Elektromotor überlastet - was passiert da?

Hallo,

ich hab mal eine Frage an die Experten. Überall kann man lesen das ein Elektromotor wenn er überlastet wird, heiß läuft und zersört werden kann - soweit is alles klar
Aber was passiert da genau in dem Motor? Warum wird er überhaupt heiß? Wieso steigt der aufgenommene Strom?

Wir arbeiten mit vielen Asynchron-Drehstrommotoren und mich interessiert einfach was da im Motor vorsichgeht wenn mal wieder der Motorschutz auslöst.

Hier mal ein Szenario: Motor läuft und dann kommt es zu einem Lagerschaden oder es verklemmt sich etwas am Förderband. Nun dreht ja der Antrieb gegen einen Wiederstandt und läuft letztendlich heiß.

Mit welchen physikalischen gesetzen lässt sich der Vorgang beschreiben. Durch welche Gesetzmäßigkeit lässt sich die Erhitzung in den Wicklungen erklären?

Ich bin sehr gespannt - Vielen Dank

Hallo,

Mit welchen physikalischen gesetzen lässt sich der Vorgang
beschreiben. Durch welche Gesetzmäßigkeit lässt sich die
Erhitzung in den Wicklungen erklären?

wenn der Läufer stillsteht, ist die Induktivität der Ständerwicklung deutlich geringer.
http://de.wikipedia.org/wiki/Einschaltstrom#Motor
Die Wicklung ist aber eine Reihenschaltung aus einem ohmschen Widerstand und einer Induktivität. Wenn sich die Induktivität verringert, verringert sich auch der Gesamtwiderstand.
Damit fließt dann bei gleicher angelegter Spannung ein höherer Strom durch die Ständerwicklung (der ohmsche Anteil), der zur Erwärmung derselben führt.

Greuß
Torsten

Hallo,

wenn der Läufer stillsteht, ist die Induktivität der
Ständerwicklung deutlich geringer.

Nein, höher! Im Läufer ist dann wegen der höheren Frequenz des dort fliessenden Stromes, der Blindanteil höher. Der wird dann in die Primär-, d.h. Ständerwicklung transformiert und ruft dort auch einen hohen Blindanteil hervor. Das ist übrigens die Ursache für das relativ geringe Anlaufmoment eines Käfigläufermotors. Der Strom ist dann natürlich hoch und führt durch den ohmschen Anteil der Wicklung zur Erwärmung.
Hmm, habe ganz tief in meiner Erinnerung gekramt, ist schon über 40 Jahre her, dass ich das mal gelernt hatte.

Gruss
Laika

Hallo,

Aber was passiert da genau in dem Motor? Warum wird er
überhaupt heiß? Wieso steigt der aufgenommene Strom?

Ganz einfach: Der aufgenommene Strom steigt, weil der Motor schwerer arbeiten, mehr Leistung abgeben muss. Die holt er aus dem Netz, woher sonst! Da die Netzspg. konstant ist, muss der Strom steigen. Und das produziert in den Verlustwiderständen, die jeder Motor nun mal hat, Wärme über den Nennwert, für den der Motor ausgelegt ist, hinaus.
Die elektrisch/physikalischen Vorgänge sind etwas komplizierter und hier nicht so einfach darzulegen. Aber vielleicht findet sich ja jemand …

Gruss
Laika

Hallo,

Danke gleichfalls

ich hab mal eine Frage an die Experten. Überall kann man lesen das ein Elektromotor wenn er überlastet wird, heiß läuft und zerstört werden kann - soweit ist alles klar
Aber was passiert da genau in dem Motor? Warum wird er überhaupt heiß? Wieso steigt der aufgenommene Strom?

Mit welchen physikalischen Gesetzen lässt sich der Vorgang beschreiben. Durch welche Gesetzmäßigkeit lässt sich die Erhitzung in den Wicklungen erklären?

Eine ausführliche Erklärung der Vorgänge in der Asynchronmaschine findest Du hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Drehstrom-Asynchronmasc…
und da vor Allem im Abschnitt „Funktion“.

Wir arbeiten mit vielen Asynchron-Drehstrommotoren und mich interessiert einfach was da im Motor vor sich geht wenn mal wieder der Motorschutz auslöst.

Hier mal ein Szenario: Motor läuft und dann kommt es zu einem Lagerschaden oder es verklemmt sich etwas am Förderband. Nun dreht ja der Antrieb gegen einen Widerstand und läuft letztendlich heiß.

Ich will mal versuchen, die Vorgänge so zu erklären, dass auch ein Laie (mit etwas mathematischem Verständnis) sie verstehen kann.

Ein Elektromotor ist eine Maschine, die elektrische Energie in mechanische Energie (Rotationsenergie) umwandelt. Die elektrische so wie die mechanische Leistung wird in Watt gemessen. Im vorigen Jahrhundert wurde die mechanische Leistung noch in PS gemessen, aber davon ist man seit etwa dreißig Jahren abgekommen.

Nun ist es ein Physikalisches Gesetz, dass ich zwar Energie von der einen in die andere Form umwandeln kann, aber ich kann weder Energie aus dem Nichts erscheinen lassen (das wäre das Perpetuum Mobile oder Sience Fiktion – da geht das) noch kann ich Energie im Nichts verschwinden lassen.

Welche Energieformen sind beim Elektromotor im Spiel?

Auf der Eingangsseite des Motors ist da die elektrische Leistung, die ich dem Motor zuführe. Diese Leistung P errechnet sich aus der Anschlussspannung U des Motors sowie aus dem Strom I , den der Motor belastungsabhängig aus dem Netz zieht.

Die Formel ist: P = U * I

Diese elektrische Leistung kann ich allerdings nicht verlustfrei in mechanische Nutzenergie umwandeln. Davon gehen die Motorverluste ab. Das sind:

  • Reibungsverluste in den Lagern (die Formel erspare ich uns)
  • Luftwiderstand am Umfang des Läufers sowie vor Allem am Lüfterrad (die Formel erspare ich uns auch)
  • die Stromwärmeverluste. Und da diese direkt Deine Frage berühren, gehen wir mal näher darauf ein

Ein idealer Motor würde sowohl in den Feldspulen als auch im Käfig des Läufers nur aus Induktivitäten, ohne ohmschen Widerstand, bestehen. Da aber unter normalen Bedingungen jeder elektrische Leiter einen – in unserem Falle unerwünschten – ohmschen Widerstand besitzt *), treten an diesem Stromwärmeverluste auf, die sogenannten I²R -Verluste. Die heißen so, da man sie am einfachsten nach der Formel P = I² * R berechnet, wobei I der durch den Motor fließende belastungsabhängige Strom und R der Widerstand der Spulendrähte ist. Und hier ist dann auch die Erklärung für das Erwärmen bzw. Durchbrennen des Motors bei mechanischer Überlastung.

Der Motor nimmt immer so viel elektrische Energie auf, wie er an mechanischer Nutzleistung (plus der verschiedenen Verluste) abgibt.

Ein Motor wird immer für eine bestimmte Maximalleistung ausgelegt. Das heißt: die Wicklungen und der Käfigläufer werden so bemessen, dass der bei Nennleistung fließende Strom die Wicklungen nicht über ein tolerierbares Maß erwärmt. Die maximale Wicklungstemperatur beträgt bei Standardmotoren bei der maximal zulässigen Umgebungstemperatur 90°C.

Nun ist klar, was passiert, wenn ich dem Motor, z.B. durch Festbremsen, mehr mechanische Energie abverlange als er maximal liefern kann. Der Motorstrom steigt über den Nennstrom an, und da der Strom, nach der Formel P = I² * R , quadratisch in die Verlustwärmeberechnung eingeht, wird sehr schnell eine unzulässig hohe Temperatur erreicht.

*) Anmerkung
Ich habe oben erwähnt, dass der ohmsche Widerstand bei elektrischen Maschinen eigentlich unerwünscht ist, und tatsächlich gibt es einen speziellen (militärischen) Antrieb, bei dem man den elektrischen Widerstand fast vollständig ausgeschaltet hat.

Für das Militär werden Hochgeschwindigkeitsschiffe als Katamarane gebaut. Nun sind die beiden Rümpfe dieser Schiffe so schmal, dass ein normales Dieselaggregat darin keinen Platz findet. Deshalb rüstet man diese Schiffe mit dieselelektrischen Maschinenanlagen aus. Die Elektromotoren treiben dabei die Propeller über kurze Wellen an, müssen sehr klein und dabei sehr leistungsfähig sein und dürfen wegen des begrenzten Einbauraums auch kaum Wärmeverluste aufweisen. Deshalb kühlt man die Motoren bis nahe dem absoluten Nullpunkt ab. Die Spulen des Motors werden dabei supraleitend und erzeugen so gut wie keine Stromwärmeverluste mehr. Die Leiter können deshalb mit einem extrem geringen Querschnitt ausgeführt werden, was sich günstig auf die Abmessungen des Antriebs auswirkt.

Natürlich ist dabei – streng genommen – auch kein verlustfreier Antrieb entstanden, denn die Leistung, die für die Kühlaggregate aufgebracht werden muss, ist beträchtlich. Nur tritt die dadurch bedingte Verlustwärme in Bereichen des Schiffes auf, wo sie problemlos beherrscht werden kann.

Ich bin sehr gespannt - Vielen Dank

Uff! Ich komme mir vor, als ob ich mal wieder eine Prüfungsarbeit geschrieben hätte.

Ich hoffe jedenfalls, dass Dir diese Ausarbeitung was bringt.

merimies

Hallo,

…Der Strom ist dann natürlich hoch und führt
durch den ohmschen Anteil der Wicklung zur Erwärmung.

ich denke doch, bei gleicher Spannung wird der Strom höher, wenn der Widerstand sinkt.
Für die Ständerwicklung gilt doch:

<u>R</u> = R + jωL

und da der ohmsche Anteil R konstant ist, muß L demzufolge sinken, damit ein höherer Strom fließt.

Gruß
Torsten

Der Motor nimmt immer so viel elektrische Energie auf, wie er
an mechanischer Nutzleistung (plus der verschiedenen Verluste)
abgibt.

Nun ist klar, was passiert, wenn ich dem Motor, z.B. durch
Festbremsen, mehr mechanische Energie abverlange als er
maximal liefern kann. Der Motorstrom steigt über den Nennstrom
an,

wieviel mechanische energie gibt der motor ab, wenn die welle fest ist?

Nun ist klar, was passiert, wenn ich dem Motor, z.B. durch
Festbremsen, mehr mechanische Energie abverlange als er
maximal liefern kann. Der Motorstrom steigt über den Nennstrom
an,

wieviel mechanische energie gibt der motor ab, wenn die welle
fest ist?

Er erzeugt das maximale Drehmoment.

Hallo,

Er erzeugt das maximale Drehmoment.

a) kommt auf den Motor an, das gilt nicht für alle Arten von Elektromotor.
b) die dabei abgegebene mechanische Energie ist genau gleich Null.
Gruß
loderunner

Hallo,

Er erzeugt das maximale Drehmoment.

a) kommt auf den Motor an, das gilt nicht für alle Arten von
Elektromotor.

stimmt, es ist meist das Anlaufdrehmoment.

b) die dabei abgegebene mechanische Energie ist genau gleich
Null.

stimmt auch, wenn man die elastische Energie nicht mitzählt.

Gruß
Torsten

Vielen riesen Dank für die verdampt ausführliche Beschreibung der Vorgänge - jetz hab ichs wirklich gefressen :smile:

Das ein Motor mehr Leistung zieht wenn er belastet wird ist einfach so … und das ginge auch unbegrenzt lange gut wenn man nur genug kühlen könnte :wink:

Was du als Anmerkung noch geschrieben hast, bezeichnet man auch allgemeinhin als Supraleiter bei dem man die eMotoren soweit herunterkühlt das Strom nahezu verlustfrei umgesetzt werden kann :wink:

Würde man also für genügend Kühlung sorgen könnte ein Elektromotor unbegrenzt Strom aufnehmen und damit unbegrenzt leistung produzieren (fiktiv :wink:)

Vielen lieben Dank :smile:

Vielen riesen Dank für die verdampt ausführliche Beschreibung der Vorgänge - jetz hab ichs wirklich gefressen :smile:

Das ein Motor mehr Leistung zieht wenn er belastet wird ist einfach so … und das ginge auch unbegrenzt lange gut wenn man nur genug kühlen könnte :wink:

Was du als Anmerkung noch geschrieben hast, bezeichnet man auch allgemeinhin als Supraleiter bei dem man die eMotoren soweit herunterkühlt das Strom nahezu verlustfrei umgesetzt werden kann :wink:

Hab ich vergessen, das zu erwähnen?
Zitat: „… kühlt man die Motoren bis nahe dem absoluten Nullpunkt ab. Die Spulen des Motors werden dabei supraleitend und …“

Würde man also für genügend Kühlung sorgen könnte ein Elektromotor unbegrenzt Strom aufnehmen und damit unbegrenzt leistung produzieren (fiktiv :wink:)

Die Sache mit dem „unbegrenzt“ würde ich mit Vorsicht genießen. Schließlich sind in den Motoren ja noch Eisenkerne vorhanden , die in die magnetische Sättigung geraten können, und wie sich Supraleiter in einem unbegrenzt starken Magnetfeld verhalten, weiß ich ebenfalls nicht. Das ist ein spezielles Feld der teorerethischen Pysik,auf dem ich mich gar nicht auskenne. Und ehrlich gesagt, mir war schon das Fach „elektrische Maschinen“ auf der Technikerschuke recht unsymphatisch. Was ich in meinem Beitrag geschrieben habe, ist bei mir im Gehirn unter „Allgemeinbildung“ gespeichert.

Vielen lieben Dank :smile:

Es freut mich, dass es Dir geholfen hat und dass Du Dich bedankst.
Diese Rückmeldung bekomme ich längst nicht jedes mal.

Gruß
merimies

Hallo merimies,

Die Sache mit dem „unbegrenzt“ würde ich mit Vorsicht
genießen. Schließlich sind in den Motoren ja noch Eisenkerne
vorhanden , die in die magnetische Sättigung geraten können,
und wie sich Supraleiter in einem unbegrenzt starken
Magnetfeld verhalten, weiß ich ebenfalls nicht.

Bei einer bestimmten Feldstärke (materialabhängig) bricht die Supraleitung zusammen.

MfG Peter(TOO)

1 Like

Hallo merimies,

Hallo Peter

… wie sich Supraleiter in einem unbegrenzt starken Magnetfeld verhalten, weiß ich ebenfalls nicht.

Bei einer bestimmten Feldstärke (materialabhängig) bricht die
Supraleitung zusammen.

MfG Peter(TOO)

Man lernt nie aus!
Danke
merimies