Hallo,
ich habe momentan eine Affinität, Sprachen zu lernen und überlege, welche die nächste sein soll. Eine kurze Einführung in meinen Geschmack, um die Frage besser beantworten zu können: Ich bin Deutscher und beherrsche (im Gegensatz zu den meisten Deutschen) sehr gut Deutsch und Englisch, des Weiteren habe ich mich in der Schule erfolgreich bis zum Ende durch Latein gequält. Momentan studiere ich in Spanien Soziologie, aber bin hauptsächlich dort, um Spanisch zu lernen. Die Sprache gefällt mir sehr gut, weil sie mir sehr rein vorkommt (das liegt wahrscheinlich an ihrer Nähe zum klassischen Latein, die ja in einigen Punkten doch stärker ist als zwischen Latein und Italienisch), eine Weltsprache ist und ich die offene und lockere Mentalität mag. Außerdem sind mir die simple Orthografie und die einheitliche Aussprache sympathisch.
Chinesisch z.B. ist zwar angepriesen als zukünftige Weltsprache Nr. 1, jedoch sehr schwierig zu lernen, da das Vokabular extrem anders ist als in den indogermansichen Sprachen. Habe zwar gelesen, dass das Sprechen gar nicht soo schwierig ist, die Schrift ist allerdings eine Lebensaufgabe für sich. Obwohl ich generell auch an sehr verschiedenen Sprachen interessiert bin, habe ich doch beschlossen, eine weitere germanische oder romanische Sprache zu lernen, da ich momentan merke, dass es mir an Aufwand reicht. Zwar erreicht man sehr viele Menschen mit Mandarin, aber das auch fast nur in China. In Punkto Erreichbarkeit sind also Englisch und Spanisch aus meiner Sicht deutlich im Vorteil (länder- und kulturübergreifende Erreichbarkeit).
Die übrigen Kandidaten sind jetzt:
- Italienisch
- Französisch
- Niederländisch
(- Russisch)
(- Portugiesisch)
Meine Hauptkriterien sind große Erreichbarkeit (im oben genannten Sinne), Einfachheit des Lernens für mich und kulturelles Interesse. Eins vorweg: Wenn ich Mentalitäten beschreibe, dann soll das lediglich ein grobes, subjektives Muster aus Eindrücken und Erfahrungen anderer abgeben, was natürlich NICHT heißt, dass alle so sind. Also bitte keine Unterstellungen der Fremdenfeindlichkeit, Voreingenommenheit oder Sonstiges.
- Italienisch:
Dadurch, dass ich bereits Latein gelernt habe und momentan (vor Ort) Spanisch lerne, ist Italienisch wohl so ziemlich die leichteste Sprache, die ich lernen könnte. Die Aussprache ist simpel und die Betonung der Vokale gefällt mir, das Vokabular ist zu 90% wie im Lateinischen. Italien erscheint mir relativ interessant und hat ein angenehmes Klima. Die Sprache ist allerdings außerhalb des Landes kaum zu gebrauchen. Außerdem könnte es leicht passieren, dass ich alles mit meinem frisch erlernten Spanisch durcheinander werfe.
- Französisch:
Weltsprache, jedoch seit Jahrzehnten auf dem absteigenden Ast. Allgemein als schwierig geltende Aussprache, die ich jedoch scheinbar auf Anhieb problemlos beherrsche. Viele Leute haben es in Deutschland in der Schule gelernt, die einen mögen es und verbinden es erfolgreich mit der französischen Kultur. Die anderen hassen es aufrgrund der Schwierigkeiten mit Aussprache, Vokabular und vor allem vielen Unregelmäßigkeiten. Ist das wirklich so schlimm? Da ich schon öfter gehört und gelesen habe, dass das Interesse an der zur Sprache gehörigen Kultur beim Lernen besonders wichtig ist, zögere ich mit Französisch. Einerseits ist mir die französische Mentalität sympathisch: Allgemein nicht so aufdringlich und aufgeblasen wie Englische und Amerikanische, facettenreich und alternativ in vielerlei Hinsicht. Andererseits stolz und traditionsanhänglich, abgehoben und arrogant. Am meisten stößt mich die Einstellung zur Sprache ab: Ich war schon öfter in Frankreich und die Franzosen sprechen wirklich verdammt schlecht Englisch und andere Sprachen sowieso nicht. Sie scheinen auch im Allgemeinen kein großes Interesse daran zu haben. Trotzdem ist die Akzeptanz für Ausländer mit schlechtem Französisch geringer als in anderen Ländern. Der Prestigefaktor der Sprache wirkt eher abschreckend auf mich als anziehend. Andererseits überlege ich, auf einen Job in EU hinzusteuern, wofür Französisch wohl verdammt wichtig wäre…
- Niederländisch
Unwichtig, da 80% der Holländer Englisch sprechen. Die Sprache klingt aus deutscher Sicht teilweise niedlich und ist sehr leicht zu erlernen. Sie ist mir sympatisch, sowie auch die holländische Kultur (auch wenn sie nichts Besonderes ist). Hinzu kommt, dass ich bereits in Kapstadt war, wo ja Afrikaans gesprochen wird, das zu 90% dem Niederländischen gleicht, aber eine einfache Variante ohne die ganzen Konjugationen ist. Ich werde wieder dort hinfahren und dann wäre es natürlich noch besser, um mit den Einheimischen eine schöne Zeit zu verbringen, wenn ich die Sprache verstehen würde und mich gegebenenfalls auf Niederlänisch mit ihnen unterhalten könnte. Ich weiß, dort verstehen sowieso alle Englisch. Aber für viele ist Afrikaans eben Muttersprache und sie sprechen das untereinander dann auch oft. Ist es den Aufwand wert bzw. ist es überhaupt echter Aufwand? Ist es von Vorteil, in Jobs der EU niederländisch zu sprechen oder so gut wie egal?
Zu den beiden letzten, Russisch und Portugiesisch, lasse ich jetzt erstmal die Ausführungen weg, da der Text ja schon lang genug ist. Sie stehen sowieso für mich nicht ganz oben momentan: Russisch zu aufwendig, Portugiesisch zu gefährlich für mein frisches Spanisch (->:stuck_out_tongue_winking_eye:ortunyol)
Ich freue mich über jegliche Kommentare eurerseits zu meinen Ausführungen. Helft mir bei meiner Entscheidung, berichtet von euren Erfahrungen, macht euch von mir aus auch über meine (Fehl-)Einschätzungen her oder bestätigt mich!