Hallo, Peter,
Folgende Fragen / Überlegungen habe ich noch:
- Epochen
Welches sind die grossen, die wichtigen Literatur Epochen?
eine Gegenfrage: Was macht Größe und Wichtigkeit einer Epoche aus? Ihre Dauer? Die Anzahl ihrer Vertreter bzw. der in ihr entstandenen Werke? Ihre Bedeutung für weitere geistesgeschichtliche und literarische Entwicklung? Ihr Einfluss auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen? - Kann es da feste Maßstäbe geben?
Bewusst setze ich im Folgenden die Begriffe „bedeutend“ und „wichtig“ in Anführungszeichen.
In diesem Kontext die Frage, ist „Aufklärung“ einer dieser grossen Epochen?
Das kommt m. E. auf die Sichtweise an:
Beschränkt man sich auf Deutschland, so gibt es nicht allzu viele „große“ Werke, was unmittelbar mit den Zielen und Forderungen der Aufklärer zusammenhängt: Literatur sollte zu Erkenntnis und Wissen verhelfen, Spontaneität und Gefühle waren verpönt. Das führte zwangsläufig zu einem trockenen, dozierenden Stil. - Als „bedeutendster“ Vertreter ist zweifellos Lessing anzusehen (er gilt als Vertreter und Überwinder der Aufklärung), dessen Werke sich an den Idealen der Aufklärung orientieren, aber von den starren Vorgaben des reinen Rationalismus lösen. Von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung des bürgerlichen Dramas sind darüber hinaus seine „Hamburgische Dramaturgie“ und andere literaturkritische Schriften. (Da stellt sich wieder die Frage nach den Kriterien für „Wichtigkeit“: Ist eine Epoche „bedeutend“ genug, wenn es - im deutschsprachigen Raum - nur einen herausragenden und richtungweisenden Vertreter gibt?)
Betrachtet man hingegen die literarische Epoche der Aufklärung – unter Berücksichtigung der englischen und französischen Literatur - als Ausdruck und Zeugnis eines enormen historischen und geistesgeschichtlichen Umbruchs, so kann sie wohl nicht als „Randerscheinung“ angesehen werden.
Aus meiner Sicht gehört die Aufklärung – in der Zusammenschau mit Sturm und Drang / Empfindsamkeit – durchaus zu den „wichtigen“ Epochen.
Nachtrag: Das faszinierende an der Literatur ist eben gerade,
ihre grössere Widersprüchlichkeit und Unschärfe in Relation zu
Gebieten wie der Informatik… 
…genau deshalb sollte man sich ja auch vor Augen halten, dass es sich bei dieser Periodisierung um eine Hilfskonstruktion handelt, die nachträglich versucht, das literarische Schaffen der verschiedenen (Zeit-)Epochen strukturiert darzustellen (wobei so manche Zuordnung doch ziemlich „krampfhaft“ wirkt). Kaum ein Werk wird säuberlich sämtliche Merkmale aufweisen, die für die jeweilige Epoche „zusammengetragen“ wurden.
Im heutigen Literaturunterricht werden die Epochen übrigens nicht mehr als jeweils in sich geschlossene Einheiten behandelt, der Schwerpunkt liegt vielmehr auf der Betrachtung der Überschneidung verschiedener literarischer Strömungen und dessen, was sie verbindet bzw. trennt.
Gruß
Kreszenz