Eltern mit Vornamen anreden

Hallo Wissende/r,

meine Nichte (jetzt 15 Jahre alt) sagt Michael zu ihrem Vater. Ich (fast 40 Jahre alt) rede meinen Vater zwar auch mit „Du“ an, aber ich nenne ihn nicht beim Vornamen. Wie ist das bei Dir? Das interessiert mich doch jetzt mal.

Danke! Zerni

Hallo!

Ich bin 27 Jahre alt und nenne meine Eltern „Mama“ und „Papa“.
Möchte dazu allerdings sagen, dass ich mir etwas „doof“ vorkommen würde, wenn ich meine Eltern beim Vornamen nennen würde. Ist meiner Ansicht nach ne Respektsache.
Würde von meinen Kindern auch nicht wollen, dass sie mich beim Vornamen nennen. (Voraussgesetzt ich hätte welche)!

Gruss.

Frank.

Modern
Hi zerni!

Noch nicht mitbekommen? Das ist jetzt modern. Nein, ich mache das nicht. Meine Eltern sind für mich jetzt „Mama“ und „Papa“, weil sie das schon immer waren. Nichtsdestotrotz ist es jetzt kewl, die Eltern beim Vornamen zu nennen, weil man doch so kumpelhaft mit der neuen, aufgeklärten Generation von Eltern umgehen kann, die die letzten Krusten der autoritären Erziehung abgeschüttelt haben. Und weil man so schön partnerschaftlich zueinander steht, nennt man seine Eltern jetzt auch mit dem Vornamen, weil „Mama“ und „Papa“ natürlich extremst (sic!) uncool ist, wenn „Mum“ und „Dad“ schon ausgedient haben.

Das einzige, was verwundern mag, ist, dass die so partnerschaftlich erzogenen Kinder oft die sind, die ihren Eltern als erstes auf den Kopf spucken und auf der Nase herumtanzen. Komisch, sagen die modernen Eltern dann, wir haben sie doch machen lassen, was sie wollten und sie sich frei entfalten lassen. Auch wenn Autorität, in Maßen, nicht an reinen Begrifflichkeiten festzumachen ist, finde ich es unerfreulich, wenn eine meiner Meinung nach unmögliche Gleichsetzung von Freunden und Eltern bereits verbal stattfindet. Ausgenommen sind natürlich solche, die neue Partner ihrer Väter oder Mütter nicht „Mama“ oder „Papa“ nennen wollen, weil sie genau das nicht für sie sind.

Gruß!
Christopher

HAllo Zerni,

ich bin schon zu alt, um Wahlmoeglichkeit
gehabt zu haben.

Was meine Kinder betrifft (11 + 12), so reden
sie uns wahlweise mit „Mama + Papa“ oder „mum +
dad“ (ist bei uns nicht modern, sondern sprachlich
bedingt) oder „Elke + Lothar“ an. Mich stoert keine
Anrede („sie reden immerhin mit mir!“).

Das hat IMHO nichts mit Respekt zu tun. Schon eher
damit, wie sie selbst in dem Moment empfinden: Mama
und Papa sind wir zuhause, wenn’s normal und gemuetlich
zugeht, auch mal, wenn sie signalisieren, dass sie im
Privaten gern nochmal klein waeren. Mum and Dad sind
wir ganz automatisch, wenn von der Schule (englischsprachig)
die Rede ist, komischerweise auch, wenn sie ‚etwas wollen‘
(scheinbar schmeichelt es sich leichter auf Englisch:
„Mu-um, can we order pizza?“ oder „Da-ad, I need some help
to fix my bike…“). Lothar und Elke sind wir, wenn sie
‚erwachsen‘ mit uns reden wollen, dann aendert sich total
der Tonfall - aber gar nicht respektlos, sondern ein Signal:
ich will jetzt mal von „Mann zu Mann“ (*gg nicht bei mir, logo)
mit dir reden. Das kann sich von einem Satz zum
andern aendern. Hiermit sind wir uebrigens im hiesigen
Umfeld total die Ausnahme. Ganz selten (aber kommt vor)
bin ich auch „Elke“ um vor den Schulfreunden zu signalisieren:
„Guck mal, was ich mir erlauben kann!“ Aber das ist wirklich
erst ein Mal passiert.

Stoeren tut mich keine der Anreden, ich
verbinde damit weder Autoritaet oder deren Mangel, keinen
Respektverlust, sondern einfach die sprachlich dargestellte
Vielfalt unserer Kommunikation.

Meine beiden Neffen (Ende 20) reden inzwischen ihre Eltern mit
Vornamen an, meine Nichten (Kinder der anderen Schwester, auch
so Anfang 30) sagen „Mama + Papa“. Das bessere Verhaeltnis
mit den Eltern haben die Neffen, gleichberechtigter, verbringen
auch freiwillig mehr Zeit mit ihnen als die Nichten.

Die Anrede mit Respekt oder nicht gleichzusetzen, halte ich
fuer zu einfach gestrickt. Es ist nur ein Aspekt des
Eltern-Kind-Verhaeltnisses, und es kommt auf die Hintergruende
an.

Gruesse, Elke

Hallo Zerni,

das hat in den 70ern angefangen, im Zuge der antiautoritären Erziehung.

Ich für meinen Teil sage ‚Mutter‘ und ‚Vater‘ zu meinen Eltern, meine Geschwister auch. Meine Kinder sagen (noch) Mama und Papa, aber wie es später mal aussehen mag - ?

In unserem Freundeskreis ist es gemischt, da gibt es Kinder, die ihre Elten mit dem Vornamen ansprechen und solche, die Papa Mama etc. sagen. Stören tut mich beides nicht, es kommt auf den Inhalt an und nicht auf die Form, sprich ob die Beziehung zwischen Kindern/Eltern gut ist.

Gandalf

Hallo Zerni,

wir hatten vor einigen Jahren schon einmal eine interessante Diskussion zu diesem Thema geführt, allerdings finde ich sie auf die Schnelle nicht im Archiv wieder; war vermutlich off topic. :wink: Wenn ich sie ausgegraben habe, poste ich den Link noch nach.

Aber zurück zum Thema: ich finde nichts Schlimmes daran, wenn jemand seine Eltern mit dem Vornamen anspricht - Geschämcker und Einstellungen sind ja verschieden. Für mich selbst kann ich mir das allerdings nicht wirklich vorstellen, obwohl zwischen meiner Mom und ihren Töchtern inzwischen eher ein freundschaftliches denn ein Mutter-Tochter-Verhältnis herrscht. Ob wir sie nun mit Mom, Mama, Mucia - klebt an ihr seit 30 Jahren, weil meine Schwester damals ‚mamusia‘ (= polnische Koseform für ‚Mami‘) noch nicht richtig aussprechen konnte -, Süße bzw. Hübsche, Jola bzw. Jo (ist die Kurzform ihres Namens bzw. ihr Spitzname) oder hochtrabend Königin Mutter anreden, hängt vom Anlaß ab. Wenn wir uns zoffen, heißt es aber auch schon mal ‚Weib (alternativ: Kröte), Du gehst mir auf den Keks!‘. :wink:

Im Grunde genommen würde es auch nichts ausmachen, wenn wir sie Rumpelstilzchen oder sonstwie nennen würden, denn Namen sind bekanntlich Schall und Rauch und unserem Respekt ihr gegenüber bzw. der Liebe zu ihr würde keine Anrede einen Abbruch tun. Und schließlich sehe ich auch nicht ein, jeden Trend und jede Mode mitzumachen. Ich liebe meine Mutter und ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß es sie irgendwann nicht mehr gibt, aber es kommt nicht wirklich auf die Anrede an.

Anders sieht es bei Tanten und Onkeln (die meisten sind jünger als meine Mom) aus: da habe ich irgendwann gesagt, daß ich dieses Geonkel und Getante superdämlich finde, zumal in Polen die Anreden ‚Tantchen‘ und ‚Onkelchen‘ üblich sind. *mitdenaugenroll* Einige hatten am Anfang ihre Probleme damit, aber das Argument ‚das hat nichts mit meinem Respekt Euch gegenüber zu tun‘ hat schließlich bei allen gezogen.

Die einzige Ausnahme ist Granny, obwohl auch sie häufiger mit ‚Liebes‘ als mit ‚Oma‘ angeredet wird.

Eine weitere Ausnahme sind Stiefeltern… Den Teufel hätte ich getan, meine Stiefväter mit Papa, Dad oder etwas in dieser Richtung anzusprechen. Es ist nun einmal nicht mein Vater. Das mag bei jüngeren Kindern funktionieren, die mit dem Mann aufgewachsen sind und die er wirklich ein Vater ist, aber nicht wenn man mit 13, 14, 15 einen neuen Daddy ‚vorgesetzt‘ bekommt. Ebenso habe ich mich beharrlich geweigert, mich von den Kids eines meiner Ex ‚Mama‘ nennen zu lassen, obwohl sie damals noch klein waren. Ihre Mutter lebt, ich habe mich nie als Mutter gesehen und zwei Mütter kann man nun einmal nicht haben, gelle?

Beste Grüße

Renee

Huhu!

Mama und Papa sind’s :wink: Ganz einfach.
Früher, als ich noch zu Hause wohnte und nach ihnen ab und zu durchs Haus
geblökt hab war die Steigerunge bei meiner Ma immer ‚Mamaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa‘
(keine Reakation) ‚Muuuuuuuuuuuuuuuuuttiiiiiiiiiiiiiiiiii‘ (nix) - ‚VORNAME!‘
Dann wusste sie, ich habe ein dringendes Anliegen :wink:

Meine Cousine nennt ihre Eltern beim Vornamen - ich finde es irgendwie ewas
befremdlich, aber im Grunde ist es mir egal.
Wenn die Eltern kein Problem damit haben? Was soll’s dann? Mit Respekt und
Autorität hat’ wenig zu tun.

Bye, Vanessa

Hi,
ich halte dieses papa,mama,vater,mutter nicht für eine autoritätsfrage.
Nein, ich empfinde diese Wörter als fremder, ja sogar kälter wie das „Sie“.
das du und das damit verbundene Anreden mit dem Vornamen ist IMHO wärmer und intimer.

So kommt es mir zumindest vor.
Grüsse

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Hallo Wissende/r,

meine Nichte (jetzt 15 Jahre alt) sagt Michael zu ihrem Vater.
Ich (fast 40 Jahre alt) rede meinen Vater zwar auch mit „Du“
an, aber ich nenne ihn nicht beim Vornamen. Wie ist das bei
Dir? Das interessiert mich doch jetzt mal.

Ich kenne wenige, die das so praktizieren.

Bei mir ist es nun so, daß wir unsere Eltern als Kinder Mami und Papi nannten. Eine doch sehr liebevolle und intime Anrede. Nun hat sich mit dem Älterwerden der Kontakt etwas gelockert und die Beziehungen gestatlteten sich zwischendurch auch mal schwierig, Details sollten nicht interessieren. Da haben wir (meine Geschwister auch) nun das Problem, daß Mami irgendwo nicht mehr passend klingt, die Mami-Zeit ist schlichtweg vorbei. Nun aber auf Mutter umzuschwenken klingt reichlich förmlich und fast wieder kalt…die Anrede war eben nie üblich…letzlich vermeide ich es meine Mutter direkt anzusprechen.

Da wäre eine Anrede mit dem Vornamen durchaus eine passende Alternative, einen neuen eher partnerschaftlich bestimmten Umgang miteinander zu demonstrieren.

Gruß Maid :smile: