Entschuldigung des Papstes - Frage an Moslems

In diesem Maße, wie es offensichtlich der Fall ist, kann man
sich meiner Meinung auch nur dann beleidigt fühlen, wenn man
die Rede nicht gelesen hat.

Habe ich auch erst gedacht, stimmt aber nicht. Die Aussage in der Rede ist, wenn auch verklausuliert, ziemlich eindeutig. Unklar bleibt nur ob das ein Ausrutscher war, also die politischen Konsequenzen des Statements unterschätzt wurden, oder volle Absicht. Nun, vom Papst Unparteilichkeit oder echte Toleranz in Religionsfragen zu erwarten ist natürlich Unsinn. Vielleicht kommt so eine religiöse Auseinandersetzung der Kirche auch gar nicht ungelegen, wird sie dadurch doch aufgewertet.

Hallo

Viele intelligente Menschen, auch ich, haben geschwiegen oder
schweigen noch, weil sie den ganzen Firlefanz auf beiden
Seiten für abergläubischen Hokuspokus halten, der einer
Erwähnung nicht wert ist.

Das siehst du viel zu kurz. Ich glaube auch weder an Allah noch an den Papst, und trotzdem ist der Vorfall von höchster Wichtigkeit - nämlich politisch. Was sich hier abzeichnet ist der Kampf der Kulturen.

Sicher gibt es die. Zur Redefreiheit gehört es gerade eine
Entschuldigung fordern zu dürfen.

Jene die Entschuldigungen fordern, kommen aus einer Gesellschaft, die die Redefreiheit ablehnt!

Der Gesetzgeber. Und der hat eben explizit Demonstration für
und wider und öffentliche Forderungen für und wider der
meisten Dinge exlizit erlaubt.

Es werden hier Rechte gebraucht, die der Islam selbst ablehnt. Redefreiheit, Religionsfreiheit, Demonstrationsfreiheit - alles inexistent in islamischen Kulturen. Sie nehmen Rechte in Anspruch, die sie anderen nicht geben wollen, um für die Abschaffung selbiger zu demonstrieren. Dem Papst in Europa den Mund verbieten zu wollen - was ist das anderes als die Abschaffung der Religions- und Redefreiheit und die Einführung islamischer Normen?

Kurz: Wer sich über
diese lautstarken Forderungen aufregt ist genauso an
friedlicher Koexistenz vorbeiorientiert, wie die, die meinen
jedes Wort auf die (falsch tarrierte) Goldwage legen zu
müssen.

Diese „Lautstarken Forderungen“ bestanden aus dem Verbrennen von Papstpuppen, Mordaufrufen und Volksverhetzung. Dagegen muß eine Demokratie sich wehren.

Gruß
datafox

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Das siehst du viel zu kurz. Ich glaube auch weder an Allah
noch an den Papst, und trotzdem ist der Vorfall von höchster
Wichtigkeit - nämlich politisch. Was sich hier abzeichnet ist
der Kampf der Kulturen.

Ok, im dreißigjährigen Krieg war der Reliogionskonflikt „real“ - man konnte sich nicht entziehen oder unparteiisch bleiben. Davon sind wir noch weit entfernt. Für mich bedeutet die Kultur der Aufklärung gerade, dass der Religion diese Rolle einfach nicht mehr zukommt.

Dem Papst in Europa den
Mund verbieten zu wollen - was ist das anderes als die
Abschaffung der Religions- und Redefreiheit und die Einführung
islamischer Normen?

Der Papst redet ja nicht als Bürger, der seine persönliche Meinung offen sagt - sondern als Oberhaupt der katholischen Kirche macht er politische Statements. Aus meiner Sicht kann die andere Seite die Rede nicht reaktionslos hinnehmen. (Ich fand die Papstrede ziemlich eindeutig, da war nichts misszuverstehen.)

Diese „Lautstarken Forderungen“ bestanden aus dem Verbrennen
von Papstpuppen, Mordaufrufen und Volksverhetzung. Dagegen muß
eine Demokratie sich wehren.

Ich würde vermeiden, aus dem „Kampf der Kulturen“ einen Kampf der Religionen zu machen. Bei dem Konflikt geht es im Moment um Papst + katholische Kirche versus Mohammed + Islam, nicht um Demokratie, Meinungsfreiheit oder Menschenrechte. Sollen die jeweiligen Stellvertreter Gottes das doch (möglichst zivilisiert) unter sich klären.

Im Westjordanland brannten heute Kirchen

Auch in Gaza.

und zwar eine
orthodoxe und eine anglikanische Kirche. Die erkennen aber den
papst gar nicht als Oberhaupt an. Wäre es da nicht an der zeit
dafür Entschuldigungen von den entsprechenden islamistischen
Scharfmachern zu verlangen?

Dafür daß sie die falsche Kirche erwischt haben?? Oh uups sorry, nächstes mal der Petersdom. Aber die italienische Nonne in Afrika hat gepaßt.

Grüße
datafox

Für mich bedeutet die
Kultur der Aufklärung gerade, dass der Religion diese Rolle
einfach nicht mehr zukommt.

Das ist richtig. Es sind die Provokateure, die religiöse bzw theologische Statements von Kirchenrepräsentanten als Vorwand für ihre politische Empörung nehmen, denn die Trennung von Religion und Politik ist eben nur der westlichen Kultur immanent.

Der Papst redet ja nicht als Bürger, der seine persönliche
Meinung offen sagt - sondern als Oberhaupt der katholischen
Kirche macht er politische Statements. Aus meiner Sicht kann
die andere Seite die Rede nicht reaktionslos hinnehmen. (Ich
fand die Papstrede ziemlich eindeutig, da war nichts
misszuverstehen.)

Wäre „die andere Seite“ (du nennst sie bezeichnederweise so) Teil unserer (westlichen - nicht christlichen) Kultur, würde sie den Weg des Protests beschreiten, der bei uns in solchen Fällen vorgesehen ist: Den Rechtsweg.

Ich würde vermeiden, aus dem „Kampf der Kulturen“ einen Kampf
der Religionen zu machen.

Diesen Unterschied gibt es für die Seite der Provokateure und Papstpuppenverbrenner eben nicht.

Bei dem Konflikt geht es im Moment
um Papst + katholische Kirche versus Mohammed + Islam, nicht
um Demokratie, Meinungsfreiheit oder Menschenrechte.

Eben nicht. Es geht längst um ein rein politisches Armdrücken um die zukünftige geistige Vorherrschaft in Europa.

Grüße
datafox

Hallo,

nein - für die Sache an sich.
Denn eigentlich habe ich mal gelernt, daß auch eine von mir als unangenehm empfundene Äußerung keine Gewalt rechtfertigt. Dabei ist es an sich dann egal, ob ich dem eine runterhaue, der mich beleidigt hat oder einem anderen - man haut eigentlich gar nicht. oder wie meine Oma gesagt hat „Wer schlägt, zeigt nur seine Dummheit, weil er zeigt, daß er keine Argumente mehr hat.“ (Sollte man, wenn es nach mir ginge, an die Wand aller Gebetshäuser der Welt meiseln, schön tief und schön groß.)

Und langsam frage ich mich, wer da wirklich hetzt - das hat doch Methode so was. Wie bei den um,strittenen Karikaturen damals. Der Papst z.B, hält laufend irgendwelche reden - ich glaube kaum, daß der olle Herr sämtlichen Moslems so wichtig ist, daß die alle sämtliche seine reden im vollen Wortlaut bis in die letzte Provinz abdrucken, verbreiten und lesen, gemnau so wenig wie ich glaube, das dieses ominöse Käseblatt mit den Karikaturen sein Hauptverbreitungsgebiet in dieser Region hat.
Und dann sagt der einmal was, was mißverstanden werden kann - und sofort gehen alle Moslems auf die Barrikaden. Da muß doch irgendwem sehr viel dran liegen, daß das passiert - und das ist mit Sicherheit nicht ein einzelner Iman oder so. Mal abgesehen davon, daß sich ja immer eine gewaltbereite Masse finden läßt in diesen Fällen.

Und diese Leute werden immer einen Anlaß zur Gewalt finden - da können wir hier tun, was wir wollen. Selbst wenn wir alle antreten, um denen die Füße zu küssen, werden sie uns noch verprügeln, weil wir dabei angeblich gegrinst haben oder so.

Gernot Geyer

Und langsam frage ich mich, wer da wirklich hetzt - das hat
doch Methode so was.

Und dann sagt der einmal was, was mißverstanden werden kann -
und sofort gehen alle Moslems auf die Barrikaden.

Damit hast du eigentlich recht. Ich habe mich auch schon gewundert. Der Papst hält in deutscher Sprache eine Rede an einer bayerischen Universität - und sofort weiß man in der ganzen islamischen Welt, was er gesagt hat? Ich meine, die wussten das ja eher als ich, was er gesagt hat. :wink:

*grübelgrübel* Schon komisch.

Schöne Grüße

Petra

…, denn die Trennung von
Religion und Politik ist eben nur der westlichen Kultur
immanent.

Und sie sollte wenigstens der westlichen Kultur immanent bleiben - auch wenn es der Papst lieber anders hätte.

Wäre „die andere Seite“ (du nennst sie bezeichnederweise so)
Teil unserer (westlichen - nicht christlichen) Kultur, würde
sie den Weg des Protests beschreiten, der bei uns in solchen
Fällen vorgesehen ist: Den Rechtsweg.

Verurteilungen und Forderungen auf diplomatischer Ebene sowie friedliche Demonstrationen sind weitgehend als Protestmittel akzeptiert. Ein Gericht, das unabhängig über religiöse Fragen entscheidet, dürfte kaum realisierbar sein.

Diesen Unterschied gibt es für die Seite der Provokateure und
Papstpuppenverbrenner eben nicht.

Ja leider. Vielleicht gibt es aber auch welche, die den Unterschied sehen.

Eben nicht. Es geht längst um ein rein politisches Armdrücken
um die zukünftige geistige Vorherrschaft in Europa.

Nur darf man dabei nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Die Kultur ist nicht durch den Rückfall in die Barbarei zu retten.

nun, ich bin keine Muslimin…
Hallo,
und es gibt auf gar keinen Fall irgendeine Entshculdigung für irgendwen, der sich aus welchen Gründen auch immer der Gewalt bedient.

Dennoch bin ich von Benedikt in mehrfacher Hinsicht entsetzt, vor allem für eine diplomatische Warmwasserentschuldigung.
Entweder tut es mir leid, dass (!) sich jemand verletzt fühlt oder ich lasse so ein Palawer. Wenn ich unabsichtlich einen Verkehrunfall verursache, sage ich dem Opfer ja auch nicht, dass es mir leid tun, wenn er den Unfall als eine Verletzung seines Körpers interpretiert.

Ansonsten fühle ich mich von Benedikt gelinde gesagt vereimert, weil ich mich frage, für wie blöd er die Menschen eigentlich hält.
Wenn wir uns die umstrittene Rede anschauen, kann man eigentlich nur feststellen (oder ich kann es nur), dass dieses Zitat:

Oder ist es das Zitat des Satzes: „Zeig mir doch, was Mohammed
Neues gebracht hat[,] und da wirst du nur Schlechtes und
Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den
Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten",

für den Rest der Rede, wenn es wirklich nur um das Verhältnis von christlichem Glauben und Vernunft gehen soll, völlig überflüssig ist.
Ich halte Benedikt jedoch für zu intelligent, um hier ein Versehen zu vermuten (und meine wissenschaftliche Erfahrung ist, dass selten jemand versehentlich zu viel zitiert - eher zuwenig).
Benedikt führt also hier die „Gewalt“ ein, im Zusammenhang mit dem Islam, und macht dann im weiteren Kontext deutlich, dass wir Christen, die wir ja den logos (=Christus) haben vernunftgemäß handeln, während nach islamischer Lehre die Kategorie der Vernünftigkeit im Gottesverstädnnis keine Rolle spiele. Der christliche Gott fordert also Vernunft des Menschen, der islamische aber bindet sich selbst nicht an diese Kategorie, was dann natürlich auch eine nicht notwendige Kategorie für die islamischen Gläubigen ist.
Von mir aus soll er diese Meinung haben, aber er soll nicht ein paar Tage später erklären, er hätte Interesse am einen „Dialog der Religionen“. Gerade wenn wir Benedikts Rede betrachten, in der er für sich den griechischen Geist der Kirchenväter für sich in Anspruch nimmt, dann kann es nach der Darstellung seiner Rede gar keinen Dialog mit dem Islam geben, denn ohne dem Kriterium des logos (= Wort) ist eine dialogos schlechthin unmöglich.
Es ist daher nicht nur eine Beleidigung des Islams, sondern der gesamten Weltöffentlichkeit, erst die Fähigkeit zum Dialog abzusprechen und dann zu erklären, gerade diesen hielte man für so wichtig.

Und wer die Rede weiter liest, wird auch feststellen, dass es auch nicht „wir Christen“ sind, die den logos (=Vernunft) haben, sondern nur die römisch-katholischen.
Geschickt nämlich verbindet Benedikt den logos mit dem Hellenismus, was ja angesichts einer säkularen Antikenverklärung missionarisch durchaus pfiffig ist, und entdeckt „Enthellenisierungsprogramme“. Und Da entdeckt er natürlich die Reformation als ein ebensolches. Die Reformation, wie hier beschrieben, als einen Abbruch der Kirchenvätertradition (!) zu beschreiben, kann man wirklich nur machen, wenn man eine Seite später (in meinem Ausdruck) der historischen Theologie ihr Existenzrecht quasi abspricht, was ich im Gesamtkontext so verstehen muss, dass die historische Theologie unvernünftig ist.

Letztlich ist die Aussage von Benedikt bezüglich der Frage von Glaube und Vernunft diejenige, dass Vernunft nur im römischen Katholizismus vorhanden sei.
Ärgern tun mich oben genannte verwaschene Statements, aber beleidigt sollte man nicht sein, es ist eher lustig.

Und für den, der sich bis hierhin durchgearbeitet hat:wink:

  1. Ein Dialog erfordert immer, dem jeweils anderen die Fähigkeit zur nachvollziehbaren Argumentation positiv zu unterstellen.
  2. Die Christen haben weder den dialogos noch den logos (im Sinne von Vernunft) für sich gepachtet, weil sie den logos Gottes (also das Wort Gottes) als Gottes Sohn, d.h. Christus verstehen.
  3. Vielmehr ist der Anfang des JohEv die biblische (!) Begründung und Legitimierung eines vernunftgemäßen, sagen wir besser: wissenschaftichen Umgangs mit den eigenen Glaubensvoraussetzungen. Dafür bin ich als christliche historische (!) Theologin zwar dankbar, damit ist aber noch lange nichts über irgendeine andere Konfession oder Religion ausgesagt.
  4. Harnack hatte in vielem Unrecht, aber sicherlich damit Recht, dass allein die historische Theologie ihren Platz im Wissenschaftskanon einer neuzeitlichen Universität hat. Das zeigt gerade diese „Vorlesung“ eines Papstes an einer staatlichen Universität.
    Grüße,
    taju

Hallo,
Eine Nonne und ihr Begleiter ist schon ermordet. Firlefanz auf
der Goldwaage, ja?
Gruß, Geris

Zur Vertiefung - ich habe die Meldung mal gesucht, hier:

Somalia
Bewaffnete Männer haben heute in einem Krankenhaus der Hauptstadt Mogadischu eine katholische Ordensfrau getötet.
Das melden mehrere Nachrichtenagenturen. Die etwa 70-jährige, aus Italien stammende Ordensfrau habe schon seit vielen Jahren in Somalia humanitäre Arbeit geleistet. Zusammen mit ihr starb ein Leibwächter. Gestern hatte ein wichtiger Moslemvertreter in Mogadischu dazu aufgerufen, sich an der Kirche für die Papstäußerungen zum Islam zu rächen. Beobachter in Mogadischu sehen einen Zusammenhang zwischen dem Mord an der Ordensfrau und dem Streit um die Äußerungen Benedikts. Das italienische Außenministerium hat heute den Mord an der Ordensfrau bestätigt, aber ihren Namen noch nicht veröffentlicht. Der Leiter des vatikanischen Pressesaals, Pater Federico Lombardi, spricht von einer “furchtbaren Tat” und hofft, dass sie ein “Einzelfall” bleiben wird. Der Vatikan sehe die derzeitige “Welle des Hasses” mit Sorge und hoffe, dass sie keine “ernsthaften Konsequenzen für die Kirche in der Welt” nach sich ziehen werde. (ansa/ afp)
Gefunden bei www.kath.de
http://www.vaticanradio.org/tedesco/newsted.htm
Tagesmeldung v.17.9.

Ich weiß nichts darauf zu sagen. Grüße von Ursula

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Glaube und Vernunft
Hallo Taju

das ist bezüglich der „Logos“-„Dialogos“-Idee recht verständlich und bedenkenswert.

Mehr Mühe habe ich mit Deinem Schluss, die historische Theologie sei alleine berechtigt, an den Universitäten gelehrt zu werden.

Dass neben der (übrigen) Theologie auch die Religionsphilosophie und -wissenschaft durch Dich in Frage gestellt wird, sei nur am Rande bemerkt. Der eigentliche Fehler liegt aber in der Überschätzung aller anderen umliegenden Wissenschaften und ihrer Methoden.

Gruss
Mike

Hallo,

Mehr Mühe habe ich mit Deinem Schluss, die historische
Theologie sei alleine berechtigt, an den Universitäten gelehrt
zu werden.

Ich beziehe mich da auf die Kritik Benedikts an Harnack (innerhalb der diskutierten Rede). Zur historischen Theologie zähle ich die Disziplinen Altes und Neues Testament sowie Kirchengeschichte. Tatsächlich natürlich kann man meiner Überzeugung nach auch nicht Religionswissenschaftler mit Spezialfach Christentum sein ohne gelernt zu haben, was man in den Disziplinen Dogmatik und Homiletik lernt. Ich habe aber meine Schwierigkeit mit letzteren Disziplinen, wenn Sie sich selbst als Explikationen der Vernünftigkeit ansähen (und leider sehen sie sich auch manchmal so). Was aus einer nicht konsequent betriebenen wissenschaftlichen Theologie wird, zeigt mE die diskutierte Rede.
Benedikt kann sie jederzeit und überall halten, ob sie aber tatsächlich als eine wissenschaftliche Vorlesung zu verstehen ist, halte ich für fragwürdig.

Dass neben der (übrigen) Theologie auch die
Religionsphilosophie und -wissenschaft durch Dich in Frage
gestellt wird, sei nur am Rande bemerkt.

Danke für den Hinweis, ich hatte Religionsphilosophie und -wissenschaft überhaupt nicht im Blick. Meine Aussage bezog sich allein auf die Organisationh christlich-theologischer Fakultäten.

Der eigentliche
Fehler liegt aber in der Überschätzung aller anderen
umliegenden Wissenschaften und ihrer Methoden.

Die historisch-kritische Methode wie auch die historische nach Troeltsch sind nicht nur ihren Wurzeln nach genuin theologische (im Sinne von: aus der theologischen, universitären Wissenschaft) Methoden.

Aber wir kämen hier in ein völlig anderes Thema: Theologie, wie Ratzinger sie sich vorstellt, würde ich nach wie vor als sogenannte kirchliche Funktion für unabdingbar halten, denn die Reflexion des Glaubens innerhalb ihrer selbst ist absolut notwendig. Ich meine nur, dass nicht der Staat, sondern die Kirche das bezahlen müsste.

Grüße,
Taju

Hallo,

genau das ist es. Der Papst hält eine rede in Bayern - und Moslems in Arabien gehen auf die Barrikaden deshalb.
Das ist doch sinnlos und unlgisch. ich meine, wenn irgendein hoher Geistlicher des Islam irgendwo was sagt gegen das Christentum - das erfährt doch hier kein Mensch. Sogar wenn das dann irgendwo ganz klein in einer Tageszeitung steht oder am Rande einer NAchrichtensendung kommt, dann nehmen das nur ein paar relativ gebildete und gutinformierte Leute wirklich auf. Aber die gehen nicht auf die Barriakden und die Stammtischkleinpengänger sind in der Rgel nicht sehr gründlich beim Zeitung lesen und Nachrichten hören. Dazu müßte es dann BILD auf der Titelseite bringen und das ganz ganz groß.

Aber sogar dann ist es von der Aufregung der Masse bis zur Gewalt noch ein Riesenschritt. Ich kann mir ehrlich gesagt kein Szenario vorstellen, in dem derzeit eine größere Menschenmasse in Deutschland dazu gebracht werden könnte, Moscheen anzuzünden oder so.
Gewalt gegen Einzelne durch irgendwelche Schläpertypen - das ja. Das ist leider Alltag auch bei uns. Aber mehr?

Irgend etwas läuft da grundlegend falsch. Aber darüber redet leider keiner. Und leider vernmisse ich auch auf moslemischer Seite mäßigende Stimmen. Denn wenn es hierzulande zu einer Tätlichlkeit kommt - dann greift der Staat massiv ein. Dann kommen auch sofort Verurteilungen aus allen Ecken, von allen Organisationen und sonstwoher. dann distanziert sich sofort ganz lkaut jeder von der Gewalttat.
Aber genau das fehlt hier - man läßt die Täter gewähren.

Gernot Geyer

Hallo

Die Aussage in
der Rede ist, wenn auch verklausuliert, ziemlich eindeutig.

Wie denn? Die umstrittenenen Sätze waren zwar ziemlich eindeutig, stammten aber nicht vom Papst, sondern wurden nur von ihm zitiert. Ob darin auch nur annähernd die Meinung des Papstes ausgedrückt war, fand ich nicht eindeutig.

Oder sonst erklär es mir bitte.

Unklar bleibt nur ob das ein Ausrutscher war, also die
politischen Konsequenzen des Statements unterschätzt wurden,
oder volle Absicht.

Das frage ich mich allerdings auch. Eigentlich hätte man es sich doch vorher denken können, dass aus solchen Zitaten evtl. gemacht wird.

Viele Grüße
Th.

Letztlich ist die Aussage von Benedikt bezüglich der Frage von
Glaube und Vernunft diejenige, dass Vernunft nur im römischen
Katholizismus vorhanden sei.

Er ist Papst. Meine Güte :smile: Nimmt es dich Wunder, daß er der Meinung ist, die röm.k. Kirche wäre der beste aller Glaubenswege? Ich meine, was für einen Job hat denn so ein Papst den ganzen Tag über bis an sein Lebensende, wenn nicht genau das zu vertreten? :smile:

Es ist heute modern, keine Meinung, keinen Standpunkt, keinen persönlichen Blickwinkel und keine Werthaltungen zu haben. Nur Objektivität, lauwarmes pc-Gewäsch, das es allen recht macht, Gleichmacherei, ist opportun.

Ich bin garantiert nicht der Meinung, daß der röm,-kath. Glaube der einzig seligmachende ist, oh nein, sicher nicht. Trotzdem schätze ich es, wenn jemand sich traut einen Standpunkt zu haben und sogar soweit geht, jene Standpunkte zu benenne, die er nicht hat. Es wurde sogar begründet! Ein geistig reifer Mensch würde darauf auf demselben Niveau reagieren: Nämlich seinen Standpunkt darzulegen, zu begründen, den Gegner widerlegen zu versuchen, aber nicht Brandbomben zu schmeißen.

Wir - das ist der gesamte Westen - brauchen Menschen mit Standpunkten. Und sei es der Papst!

Denn das einzige was die andere Seite wirklich gut kann, ist einen Standpunkt haben.

Viele Grüße
datafox

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Hallo datafox,

Letztlich ist die Aussage von Benedikt bezüglich der Frage von
Glaube und Vernunft diejenige, dass Vernunft nur im römischen
Katholizismus vorhanden sei.

Er ist Papst. Meine Güte :smile: Nimmt es dich Wunder, daß
er der Meinung ist, die röm.k. Kirche wäre der beste aller
Glaubenswege? Ich meine, was für einen Job hat denn so ein
Papst den ganzen Tag über bis an sein Lebensende, wenn nicht
genau das zu vertreten? :smile:

Da sind wir beide völlig einer Meinung. Was die christliche Ökumene angeht, bin ich persönlich eigentlich froh, dass endlich von rk Seite so offen gesprochen wird.
Allerdings gilt für mich (ich bin ja schließlich Protestantin und damit für meine Kirche genauso wichtig, wir Protestanten sind nämnlich in unserer Kirche alle Päpste) dasselbe wie für das Oberhaupt der rk Kirche: Kontext lesen!
Ich schrieb direkt nach den von Dir zitierten Satz;
„Ärgern tun mich oben genannte verwaschene Statements, aber beleidigt sollte man nicht sein, es ist eher lustig.“
Ich entschuldige mich für das furchtbare Deutsch!
Denn nicht mehr eindeutig ist es eben, wenn Benedikt uns vereimern will und nachher von Dialog redet. Unglaubwürdig ist seine Art, mit der er sich „entschuldigt“ hat.

Wir - das ist der gesamte Westen - brauchen Menschen mit
Standpunkten. Und sei es der Papst!

Damit gebe ich Dir völlig recht. Nur würde ich eben dem Papst vorwerfen, dass er seinen Standpunkt mit dem verwaschenen Gerde „Ich will den Dialog“ wieder verwaschen hat. Der Papst, und anders kann ich seine Rede insbesondere vor dem deutlichen patristischen Hintergrund nicht interpretieren, will ihn zwar, hält ihn aber nicht für möglich. Dieses hat er übrigens in eine Rede verpackt, die, so zeigt auch die Reaktion deutschsprachiger Journalisten, angesichts einer sich verbreiteten UNkenntnis christlicher Theologiegeschichte, kaum jemand in der Lage ist, zu begreifen. Unerträglich, in welcher Form das dann als „hehre Theologie“ (so der Spiegel) oder Wissenschaft bezeichnet wird.

Denn das einzige was die andere Seite wirklich gut kann, ist
einen Standpunkt haben.

Die Schlüssigkeit (selbst die innerhalb eines rk Lehrsystems) der päostlichen Aussagen darf man aber schon in Frage stellen.
Denn mir Hilfe seines ideologischen Überbaus verlässt er mE die grundsätzliche Basis eines Dialogs. Auch hätte ich einige Anfragen hinsichtlich der theologischen Konsequenzen. Als Westlerin hilft mir jedenfalls kein Standpunkt, der kulturelle Errungenschaften wie die Aufklärung ebenfalls in die Ecke des Vernunftwidrigen stellt.
Sehen wir seine Rede im Zusammenhang mit der Predigt auf dem Messegelände Riem:
Benedikt geht hier auf die Völker Asiens und Afrikas ein (wer soll das wohl sein?), die unserer Vernünftigkeit fürchten, „die Gott total aus dem Blickfeld des Menschen ausgrenzt und dies für die höchste Art von Vernunft ansieht, die man auch ihren Kulturen aufdrängen will.“ Jede nicht gottgebundende Vernunft ist damit für ihn „Zynismus“, gleichzusetzen mit Intoleranz. Toleranz und kulturelle Offenheit ist für ihn nur möglich, „wenn der Glaube an Gott wieder wächst“.
Benedikt legt damit sicherlich, mit Hilfe einer klaren Position, einen klaren Standpunkt für unsere unruhigen Zeiten vor.
Ich persönlich halte sie für falsch und glaube auch nicht, dass dem Westen damit in irgendeiner Weise geholfen ist. Sehe ich die Predigt im Zusammenhang der Rede, dann fordert, mal klar formuliert, der Papst zur Lösung unserer weltpolitischen Probleme eine voraufklärerische Rekatholisierung.
Du hast irgendwo geschrieben, dass Du Dich für die politischen Aspekte im Bezug auf die REde interessierst. Das tue ich auch. Soweit ich sie gelesen habe, teile ich Deine Analyse bezüglich der (gesteuerten?) Reaktion der sogenannten muslimischen Welt. Aber „binnenwestlich“ mag der Standpunkt des Papstes legitimer Weise eindeutig und klar sein, helfen tut sie ihm kaum und, ich wiederhole mich, an einer staatlichen Universität hat derartiges nichts verloren.

Grüße,
taju

Wie denn? Die umstrittenenen Sätze waren zwar ziemlich
eindeutig, stammten aber nicht vom Papst, sondern wurden nur
von ihm zitiert. Ob darin auch nur annähernd die Meinung des
Papstes ausgedrückt war, fand ich nicht eindeutig.

Oder sonst erklär es mir bitte.

Etwas vereinfacht:
Das Zitat, Mohammed=Gewalt, ist der Einstiegspunkt der Diskussion über Logos. Weiter wird argumentiert LogosGewalt, Logos=katholische(!) Kirche. (Die Protestanten haben die Kirche schließlich enthellenisiert.) Das Zitat wird in keiner Weise relativiert.

Natürlich kann man alles zitieren, was man will. Man zitiert um Thesen zu stützen (dann identifiziert man sich mit dem Zitat), oder um sich kritisch mit dem Zitierten auseinanderzusetzen. In der Papstrede erfüllt das Zitat keinen dieser beiden Zwecke, und ist damit etwas merkwürdig. Noch dazu ist es unter einer Million möglicher Zitate besonders polemisch. Ich denke, das Zitat ist eindeutig eine Provokation - ein Zitat wurde verwendet, um es nicht explizit selber zu sagen.

Hallo Taju,

Da sind wir beide völlig einer Meinung.

dem schließe ich mich an :wink:

Was die christliche
Ökumene angeht, bin ich persönlich eigentlich froh, dass
endlich von rk Seite so offen gesprochen wird.

Diese Ökumene funktioniert nicht.

Sehe
ich die Predigt im Zusammenhang der Rede, dann fordert, mal
klar formuliert, der Papst zur Lösung unserer weltpolitischen
Probleme eine voraufklärerische Rekatholisierung.

Das war von Anfang an das Ziel.
Die rkK sah immer schon die Ökumene als Werkzeug, die „abtrünnigen Christen“ zur Mutterkirche zurückzubringen.

Gruss Harald