Engel aus dem Lettner von Chartres

Warum was? warum ich vermute, daß du nicht dieses reale Bruchstück bei dir wohnen hast? :smiling_face_with_sunglasses:

Oder warum der Lettner abgerissen wurde?
Der Jubé in Kirchenbauten war ja die Scheidewand (auch visuell) zwischen dem sakralen Hochaltar und dem Hauptschiff (wo sich die Laien befanden). Er war sozusagen die radikale Trennung zwischen Fanum und Profanum. Predigt und Lesungen fanden auf dieser Schwelle statt. Diese radikale Trennung wurde nach dem 16. Jhdt. in der römischen Kirche liturgisch/theologisch überflüssig bzw. sogar widersinnig. Sie wurden daher abgebaut.

Da die Kathedrale - bereits von der Geschichte der sehr zahlreichen Vorgängerbauten her - der Notre Dame geweiht war, waren die Skulpturen auch vom Thema „Leben der Maria“ bestimmt. Und dabei gehören Verkündigung und Geburt zum Wesentlichen. Und nur da macht ja auch ein „Gabe“-Engel Sinn.

Die anderen Themen, „Pietà“ und „Himmelskönigin“ gehören eher weniger zum „Notre Dame“-Kult.

Warum der steinerne Engel nicht im Original bei mir wohnt? Ich fände das richtig!

Mittlerweile habe ich ihn lokalisiert! Im JSTOR-Artikel, den Du mir verlinkt hast, ist ein Schlussstein mit thronender Muttergottes, umgeben von drei Engeln, abgebildet (Abb. 70). In der Beschreibung (Nr. 27) heißt es tatsächlich, die Engel würden Weihrauchfässer schwingen - wobei man nur noch bei einem anderen etwas in der Hand erkennen kann. Mehr von der Seite hier, könnte von der Form her eher dem Weihrauchschiffchen entsprechen. Ich würde unseren Granatapfel trotzdem nicht ganz verwerfen.

Hier schärfer und anders belichtet, mit der Beschreibung „Vierge à l’Enfant assise, décor de feuilles sur le pourtour, trois anges portent des encensoirs et des corbeilles de fruits sur le côté.“

Das ganze Fragment misst 48x48 cm, der Engel würde also vorzüglich in meine Wohnung passen!

Jule

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Daß er bei dir wohnt, zweifellos wäre das richtig! :innocent:

Ich hatte jedoch blind spekuliert, daß du nicht ein Museum bist.
Und du hättest dann nicht ausgerechnet das 1930er Originalfoto von Auguste Allemand gepostet :wink:

Wunderbar! Dann ist es ja bestätigt, daß es sich um einen Marien-Gabe-Engel handelt.Und das Dokument vom Kultusministerium verweist, daß das Stück sich tatsächlich im Fundus der Kathedrale befindet.

die Engel würden Weihrauchfässer schwingen - wobei man nur noch bei einem anderen etwas in der Hand erkennen kann

und
.> trois anges portent des encensoirs et des corbeilles de fruits sur le côté.
rühren doch wohl eher aus der allgemeinen Kenntnis anderer Darstellungen von Gabe-Engel dieser Epoche her. Bei beiden, dem links und deinem unten am Schlußstein, kann mann nur ahnen, was es sein könnte.

Auch wenn die Fotos je aus unterschiedlichem Blickwinkel entstanden und sie sind auch von etwas fragwürdiger Qualität: Es aber doch erstaunlich der erkennbar erheblich unterchiedliche Grad von Korrosion des Sandsteins gegenüber dem Zustand auf dem Foto von 1930. Ich hab die drei Fotos mal ein wenig bearbeitet, um sie direkt vergleichbar zu machen

1930 Auguste Allemand
Wallraf-Richartz JB 1943
Kultusministerium F 1981(?)

Auf dem dritten (vom Ministerium) meine ich am deutlichsten zu erkennen, daß hier vom Werkmeister ein aufgeschnittener Granatapfel gemeint war.

:

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Danke fürs Bearbeiten der Photos!

Ja, die gerade Schnittkante oben, die hier so deutlich zu sehen ist, passt zu keinem Weihrauchgefäß.

Und man sieht doch deutlich, wie gut Monsieur Allemand für Belichtung gesorgt und fotografiert hat, wenn man die anderen Bilder im Vergleich hat!

war ja auch ein Spitznamen - für Auguste Dupont (seinen Zivilnamen) hätte es zu viele Verwechslungsmöglichkeiten gegeben. Also haben ihn seine Kollegen Auguste Allemand genannt, weil er so großen Wert auf technische Perfektion legte!

(Nein, das ist nicht von Frl. Tschättschie-Pietie, obwohl es gut sein könnte. Zumindest dem Wahrheitsgehalt nach…)

Schöne Grüße

MM

Jajaja, netter Versuch uns zu verarschen :face_with_hand_over_mouth: :innocent:

Um GPT 5 hier mal wirklich zu bemühen (wie oft gesagt, man muss wissen, wie man dort sinnvolle Prompts formuliert): Über Auguste Allemand findet GPT 5 einen Eintrag in der Datenbank AGORHA/INHA („Accès Global et Organisé aux Ressources en Histoire de l’Art“ des in Paris befindlichen „Institut national d’histoire de l’art“) = eine zentrale Datenbankplattform für Künstlernamen und Kunstwerke.

Hier ist der Eintrag.
Der dort registrierte Stempel …

„Photographie Auguste ALLEMAND ORSAY (S.-et-O.) - Reproduction réservée“

(„S.-et-O.“= „Seine-et-Oise“ ist heute das Département Essonne)

… findet sich tatsächlich auf den Rückseiten einiger noch auffindbarer Photographien. Unter anderem auch auf der unseres Engels, wie in den Abbildungen z:b. bei AbeBooks zu sehen,

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