nacht von Sa. auf So. einen Herzinfarkt. Als meine Tante aufgewacht ist, war er schon ganz blau angelaufen. Sie hat dann (wohl im Schock) versucht ihn aufzuwecken usw., als alles nicht geklappt hat, hat sie den Notarzt angerufen. Bis dieser da war und sie meinen Onkel reanimiert hatten, sind ca. 20 Minuten vergangen, in denen mein Onkel Herzstillstand hatte. Auch als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, musste er noch einmal reanimiert werden.

Nun wurde er ins künstliche Koma versetzt und ins „Eisbett“ gelegt, also seine Temperatur heruntergefahren. Ab heute morgen soll die Temperatur wieder angeglichen werden, laut den Ärtzen dauert dies bis morgen früh. Danach soll er langsam aufwachen.

Kann mir einer sagen, wie gut die Chancen nach einem so langen Herzstillstnd sind, dass keine Folgeschäden bestehen? Bei meinem Onkel wurde letztes Jahr Hodenkrebs festgestellt und er hat einige Chemotherapien und Bestrahlungen hinter sich, arbeitete gerade seit 2 Wo. wieder. Verschlechtert das die Chancen?

Kann es sein, dass er gar nicht mehr aus dem Koma erwacht?

Hallo,

das Kühlen nach Reanimation ist sehr modern und verbessert die Prognose nach Reanimationen, da es den Sauerstoffverbrauch der Organe (besonders Gehirn senkt).

Nach 20 Minuten echtem Herzkreislaufstillstand bei Zimmertemperatur ist kein Erwachsener mehr mit einem vernünftigen neurologischen Outcome zu reanimieren - sprich, er wird nie mehr erwachen. Andererseits kann ein kleiner Restkreislauf bestanden haben, z.B. weil das Herz sehr schnell oder sehr langsam doch noch geschlagen hat. So dass man über so ein Forum keine Prognose wagen sollte. Ausschlaggebend ist übrigens die Zeit bis zum EINSETZEN der Reanimationsmaßnahmen und nicht bis der Patient wieder eigenen Kreislauf hat, da die Wiederbelebungsmaßnahmen ja schon einen Kreislauf herstellen. (Nebenbei: Leute, lernt Laienreanimation und wendet sie an!)

Auf alle Fälle müsst ihr euch auf einen langwierigen Verlauf gefasst machen, mit einer nicht zu vernachlässigenden Chance, dass er verstirbt oder Vollpflegefall wird.

Eine überstandene Krebserkrankung schwächt den Organisumus natürlich noch zusehens und die Herzkranzgefäße sind ja ebenfalls krank und für weitere Infarkte gut.

Die Wahrscheinlichkeit, dass er das OHNE Folgeschäden übersteht liegt nur bei wenigen Prozent. Genaue Zahlen kann Dir kein Mensch nennen.

Es tut mir Leid, dass ich Dir das so hart sagen muss. In so einer frühen Phase besteht natürlich noch Hoffnung und er ist relativ jung, trotzdem schiebt die Möglichkeit des Todes oder des ewigen Komas nicht völlig weg, um besser damit umgehen zu können, falls das eintritt, was man nicht möchte. Und macht euch Gedanken darüber, was er gewollt hätte und was nicht (mutmaßlicher Wille des Patienten). Er wird bei allen zukünftigen Entscheidungen wichtig sein.