Empathie gesucht

Hallo zusammen,

ich habe das Problem, dass ich in manchen Situationen nicht weiß, was ich sagen soll. Wenn Probleme an mich herangetragen werden (sei es Partner oder Freunde), fehlen mir oft die richtigen Worte um Mitgefühl auszudrücken obwohl ich mich meistens sehr gut in die Situation hineinversetzen kann. Neulich ist eine nahestehende Person eines Freundes gestorben. Natürlich konnte ich dem nachfühlen aber dies nicht richtig rüberbringen. Mir wurden deshalb auch schon Vorhaltungen gemacht, ich sei nicht mitfühlend genug. Wann würdet ihr denken, jemand zeigt Mitgefühl auf verbaler Ebene?

Könnt ihr mir helfen?

Hi,

ich habe das Problem, dass ich in manchen Situationen nicht
weiß, was ich sagen soll. Wenn Probleme an mich herangetragen
werden (sei es Partner oder Freunde), fehlen mir oft die
richtigen Worte um Mitgefühl auszudrücken obwohl ich mich
meistens sehr gut in die Situation hineinversetzen kann.

Ja, das kennen viele Leute, das man nicht weiß, was man in dem Moment sagen soll.

Wann würdet ihr
denken, jemand zeigt Mitgefühl auf verbaler Ebene?

Ich hatte mal ziemlichen Liebeskummer gehabt und ich war fix und fertig mit den Nerven. Als mein bester Freund vorbei kam, hat er erstmal gefragt, was los ist. Ich hatte garnichts für 5 min. gesagt und dann erzählte ich es ihm. Er hat sich zu mir gesessen und mir zugehört. Er sagte zu mir, in einem ruhigen Ton, das ich mich beruhigen sollte. Ich beruhigt mich schließlich. Danach sagt er Sachen, die mich schließlich zum Lächeln brachten.
Er zeigte mir sein Mitgefühl, weil er da war und sich mit mir beshcäftigt hatte. Er saß bei mir und kümmerte sich um mich. Er ging nicht weg oder hat einfach einen blöden Spruch los gelassen, sondern hat mir zugehört.

Einfach nur sagen, dass es einem Leid tut, kann Jeder. Ein wahrer Freund, der wirklich Mitleid hat, der bleibt bei einem und hört zu.

mfg,

Hanzo

Achso, übrigens kann man sich nie sicher sein, ob die Person gegenüber wirklich mit einem Mitleid hat, wenn sie das nur über die verbale Ebene macht. Man weiß dann nur, das sie sich mit einem irgendwie beschäftigt.

Hallo Screamer,
wenn du dich gut in andere einfühlen kannst, ist ja schon das Meiste in Ordnung. Fragen der Etikette sind dagegen mindestens zweitrangig. Es ist wirklich besser zu schweigen als sich krampfhaft etwas abzuringen. Auch während des Schweigens kann Kommunikation stattfinden. Das Einfühlen beweist es. Vielleicht fühlst du dich auch in deinen Etikettefachmann soweit ein, dass du seine Kritik in sein eigenes Befinden einordnen kannst.
Meint
Bumi

Hallo,

mit Trauer, bzw Personen die in Trauer sind kann ich auch nicht umgehen. Da ist eine Hemmschwelle, die kann ich einfach nicht beschreiben.

Ich habe schon mit einigen darüber geredet, mit meiner besten Freundin (wohnt 250 km entfernt), ein halbes Jahr nachdem ihr Vater verstorben war. Ich habe das Gespräch begonnen mit einer Entschuldigung, weil ich kurz nach dem Tod ihres Vaters nicht in der Lage war ihr am Telefon Beileid zu wünschen, ich hab ihr schon Beileid gesagt aber für mich war das hölzern unecht. Dafür habe ich mich bei ihr entschuldigt. Über diese Entschuldigung sind wir in ein Gespräch (jaja Frauen ratschen gerne) gekommen, wie man sich in solchen Situationen verhalten kann.
Meine Freundin hat mir als meine Oma starb ein kleine Büchlein geschickt, da sind eigentlich nur Sprüche drin die an das Leben bzw an die Verstorbene erinnern sollen und Mut machen.

Meine Mum hat einer Nachbarin beim Tod ihres Mannes nur die Hand gedrückt nichts gesagt.

Es gibt viele Möglichkeiten mit Trauer umzugehen.

Rede mit Bekannten Freunden, wenn schon einige Zeit vergangen ist nach dem Trauerfall. Dann können diese dir sagen was ihnen gut getan hat, was sie als abstossend empfanden.

Gruß
Kati

Hallo Kati, das ist ein guter Beitrag!

Ich kann es nämlich auch nicht so, wie „man“ es erwarten würde.

Schöne Grüße

To.i

Hallo Screamer,

obwohl ich mich
meistens sehr gut in die Situation hineinversetzen kann.

dann besitzt Du doch die „gesuchte Empathie“! :smile:

Neulich ist eine nahestehende Person eines Freundes gestorben.
Natürlich konnte ich dem nachfühlen aber dies nicht richtig
rüberbringen.

Das fällt wohl den meisten Menschen schwer. Als mein Vater gestorben ist, war meine Freundin direkt am Todestag bei mir. Sie nahm mich einfach in den Arm, weinte auch, sagte aber wenig. Sie musste aber auch nichts sagen.

Zwei Jahre später starb ihr Vater. Im Zuge dessen meinte sie, es täte ihr so leid, dass sie damals nicht mehr für mich da war, da sie jetzt erst merke, was es eigentlich bedeute, einen Elternteil zu verlieren. Dazu muss man wissen, dass meine Freundin zu den liebenswürdigsten und „emotionalsten“ Menschen gehört, die ich kenne.

Ich habe von meinen Freunden nicht „mehr erwartet“, als dass, was jeder auf seine Art auch getan hat: Der eine hat eine liebe Mail geschrieben, der andere angerufen, der andere „nur“ Händchen gehalten, mich weinen lassen und versucht, unter meinem Schluchzen noch verständliche Worte zu finden.

Mir wurden deshalb auch schon Vorhaltungen
gemacht, ich sei nicht mitfühlend genug.

„Vorhaltungen“? Diese habe ich selbst den Menschen gegenüber nicht gemacht, für die ich Jahre zuvor stets ein offenes Ohr (bei meist wiederkehrenden Problemen) hatte und die mit mir „auf einmal“ (da ich hilfebedürftig war) nichts mehr „anfangen“ konnten! Lach, sie waren eher „beleidigt“! Aber in solchen Phasen merkt man eben, wer Freund ist oder eben auch nicht.

Wann würdet ihr
denken, jemand zeigt Mitgefühl auf verbaler Ebene?

Es muss nicht die verbale Ebene sein, um zu merken, dass jemand mitfühlend ist. Und wenn: Der eine ist „unbeholfen“, der andere „eloquent“ - das, was zählt ist, dass auch der Gegenüber so empathisch ist zu wissen, wie was gemeint ist.

Könnt ihr mir helfen?

Ich denke nicht, dass Du Hilfe benötigst! :smile:

Dass Du Dir solche Gedanken machst, zeigt doch zu Genüge, wie sehr Du Dir etwas zu Herzen nimmst!

Liebe Grüße

Kathleen

Sag doch genau das
Hi!

Sag doch einfach: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“.

fehlen mir oft die
richtigen Worte um Mitgefühl auszudrücken

Wie Du siehst, geht das vielen so. Die meisten lernen im Laufe des Lebens dann zu sagen, „was sich gehört“. Das sind dann zwar meist Plattitüden, aber es wurde etwas gesagt. Ich bin mir nicht sicher, ob dem Trauernden damit geholfen wurde.

Meins ist eher das tätige Mitgefühl: Jemanden in den Arm nehmen, ganz konkrete Hilfe anbieten (einkaufen, Essen kochen, Fahrdienste, Dinge erledigen und organisieren), fragen ob derjenige über das Thema sprechen möchte anstatt ständig ihn mit meinem Mitgefühl daran zu erinnern.

Grüße
kernig

Hallo Screamer,

ich habe das Problem, dass ich in manchen Situationen nicht
weiß, was ich sagen soll. Wenn Probleme an mich herangetragen
werden (sei es Partner oder Freunde), fehlen mir oft die
richtigen Worte um Mitgefühl auszudrücken

Da stehst Du nicht allein und ich finde, das hat überhaupt nichts mit mangelnder Empathie zu tun.

Was mich betrifft kann ich Dir nur sagen, dass mir betroffen schweigende Menschen sowohl bei schwerwiegenden Problemen alsauch im Trauerfall lieber sind als Sprüche wie „das tut mir so leid für Dich“. Eine Geste sagt viel mehr als alle Worte, je nachdem wie nahe man sich steht, den Arm um die Schulter gelegt zu bekommen oder die Hand auf den Arm, dann fühlt man automatisch die Anteilnahme. Beim Partner ist es noch einfacher, den kann man einfach in den Arm nehmen, über den Kopf streicheln und reden lassen.

Neulich ist eine nahestehende Person eines Freundes gestorben.
Natürlich konnte ich dem nachfühlen aber dies nicht richtig
rüberbringen. Mir wurden deshalb auch schon Vorhaltungen
gemacht, ich sei nicht mitfühlend genug.

Wichtig ist doch wie der Trauernde Dein Verhalten versteht, nicht wie Außenstehende es meinen bewerten zu müssen.

Gerade im Fall der Trauer sind die Menschen kostbar, die nach einiger Zeit nachfragen wie es einem geht, die sich auch noch nach vier Wochen daran erinnert, dass man trauert. Was nutzen einem denn die Leute, die am Grab wortreich Mitgefühl zeigen und nach zwei Wochen von Tränen genervt meinen nun sei es aber mal gut mit trauern.

Was Deinen Freund betrifft, rate ich Dir einfach für ihn da zu sein und es ihm zu sagen, dass Du ihm zuhörst, für ihn da bist…die liebevollste Reaktion die ich erfuhr als mein Vater gestorben ist waren die Worte " ich kann Dir Deine Trauer nicht nehmen, stehe aber an Deiner Seite".

Wann würdet ihr denken, jemand zeigt Mitgefühl auf verbaler Ebene?

Durch sein Schweigen.

Ich denke nicht, dass Du etwas falsch machst!

LG

Cha’kwaina

Dir fehlt Repertoire

ich habe das Problem, dass ich in manchen Situationen nicht
weiß, was ich sagen soll.

D.h. du kannst es nicht in Worten ausdrücken. Nun ja, auch da gilt: Was man nicht kann, das man nicht übt.

Nun stellen sich sicher die wenigsten von uns vor den Spiegel und üben:

  • anscheissen
  • kondolieren
  • anschleimen
  • ablehnen

Mach dir nichts draus. Wenn du mal 120 bist, hast du das in der Praxis oft genug geübt und kannst es ausreichend.

Gruß

Stefan

Hat was.
Nach derzeitiger Hauptmeinung ist Verhaltenstherapie ungleich wirksamer als Gesprächstherapie.

Selbst-Therapie

Nach derzeitiger Hauptmeinung ist Verhaltenstherapie ungleich
wirksamer als Gesprächstherapie.

Ich dachte da auch mehr an:

  1. Beruhigen, auch andere treten in Fettnäpfchen

  2. Man muss nicht Alles können, schließlich ist nicht immer eine Kamera dabei und danach tritt man als hochrangiger Abschiebeposten zurück

  3. Einsicht ist der erste Schritt

  4. Man kann Vieles auch selbst erreichen

Aber immer: Ruhe bewahren!

Gruß

Stefan

Hallo Kati,

Es gibt viele Möglichkeiten mit Trauer umzugehen.

Das stimmt, die Kunst ist herauszufinden, was mein Gegenüber gerade braucht.

Rede mit Bekannten Freunden, wenn schon einige Zeit vergangen
ist nach dem Trauerfall. Dann können diese dir sagen was ihnen
gut getan hat, was sie als abstossend empfanden.

Dann ist es aber für den damals akuten Fall zu spät wo man vielleicht vergeblich auf Zuspruch von jemandem gewartet hat.

Gruß
Miriam

Danke für die zahlreichen Antworten, das beruhigt mich schon, denn ich war immer etwas der Meinung, dass ich gefühlskalt bin weil ich über solche Dinge nicht gut sprechen kann.

Manchen ist allerdings die gute Geste weniger Wert als tröstende Worte, was es für mich in dem Fall schwieriger macht.

Hallo,

Empathie zu haben ist ja schon mal eine Menge. Sie ausdrücken zu können, geht vielen ab - wohl eine Folge unserer Kultur.
Ich habe, als mein Mann am Sterben war, bei vielen Empathie gespührt -die Blicke, Gesten etc. Auch ohne viele Worte, haben mir die Gäste, die zu uns nach Hause kamen, mitgeteilt, was sie empfinden. Das war durchaus auch verständlich.
Manche, die eher mit Worten auszudrücken gewöhnt sind, was sie empfinden, waren dagegen für mich schwierig. Nicht, weil etwas falch war, eher, weil es den Kern für mich zu direkt traf, um damit umgehen zu können.

Aber der angekündigte Tod eines Menschen ist auch eine extreme Situation, mit der die meisten nicht umzugehen wissen, woher auch?
Die moderne Medizin hat uns derlei Wissen beschehrt, den Umgang damit aber nicht erläutert.
Endstadium, kann nach Hause (was ja gut ist), euer Problem - was sicher besser ist, als das, was Krankenhäuser daraus machen würden, aber trotzdem verdammt schwer.
Vor der modernen Medizin gab es erst dann die Diagnose das wird nicht mehr´, wenn es offensichtlich war, also meist erst rel. kurz vor Schluß. Bis dahin hatten alle viel Zeit, sich mit diesem Ausgang nach und nach vertraut zu machen - ich glaube, das ist einfacher zu akzeptieren, zu verdauen, als wenn man plötzlich so einen Spruch wie leider Endstadium´ hört.
In so einer Situation das richtige sagen gibt es eigentlich nicht - sag, was Deiner Natur entspricht, sag ev. auch nichts sondern zeige Dein Empfinden. Es kommt schon an. Hauptsache, Du machst nicht völlig zu und/oder bleibst weg.

Abgesehen von solchen Extremsituationen finde ich es allerdings sinnvoll, mehr über Empfindungen zu reden, zumindest es in Angriff zu nehmen. Nicht über Gefühle reden ist einer der Punkte, mit denen Frauen die meisten Probleme in Beziehungen zu Männern haben. Nie sagen sie was und mitmal explodieren sie oder kommen mit Blumen an - damit ist nicht leicht umzugehen.
Lieber gleich und möglichst normal sagen, wenn etwas stört oder irritiert. Dann kann man reden und alles ist viel einfacher.

Gruß und alles Gute, Hovke