Guten morgen,
Aber es gibt auch Dinge, die man nicht so ohne weiteres
entbehren kann: ich denke ein Fernseher oder ein Auto wenn man
auf dem Land lebt, eine Waschmaschine, inzwischen auch ein PC
und ein Internetanschluß, auch ein Handy (nicht um jeden Monat
für 500 EUR zu SMSen, aber aus Gründen der Erreichbarkeit für
den Notfall) ist heute kein wirklicher Luxus mehr.
ich will mich nun wahrlich nicht am Mobiltelephon festbeißen, aber wie oft hat man das Ding denn nun wirklich gebraucht? Mitunter ist es praktisch, OK, aber wirklich notwendig ist das Ding für die allermeisten nicht - schon mal gleich gar nicht privat. Die meisten Gespräche drehen sich sowieso im wesentlich darum, wo man sich gerade befindet und/oder ob man pünktlich am ohnehin vereinbarten Treffpunkt erscheinen wird.
Ich erlebe aber daß auch unumstrittene Anschaffungen, über
deren Sinn wir uns sicher nicht streiten würden, oft nicht so
ohne weiteres finanzierbar sind. Nehmen wir nur mal an die
Waschmaschine gibt ihren Geist auf - dann mußt Du schon
mindestens 300-400 EUR „nebenher“ haben um eine neue kaufen zu
können… oder was ist wenn das Auto Verschleißteile braucht,
in Reparatur muß, wenn nach 10-15 Jahren gar ein neues
finanziert werden muß?
Alles Dinge, die in den letzten Jahren erheblich billiger geworden sind, wenn man davon absieht, daß ein Automobil kein Klumpen Blech mit vier Rädern und zwei Sitzen mehr ist, sondern eine fahrende Wohnung mit umfangreichem Sicherheitspaket. Nicht nur, daß man für ein Auto weniger bezahlt als früher (in Nettolohnminuten gemessen), sondern man erhält auch deutlich mehr dafür.
Notwendige Autofahrten werden auch
nicht preiswerter weil das Benzin teurer wird und
Geburtstagsgeschenke oder ähnlicher „Luxus“ fällt auch immer
wieder gleich an. Bringst Du deine Kinder dann nicht mehr zum
Turnverein, gehst ohne Geschenk zu Geburtstagen, gehst gar
nicht mehr hin?
Mich hat nie irgendjemand zum Turnverein gefahren, auch nicht zu anderen sportlichen Aktivitäten. Dafür gibt es Füße bzw. Füße und Pedale. Wenn das Wetter scheiße ist, bleibt man zuhause oder zieht ein Regencape über. Was die Geschenke angeht, frage ich mich sowieso, welcher Wahn hier ausgebrochen ist. Anscheinend muß um Weihnachten herum mindestens ein Monatsgehalt auf den Kopp gehauen werden, sonst taugt das ganze Fest nichts.
Aber ich denke man darf da nicht den Fehler machen das zu
pauschalisieren, denn es gibt auch Gegenbeispiele, die aber
natürlich weit weniger medienwirksam und interessant sind. Nur
weil da ein krasser Fall im Privatfernsehen gezeigt wird oder
man die Intelligenz der Talkshow-Gäste kennt sagt das nicht
aus daß alle Leute so sind.
Das ist mir auch klar, aber hier wird immer wieder die These aufgestellt, weite Teile der Bevölkerung hätten immer weniger Geld im Portemonnaie.
Mein Standpunkt ist: Das kann wohl sein, aber das liegt nicht daran, daß die Leute weniger verdienen oder Waren und Dienstleistungen überproportional teurer geworden sind, sondern daß die Leute meinen, sie müßten immer mehr konsumieren, ohne daß das Einkommen entsprechend mitwächst.
Naja, ich denke schon auch daß das gesellschaftliche Umfeld
einen prägt - auch in nicht negativem Sinn, sondern ganz
neutral gemeint. Du kannst es sparen im Restaurant zu essen
oder den neuesten Flachbildfernseher haben zu müssen. Aber Du
kannst Dich nicht aus allen gesellschaftlichen Umgangs- oder
Lebensformen fernhalten weil es immer irgendwie Geld kostet…
Ich verstehs nicht. Was zwingt einen denn dazu, mehr Geld für Freizeitaktivitäten auszugeben, als man sich eigentlich leisten kann? Und welche Aktivitäten sollen das eigentlich sein, zu denen man sozusagen gezwungen wird?
Und es gibt sicher viele Leute bei denen es heut nicht nur
deswegen an Geld mangelt weil zu sehr in Luxus investiert
wird, sondern viele kommen wirklich nur schwer mit
unumstritten notwendigen Dingen über die Runden.
Also das Wort unumstritten halte ich nach wie vor für nicht angemessen.
Gruß,
Christian