Elektroberuf an den Nagel hängen ?

Hallo liebe Wissenden,

ich habe mich heute hier angemeldet, weil ich momentan hin und her gerissen bin, was ich tun soll.

Ich bin 26 Jahre und gelernter Elektroniker. Nach meiner Ausbildung habe ich einige Zeit als Bühnentechniker und anschließend 6 Monate als „Strippenzieher“ gearbeitet. 
Nach meinem Fachabitur im FB Elektrotechnik, habe ich begonnen Elektro - und Informationstechnik zu studieren.

Weil mir das Studium ein wenig zu eintönig geworden ist und meine Leistungen bisher sehr gut waren, fand ich es eine relativ gute Idee, den Elektromeister „zwischen zu schieben“, um ein wenig mehr Praxisbezug zu bekommen und um mir neben dem Studium noch ein ausreichendes Taschengeld dazu verdienen zu können.

Jetzt kommt allerdings der Knackpunkt: Ich war letztens bei einem Kunden in einem Altbau  im Einsatz, um LS - Schalter zu tauschen. Die Anlage war sehr alt und es war schwer das ganze Wirr- warr aus abenteuerlichen Verdrahtungen überhaupt zu durchblicken.

Dabei muss mir beim Einbau der LS-Schalter ein ziemlich schwerer Fehler unterlaufen sein. Beim Einschalten und Erproben gab es jedenfalls einen Kurzschluss, der einer kleinen Explosion gleich kam. Die Unterverteilung ist dabei fast vollständig zerstört worden. Ich vermute, dass das Auslösen der NH - Sicherungen schlimmeres verhindert hat.

Nach diesem Vorfall zweifele ich total an meinen Fähigkeiten und ziehe in Erwägung, meine technische Laufbahn komplett an den Nagel zu hängen. Die Ausbildung zum Elektromeister habe ich natürlich abgebrochen und bin mir unsicher, ob ich das Studium fortführen soll.

Gibt es für mich noch andere Möglichkeiten ? Wie gut stehen die Chancen, mit 26 eine gute Ausbildungsstelle zu erhalten ?

Hallo
Daran sieht man wieder einmal daß Theorie und Praxis ein Unterschied ist wie eine Maus und ein Elefant . Ein Top Studium heisst gutes Geld verdienen und der Elektriker ( Handwerker kommt auf keinen grünen Zweig ) .
Ich würde aber nichts hinschmeissen denn mit Deinem Fachwissen  gibt es gute Chancen auch mit diesem Alter ein guter Fachmann zu werden . Sehe doch mal nach im Bereich Schaltschrank und Verteilungsbau denn da kannst Du Dein Wissen sehr gut anwenden .
Kopf hoch und viele Grüße  noro

Hallo,

Du schreibst ja nicht, was Du da so Schlimmes gemacht hast, aber wegen eines Falles die gesamte Qualifikation in Frage zu stellen kommt mir etwas hoch gegriffen vor.
Wie lange bist Du denn schon in der Meisterausbildung?

Es hat ja wohl ein fertiger Meister die Anlage abgenommen, so dass dieser die Inbetriebnahme fälschlicherweise angeordnet hat. Soll der nun auch umschulen?

Ich denke, dass Du Deinen Kommilitonen schon jetzt Einiges an Praxiserfahrung voraus hast und den Meister kannst Du auch machen, wenn Du schon ´mal einen Fehler gemacht hast. Dabei sind die spektakulären Fehler m. E. nicht so schlimm wie die, die zunächst unentdeckt bleiben.
Die Versicherungen haben auch eine Existenzberechtigung :wink:

Freundliche Grüße

Thomas

Hallo!
Das war doch nur ein Missgeschick, davon solltest Du Dich nicht unterkriegen lassen. Hab
schon erlebt, dass Elektriker mit langjähriger Praxis eine Außenleuchte versehentlich an
zwei Phasen anschlossen, so hell hab ich eine Glühbirne noch nie leuchten sehen, aber
leider nur kurz. :smile:
Vermutlich liegt Deine Stärke mehr darin, Schaltschemen zu entwerfen, als sie zu
verlegen, aber das ist kein Grund das bisher Erlernte an den Nagel zu hängen, also Kopf
hoch.
MfG
airblue21

Hallo Fragewurm,

Nur wer nichts tut, macht nur einen Fehler.

Du scheinst ein etwas verwöhntes Mimöschen zu sein?
Geht einmal etwas daneben, willst du gleich alles hinwerfen.

Jedem Fachmann geht einmal etwas daneben, das ist normal. Je nach Fachrichtung ist dann hat der dabei entstehende Effekt spektakulär oder halt nur banal.

Gedanken darüber, dass du fehl am Platz bist, musst du dir erst machen, wenn du den selben Fehler immer wieder machst!
So lange du immer wieder neue Fehler machst, ist noch alles in Ordnung, dann bist du noch kreativ! :wink:

Zudem hast du scheinbar schon etwas Erfahrung und weisst wie unterschiedlich der Beruf sein kann. Mit der selben Ausbildung kann die tägliche Arbeit sehr unterschiedlich sein.
Wie auch schon gesagt wurde, ist es auch wichtig herauszufinden mit welchen Tätigkeiten man sich wohl fühlt und einen möglichst gut passenden Arbeitsplatz finden.

Ich bin Elektroniker und am wohlsten ist mir in der Entwicklung. Jeden Tag Probleme lösen liegt mir halt. Ich kenne Kollegen für die wäre das zu stressig, die fühlen sich in der Reparatur wohl, da kennt man mit der Zeit die Geräte und welche Fehler sich haben. Reparaturen finde ich spannend, so lange man noch wirklich suchen muss, danach ist es nur noch langweilig für mich.

Das ist auch das Geheimnis eines guten Chefs. Der teilt die Arbeit entsprechend den Fähigkeiten und den Vorlieben zu. Wenn die Leute über- oder unterfordert sind leidet darunter die Arbeitsqualität.
Natürlich gibt’s auch Arbeiten die keiner mag und manchmal muss man jemandem auch eine Arbeit zuweisen, welche dieser Person nicht so liegt, aber dann kann man das kurz erklären, wie es dazu gekommen ist. Aber man muss da auch jeden dran nehmen und nicht nur immer denjenigen, welcher am wenigsten protestiert.

Also, mach mal weiter und mache neue Fehler!
Lernen kann man nur wirklich aus Fehlern!

Hallo,

wer sollte hier den ersten Stein werfen? Allen Menschen, auch in verantwortungsvollen Positionen, unterlaufen Fehler. Viele davon fallen niemand auf, und entdeckt ggf. der Verursacher selbst erst nach langer Zeit. Viele bleiben aufgrund glücklicher Umstände folgenlos, und können daher ohne Aufsehen zu erregen beseitigt werden. Oder die Folgen fallen zumindest nicht so auf, dass sie nicht ins Gewicht fallen oder überhaupt ursächlich mit dem Fehler in Zusammenhang gebracht werden. Und manchmal knallt es auch sofort und laut, und wird damit deutlich, wer hier exakt welchen Schaden verursacht hat.

Wenn es einen mal so erwischt, ist das natürlich übel. Speziell wenn wir von Bereichen sprechen, in denen es nicht „nur um Geld“, sondern ggf. auch um Menschenleben geht. Da wird einem dann plötzlich sehr deutlich, welche Verantwortung man täglich trägt. Aber diese Verantwortung müssen auch ganz viele andere Menschen täglich tragen. Und auch die machen alle Fehler. Der eine leichtfertiger als der ander. Der eine nimmt sie sich stärker zu Herzen als der andere. Der eine zieht daraus mehr/stärkere Konsequenzen als der andere, …

Du nimmst Dir die Sache sehr zu Herzen, und das ist doch gut. Das zeigt, dass Du - im Gegensatz zu vielen anderen - deine Verantwortung ernst nimmst. Also analysiere, was Du da genau falsch gemacht hast, überlege, wie Du das künftig vermeiden kannst, und gehe wieder an deine Arbeit, die Dir ja offenbar bislang viel Spaß und Freude gemacht hat. So jemand wie Du wäre mir an der eigenen Anlage jedenfalls viel lieber als jemand, der so eine Sache auf die leichte Schulter nehmen oder unter den Teppich kehren würde, hier anderen die Schuld zuschieben würde.

Gruß vom Wiz

Hallo,

also so eine gute alte 100W Birne hält das schon eine Weile aus, wie ich im eigenen Versuch feststellen durfte (als ich damals die kreuz und quer durchs Haus verlegte 30er Jahre Verkabelung im Haus mit Sparwechselschaltungen und mehreren Phasen in einer Dose, …) nach und nach erneuerte. Dabei war das hellere Licht im Baustellenstaub durchaus nicht von Nachteil :wink:

Gruß vom Wiz

Hallo,

ich schließe mich meinen Vorrednern an: Wenn Du einen Fehler gemacht hast, steck ihn Dir in die Tasche und denk das nächste Mal wieder dran.

Grüße TG

Hallo,

nach den vielen bisherigen Antworten will ich doch noch mal etwas mehr in die technische Richtung gehen.
Normalerweise dürfte eine eher alte Unterverteilung kaum durch einen satten Kurzschluss vollständig zerstört werden. Ich vermute, da hat noch jemand vor dir den Fehler gemacht, eine zu große Vorsicherung einzusetzen. Die hat sich zu lange Zeit beim Schmelzen gelassen, weil für sie nicht genug Kurzschlussstrom floss.

Ich habe schon von mehreren gehört, die Kurzschlüsse in der UV verursacht haben, aber da ist nie besonders viel in Mitleidenschaft gezogen worden. Es knallt kurz und kräftig und schon ist die NH-Sicherung durch.

Deine Beschreibung klingt mir auch nicht so, als hättest du da an einer Industrieanlage mit mehreren MVA Kurzschlussleistung gearbeitet…

Also sieh es mal so: Die olle verfriemelte Anlage wurde auf Grund des Ereignisses dann wenigstens zwangsläufig modernisiert. :wink:

Grüße,
Marius

Hi

zeige mir mal einen Elektriker / Elektroniker etc , der noch keinen Fehler gemacht hat

wenn du mir eine Mail addi schickst , dann schicke ich dir so ungefähr 20 Bildern mit den gruseligsten Installationen die irgendwann irgendwer mal gemacht und aufgefallen sind .

Apropo : mächtig mächtig badabumm , habe ich meiner Zeit wo ich Schaltschränke gebaut habe auch mal fertig gebracht , wie auch immer , eine Erklärung dafür gab es nicht , einen Moment unaufmerksam oder nicht richtig hingeschaut oder gestört worden , keine Ahnung , jedenfalls habe ich zwischen Hauptschalter der 3 Phasig schaltet und den Eingangssicherungen direkt oben vor der Sicherung L1 und L2 mit 6mm Kabel , entsprechend hoch abgesichert , beide nebeneinander auf den Eingang der Sicherung L1 geklemmmt ( das Loch daneben wäre das richtige gewesen )

Der Prüfungsingeneur legt Spannung an , Schaltet den Hauptschalter ein , der Schalter kommt in tausend Teilen geflogen und ein teil der Werkshalle steht im Dunkeln , es hatte eine Panzersicherung in der Hauszuleitung gefetzt …

und , nein , meine Umschulung machte ich 6 Jahre später , aber nicht wegen weiteren Fehlern , sondern weil ich keine Lust mehr hatte in halb Europa herumzufliegen und irgendwelche Schaltschränke beim Kunden in Paris , Brüssel , London , Genf , Prag , Den Haag , Luxemburg , München , Hamburg usw usw usw in betrieb zu nehmen

gruss

Guten Abend,

ich danke euch allen ganz herzlich für eure tollen Antworten! Ihr habt mir wirklich weiter geholfen, weil ich nach dem Vorfall ernste Selbstzweifel hatte.
Während meiner Ausbildung habe ich eine Menge Schaltschränke von Grund auf selbst gebaut und war immer sehr darauf bedacht, alles schön und ordentlich zu machen.

Im Studium habe ich zwar nur noch geringfügig mit praktischen Tätigkeiten zu tun, was aber nichts daran ändert, dass diese Sache ganz schön an meinem Ego gekratzt hat.

Durch die vorherige Verdrahtung ( L1 = Grau, L2 = Gelb, Grün= L3) habe ich ausversehen den gelben an meine PE - Klemme angeschlossen und beim anschließenden Einschalten habe ich Spannung gegen Erde geschaltet und damit auch das Metallgehäuse der UV unter Spannung gesetzt. Doof war wohl auch, dass der PE und Neutralleiter zu den Etagen als PEN geführt wurden. Dadurch hat es natürlich einen mächtigen Kurzschluss gegeben.

Der größte Schaden ist auch nicht dadurch entstanden, dass ein großer Teil der UV abgeraucht ist, sondern weil durch das Auslösen der NH - Sicherungen die Wohnungen und ein paar Büros für 2 Stunden ohne Strom waren.

Nach einem Gespräch mit meinem Chef, kann ich jetzt auch wieder ein wenig optimistischer in die Zukunft blicken.

Diesen Fehler werde ich auf jeden Fall „mitnehmen“ und mir zukünftige Altbau - Anlagen noch genauer ansehen.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende und danke euch nochmals für die netten Antworten und Ratschläge :smile:

LG

Florian

Haĺlo

Außenleuchte versehentlich an
zwei Phasen anschlossen

Harmlos.

Diese Woche:

Auftrag: Außenleuchte an Garage montieren. Ganz einfach, durchbohren, gleich innen ist ne Klemmdose. Angeschlossen, Schutzleiter auf Funktion geprüft… Oh. Da ist doch Spannung drauf? Nochmal… ja, Spannung gegen N. Alle Steckdosen in der Garage und auch auf der Terrasse das gleiche. Ich werde nervös, bin schließlich das erste Mal in dieser Anlage.

Fehlersuche, Schalterdosen geöffnet - da ist ne Steckklemme mit drei braunen und einem grüngelben! Diese Leitung geht zu den fehlerhaften Steckdosen.

Aussage des erstaunten Eigentümers: Das Haus wurde vor 8 Jahren von einem Elektrobetrieb neu installiert und abgenommen. ABGENOMMEN? Wenn die Anlage geprüft worden wäre, dann wäre dieser gefährliche Fehler noch rechtzeitig aufgeflogen.

So aber ist es nur durch großen Zufall noch nicht zum Unfall gekommen.

Heute: Neubau, Erstbezug. Gerade fertig, ich als des Kunden langjähriger Elektriker will nur eine Steckdose in der Küche versetzen. Anlage ist übergeben und abgenommen, in der Verteilung pappt ein E-Check-Aufkleber. An der Decke sehe ich da doch einen Auslaß mit zwei 3x1,5. Zweite Leitung führt weiter zu weiterer Leuchte. An der ersten Leuchte sind die Adern verbunden: ankommend braun auf abgehend grüngelb, dafür ankommend grüngelb auf abgehend braun, Achja, zwei nicht funktionierende Steckdosen hat der Kunde schon im Vorfeld beim Bauträger reklamiert.

Mir kann keiner erzählen, daß da eine Prüfung durchgeführt worden ist.

Will nur sagen jedem passiert mal ein Fehler. - Das ist so. Nur muß der Fehler vor Übergabe beseitigt sein. Einfach, wenn man sich an die normale Vorgehensweise hält und die Anlage nach Fertigstellung prüft. Scheint nicht jeder zu machen.

Hans

Hallo,
es werden in vielen Bereichen „studierte Elektrotechniker“ gesucht. Zum Beispiel bei Autozulieferern, Medizinbereich oder Elektromotorentwicklungen. Da kann jahrelange "Schreibtisch"entwicklung von Seriengeraeten angesagt sein. Es muss nicht im Bereich Kabel, Energie, Haustechnik sein. Schau in die Jobboersen nach Elektrotechnikern oder -ingenieuren.
Ausserdem sehe ich -ueber Jahrzehnte gedacht- immer mehr Dienstleistungsbedarf im Sinne von Entwicklung hier und Fertigung im Ausland, sowie Bedarf an jungen „Technikern“ also Leuten die Technik „an sich“ verstehen. Die koennen meist auch Mathematik und Logik, was allgemein auszusterben scheint.
Gruss Helmut