Entschuldigung

Hi!

Ich möchte alle Deutsch-Kenner fragen, ob ein Satz

„Ich entschuldige mich“

inhaltlich richtig ist.

Müsste es nicht heißen „ich bitte um Entschuldigung“, da doch das Vergeben Sache desjenigen ist, dem ein Nachteil entstanden ist. Erst wenn dieser die Entschuldigung bestätigt, dann ist der Ausgleich wieder hergestellt.

Irre ich mich in dieser Auffassung oder wird „ich entschuldige mich“ einfach falsch (und inflationär) gebraucht?

Grüße
Heinrich

Hallo,

Obs richtig ist oder nicht, kann ich nicht sagen bzw. nicht belegen, aber Gedanken habe ich mir darüber auch schonmal gemacht…ich gehe auch davon aus, dass „Ich entschuldige mich“ im Prinzip nicht machbar ist und vermeide diesen Ausdruck deshalb…
Irgendwann hat jemand im Radio etwas gesagt, das auch in die Richtung ging. Aber genau weiß ichs nicht, und hoffe auch auf eine Antwort von einem echten Deutschexperten

Grüße
Idhre

Hallo, Heinrich,

ob ein Satz
„Ich entschuldige mich“
inhaltlich richtig ist.

Müsste es nicht heißen „ich bitte um Entschuldigung“,
Irre ich mich in dieser Auffassung oder wird „ich entschuldige
mich“ einfach falsch (und inflationär) gebraucht?

die Gesellschaft für deutsche Sprache sieht das wie du:

  • …Folgende Aussage: „Michael Abram hat sich entschuldigt. Dafür, dass er 1999 George Harrison niederstach, und dafür, dass er krank war.“ Bei solchen Sätzen stellt sich mir immer wieder die Frage: Kann sich ein Übeltäter überhaupt selbst entschuldigen? Das wäre doch zu einfach. Er entschuldigt sich eben – und ist dann frei von Schuld, bevor sein Opfer auch nur einen Ton dazu gesagt hat.
    Richtig ist doch: Ich bitte jemanden, dem ich etwas angetan habe, um Entschuldigung. Und dann nimmt dieser die Entschuldigung an, d. h., er entschuldigt mich, nimmt mir die Schuld weg. Oder er tut es eben nicht, wenn die Schuld zu schwer ist, als dass sie einfach mit einer Bemerkung getilgt werden kann…
    - [GfdS]…Entschuldigen kann man (folgt man der zugrunde liegenden Sachlogik) nicht sich selbst, sondern allenfalls jemanden, der einen um Entschuldigung bittet. Das geht aber im alltäglichen Sprachgebrauch in der Regel unter.
    Die Wendung „sich entschuldigen“ ist alt; schon im 15. Jahrhundert bei Niclas von Wyle und im 16. Jahrhundert bei Johann Geiler von Keisersberg ist sie belegt. Man sieht hier wieder einmal, dass die Sprache nicht immer der Logik folgt. Wer „sich entschuldigt“, vergibt sich nicht selbst seine Schuld, sondern bittet um Entschuldigung. In diesem Sinne ist „sich entschuldigen“ völlig üblich und auch verständlich, und zwar, wie gesagt, schon seit über fünf Jahrhunderten.
    Dennoch stimmen wir Ihnen zu: Wer Sprachgefühl hat, bemerkt die verkürzte Formulierung, und wer Wert darauf legt, Ausdruck und Inhalt in Übereinstimmung zu bringen, bedient sich der Wendung "um Entschuldigung bitten…

    http://www.gfds.de/beratung_archiv.html

Gruß
Kreszenz

na, dann…
Hallo,

eigentlich verdient der Spruch
„Ich entschuldige mich“
die Antwort
„Na, dann fangen Sie mal an…“

Gruß
J.

Hallo, Heinrich und Kreszenz,

ich höre in der Wendung „sich entschuldigen“ eine Sühneakt als Hintergrund.

Ich bekenne meine Schuld und leiste eine wie auch immer geartete Buße, eine Sühne, nehme eine Strafe auf mich, leiste eine Wiedergutmachung, oder so und dadurch entferne ich die Schuld von mir.

Ähnlich: jemanden oder auch sich entschulden, indem man seine Schulden bezahlt.

Gruß Fritz

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Hi Heinrich,

das ist eine gedankenlose Floskel, die durch häufigen Gebrauch nicht sinnvoller wird. Wenn ich Entschulden durch Entlasten ersetze, was dem Gehalt kaum etwas nimmmt, dann wird’s gleich klarer: Entlasten kann nur der Andere. Zumindest im moralischen Sinne; in der Wirtschaft verkehren sich die Akteure, je weiter oben das Versagen angesiedelt ist.

Gruß Ralf

Müsste es nicht heißen „ich bitte um Entschuldigung“, da doch
das Vergeben Sache desjenigen ist, dem ein Nachteil entstanden
ist.

Seltsam finde ich es auch, wenn in Amerika jemand aufgefordert wird, sich öffentlich zu entschuldigen, z. B. Bill Clinton für seine Eskapaden mit Monica.

Wer soll ihm verzeihen ? Seine Frau ? Okay. Meinetwegen auch Monica. Aber wer in der Öffentlichkeit ? Die Hausfrau vor dem Fernseher ? Wieso ist die geschädigt ? Was passiert, wenn sie die Schuld von ihm nimmt ?

Ich entschuldige mich hiermit bei allen chinesischen Landwirten und deren Ehefrauen sowie bei allen chinesischen Landwirtinnen und deren Ehemännern für meine Unwissenheit.
mfg
Klaus

off topic
.

Seltsam finde ich es auch, wenn in Amerika jemand aufgefordert
wird, sich öffentlich zu entschuldigen, z. B. Bill Clinton für
seine Eskapaden mit Monica.

Wer soll ihm verzeihen ? Seine Frau ? Okay. Meinetwegen auch
Monica. Aber wer in der Öffentlichkeit ? Die Hausfrau vor dem
Fernseher ? Wieso ist die geschädigt ? Was passiert, wenn sie
die Schuld von ihm nimmt ?

Er hat das Amt des Präsidenten und damit den Staat durch
seine Aktion in Verruf gebracht.
Jedenfalls sehen die Amerikaner das so.

Grüße
Elke

[ot] Amtsbeschädigung

Er hat das Amt des Präsidenten und damit den Staat durch
seine Aktion in Verruf gebracht.
Jedenfalls sehen die Amerikaner das so.

Hohoho!

Und das ist der Grund, dass er sich - um beim genannten Beispiel zu bleiben - bei der vorm TV hockenden amerikanischen Hausfrau entschuldigen muss?

Vielleicht kannst du aber mal definieren, was du in diesem Zusammenhang genau unter „Staat“ verstehtst.

Zum Amt: Der Vorwurf der „Amtsbeschädigung“ kommt im Fall einer wie auch immer gearteten Affäre regelmäßig vom politischen Gegner; der Bürger auf der Straße plappert das bestenfalls nach, wenn ihm ein Mikrofon unter die Nase gehalten wird.

Sicher, wenn sich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika im ovalen Büro einen blasen lässt, die freudig interessierte Öffentlichkeit anschließend belügt, sich dabei erwischen lässt und schließlich noch darüber schwadroniert, dass Oralsex was ganz was andreas ist als Sex mit Hillary, dann kann man natürlich darüber streiten, ob er als Amts_inhaber_ noch geeignet ist. Wer daraus aber eine „Beschädigung des Amtes“ ableitet, also die auf weißes Papier gedruckte Stellenbeschreibung - der weint auch, wenn man ihm das Lieblingsspielzeug wegnimmt.

Wenn sich Ämter wirklich beschädigen ließen, dann dürften wir die meisten gar nicht mehr mit Menschen besetzen.

Gruß,
Andreas

1 „Gefällt mir“

Hallo, Klaus,

Seltsam finde ich es auch, wenn in Amerika jemand aufgefordert
wird, sich öffentlich zu entschuldigen, z. B. Bill Clinton für
seine Eskapaden mit Monica.

Genau, und mindestens genauso unverständlich und darüber hinaus auch völlig sinnlos finde ich dieses inflationäre sich entschuldigen für Taten, die man selbst nicht begangen hat. Angefangen beim Vater, der sich beim Opfer seines gewalttätigen Sohnes entschuldigt bis hin zur Entschuldigung eines ganzen Volkes bei einem anderen, vollzogen durch Amtsinhaber einer späteren Generation. Völlig unsinniger Vorgang. Wer nimmt sich denn da ungefragt wessen Last an und vor allen Dingen: wofür?? Masochismus? Edle political correctness? Wichtigtuerei, hm?
Manches ist auch einfach unentschuldbar, und nicht alles sollte entschuldigt werden, finde ich.

Ich entschuldige mich hiermit bei allen chinesischen
Landwirten und deren Ehefrauen sowie bei allen chinesischen
Landwirtinnen und deren Ehemännern für meine Unwissenheit.

Einfach schön, aber hast Du nicht jemanden vergessen??

Gruß - Anette

1 „Gefällt mir“

Najaaaaa… also bei dem Beispiel mit dem Vater, der sich für seinen Sohn entschuldigt, würde ich das als Entschuldigungsversuch für die schlechte Erziehung seines Sohnes interpretieren. Daran trägt ja der Vater indirekt Mitschuld.
Und bei sich entschuldigenden Ländern: Entweder das geht mit Reparationszahlungen einher, also quasi eine Entschädigung, oder aber als öffentliche Bekanntmachung (in dem Sinne eigentlich nur Formalitäten), dass man demjenigen Land gegenüber nicht mehr die feindlichen Gefühle von einst entgegenbringt.

Gruß,

  • André

Moin,

könnte man nicht sagen: Jemand entschuldigt sich (sorgt also dafür, dass seine Schuld geringer wird/wegfällt), indem er um Entschuldigung bittet (und sie hoffentlich dann auch erhält)?
Im Übrigen halte ich es auch so, dass ich in solchen Fällen darum bitte, und nicht erkläre, es selbst zu tun.
Und was ist mit: „Ich soll Herrn Meier entschuldigen, er kann heute nicht pünktlich erscheinen“? Auch da ist doch wohl eigentlich gwemeint, dass die Anwesenden, die ja alle pünktlich da waren, und nun auf die Schlafmütze Meier warten müssen, dieses Verhalten verzeihen mögen. Aber:„Ich soll für Herrn Meier um Entschuldigung bitten, er…“ erscheint mir ein wenig ZU devot.

Viel wichtiger finde ich allerdings, dass einer solches auch wirklich meint. Ich habe sehr oft ein „Entschuldigung!“ in schnippischem Ton gehört, worauf ich (je nach Situation) dann sage: „Nee, das muss schon so gemeint sein“, (was mich dann oft als Korinthenkacker erscheinen lässt). Diesen Ton setze ich nämlich selber dann ein, wenn sich jemand rücksichtslos verhält und sich dadurch z. B. vordrängelnd einen Vorteil verschafft.

Allerdings:
Ob ich mich über etwas ärgere, entscheide ich selber!

Friedvolle Weihnacht Euch allen und - Entschuldigung.

Ciao

Reinhard

Hi!

Ich möchte alle Deutsch-Kenner fragen, ob ein Satz

„Ich entschuldige mich“

inhaltlich richtig ist.