Englische Ansage in der S-Bahn

Bahn-Englisch
Ja, da möchte man schon dreinschlagen, nicht wahr?
Service Point: Was soll das sein? Gibt’s das im Englischen? Nicht dass ich wüsste.
Oder das Schild „Sie werden am Counter nebenan bedient“: Was soll der Quatsch? Viele Deutsche wissen nicht, was ein Counter ist, und die, die kein Deutsch können, verstehen nichts bis auf Counter (wenn überhaupt). Der Vollidiot, der sich das ausgedacht hat, wollte sicher die Zahl derer erhöhen, die den Hinweis verstehen können, aber in Wahrheit hat er sie verringert.
Oder Surf & Rail: Wellenreiten und Fluchen?
Von den nervigen Durchsagen in Zügen ganz zu schweigen.

Tychi

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Hi,

„Könntest Du mir bitte das Salz herüberreichen?“ - „Was bildest Du Dir ein, mir Vorschriften zu machen? So lasse ich nicht mit mir reden! Keine Kinderstube, sowas!“

die Franzi

Hi,

da täuscht dich dein Sprachgefühl. Das deutsche „bitte“ hat genausowenig wie das englisch „please“ einen Skopus, bzw. keinen begrenzten.

„Bitte rechts aussteigen“ ist strukturell nicht anders als
„bitte das Rauchen einstellen“

stimmt

und deshalb semantisch nicht
von einem Imperativ zu unterscheiden.

stimmt nicht, weil Aussagen immer in einer Situation stattfinden und dadurch mehr Bedeutung / eine andere Bedeutung / überhaupt erst Bedeutung erhalten. Das ist so (Deixis usw). Beispiel an der Uni war ein GEstrandeter auf einer einsamen Insel, der eine Flaschenpost findet. Darin ist ein Zettel, auf dem steht „Meet me here tomorrow with a stick about this long“. Nur das, keine sonstigen Zeichen.

Auch das mit dem „Bitte nicht rauchen“ kann man so missverstehen, wie du es mit der Ansage in der Bahn tust. Ich bin Nichtraucher - was soll ich denn jetzt noch tun? Noch weniger rauchen geht nicht! Böswillige Unterstellung, dass ich grad jetzt anfangen wollte zu rauchen? …

die Franzi

dem steht „Meet me here tomorrow with a stick about this
long“. Nur das, keine sonstigen Zeichen.

Wieder zurück beim Englischen. Meiner Ansicht nach ist der Imperativ dort weniger imperativ sondern mehr infinitiv als der im Deutschen. In Deinem Beispiel ist die Imperativität eher so wie in einem Kochrezept.

Auch das mit dem „Bitte nicht rauchen“ kann man so
missverstehen, wie du es mit der Ansage in der Bahn tust. Ich
bin Nichtraucher - was soll ich denn jetzt noch tun? Noch

Ja, genau. Ich als Nichtraucher will mich nicht zum Nichtrauchen mahnen lassen. Klar geht es hier um Nuancen; wenn das Verkehrsschild 60 km/h erneut kommt, obwohl ich nicht schneller fahre, dann ist das zumindest weniger invasiv als wenn ich mir die entsprechende Anweisung anhören muß.

Gruß

Marzeppa

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Hi,

ok, du hast recht: wenn man absolut will, kann man alles anders deuten, als es gemeint ist. Dadurch ist immer Potential für Diskussion, und man hat immer recht.

die Franzi

Hi

Wie gesagt ein Bitte enthält einE Bitte. Darum ist es auch das selbe Wort, ganz nebenbei.

Ein Beispiel hat dir Franzi schon gegeben und das „Könntest“ ist auch nur zusätzlich, von einem „Bitte reich mit das Salz“ fühlt sich kein normaler Mensch in Deutschland genötigt oder versklavt.
Und Leute die „Bitte helft mir!“ schreien würden wohl öfter erhört werden.

Hier nochmal Chinesisch:
Soldat zum Kriegsgefangenen: 你名字。
Bauer: 你名字把
Imperativ eines unhöflichen Stadtbeamten beim Verkehrsamt: 你贵名字
Imperativ eines bemühten Offiziellen unter Zeitdruck sonstwo: 你贵名字吗
Propositiv(= Höflich): 你贵名字把

lg
Kate

Das war gut:

Oder Surf & Rail: Wellenreiten und Fluchen?

ABer ich wollte mal generell rummosern, dass Ansagen auf Band nicht von irgendjemand überprüft werden, mal ungeachtet der Sprache.
Hier fuhr zwei Jahre lang ein Bus angeblich nach Schlützelbach, obwohl der Ort - wie in der Gegend allseits bekannt - Lützelbach heißt.

Gruß
Elke

Tut mir leid, da kann ich nicht mehr mithalten. OK, ich habe ja selber danach gefragt.
Mir scheint, da geht es um die Lautäußerung (bellen versus säuseln) und weniger um eine grammatische Höflichkeitsform.

Gruß

Marzeppa

Achja, hihi.
Und als Grundschulkind bin ich damals der festen Überzeugung gewesen, undeutliche Aussprache bzw. unleserliche Handschrift gehörten zur notwendigen Berufsqualifikation von Busfahrern bzw. Ärzten.

Gruß

Marzeppa

Na das ist halt falsch. Aber gut, daß es nicht irgendetwas Zweideutiges mit „get off“ ist.

Grüße Bellawa.