Hallo Eduard,
zwischen der Reconquista und der Kolumbus-Expedition besteht kein direkter Zusammenhang. Die Reconquista begann bereits im 8. Jahrhundert, erste Etappe war die Einrichtung der spanischen Mark 801 durch Karl den Großen. Und bei der Kolumbus-Expedition ging es nicht um Eroberungen oder Kolonien, sondern um die Erschließung einer Handelsroute. Ein Zusammenhang existiert nur insofern, als der Abschluss der Reconquista Mittel für die Finanzierung der Expedition freisetzte - das war Risikokapital.
Anlass war die starke Abschöpfung der Profite (durch hohe Zölle) aus dem Überland-Fernhandel mit Asien durch die Osmanen. Portugal war hier schon weit damit fortgeschritten, als Alternative einen Seeweg nach Indien (Vasco da Gama 1498) und dann nach China (1516 Landung in Macao) zu eröffnen. Am gewinnträchtigsten war hier schon nicht mehr der Handel mit chinesischer Seide und noch nicht der mit Tee und Porzellan, sondern der Gewürzhandel, der in den Händen der Araber lag. Daher das Interesse an Indien, das Hauptumschlagplatz für Gewürze (z.B. von den Molukken) war.
Da der Weg um Afrika herum (Diaz 1488) sehr weit und gefährlich und die Kugelgestalt der Erde bereits bekannt war, lag es nahe, eine alternative Westroute über den Atlantik zu erforschen. Dass da ein ganzer Kontinent den Weg versperrte, konnten Kolumbus und seine spanischen Auftraggeber nicht wissen und in Bezug auf die Entfernung hatte sich Kolumbus verrechnet. Er hatte sich ja zunächst naheliegenderweise um einen portugiesischen Auftrag bemüht, doch die Experten am Lissabonner Hof hatten die Entfernung zutreffender als Kolumbus eingeschätzt und das Projekt als unrentabel abgelehnt.
Freundliche Grüße,
Ralf