Eitelkeit und Hörgerät

Hallo Ihr Lieben,

meine Oma ist jetzt 88,5 Jahre alt. Sie ist eigentlich (bis auf leichte Altersdiabetes und mangelnde Bewegung) noch sehr fit - besonders im Kopf (sie löst Rätsel, liest Bücher / Zeitungen, schaut fern, kocht noch selbst, obgleich sie bei meiner Mutter wohnt).

Nun ist es aber leider so, dass sie zunehmend schwerhöriger wird und sich daher weniger an Gesprächen beteiligt, geschweige denn mit jemanden telefoniert.

Das Problem ist aber, dass die alte Dame so dermaßen eitel ist, dass sie schlichtweg ein Hörgerät ablehnt. Da aber Hören, Gespräche, akustischer Austausch nach meinem Geschmack wichtig sind, damit sie ihr Hirn in Schwung hält und bei geselligen Rund eben auch mitreden kann (denn auf den Mund ist sie nicht gefallen!:smile:), suche ich nach einer diplomatischen Möglichkeit, sie von einem Hörgerät zu überzeugen.

Wisst Ihr Rat?

Und warum ist eigentlich eine Schwerhörigkeit noch nicht so „gesellschaftsfähig“ wie eine Fehlsichtigkeit?

Viel Sonntagsgrüße

Kathleen

Moin Kathleen,

gefallen!:smile:), suche ich nach einer diplomatischen
Möglichkeit, sie von einem Hörgerät zu überzeugen.

Hast Du mal mit einem Hörgeräte-Akustiker gesprochen? Da sie verkaufen wollen, werden sie sicher Tricks parat haben um jemanden zu überreden, das ist jetzt wirklich nicht abwertend gemeint.

Und warum ist eigentlich eine Schwerhörigkeit noch nicht so
„gesellschaftsfähig“ wie eine Fehlsichtigkeit?

Evtl. weil einfach Fehlsichtigkeit viel häufiger auch schon in jungen Jahren auftritt. Achte mal darauf wieviel Schüler/Kleinkinder schon Brillen tragen.

Viel Glück bei der - schwierigen - Überzeugungsarbeit.

Gruß Volker

Hallo Volker,

Hast Du mal mit einem Hörgeräte-Akustiker gesprochen?

ich nicht, aber meine Mutter. Aber ohne „Patient“ ist eben nichts möglich.

Da sie
verkaufen wollen, werden sie sicher Tricks parat haben um
jemanden zu überreden, das ist jetzt wirklich nicht abwertend
gemeint.

Aber wie bekomme ich die Dame überhaupt zu dem Spezialisten? Sie ist nicht nur eitel, sondern überaus stur! :smile:

Evtl. weil einfach Fehlsichtigkeit viel häufiger auch schon in
jungen Jahren auftritt. Achte mal darauf wieviel
Schüler/Kleinkinder schon Brillen tragen.

Klar - ich bin seit meinem 12. Lebensjahr auch so gut wie blind, daher ägert es mich umso mehr, dass Fehlhörigkeit immer noch eine Fage der Eitelkeit zu sein scheint (sprich nach dem Motto: Ich kann nicht hören, also bin ich alt).

Viel Glück bei der - schwierigen - Überzeugungsarbeit.

Danke - vielleicht muss ich sie wirklich zwingen - oder sollte ich es so laufen lassen und mich nicht einmischen?

Viele Grüße

Kathleen

Hallo,

Nun ist es aber leider so, dass sie zunehmend schwerhöriger

suche ich nach einer diplomatischen
Möglichkeit, sie von einem Hörgerät zu überzeugen.

Selbst wenn es dir gelingen sollte deine Oma zum Tragen eines Hörgerätes zu überreden, ist nicht gesagt, daß sie es auch tatsächlich verwenden wird.

Leider ermöglichen Hörgeräte auch heute, trotz fortgeschrittener Technik, kein wirklich normales hören. Manche Töne sind lauter als sie sein sollten andere zu leise, auch das räumliche Hören ist nicht wie normal. Besonders schwierig wird’s wenn sich eine Gruppe unterhält. Dann schalten die Träger das Gerät gerne aus. Meine Oma machte genau das oder legte es gar nicht erst an.

Man könnte sagen, ein Hörgerät ist besser als keins, aber für Schwerhörige von begrenztem Nutzen weil zu viele unerwünschte Nebengeräusche entstehen.

Dennoch wünsche ich dir Erfolg…

Gruß,
Cantate

Hallo Kathleen,

meine Oma hört auch schon sehr schlecht. Am Telefon sagt sie meist nur „jaja“ weil sie einen kaum versteht. Sie behauptet aber immer sie höre noch gut. Aber es kommt schon vor, dass ich neben ihr stehe und sie nicht richtig hört was ich sage.

Aber bloß kein Hörgerät. Das findet sie sehr hässlich und es ist ihr einfach auch peinlich.
Wenn sie nicht will, kannst du sie nicht zwingen! Sie ist ne erwachsene Frau. Leider neigen wir dazu ältere Menschen gerne wieder zu bevormunden. Pass bitte auf, dass dir das nicht passiert.

Ich würde aber an deiner Stelle einfach mal Prospekte vom Akustiker holen. Da gibt es ja sehr kleine Geräte. Du musst sie ihr ja nicht auf die Nase drücken, aber vielleicht schaut sie ja einfach mal am Abend rein. Und dann kann sie sich in Ruhe die Geräte mal anschauen.

Und wenn sie nicht will, dann musst du eben in Zukunft lauter reden und deine Oma damit leben, dass sie nur die Hälfte mitbekommt.

Gruß Lulea

Hallo Kathleen,

Sie ist nicht nur eitel, sondern überaus stur! :smile:

In ihrem Alter und mit ihrer Lebenserfahrung hat sie dazu auch jedes Recht der Welt :smile:

Motto: Ich kann nicht hören, also bin ich alt).

Jo. Stimmt ja auch. Und wenn jemand nicht um jeden Preis funktionieren möchte, dann sollte er das auch dürfen.

  • oder sollte ich es so laufen lassen und mich nicht einmischen?

Meine Meinung: Ja. Es spricht für dich und deinen achtsamen Blick für deine Oma, dass du dir Gedanken machst. Dennoch solltest du eine gewisse Grenze nicht überschreiten, denn sonst wird Fürsorge schnell zur Bevormundung. Die Übergänge sind fließend - auch und gerade, wenn man es eigentlich nur gut meint. Deine Oma ist eine gestandene Frau. Betreibe ruhig Aufklärung (in Form von Prospekten etc.) aber lass’ sie selbst entscheiden. Wenn man das in ihrem Alter nicht darf, wann dann?

Schöne Grüße,
Jule

hallo kathleen
hier mal eine taktik
k: oma weißt du was die neulich gesagt hat?
o: *schreit* neeeeeeeeee
k: willst dus wissen?
o: *schreit* jaaaaaaaaaaaaa sicher mein kind.
dann erzählst du ihr was nettes.
und im gleichen atemzuge sagst du deiner omi, dass sie in zukunft ALLES hören könnte OHNE dass die anderen wissen das sie das kann.
es gibt ja inzwischen ganz ganz kleine hörgeräte. die sieht man kaum noch. sie muß dann natürlich aufpassen, dass sie es nicht mit irgendeiner pille verwechselt und verschluckt.
versuch macht klug

viel erfolg
seute

Hi

Und warum ist eigentlich eine Schwerhörigkeit noch nicht so
„gesellschaftsfähig“ wie eine Fehlsichtigkeit?

Das ist ein Punkt, den ich auch nicht verstehe. Meine Oma, ebenfalls 88, hat zwar ein Hörgerät, aber sie trägt es fast nie, obwohl man das Ding nicht sieht, wenn es im Ohr steckt. Ihre Brille trägt sie dagegen vollkommen selbstverständlich.
Sie ist sauer, wenn sie nichts versteht, sie ist aber ebenso sauer, wenn man sie ans Hörgerät erinnert.
Solltest Du die perfekte Überredungsmethode finden, dann verrate diese bitte. Wir „kämpfen“ seit Jahren gegen die sprichwörtlichen Windmühlen.

Gruß
Edith

Hallo,

das Problem Hörgeräte, die „Sturheit der Alten“, die „Eitelkeit“ - und die Probleme der Kinder…

Aus meiner Erfahrung heraus ist es nicht vordergründig die Eitelkeit, die davon abhält, ein Hörgerät zu benutzen. Viele Hörgeräte, vor allem ältere Modelle, sind in der Qualität gruselig schlecht. Wie bereits angesprochen sind Nebengeräusche störend, räumliches Hören, was besonders bei mehreren Leuten im Raum wichtig ist, sehr eingeschränkt.

Bei unserer Oma führte das dazu, dass sie zwar ein Hörgerät hatte, das aber oft aus und irgendwann gar nicht mehr eingesetzt hatte.

Sanfter Druck, ein wenig Überrumpelung und praktische Unterstützung haben geholfen: Erst mal selber informiert, dann mehrere Hörgeräteakustiger in der Umgebung aufgesucht und sich einen Eindruck verschafft und dann mit liebevoller „Gewalt“ Oma dorthin bugsiert. Mit dem Geschäft der Wahl war vereinbart, dass NICHT über Preise gesprochen wird. (Oma war sparsam, wenn es um die eigene Person ging, sogar eher geizig… Daher wurde der Eigenanteil Hörgerät zum Familien-Weihnachtsgeschenk umfunktioniert)

Und siehe da: Heraus kam ein qualitativ gutes Hörgerät, mit dem sie wirklich gut klar kam und was sie auch genutzt hat. Nach einige Monaten dann das Feedback, wie dankbar sie war, dass sie solch ein Hilfsmittel hatte… Und ja, der Eigenanteil lag bei einigen hundert Euro. Allerdings bin ich der Meinung, dass es das Wert war.

Es hat keinen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass das nur Sturheit oder Eitelkeit ist. Das sind nur die Reaktionen, die an die Oberfläche kommen. Kein Mensch will nicht Hören. Kein Mensch will ausgeschlossen sein aus der Gemeinschaft…

LG Petra

Viele meiner Bekannten haben noch gar nicht gemerkt, dass ich zwei Hörgeräte habe, obwohl ich ganz kurze Haare mit freiem Ohr habe. Die sind heutzutage derartig unauffällig, dass das nicht mehr auffällt. Wenn Deine Oma noch dazu die Haare über die Ohren trägt, was bei älteren Menschen fast durchwegs der Fall ist, kann das doch überhaupt kein Problem sein.

Ich vermute aber eher, dass es nicht die Eitelkeit ist, die Deine Oma abhält, sondern eingefleischte Vorurteile.

Vielleicht nützt es etwas, wenn Du ihr erzählst, dass man noch völlig geistig wendig und fit sein muss, um sich an ein solches Ding gewöhnen zu können. Wenn einmal die Hörprobleme zu groß geworden sind, fällt das zunehmend schwerer. So zumindest die Aussage meiner HNO-Ärztin, die mich sehr lobte, dass ich schon mit 64 kam, um eine damals noch ganz leichte Gehörverringerung abchecken zu lassen.

Beste Grüße!

Hallo,

Vorurteile ja - die allerdings am Beispiel meiner Oma (ist allerdings gut 10 Jahre her! Da hat sich auch was in Sachen Qualität getan) durchaus ihre Berechtigung hatten. Wobei interessanterweise die Männer in ihrem Bekanntenkreis weniger Probleme mit ihren Geräten hatten. Vielleicht, weil sie weniger Scham hatten und eher beim Fachexperten gesagt haben, wo es „drückt“. Auch daher ist nicht verkehrt, dass Kinder oder Enkel begleiten…

LG Petra