Entscheidungsfreiheit des Menschen

Manche Hirnforscher glauben durch Experimente bewiesen zu haben, dass wir keine Entscheidungsfreiheit besitzen, dass wir also alles zwangsläufig tun. Das führt mich zu der folgenden grundsätzlichen Frage: Wie aussagekräftig ist ein Experiment, dessen Ergebnis inkludiert, dass erstens der Experimentator dieses Experiment durchführen musste (d.h. keine andere Wahl hatte als das Experiment zu diesem Zeitpunkt und genau in dieser Weise durchzuführen) und dass zweitens das Experiment auch nur genau so ausgehen konnte, wie es ausgegangen ist?

Grüße

Gunter

Wie aussagekräftig ist ein Experiment,
dessen Ergebnis inkludiert, dass erstens der Experimentator
dieses Experiment durchführen musste (d.h. keine andere Wahl
hatte als das Experiment zu diesem Zeitpunkt und genau in
dieser Weise durchzuführen)

Die Gründe für die Durchführung des Experiments ändern doch nichts an dessen Aussagekraft.

und dass zweitens das Experiment
auch nur genau so ausgehen konnte, wie es ausgegangen ist?

Die Experimente, die nur so ausgehen konnten, wie sie ausgegangen sind, sind doch die aussagekräftigsten - oder? :wink:

Der Haken ist meiner Meinung nach ein anderer. Wie hätte überhaupt ein Experiment an einzelnen Neuronen ausgehen müssen, um die „Entscheidungsfreiheit des Menschen“ zu bestätigen? Rein zufälliges Verhalten ist ja genauso unvereinbar mit Entscheidungsfreiheit wie rein deterministisches. Ich denke, dass sich „Entscheidungsfreiheit“ auf Neuronenebene weder bestätigen noch belegen lässt, weil der Begriff auf dieser Ebene einfach nicht definiert ist.

Viele Grüße,

Ptee

Danke für die Gedanken, ist ja einfacher als ich dachte.
Das mit der Freiheit sehe ich zwar etwas anders: Da in einer rein deterministischen Welt keine Freiheit möglich ist, muss der Zufall m.E. eine wesentliche Ingredienz der Freiheit sein.
Nochmals Dank.

Grüße

Gunter

Hallo, Gunter,
dass es keine „absolute“ Freiheit geben kann, dürfte klar werden, wenn wir uns überlegen, dass jede Entscheidung, die wir treffen, auf der Grundlage vorheriger Erfahrungen getroffen wird und Einschränkungen durch unser Umfeld, sozialen Zwängen, physischen Gegebenheiten unterliegt. Insofern haben wir für unsere Entscheidungen nur eine graduelle Freiheit.

Ein Computerspezialist wird bei Betrachtung der Rechnerarchitektur auch zu dem Schluss kommen, dass diese „Denkmaschine“ nur innerhalb bestimmter Regeln arbeiten kann. Wie aber eine intelligente Software diese Architektur und deren Freiheitsgrade nutzt wird daraus nicht hervorgehen. Innerhalb der durch die Hardware festgelegten Determinationen kann aber durchaus von gewissen Freiheitsgraden gesprochen werden.

Auch ohne diese Analogie allzu weit zu strapazieren, sehe ich dennoch, dass der Neurologen bei der Betrachtung der „Hardware“ zu ähnlichen Schlüssen ziehen muss wie der Hardwarespezialist.

Gruß
Eckard

Hi Gunter,

wir hatten vor kurzem die Diskussion darüber auch im Forum Religion &
Ethik.

Je mehr ich meine täglichen „Entscheidungen“ hinterfrage, desto
weniger Situationen fallen mir ein, die noch mit einem „freien
Willen“ (gewissermaßen aus dem Nichts) zu erklären wären.

Nehmen wir z.B. die Tatsache, dass ich jetzt hier auf diese Frage
antworte. Welche Gründe könnten mich beeinflusst haben das zu tun:

  • Die Tatsache, dass ich gerade in diesem Forum angemeldet bin und
    Deine Frage gelesen habe.
  • Meine naturwissenschaftliche Ausbildung
  • Meine genetische Disposition und die Erziehung meiner Eltern, die
    mein Interesse für philosophisch-naturwissenschaftliche Fragen
    geweckt haben
  • Die Tatsache, dass ich gerade 10 Minuten Zeit habe, um zu
    antworten, bevor ich weiterarbeiten muss
  • Die Tatsache, dass ich über dieses Thema wissenschaftliche Artikel
    gelesen und mir seitdem Gedanken darüber gemacht habe
    etc. etc.

Das Grundproblem ist, dass so etwas wie ein freier Wille gar nicht so
leicht zu definieren ist, denn letztlich ist unser Handeln nur das
Ergebnis verschiedener Motivationen, die wiederum aus inneren und
äußeren physiko-chemischen Zuständen heraus resultieren.

Ja, vielleicht sollte/kann man noch eine Stufe weiter gehen und
argumentieren, dass für jede Quantenentscheidung, so wie sie in der
Viele-Welten-Theorie der Quantenmechanik beschrieben ist, ein eigenes
Universum entsteht. In diesem Fall ist jede „Entscheidung“ von uns
sowieso vorherbestimmt, weil das Universum aus dem heraus wir sie
(rückwirkend) betrachten, nur aufgrund eben dieser Entscheidung nur
so existieren kann. Dass ließe selbst dem Zufall keinen Raum mehr…

Gruß

Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich arbeite gerade an einem Buch zum Thema Freiheit. Eine Welt ist übrigens nicht deterministisch, wenn sie nur rückwirkend diese Eigenschaft hat, sondern auch die Zukunft exakt feststeht. Bezüglich der Multiversentheorie hier ein Absatz aus meinem Manuskript:

„Es gibt noch einen anderen Versuch, die Ergebnisse der Quantenmechanik auf eine deterministische Weise zu interpretieren, und zwar die Multiversen-Theorie. Sie besagt, dass alle möglichen Verläufe von Geschehnissen nebeneinander in parallel existierenden Universen ablaufen, und zwar in jedem dieser Universen voll deterministisch. Diese unendliche Zahl von Universen könnte man sich in einer oder mehreren höheren (also transzendenten) Dimensionen, parallel angeordnet denken. Für die Stellung des Menschen in einer solchen Welt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder jeder Mensch bleibt sein ganzes Leben lang fest in der ihm zugeordneten Welt, ohne die Möglichkeit in eine andere zu wechseln. Dann würde jeder einzelne Mensch doch wieder in einer mechanistisch-deterministischen Welt leben, was aber unseren quantenmechanischen Erfahrungen widerspricht. Oder wir erlauben dem Menschen Kraft seiner Freiheit in Entscheidungssituationen von einer Welt in die andere zu wechseln. Das kann man sich durchaus so vorstellen, man hat aber dann das Problem zu erklären, was denn diese Freiheit ist, womit wir wieder am Anfang der Fragestellung wären. Außerdem wäre dabei zwar die Summe aller Teilwelten ohne den Menschen ein deterministisches Gebilde, die Wanderbewegungen der Menschen durch diese Welten wären aber wieder unberechenbar. Und da die Menschen auch Teil der Welt sind, wäre dann die Welt insgesamt doch wieder indeterministisch. Die Theorie hilft uns also keinen Deut weiter.“

Grüße

Gunter

Für die Stellung des Menschen in einer solchen Welt
gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder jeder Mensch bleibt sein
ganzes Leben lang fest in der ihm zugeordneten Welt, ohne die
Möglichkeit in eine andere zu wechseln.

So ist die Multiversen-Theorie meines Erachtens nicht zu verstehen.
Es gibt vielmehr viele parallele Universen, und in vielen davon lebt
ein Alter Ego von uns, je nachdem welche Entscheidung „getroffen“
wurde und umso wahrscheinlicher ein bestimmter Ausgang ist, umso mehr
Universen existieren, in denen diese Entscheidung gefallen ist.

Beispiel (stark vereinfacht):
Ich entscheide mich (ob das eine freie Entscheidung war, sei mal
dahin gestellt) um 12 Uhr oder um 13 Uhr aus dem Haus zu gehen. Ergo
entstehen mindestens zwei Universen, eines in dem ich um 12 Uhr eines
in dem ich um 13 Uhr mein Haus verlassen habe.

In dem Universum in dem ich um 12 Uhr mein Haus verließ, treffe ich
auf meine Traumfrau und verliebe mich. Nun entstehen wieder
mindestens zwei Universen: in einem habe ich mich verliebt, im
anderen nicht…usw.

(Natürlich „hinkt“ dieses Beispiel, weil es makroskopische Ereignisse
beschreibt, die Quantenenscheidungen aber auf subatomarer Ebene schon
wirken, d.h. jedem Aktionspotential in irgendeinem Neuron in unserem
Kopf sind schon zahlreiche „Quantenentscheidungen“ vorangegangen und
somit existieren schon zahlreiche Universen mit minimalen
Abweichungen).

Oder wir
erlauben dem Menschen Kraft seiner Freiheit in
Entscheidungssituationen von einer Welt in die andere zu
wechseln.

Was ich bei Deiner Argumentation hier nicht verstehe ist, warum Du
dem Menschen eine Sonderstellung zugestehst. Wie müsste man sich eine
„Freiheit in Entscheidungssituationen“ genau vorstellen. Ich meine
jetzt auf Ebene der Ideen-Entstehung im Gehirn. Nehmen wir doch
einmal an, dass am Anfang ein Neuron zu feuern anfinge und damit
bestimmte Gehirnareale aktiviert würden, die letztendlich zu einer
Entscheidung führten.
Da stellt sich doch die Frage:
Kann ein Neuron gewissermaßen „von selbst“ feuern oder gingen da
nicht schon Prozesse voran, wie z.B. ein „spontaner“ Ionenstrom der
zum Auslösen der Aktionspotentials führte?
Und wenn es solch einen „spontanen“ Ioneneinstrom gab, hing der nicht
wieder von festgelegten Größen wie:

  • Beschaffenheit der Plasmamembran
  • Chemischer Gradient der Ionen
    etc.

Diese Größen sind nun wiederum messbar und man wird feststellen, dass
das Neuron unter den besagten physiko-chemischen Bedingungen nur
feuern konnte.

Geht man noch weiter ins Detail, eben nämlich auf subatomare
Quantenebene wird man dann dazu übergehen müssen bestimmten
Ereignissverläufen Wahrscheinlichkeiten zuzuweisen, deren Gesamtsumme
(also über alle Universen hinweg summiert) die Wahrscheinlichkeit von
1 aufweist.

Worauf ich hinaus will:
Wo ist der Unterschied zwischen einer menschlichen Entscheidung und
irgendeinem anderen physikalischen Prozess in unserem Universum?

Ist unser Universum nicht schon durch seine physikalischen Konstanten
festgelegt und daher wir als Lebewesen darin ebenfalls?

Wie müsste man
sich eine
„Freiheit in Entscheidungssituationen“ genau vorstellen. Ich
meine
jetzt auf Ebene der Ideen-Entstehung im Gehirn. Nehmen wir
doch
einmal an, dass am Anfang ein Neuron zu feuern anfinge und
damit
bestimmte Gehirnareale aktiviert würden, die letztendlich zu
einer
Entscheidung führten.
Da stellt sich doch die Frage:
Kann ein Neuron gewissermaßen „von selbst“ feuern oder gingen
da
nicht schon Prozesse voran, wie z.B. ein „spontaner“
Ionenstrom der
zum Auslösen der Aktionspotentials führte?
Und wenn es solch einen „spontanen“ Ioneneinstrom gab, hing
der nicht
wieder von festgelegten Größen wie:

  • Beschaffenheit der Plasmamembran
  • Chemischer Gradient der Ionen
    etc.

Diese Größen sind nun wiederum messbar und man wird
feststellen, dass
das Neuron unter den besagten physiko-chemischen Bedingungen
nur
feuern konnte.

Geht man noch weiter ins Detail, eben nämlich auf subatomare
Quantenebene wird man dann dazu übergehen müssen bestimmten
Ereignissverläufen Wahrscheinlichkeiten zuzuweisen, deren
Gesamtsumme
(also über alle Universen hinweg summiert) die
Wahrscheinlichkeit von
1 aufweist.

Worauf ich hinaus will:
Wo ist der Unterschied zwischen einer menschlichen
Entscheidung und
irgendeinem anderen physikalischen Prozess in unserem
Universum?

Ja genau darum geht es.
Man müsste die menschliche Entscheidungsfreiheit über Neuronenaktivitäten bis hinunter zu einem einzelnen Quantenprozess delegieren - was meiner Meinung nach nicht funktioniert. Der menschliche Entscheidungsprozess entsteht ja erst durch das Zusammenwirken mehrerer Hirnareale. Es ist also ein Phänomen, was nur für komplette Menschen sinnvoll definiert ist.

Ja genau darum geht es.
Man müsste die menschliche Entscheidungsfreiheit über
Neuronenaktivitäten bis hinunter zu einem einzelnen
Quantenprozess delegieren - was meiner Meinung nach nicht
funktioniert. Der menschliche Entscheidungsprozess entsteht ja
erst durch das Zusammenwirken mehrerer Hirnareale. Es ist also
ein Phänomen, was nur für komplette Menschen sinnvoll
definiert ist.

OK. Aber nur weil ein System komplex* ist, muss es ja nicht „frei“
sein bzw. im Umkehrschluss eine „Entscheidung“, die z.B. ein
einfaches Gehirn (z.B. C.elegans) oder einfaches neuronales Netz
fällt, unterscheidet sich doch in ihrer „Freiheit“ nicht
grundsätzlich von einer menschlichen „Entscheidung“, oder?
(*Zumindest wenn man annimmt, dass das Gehirn von einer endlichen
Komplexität ist.)

Sind dann nicht die bestehenden neuronalen Netze schon ein Beweis,
dass es so etwas wie einen „freien“ Willen nicht gibt, sondern nur
die Komplexität des Vorganges uns eine Freiheit vorgaukelt, weil wir
nicht alle Parameter kennen?

Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich arbeite gerade an
einem Buch zum Thema Freiheit. :Gunter

Hallo Günter,
ich hoffe, du stellst Dein Buch hier zur Diskussion vor, wenn es fertig ist.

Die Schwierigkeit zu erklären, was man denn nun mit Freiheit meint oder mit Determiniertheit, wurde hier im Forum vor längerer Zeit mal anhand der Argumente von Hume diskutiert;
http://www.philosophenlexikon.de/hume.htm
http://www.textlog.de/hume_untersuchung_1.html
leider nicht sehr ergibig.
Wenn ich dazu komme, werde ich in den nächsten Tagen versuchen, kurz die Herleitung menschlicher Willensfreiheit bei Gerold Prauss zusammenzufassen, - in seinem letzten Band: Die Grenzen einer Absicht.
https://www.metzlerverlag.de/index.php?mod=fachgebie…

ganz herzlich
Friedhelm Schulz

Hallo Eckard,
Deine Argumente sind zwar logisch, aber dennoch nicht haltbar. Natürlich kann ich nicht meine drei Arme bewegen, wie ich will, wenn ich nur zwei habe. Mir deswegen Entscheidungsfreiheit abzusprechen, finde ich absurd.

ganz herzlich
Friedhelm

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Eine Sache ist mir gestern noch durch den Kopf gegangen.

Müssen wir überhaupt Quantenprozesse verstehen um Aussagen über
makroskopische Ereignisse zu treffen?

In der Chemie z.B. läuft eine Reaktion bei den beschriebenen
Bedingungen immer gleich ab, obwohl die Quantenzustände der einzelnen
Inhaltstoffe sich sicherlich von Versuch zu Versuch unterschieden.

Übertragen auf unser Gehirn reicht es also höchstwahrscheinlich
vollkommen aus, das System anhand seiner relevanten biochemischen und
physikalischen Zustände zu beschreiben um eine vollkommene
Determinanz der Willensfindung zu beweisen (oder zu widerlegen).

Noch ist eine vollkommene Beschreibung des Gehirns unmöglich, weil
uns die wissenschaftlichen Mittel fehlen. Aber rein theoretisch
betrachtet: Wäre das nicht der ultimative Beweis für oder gegen einen
freien Willen, wenn man nur anhand seiner Zustandsgrößen vorhersagen
könnte, welche Entscheidung ein Proband trifft?

Eine Sache ist mir gestern noch durch den Kopf gegangen.

Müssen wir überhaupt Quantenprozesse verstehen um Aussagen
über
makroskopische Ereignisse zu treffen?

In der Chemie z.B. läuft eine Reaktion bei den beschriebenen
Bedingungen immer gleich ab, obwohl die Quantenzustände der
einzelnen
Inhaltstoffe sich sicherlich von Versuch zu Versuch
unterschieden.

Ich gehe davon aus, dass die Denkprozesse, die zur Entscheidungsfindung führen, auch unabhängig von den mikroskopischen Details beschrieben werden können. Zumindest ist es ja denkbar, das Gehirn eines bestimmten Menschen auf einem Computer zu emulieren und das Programm würde dann auf ähnliche Art und Weise Entscheidungen treffen.

Übertragen auf unser Gehirn reicht es also
höchstwahrscheinlich
vollkommen aus, das System anhand seiner relevanten
biochemischen und
physikalischen Zustände zu beschreiben um eine vollkommene
Determinanz der Willensfindung zu beweisen (oder zu
widerlegen).

Noch ist eine vollkommene Beschreibung des Gehirns unmöglich,
weil
uns die wissenschaftlichen Mittel fehlen. Aber rein
theoretisch
betrachtet: Wäre das nicht der ultimative Beweis für oder
gegen einen
freien Willen, wenn man nur anhand seiner Zustandsgrößen
vorhersagen
könnte, welche Entscheidung ein Proband trifft?

Das ist die Frage. Ist es ein ultimativer Beweis für oder gegen einen freien Willen, wenn man anhand der Zustandsgrößen die Entscheidung des Probanden vorhersagen kann?
Mein Standpunkt ist: weder noch. Der Gegenspieler zur Entscheidungsfreiheit ist nicht „Determinismus“, sondern „Zwang“. Und auf der Beschreibungsebene der Zustandsgrößen gibt es weder Zwang noch Freiheit, sondern lediglich Regeln (Naturgesetze), Erwartungswerte usw.

Ich meine, meine freiheitliche Willensentscheidung, jetzt mit dem Finger zu schnipsen, bleibt auch dann eine freie Willensentscheidung, wenn irgendjemand durch die vollständige Emulation meines Gehirns oder vielleicht auch, weil er mich einfach gut kennt, das Schnipsen vorhersagen kann.

Das ist die Frage. Ist es ein ultimativer Beweis für oder
gegen einen freien Willen, wenn man anhand der Zustandsgrößen
die Entscheidung des Probanden vorhersagen kann?
Mein Standpunkt ist: weder noch. Der Gegenspieler zur
Entscheidungsfreiheit ist nicht „Determinismus“, sondern
„Zwang“. Und auf der Beschreibungsebene der Zustandsgrößen
gibt es weder Zwang noch Freiheit, sondern lediglich Regeln
(Naturgesetze), Erwartungswerte usw.

Ich denke schon, weil eine freiheitliche Entscheidung sich nicht mit dem Gedanken verträgt, dass sie die einfache Folge vorangegangener Zustände sein darf (das ist ja gerade die Definition von Determinismus). Sobald ich aber ein System so genau beschreiben kann, dass seine „Ausgabe“ feststeht, ist es kein freies System mehr.

Oder um bei Deinem Beispiel zu bleiben, Du konntest in der entsprechenden Situation gar nicht anders als mit dem Finger zu schnippen. Genausowenig, wie eine chemische Reaktion sich „entscheiden“ kann abzulaufen…

Wo ist da noch Deine freie Entscheidung?

Ich denke schon, weil eine freiheitliche Entscheidung sich
nicht mit dem Gedanken verträgt, dass sie die einfache Folge
vorangegangener Zustände sein darf (das ist ja gerade die
Definition von Determinismus).

Sie tut es eben doch. Das ist das, was ich sagen will.

Sobald ich aber ein System so
genau beschreiben kann, dass seine „Ausgabe“ feststeht, ist es
kein freies System mehr.

Oder um bei Deinem Beispiel zu bleiben, Du konntest in der
entsprechenden Situation gar nicht anders als mit dem Finger
zu schnippen. Genausowenig, wie eine chemische Reaktion sich
„entscheiden“ kann abzulaufen…

Wo ist da noch Deine freie Entscheidung?

Egal, was die Neuronen auch tun - sich deterministisch oder nicht-deterministisch (also zufällig) verhalten - sie haben keine Chance „frei zu entscheiden“. Man hat also von vornherein keine Chance, Entscheidungsfreiheit durch Betrachtung des Neuronenverhaltens zu begründen oder zu widerlegen. (Oder wie müssten sich Deiner Meinung nach die Neuronen verhalten, um Entscheidungsfreiheit zu belegen? Ich persönlich fälle meine freien Entscheidungen auch aufgrund reiflicher Überlegungen - das Resultat ist also definitiv nicht rein zufällig!)

Man könnte das Problem auch lösen, indem man eine versteckte unteilbare Entscheidungsinstanz (z.B. die unteilbare Seele) postuliert. Sobald man teilt, geht auch die „Entscheidungsfreiheit“ als sinnvoll definierter Begriff verloren.

Also:
„deterministisch/zufällig“ und „frei/unfrei“ sind - entgegen der ersten Intuition - zwei ganz verschiedene Paar Schuhe, Äpfel und Birnen.

Hi Gunter

Ich frage mich, ob es überhaupt eine Rolle spielt, wie es wirklich ist. Ist es nicht die Hauptsache, was wir glauben? Nehmen wir mal an, wir könnten beweisen, dass wir wirklich keine Entscheidungsfreiheit haben und dass wir nur Marionetten sind, würde uns das denn helfen? Menschen wollen immer die Wahrheit kennenlernen, aber meistens ist die Wahrheit nicht gut für sie, so wie es schon der Philosoph Laotse im „Tao Te King“ geschrieben hat. Wenn wir jedoch aus voller Überzeugung handeln und einsehen, dass wir diesen Punkt einfach nicht hinterfragen können, weil wir nunmal nur eine kleine Seite des Zankapfels Leben sehen können, dann reicht das für unser kleines Leben völlig aus.

Liebe Grüße
Fury

Wenn das, was diese „Hirnforscher“ so überaus glorreich rausgefunden haben, nämlich, dass es im Hirn sowas wie Zeitverzögerung gibt, wer hätte das gedacht, bevor ich was will, hab ich das schon vorher gewollt. Na und? Eure These der Vorherbestimmung allens ist so absurd, dass sie schon wiederum Kunstwerk- oder Kultcharakter hat. Glückwunsch! Ihr werdet wahrgenommen! Das und nur das ist doch, was Ihr wolltet, oder?

Nein, das reicht nicht aus. wir haben entscheidungsfreiheit. wissen ist wichtiger als glauben, auch wenn wir nichts wisen, denn glauben dürfen wir guten gewissens noch weniger. die welt ist schön. wer die welt als eine sündenpfuhl hinstellt, ist ein nekrophiles arschloch. religion ist blöd, das leben und die welt ist wunderbar. alles ist gut, ausser diesen verbiesterten religiösen miesmachern.

Hallo Helmut

Nein, das reicht nicht aus. wir haben entscheidungsfreiheit.

Ansichtssache. Ich hoffe natürlich auch, dass wir welche haben, aber im Grunde spielt es keine Rolle.

wissen ist wichtiger als glauben,

Dem stimme ich nicht zu. Wissen mag vielleicht nützlicher sein, aber nicht wichtiger. Glauben bedeutet Vertrauen, Stärke und Charakter und das macht einen Menschen aus.

auch wenn wir nichts wisen,

Widersprichst du dir da nicht selbst? Wissen ist wichtiger als glauben, sagst du, und wenn es so wäre: Wenn wir nichts wissen, ist dieser Spruch wohl kaum auf unseren Verstand anzuwenden. Wenn wir nichts wissen, ist doch der Glaube das Einzige, das wir haben.

denn glauben dürfen wir guten gewissens noch weniger.

Vielleicht verstehe ich dich falsch, aber ich finde nicht, dass wir nicht guten Gewissens glauben dürfen. Wieso sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Mein Glauben ist meine Sache, meine Überzeugung, auf die ich stolz sein kann, solange ich niemand anderen beeinträchtige.

die welt
ist schön.

Leicht zu sagen, wenn man ein Dach über dem Kopf hat und sich keine Sorgen darüber machen muss, ob man am nächsten Tag noch leben wird, oder vielleicht schon verhungert oder ausgeraubt sein wird!

Ich behaupte nicht, dass die Welt nicht schön ist, allerdings gibt es Menschen, die sie zurecht mit skeptischeren Augen betrachten dürfen.

wer die welt als eine sündenpfuhl hinstellt, ist
ein nekrophiles arschloch.

Unterlass sowas bitte das nächste Mal!

religion ist blöd, das leben und
die welt ist wunderbar.

Diese einseitige Aussage ist einfach daneben. Denk mal drüber nach!

Niemand wird dich zwingen, religiös zu werden, aber du (siehe auch wieder unten) beleidigst pausenlos religiöse Personen.
Das Leben und die Welt mag für dich wunderbar sein (und wir können uns auch für alle Menschen freuen, die das genauso sehen können), aber wenn man jeden Abend um den morgigen Tag fürchten musst, schleicht sich manchmal auch einfach der Gedanke ein, dass das Leben eine Strafe und nicht ein Geschenk ist. Ob du das wirklich beurteilen kannst?

Für manche Menschen kann Religion auch der letzte Hoffnungsfaden sein. Oder etwas, das einem Kraft gibt. Was sollen diese negativen Verallgemeinerungen?

alles ist gut,

Natürlich, alles auf der Welt ist gut. Abgesehen von dem Terrorismus, der Armut in der dritten Welt und zum Teil auch hier, der Arbeitslosigkeit, dem Rassismus, der Obdachlosigkeit, der Intoleranz gegenüber anderen Völkern … *kopfschüttel*

ausser diesen
verbiesterten religiösen miesmachern.

Stört es dich, dass sie so glauben, wie sie es möchten, sich selbst die Welt „miesmachen“ ?

Noch dazu sind solche Menschen eher selten (und was weißt du denn von ihnen, dass du so von ihnen reden kannst? Hast du Ahnung, was sie erlebt haben?), und deswegen die ganzen Religionen zu verachten und für „blöd“ zu erklären, halte ich nicht für richtig, nein, ich halte es für absolut falsch.

Wenn du andere kritisierst und beleidigst, überleg mal, ob du dann wirklich besser bist als die „Opfer“. Wenn du nicht besser bist, so lass sie in Frieden und hoffe, dass sie das Gleiche bei dir machen werden.

Schönen Gruß
Fury