Egal kann es nicht sein. Die grundsätzliche Trennung zwischen
Glaube, Religion und Institution ist m.E. sehr wichtig. Denn
Glaube ist zwar auch ein religiöses Phänomen, tatsächlich aber
ein existentielles. Er betrifft jeden Menschen,
unausweichlich:
http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerter…
Daher auch dich.
Glauben heißt nicht Wissen. Und mir sind Fakten lieber.
Viele (religiös) Gläubige nehmen die genannte Trennung
übrigens sehr wohl vor (so auch beispielsweise die Handhabung
von Ritualen und Vorschriften). Und damit kann man ihnen
keinerlei Vorwurf mehr machen, wenn man selbst doch auch in
irgendeiner, wenn auch anderen Form „gläubig“ ist (Atheismus
ist z.B. lediglich eine Überzeugung).
Keiner macht hier Vorwürfe. Ich mache solchen Vereinen wie der Kirche Vorwürfe.
==> Deine grundsätzlich negative Einstellung gegenüber
Religion ist für mich daher erst einmal unbegründet.
Wenn du meinst …
Religionen, nicht nur die großen, hatten stets die Funktion
und Aufgabe, den Zusammenhalt - das gegenseitige Vertrauen –
die gegenseitige Hilfe einer Gemeinschaft zu ermöglichen und
zu fördern.
Oh, jetzt erklärst du mir also die Religion.
Dass Religionen vielleicht auch dafür gedacht waren, Menschen zu gängeln, sie zu unterdrücken (was ja mit Hilfe von Scheiterhaufen, Inquisition, Kreuzzügen etc. super geklappt hat), sie nicht frei denken zu lassen, ist dir wahrscheinlich nicht in den Sinn gekommen.
Wie sieht es mit dem Ablasshandel aus, von dem die Kirche ganz gut gelebt hat und sich ihren Petersdom gebaut hat? War das in Ordnung, den Menschen etwas von „Sünde“ zu erzählen und Geld von ihnen zu nehmen, damit sie ihre Sünden wieder loswerden?
Und was soll das mit der Beichte? Geh in ein Gebäude, setz dich auf einen Stuhl und berichte einem Geistlichen, was du sündiges gemacht hast. Er sagt dir dann, wie oft du welche Sprüche aufsagen musst, und schon wars das. Sorry, aber sowas MUSS man einfach kritisieren, weil das im krassen Gegensatz zu einer freien, selbstbestimmten Lebensweise steht.
Sei es in Zeiten der Trauer oder bei gemeinsamen
Festen (dies wird auch in Zukunft so sein).
Für Gemeinschaften (und Freunschaften) braucht es keinen Glauben, keine Religion.
Daher
werden sie heutzutage, mit dem Vorwand individueller Freiheit
(und Einsamkeit), zunehmend argwöhnisch betrachtet
Das ist, sorry, vollkommener Unsinn. Du bist offensichtlich gegen individuelle Freiheit, und unterstellst allen Kritikern, dass sie diese Freiheit (die du gleichzeitig mit Einsamkeit gleichsetzt) nur als Vorwand benutzen.
Das ist aber eine beliebte Methode von stark gläubigen Menschen, liest man auch oft in Interviews mit Priestern, Pfarrern etc.: gar nicht auf die Kritik selbst eingehen, sondern unterstellen, dass die Kritik gar nicht ernstzunehmen sei, weil … usw.
Von religiösen Grundlagen zu Moral und Ethik sowie kulturellen
Entwicklungen im Zusammenhang mit Gemeinschaften ganz
abgesehen…
Religion und Moral? Niemals.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen, wusste schon Helmut Qualtinger.
Das Leben wird zunehmend rituell bestimmt, je älter und
selbstbestimmter man wird. Wobei festzustellen bleibt, dass
neuere (und nichtreligiöse) Rituale eher zur Abgrenzung denn
zur Gemeinschaft tendieren.
Beispiele?
Abgesehen davon: schon mal daran gedacht, dass nicht alle Menschen glücklich in einer Gemeinschaft sind?
Vorenthaltung ist eine Form der Indokrination?!!
Hä? Wenn ich meinem Kind vorenthalte, dass er nicht Karate lernen darf, dann indoktriniere ich ihn?
Es ist ein Unterschied, WIE man etwas vorenthält. Man muss nicht gegen den GLAUBEN ständig schimpfen, aber man sollte seinem Kind beibringen, dass es kritisch über die Dinge nachdenkt, Normen und Traditionen hinterfragt, statt sie unreflektiert zu übernehmen.
Wie sollte man denn aus dieser Situation der Vorenthaltung
heraus Kinder zu kritisch und selbstständig denkenden Menschen erziehen
Mit anderen Worten: wie soll ein Kind ohne religiöse Bekenntnis kritisch und selbstständig denken können? Erkennst du den Widerspruch?
Wenn man sie nicht an Inhalte und Wesen von Religionen
heranführt, über die sie später jederzeit anders entscheiden
können?
Man sollte sie eher an eine gescheite Schulbildung heranführen, als an irgendwelche sprituellen Wesen aus alten Büchern, die man jeden Sonntag in der Kirche verehren und anbeten soll. Besonders in Anbetracht der letzten Pisa-Studie wäre das viel dringender notwendig.
Darüber hinaus bringt es wenig, einem Kind zuerst etwas aufzuzwingen, und dann zu sagen „Entscheide dich jetzt selbst“. Besser, das Kind wächst frei auf und kann sich später selbst entscheiden, OHNE diesen Druck, damit aufgewachsen zu sein - DAS wäre nämlich Indoktrination.
Ethik setzt Glauben und Überzeugung voraus. Ob man nun
Religion mit einbezieht oder nicht, ist für mich lediglich
eine Variante der Indoktrination.
Natürlich, für dich ist ALLES eine Indoktrination, solange es gegen die Kirche und gegen den Glauben geht … sehr bedenklich!