Spannung und Stärke, Beispielrechnung
Hallo Tom,
Folgendes: Wenn die Spannung weniger ist (also 110V statt
230V), dann muss die Stromstärke entsprechend höher sein,
damit die Leistung gleich bleibt. Etwas weniger als die halben
Volt sind somit etwas mehr als die doppelten Ampère
soweit ganz richtig. Nur: diese doppelten Ampére fließen nicht! Im Gegenteil, es fließt nur die Hälfte!
Ich versuche mal, es so zu erklären: Die Spannung (Volt) sind sozusagen der „Druck“ des Stroms, eine feste Eigensschaft, die das Gerät abbekommt, das man anschließt.
Die Stromstärke (Ampère) sind die „Menge“ an Strom, die reinkommt. Die Menge hängt natürlich einerseits vom Druck ab (je mehr man drückt, je mehr geht rein), aber auch davon, wie „durchlässig“ das Innere des Gerätes ist. Diese Durchlässigkeit heißt „Widerstand“ und wird in Ohm gemessen.
Mal ein Beispiel mit runden Zahlen: Ein Heizlüfter hat 2.200 Watt. Dass sich die Leistung Volt x Ampère errechnet, hast du schon zu erkennen gegeben, weißt du selbst. Also fließen durch das Gerät 10 Ampère.
In Bezug auf den Widerstand gelten nun folgende Verhältnisse:
Widerstand (Ohm) = Spannung (Volt) : Stromstärke (Ampère)
Stromstärke (Ampère) = Spannung (Volt) : Widerstand (Ohm)
Nimmst du die erste Formel und rechnest 220 / 10 ergibt sich also ein Widerstand von 22 Ohm.
Setzt du das nun in die zweite Formel ein, rechnest also 220 : 22, bestätigt sich, was du ohnehin schon wusstest, dass die Stromstärke 10 Ampère beträgt. (Dass Ampère und Ohm gleich sind, ist Zufall dieses Beispiels.)
Jetzt geht du in die USA und schließt das Gerät an 110 Volt an. Dann ergibt sich also 110 / 22 = 5. Statt der von dir vermuteten 20 fließen nur 5 Ampère! Du hast also nur ein Viertel der benötigten Leistung!
Bringt nun ein Amerikaner ein 110 Volt Gerät mit nach hier und du rechnest jetzt damit, fließt bei 220 V ein doppelt so hoher Strom, nimmt das Gerät die vierfache Leistung auf. Es geht in der Regel sofort kaputt.
Deutsche Geräte in den USA, wenn sie nicht umschaltbar sind (in der Nähe des Netzsteckers gucken) laufen einfach nicht oder nur schwach, je nachdem, um was für ein Gerät es sich handelt. Kaputt gehen sie in der Regel nicht. Das geschilderte Beispiel mit dem Fön ist eine denkbare Ausnahme: Ein Fön hat in der Regel 800 W. Ein Viertel davon, also 200 W, ist immer noch heiß genug, um Schaden anzurichten. Motoren sind empfindlicher, wenn sie nicht die benötigte Leistung erhalten: Wenn der Ventilator dann kaum oder gar nicht läuft, um die Wärme abzutransportieren, gibt’s halt einen Hitzeschaden.
Ich hoffe, das war verständlich?!
Gruß
Peter