Emotionale Unsicherheit

Hallöle,

Was ist mit emotionaler Unsicherheit gemeint?

Liebe Grüße

Was ist mit emotionaler Unsicherheit gemeint?

„Ach immer diese Ungewißheit!“
womit Audrey Hepburn ihre Rolle in
http://de.wikipedia.org/wiki/Ariane_%E2%80%93_Liebe_…
skandiert.

Meinst du vielleicht die emotionale Instabilität, die das gemeinsame Charakteristikum fast aller sog. Persönlichkeitsstörungen ist?

Gruß
Metapher

Hi!

Was ist mit emotionaler Unsicherheit gemeint?

Spontan und ganz unfachlich würde ich das als Unsicherheit bezüglich der eigenen und der Gefühle anderer deuten. Soll heißen, das Einschätzen der Emotionen fällt zum einen schwer, zum anderen kann man seine Gefühle evtl. auch nicht adäquat ausdrücken.

Mir fiel bei dem Begriff sofort das Asperger-Syndrom ein. Betroffene können Emotionen bei anderen weder erkennen und deuten noch selbst Emotionen wirklich äußern bzw. empfinden. Das gibt es in unterschiedlichen Abstufungen sicher auch bei Nicht-Betroffenen.

Liebe Grüße

Dito
Dine

Asperger-Syndrom
Hallo Dine,

Mir fiel bei dem Begriff sofort das Asperger-Syndrom ein.
Betroffene können Emotionen bei anderen weder erkennen und
deuten noch selbst Emotionen wirklich äußern bzw. empfinden.

wennauch diese Meinung weit verbreitet ist - dass Asperger-Autisten keine Gefühle empfinden, stimmt nicht.
Ich kenne einige - und die haben ein, wie sie selbst sagen, „reges Gefühlsleben innendrin“, „da ist so viel drin aber es kann nicht raus“. Es sind welche dabei die verliebt sind, welche die geweint haben als ihr Haustier gestorben ist, welche die Geld für Organisationen spenden, die verzweifelt sind wenn sie schon wieder sozial angeeckt sind etc. Alles andere als „keine Gefühle“.

Was ihnen jedoch zuallermeist große Probleme macht: Gefühle _herauslesen_ - an einem Gesichtsausdruck, der nicht überdeutlich ist, etwas erkennen, zwischen den Zeilen lesen etc.
Wenn man ihnen aber sagt (!), was los ist, sind viele überraschend einfühlsam.
Es wirkt natürlich auf Menschen, die alltäglich relativ geschickt auch vage Gesichtsausdrücke interpretieren als „kalt und gefühlsarm“, wenn ein Asperger-Autist z.B. nicht erkennt, dass man vor wenigen Minuten geweint hat. Aber wenn man über die Situation spricht, sieht - wie gesagt - die Sache oft ganz anders aus.

Ebenso: Gefühle passend ausdrücken, passend „wirken“. Das ist auch ein Problem. Ein Asperger-Autist gibt tendentiell nicht viel auf Konventionen, und da kann es schon passieren, dass die Person beispielsweise einem im Gespräch aufmerksam zuhört, dies aber nicht so wirkt, weil sie wegguckt. Oder unfreundlich wirkt, weil sie den Kollegen der aus dem Urlaub gekommen ist, nicht bzgl. des Urlaubs „anplaudert“, sondern gleich mit z.B. Projektproblemen anfängt. Oder sich vor der Geburtstagsgratulation drückt - nicht aus Unfreundlichkeit, sondern weil die Person weiß, dass damit ein Händeschütteln verbunden ist und ihr dieses Gefühl unerträglich ist.

Etwas salopp ausgedrückt: Einem Asperger-Autisten keine Gefühle zuzuschreiben (weil er derartiges schlecht erkennt und anders verarbeitet) ist in etwa so, als würde man einer blinden Person Intelligenz absprechen weil sie die Fragen in einem herkömmlichen Intelligenztest nicht beantworten kann (weil sie den Aufgabenbogen nicht sehen kann).

Viele Grüße,
Nina

1 Like

Das könnte sein. Ich weiß es nicht. Dazu müsstest du mir, was dazu sagen, dann schaue ich ob der Kontext stimmt :smiley:

Liebe Grüße :smile:

Hallo Ela,

Was ist mit emotionaler Unsicherheit gemeint?

Es gibt die „Unsicherheit“. Das ist ein Gefühl, also etwas, was die „Emotion“, die Ebene der Gefühle betrifft. Es klingt sehr gehoben, ist aber ganz unsinnig, vor „Unsicherheit“ noch „emotional“ zu hängen. Wäre genauso, als wenn ich sagen würde: der finazielle Staatshaushalt.

Gruß!
Karl

Verwirrung der Gefühle
Wenn ich den Ausdruck so nehme, wie du ihn schreibst, denke ich eher an eine poesie-lose Variante von Stephan Zweigs „Verwirrung der Gefühle“
ISBN 978-3596257904 Buch anschauen

Oder auch an die Szenerien, die wir hier mal diskutiert hatten:
/t/irritiert-verknallt-in-meine-halbschwester/1730745/4
oder hier der ganze Thread:
/t/gefuehle–6/2890903/2

Für die vielleicht auch gemeinte „emotionale Instabilität“ schau mal in der ICD-10 unter F60.3
http://www.praxis-wiesbaden.de/icd10/
oder auch spezieller unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Emotional_instabile_Per…

Gruß
Metapher

nicht doppelt gemoppelt
Hallo Karl,

Es gibt die „Unsicherheit“. Das ist ein Gefühl, also etwas,
was die „Emotion“, die Ebene der Gefühle betrifft. Es klingt
sehr gehoben, ist aber ganz unsinnig, vor „Unsicherheit“ noch
„emotional“ zu hängen. Wäre genauso, als wenn ich sagen würde:
der finazielle Staatshaushalt.

der Zusatz „emotional“ bezeichnet ja nicht, dass die Unsicherheit emotional ist, also dass Unsicherheit gefühlt wird, sondern dass eine Unsicherheit _bezüglich_ Gefühlen besteht.

So unsinnig wie den „finanziellen Staatshaushalt“ finde ich „emotionale Unsicherheit“ daher bei weitem nicht, da es auch ganz andere Unsicherheiten gibt:

  • körperliche Unsicherheit: auch ein Gefühl, aber man ist sich eben nicht der Gefühle unsicher, sondern bezüglich Bewegungen, man stolpert leicht etc.
  • finanzielle Unsicherheit: auch ein Gefühl, aber man ist sich eben nicht der Gefühle unsicher, sondern bezüglich dessen, wie man finanziell um die Runden kommt
  • Unsicherheit bzgl. Entscheidungen: ewig grübeln, ob eine Entscheidung gut genug ist, und deshalb letztendlich gar nichts schaffen

    Und eben die emotionale Unsicherheit: Unsicherheit bezüglich eigenen (ja, das gibt es auch) und fremden Emotionen.

Wer in einem Bereich unsicher ist, ist dies nicht zwingend in anderen Bereichen. Ich habe beispielsweise eine gewisse körperliche Unsicherheit, aber keine emotionale Unsicherheit.

Würde man also statt „emotionale Unsicherheit“ nur „Unsicherheit“ verwenden, wäre sehr unklar, was das Problem ist.
(Genauso, als würde man von „körperlich behindert“ das Attribut „körperlich“ wegstreichen - hier gibt es ja, neben den relativ offensichtlichen körperlichen Behinderungen, auch psychische und geistige.)

Viele Grüße,
Nina

1 Like

Hallo Nina!

Etwas salopp ausgedrückt: Einem Asperger-Autisten keine
Gefühle zuzuschreiben (weil er derartiges schlecht erkennt und
anders verarbeitet) ist in etwa so, als würde man einer
blinden Person Intelligenz absprechen weil sie die Fragen in
einem herkömmlichen Intelligenztest nicht beantworten kann
(weil sie den Aufgabenbogen nicht sehen kann).

Danke für diese Richtigstellung, diese Ansicht hat sich bei mir wohl aus den allgemeinen Darstellungen von Asperger-Autisten festgesetzt. Also muss man in meinem Text eigentlich nur das „bzw. empfinden“ streichen, dann stimmt es in etwa (zumindest mit Abstufungen) wieder:wink:

Viele Grüße
Dine

Hallo,

dabei denke ich am ehesten an einen Konflikt zwischen zweien oder mehreren widerstreitenden Gefühlen zu einer Sache oder einer Person.
Das könnte z.B.gleichzeitig Wut-Zuneigung oder Angst-Liebesbedürfnis oder Zuwendung-Ablehnung sein.Da kann es schon vorkommen,dass man nicht weiß,welche Gefühle man leben soll.
In einer aktuellen Situation kann das jedem mal passieren.
Es kann aber auch ein dauerhafter Konflikt sein,wenn man den eigenen Gefühlen/der eigenen Intuition nicht traut und deshalb ständige Entscheidungsschwierigkeiten hat.
Denn letztlich ist die übergeordnete Instanz,die Entscheidungen trifft,immer die emotionale Ebene.
Aber wie gesagt,sehr schwammig…

viele Grüsse
Heidi

Hallo Dine,

Danke für diese Richtigstellung, diese Ansicht hat sich bei
mir wohl aus den allgemeinen Darstellungen von
Asperger-Autisten festgesetzt.

in älteren Darstellungen findet man dies - Asperger-Autisten und auch andere Autisten haben keine Gefühle - tatsächlich noch häufig.
In neueren Texten ist dies aber anders.
Ich kann dir - wenn es dich interessiert - die Bücher „Buntschatten und Fledermäuse“ sowie „Gute Tage sind Tage mit Wirsing“ empfehlen. Beide sind geschrieben von Autisten, in beiden stellen sie auch ihr „Innenleben“ dar.

Also muss man in meinem Text
eigentlich nur das „bzw. empfinden“ streichen, dann stimmt es
in etwa (zumindest mit Abstufungen) wieder:wink:

Genau, dann stimmt es weitestgehend.
Viele Asperger-Autisten können übrigens in den Gebieten, in denen sie zunächst Probleme haben (Gefühle erkennen, Gefühle ausdrücken) dazulernen. Das Resultat ist zwar oft nicht so gut wie von gleichaltrigen Nicht-Autisten, aber gewisse Erfolge sind möglich.

Viele Grüße
Nina

hi

Würde man also statt „emotionale Unsicherheit“ nur
„Unsicherheit“ verwenden, wäre sehr unklar, was das Problem
ist.

Nicht nur das, mit dem Begriff „Unsicherheit“ alleine ist meistens auch erstmal die Unsicherheit im Auftreten, die Unsicherheit darüber, wie man sich verhalten soll, gemeint. Und das ist ja auch was anderes.

Gruß