Hallo!
Ich poste meine Frage mal hier, weil ich kein Brett gefunden habe, wo man Fragen zu Freundschaften stellen kann.
Es geht um meinen besten Freund, mit dem ich seit 28 Jahren befreundet bin.
Letzte Woche hatten wir einen wirklich heftigen Streit, der nun erstmal mit einer Kontaktpause abgeschlossen wurde.
Was ist passiert?
Er hatte mir etwas sehr sehr Verletzendes gesagt, dass er genau so angekündigt hatte und was mich an dem Abend wirklich fertig gemacht hat.
Nun ist es nicht so, dass ich keine Kritik vertragen kann, aber das war wirklich ziemlich gemein, und ich hab ihm das gesagt und aufgelegt.
Ein paar Tage später haben wir darüber geredet, und das, was dabei herauskam, macht mich eigentlich noch wütender!
Diesese Telefongespräch hatte ergeben, dass er einfach mal eine Kritik loswerden wollte, die er wohl schon länger auf der Seele hatte und die in gar keinem Zusammenhang mit unserem eigentlichen Gesprächsthema stand. In diesem Zusammenhang musste ich es aber verstehen und habe es dementsprechend als ziemlich gemein empfunden.
Er gab zu, sich dabei hinter jemand anders versteckt zu haben, weil er die Kritik sonst gar nicht äußern wollte. Es ginge eigentlich auch um eine ganz andere Kritik, die damit zu tun hat, dass er mich liebe und ich das wohl nie erwidern werde.
Und es war zum wiederholten Male so, dass er in einem solchen Gespräch ausloten wollte, wo meine Grenzen sind und er dann bewusst über diese Grenzen gehen wollte.
Er hat sich tausendmal entschuldigt und letztlich weiß ich, dass er mich mag (oder eben liebt) und mir nichts tun will.
Andererseits sind in den letzten Monaten soviele Gespräche genau so gelaufen, dass er mich solange versuchte zu provozieren, bis ich sage „hier ist Schluss“ - und dann schwenkt er zurückt und behauptet fast das Gegenteil.
Wir wissen nun beide, dass er das unbewusst macht.
Er ist Kommunikationsberater und trainiert mit Mitarbeitern großer Unternehmen Konfliktgespräche, nur bei mir kann er sein Wissen nicht anwenden.
Wir haben uns auch beide in den letzten 2-3 Jahren sehr verändert, und ich komme mit dieser Art Rollentausch nicht klar: Früher war er so selbstsicher und ich hab fast zu ihm aufgesehen.
Jetzt ist er einerseits so extrem in seinen Meinungen geworden und kommt dann andererseits auch wieder ganz schnell davon ab, wenn ich lang genug dagegenhalte.
Er benutzt mich gewissermaßen als Projektionsfläche für seine Ängste - und hat interessanterweise dadurch schon einige Ängste verloren, weil ich ihm in den Gesprächen widerstanden habe.
Wir haben uns jetzt nach dieser Auseinandersetzung erstmal auf ne Kontaktpause geeinigt, aber ich merke, dass das auch keine Lösung ist.
Ich weiß, dass ich damit eher Frieden machen könnte, wenn ich ihm verzeihe.
Aber ich bin immer noch so wütend!
Ich fühle mich verarscht, ich fühle mich verletzt, ich bin sauer und ich will nie wieder die Projektionsfläche für seine Ängste sein (die er jetzt übrigens nicht mehr hat, seit wir hier einen solchen typischen Streit hatten).
Vielleicht müsste ich als seine Freundin in dieser Lebensphase helfen und mich als Projkektionsfläche für ihn anbieten und das nicht so persönlich nehmen. Aber das kostet mich immer soviel Energie und ich will das einfach nicht.
Ich weiß nicht, ob ich mich - ohne konkrete Beispiele - überhaupt klar ausgedrückt habe und ihr nachvollziehen könnt, was los ist.
Aber vielleicht hat jemand doch ne Idee, wie ich damit umgehen kann.
An dieser Stelle danke fürs Lesen von soviel Text und für euere Meinungen.
Gruß, Noi