Entlastungen für die Unternehmen?

Guten tag,
ich habe mal eine Frage, sicher etwas unfachmännisch, aber es beschäftigt mich halt.
Ich lese jeden Tag aufs Neue von Firmengewinnen in ungeahnten schwindelerregenden Höhen. Von einem Rekord nach dem anderen.
Warum will/muss man jetzt die Unternehmen noch mehr entlasten? Um diese Gewinne noch mehr zu steigern? Außerdem fällt mir ein, dass trotzdem immer mehr Leute auf die Straße geschckt werden. Gibt es keine soziale Verantwortung mehr? Und bringt es wirklich etwas, wenn eine z.B. Arbeitslosenversicherung um 1-2 Prozent gesenkt wird? Merkt das ein Unternehmen überhaupt? Oder sind das alles nur Befreiungsschläge?

Naja, doch ein paar mehr Fragen geworden…

Danke für Infos von euch!!!

Viele Grüße
Carolin

Hi,

wenn Du die Wahl hast, Dein sauer erspartes Geld bei Bank A für 2,5% oder bei Bank B für 5% anzulegen, wo würdest Du hingehen, wenn sich die beiden Banken in sonst nichts für Dich unterscheiden? Ich nehme an zu Bank B.

Die gleiche Frage stellen sich die Menschen, die Geld in ein Unternehmen investieren. Die heißen mitunter Aktionäre, wenn die Gesellschaft an der Börse notiert ist, oder allgemeiner Gesellschafter.

Stand der Dinge ist, daß viele Unternehmen eine Rendite erwirtschaften, die deutlich unter der liegt, die der Gesellschafter erhielte, wenn er das Geld bei einer Bank anlegte, nur mit dem feinen Unterschied, daß er bei der Anlage bei der Bank keinerlei Risiko zu fürchten hätte. Wer hingegen sein Geld einem Unternehmen zur Verfügung stellt, muß damit rechnen, sein Geld im Insolvenzfall zu verlieren.

Aus diesem Grunde reicht es nicht, daß ein Unternehmen einfach nur Gewinn macht. Wie hoch der Gewinn sein muß, daß es sich für den Gesellschafter rechnet, das Geld dort weiterhin zu investieren bzw. investiert zu lassen, läßt sich nicht genau bzw. allgemeingültig ausrechnen. Wenn ein Unternehmen ein Eigenkapital von 10 Mrd. Euro hat und Gewinne von 1 Mrd. erzielt, entspricht das einer Kapitalverzinsung von 10%, was angesichts des unternehmerischen Risikos vergleichsweise wenig ist. Üblicherweise nimmt man als vernünftige Verzinsung einen Satz zwischen 12 und 15% an.

Ich lese jeden Tag aufs Neue von Firmengewinnen in ungeahnten
schwindelerregenden Höhen. Von einem Rekord nach dem anderen.

Die nackte Zahl spielt zur Beurteilung keine Rolle, sondern es geht um die Kapitalverzinsung. Sinkt die zu stark unter den Zielwert ab, nimmt der Gesellschafter seine Kohle und verdrückt sich. Mit anderen Worten: Dann werden Arbeitsplätze vernichtet.

Um diese Gewinne noch mehr zu steigern? Außerdem fällt mir
ein, dass trotzdem immer mehr Leute auf die Straße geschckt
werden.

Wenn Personal ohne negative Folgen für das Unternehmen entlassen werden kann, war vorher offensichtlich zu viel Personal da.

Gibt es keine soziale Verantwortung mehr?

Unternehmen tragen in dem Sinne keine soziale Verantwortung. Die Beschäftigung von Arbeitnehmern ist kein Selbstzweck, sondern dient der Erzielung von Gewinn.

Und bringt
es wirklich etwas, wenn eine z.B. Arbeitslosenversicherung um
1-2 Prozent gesenkt wird? Merkt das ein Unternehmen überhaupt?

Wenn man sich nur mal als Beispiel die deutschen Einzelhandelsketten vornimmt, erkennt man schnell, daß eine Senkung der Personalkosten um 1 oder 2 %-Punkte mehr ausmacht, als derzeit an Gewinn erzielt wird. Durch die ständigen Preiskämpfe im Handel liegt der Gewinn in dieser Branche nahe null.

Gruß,
Christian

Hallo Carolin!

Ich lese jeden Tag aufs Neue :von Firmengewinnen in :ungeahnten :schwindelerregenden Höhen. :Von einem Rekord nach dem :anderen.

Du hörst und liest von den meistens Unternehmen gar nichts. Das Bild der Wirtschaft in der Öffentlichkeit wird von wenigen börsennotierten Unternehmen bestimmt, die aber gar nicht die Wirtschaft repräsentieren. Du hörst nur von wenigen Aktiengesellschaften, die sich ihr Eigenkapital von Aktionären beschaffen. Aktionäre wollen Rendite für ihr eingesetztes Geld sehen. Wenn Du Aktien kaufst, wirst Du nicht besonders erfreut reagieren, wenn das Unternehmen, in das Du Dein Geld investiert hast, voller Stolz berichtet, es würde ein paar tausend Mitarbeiter aus sozialen Gründen mit Kaffeekochen und Klönschnack beschäftigen und mit der Rendite für Dein Geld sei es deshalb Essig. Sobald Du solche Töne hörst, wirst Du wütend rufen „ich bin doch nicht die Caritas!“ und die Aktien des Sauladens verkaufen. Als Aktionärin wird Du auch nicht zufrieden sein, wenn sich Dein Geld nur mit z. B. 3% verzinst. Dafür trägst Du immerhin das Risiko des Totalverlusts und würdest ruhiger schlafen, wenn Du Dein sauer Verdientes zur Sparkasse bringst.

Warum will/muss man jetzt die :Unternehmen noch mehr :entlasten?

Unsere Wirtschaft besteht weit überwiegend aus kleinen und mittleren Unternehmen. Außerdem fehlen uns ein paar Millionen Arbeitsplätze. Wenn in Hamburg ein Alu-Hersteller schließt, wäre das weiter nicht schlimm, wenn laufend genug neue Betriebe mit neuen Produkten entstünden. Aber genau das passiert nicht. Offensichtlich ist es nicht attraktiv genug und/oder zu schwierig, ein neues Unternehmen zu gründen. Aber wir brauchen dringend mehr Unternehmer und mehr Unternehmen. Anders sind Arbeitsplätze nicht zu schaffen. Wenn wir mehr Unternehmen brauchen, überlege selbst, ob sich dieses Ziel erreichen läßt, indem man unternehmerisches Tun erschwert oder ob es vielleicht schlauer wäre, das Dasein als Unternehmer attraktiver zu gestalten.

Außerdem fällt mir ein, dass :trotzdem immer mehr Leute auf :die Straße geschickt werden. :Gibt es keine soziale :Verantwortung mehr?

Mehr Leute zu beschäftigen, als im Unternehmen gebraucht werden, zeugt i. d. R. nicht von besonders ausgeprägtem Verantwortungsbewußtsein. Ein Handwerksmeister, der 10 Leute tatsächlich braucht, aber 12 Mitarbeiter bezahlt, ist schnell am Ende. Wenn er in der Folge ins Aus gerät, war der Betriebsinhaber nicht besonders sozial, sondern nur besonders unfähig. In der Praxis sind dann nämlich alle Beschäftigten ihren Job los.

Und bringt es wirklich etwas, :wenn eine z.B. :Arbeitslosenversicherung um :1-2 Prozent gesenkt wird? :Merkt das ein Unternehmen :überhaupt?

Man kann schlecht alle Branchen und Unternehmen über einen Kamm scheren. Trotzdem versuche ich es mal: Ein Durchschnittslohn liegt irgendwo bei 2.500 € brutto im Monat. 2% Senkung des Al-Vers.-Beitrages sind 50 €. Davon zahlt der Betrieb die Hälfte, also 25 €. Beim Handwerksmeister mit seinen 10 Beschäftigten kommt man auf 250 € monatliche Entlastung. Ein Teil davon wird sogleich wieder weggesteuert. Insgesamt kommt die Maßnahme nicht über den Tropfen auf den heißen Stein hinaus. Beschäftigungseffekte werden im Rauschen saisonaler Schwankungen untergehen. Aber immerhin, die Richtung stimmt. Ein bißchen mehr Geld bleibt in privater Hand, statt im großen staatlichen Loch einfach zu verschwinden.

Das zu schnürende Paket muß viel umfänglicher ausfallen, um spürbare Effekte zu erzielen. Die Staatsquote muß insgesamt herunter gefahren werden. Das Gemeinwesen muß schlanker und damit preiswerter werden. Wir brauchen mehr Eigenverantwortung und Kostentransparenz in der Krankenversicherung und einen höheren Anteil privater Vorsorge in der Altersvorsorge. Die staatlichen soz. Sicherungssysteme müssen billiger werden, die Kosten weg von den Lohnkosten. Der Staat muß sich von ganzen Aufgabenbereichen trennen und viele Reglementierungen ersatzlos streichen. Was man nicht reglementiert, muß man nicht überwachen, nicht verwalten und dafür braucht man dann keine Staatsdiener mehr. Das Beamtenrecht braucht eine tiefgreifende Reform. Es geht nicht an, daß ein Verwaltungsbeamter bei der Post mit spätestens 50 in den Ruhestand geht, weil es die Beamtenpost nicht mehr gibt und die Betroffenen andere Verwaltungsstellen nicht annehmen müssen. Wir sollten uns dringend überlegen, worin die hoheitliche Aufgabe beim Mathe-Unterricht oder bei der BWL-Vorlesung besteht und wozu wir 250.000 Soldaten brauchen.

Neben den genannten fallen mir noch eine ganze Reihe aus meiner Sicht dringend erforderlicher Unbequemlichkeiten ein, aber das alles wird nicht reichen, um mehr Menschen in den Arbeitsmarkt zu bringen und die Verschuldung des Gemeinwesens nicht weiter fortschreiten zu lassen. Die wichtigste Veränderung hat in den Köpfen vieler Millionen Menschen stattzufinden. Wir brauchen mehr Bereitschaft zu umfassender Eigenverantwortung. Wir müssen es schaffen, daß sich niemand mehr beschwert, daß er keine Arbeit findet und sich niemand über zu geringe Zuwendungen beklagt. Das Gemeinwesen kann auf Dauer nicht mehr leisten, als das letzte, wenig komfortable Notnetz vor dem Absturz ins Nichts bereit zu halten. Alles andere muß privat jeder Einzelne selbst bewerkstelligen. Wer sich beklagt, daß er als Ägyptologe keinen Arbeitsplatz findet, soll statt dessen eine Industrieberatung zur Förderung deutsch-ägyptischer Wirtschaftsbeziehungen gründen. Wir müssen von der Mentalität weg, daß immer jemand anderes für Arbeit, für Unterkunft, für den Kühlschrank und seinen Inhalt zuständig ist.

Gruß
Wolfgang

Hi,

Wenn man sich nur mal als Beispiel die deutschen
Einzelhandelsketten vornimmt, erkennt man schnell, daß eine
Senkung der Personalkosten um 1 oder 2 %-Punkte mehr ausmacht,
als derzeit an Gewinn erzielt wird. Durch die ständigen
Preiskämpfe im Handel liegt der Gewinn in dieser Branche nahe
null.

Gruß,
Christian

Ich seh das auch so. Als Angela im Fernsehduell
sagte, dass sie die AL Versicheung um so 2% senken wollte,
sagte Gerhard, dass das wohl nichts bringe.
In vielen Branchen sollte sowas dazu führen,
dass die Eigenkapitalrendite so um die Hälfte steigt,
viele werden statt in was anderes in lokale Geschäfte investieren,
zum eigenkapital zähle ich auch die Arbeitskraft, so dass mancher
Geschäftsführer oder anderer sich selbstständig macht
und Arbeitsplätze schafft, anstatt mit seinem Gehalt zu leben,
dass sich u.U. ,daran misst, wieviel Personal er kürzt.

Das würde dann die AL Quote weiter senken, die Beiträge
könnte man weiter senken, und gut wär.
Auch der Arbeitnehmer spart, denn er hat 1% mehr Kaufkraft,
was nach Miete, lfd Kosten etc auch so 10% mehr für den Konsum
bringt, das und der zusätliche Lohnsteuereffekt
sollte die 2% Mwst mehr wieder gut machen.

Konkurrenz im Oligopol
Hi Christian,

Wenn man sich nur mal als Beispiel die deutschen
Einzelhandelsketten vornimmt, erkennt man schnell, daß eine
Senkung der Personalkosten um 1 oder 2 %-Punkte mehr ausmacht,
als derzeit an Gewinn erzielt wird. Durch die ständigen
Preiskämpfe im Handel liegt der Gewinn in dieser Branche nahe
null.

Nun ja, in dieser Situation glaubst Du doch nicht wirklich, dass die Maßnahme an der Stelle „Rendite“ den preiskämpfenden Unternehmen helfen wird?:wink:
Meines Erachtens würde hierzu nur eine Verknappung des Marktes durch Ausscheiden einzelner Anbieter (Entwicklung zum Monopol) oder ein Kartell helfen (beides nicht wirklich attraktiv als Perspektive). Ansonsten werden die Preise einfach nur weiter fallen wenn die Kosten sinken, und die Unternehmen werden weiter über die „hohen“ Lohnkosten und die mangelnde Rendite stöhnen …
Nebenbei: Aktuell schützt der Preiskampf den deutschen Einzelhandel vor dem Eindringen von ausländischen Konkurrenten, wie der stolze Walmart ja schmerzhaft feststellen musste:wink:

Grüße
Jürgen

Hallo Jürgen,

Wenn man sich nur mal als Beispiel die deutschen
Einzelhandelsketten vornimmt, erkennt man schnell, daß eine
Senkung der Personalkosten um 1 oder 2 %-Punkte mehr ausmacht,
als derzeit an Gewinn erzielt wird. Durch die ständigen
Preiskämpfe im Handel liegt der Gewinn in dieser Branche nahe
null.

Nun ja, in dieser Situation glaubst Du doch nicht wirklich,
dass die Maßnahme an der Stelle „Rendite“ den preiskämpfenden
Unternehmen helfen wird?:wink:

mal abgesehen davon, daß ich den Handel nur exemplarisch nannte und es noch genug andere Branchen und erst recht Unternehmen gibt, die bei der Rendite um den Nullpunkt kreisen: Wie die Entlastung nun genutzt wird, ist Sache der Unternehmen. Im Zweifel wird man die Entlastung nutzen, um die Preise zu senken. Erfahrungsgemäß führen Gewinnsteigerungen, egal woher sie kommen, dazu, daß die Gewerkschaften „endlich“ wieder höhere Gehälter fordern (können).

Meines Erachtens würde hierzu nur eine Verknappung des Marktes
durch Ausscheiden einzelner Anbieter (Entwicklung zum Monopol)
oder ein Kartell helfen (beides nicht wirklich attraktiv als
Perspektive). Ansonsten werden die Preise einfach nur weiter
fallen wenn die Kosten sinken, und die Unternehmen werden
weiter über die „hohen“ Lohnkosten und die mangelnde Rendite
stöhnen …

Und da soll ein Oligo- oder Monopol helfen? Ich weiß nicht…

Nebenbei: Aktuell schützt der Preiskampf den deutschen
Einzelhandel vor dem Eindringen von ausländischen
Konkurrenten, wie der stolze Walmart ja schmerzhaft
feststellen musste:wink:

Intermarché hats ja auch versucht. Die Frage ist, ob die mit ihrem Rückzug nicht einfach cleverer waren als die deutschen Unternehmen. Solange der handelsübliche Kunde sich einen Dreck um die Qualität schert, die er kauft, sondern praktisch nur über den Preis entscheidet, sehe ich schwarz für den deutschen Einzelhandel.

Gruß,
Christian

OT: W*lm*rt
Hallo Jürgen,

Nebenbei: Aktuell schützt der Preiskampf den deutschen
Einzelhandel vor dem Eindringen von ausländischen
Konkurrenten, wie der stolze Walmart ja schmerzhaft
feststellen musste:wink:

Aber die gibt es noch, oder haben die ihren Exit angekündigt/vollzogen?

Ciao maxet.

Hallo Christian,

vielleicht kommt diesmal mein Artikel auch tatsächlich im Forum an:wink:

Erfahrungsgemäß führen Gewinnsteigerungen,
egal woher sie kommen, dazu, daß die Gewerkschaften „endlich“
wieder höhere Gehälter fordern (können).

Oder eben das Management, das die Gewinnerhöhung als seine Großtat verkauft:wink:

Meines Erachtens würde hierzu nur eine Verknappung des Marktes
durch Ausscheiden einzelner Anbieter (Entwicklung zum Monopol)
oder ein Kartell helfen (beides nicht wirklich attraktiv als
Perspektive). Ansonsten werden die Preise einfach nur weiter
fallen wenn die Kosten sinken, und die Unternehmen werden
weiter über die „hohen“ Lohnkosten und die mangelnde Rendite
stöhnen …

Und da soll ein Oligo- oder Monopol helfen? Ich weiß nicht…

Ein Oligopol sicher nicht, denn das haben wir ja bereits, eine Monopol ohne Regulierung sicher:wink:

Nebenbei: Aktuell schützt der Preiskampf den deutschen
Einzelhandel vor dem Eindringen von ausländischen
Konkurrenten, wie der stolze Walmart ja schmerzhaft
feststellen musste:wink:

Intermarché hats ja auch versucht. Die Frage ist, ob die mit
ihrem Rückzug nicht einfach cleverer waren als die deutschen
Unternehmen. Solange der handelsübliche Kunde sich einen Dreck
um die Qualität schert, die er kauft, sondern praktisch nur
über den Preis entscheidet, sehe ich schwarz für den deutschen
Einzelhandel.

Das bestreite ich. Wir erleben im Einzelhandel einen Klassiker der Mikroökonomie: Ein Oligopol mit ruinösem Preiskampf. Warum? Weil der Markt weitgehend transparent ist (beinahe tägliche Werbung der verschiedenen Einzelhändler), die Dienstleistungen/Güter und Sortimente austauschbar sind und deswegen die Differenzierung natürlich über den Preis stattfindet. Daran sind sicher nicht die Kunden schuld, denn bei identischen Produkten ist die Qualität irgendwie nicht maßgeblich, oder?

Und an diesen Marktmechanismen ändert eine Kostenreduzierung bei allen Anbietern im gleichen Maße sicher nichts, weswegen ich den von Dir impizit in den Raum gestellten positiven Einfluss einer Lohnkostensenkung auf die Rendite im Einzelhandel so nicht stehen lassen wollte.

Grüße
Jürgen

Hallo Jürgen,

Erfahrungsgemäß führen Gewinnsteigerungen,
egal woher sie kommen, dazu, daß die Gewerkschaften „endlich“
wieder höhere Gehälter fordern (können).

Oder eben das Management, das die Gewinnerhöhung als seine
Großtat verkauft:wink:

bitte laß doch an dieser Stelle die Großunternehmen außen vor. Daürber, daß die keine wesentliche Bedeutung für die deutsche Wirtschaft als ganzes haben, sind wir uns doch einig.

Intermarché hats ja auch versucht. Die Frage ist, ob die mit
ihrem Rückzug nicht einfach cleverer waren als die deutschen
Unternehmen. Solange der handelsübliche Kunde sich einen Dreck
um die Qualität schert, die er kauft, sondern praktisch nur
über den Preis entscheidet, sehe ich schwarz für den deutschen
Einzelhandel.

Das bestreite ich. Wir erleben im Einzelhandel einen Klassiker
der Mikroökonomie: Ein Oligopol mit ruinösem Preiskampf.
Warum? Weil der Markt weitgehend transparent ist (beinahe
tägliche Werbung der verschiedenen Einzelhändler), die
Dienstleistungen/Güter und Sortimente austauschbar sind und
deswegen die Differenzierung natürlich über den Preis
stattfindet. Daran sind sicher nicht die Kunden schuld, denn
bei identischen Produkten ist die Qualität irgendwie nicht
maßgeblich, oder?

Ich weiß nicht, der deutsche Lebensmitteleinzelhandel verkauft doch nicht nur Mehl und Zucker. Schweineschnitzel und und Orangensaft mögen auf den ersten Blick identische Waren sein, sind es aber nur, wenn sie vom gleichen Tier oder vom gleichen Hersteller kommen. Zwischen ganz billig und fies und ordentlich teuer und lecker liegen mitunter 500% Preisunterschied.

Und an diesen Marktmechanismen ändert eine Kostenreduzierung
bei allen Anbietern im gleichen Maße sicher nichts, weswegen
ich den von Dir impizit in den Raum gestellten positiven
Einfluss einer Lohnkostensenkung auf die Rendite im
Einzelhandel so nicht stehen lassen wollte.

Solange der Einzelhandel auf der Preiswelle weiterschwimmt, d.h. Preise bewirbt und nicht Qualität, wird sich nicht viel ändern. Eine Reduzierung der Lohnkosten, die nun einmal den größten Block (neben Mieten und Energie) ausmachen, ist m.E. zumindest der erste Ansatz, um die Unternehmen zu entlasten. Höhere Gewinne können dazu führen, daß man eben nicht immer schaut, wo man die drei Cent herbekommen kann, die der Konkurrent die Ware billiger verkauft.

Gruß,
Christian