Er hat die Ruhe weg /Bedeutung

Hallo!
Er hat die Ruhe weg ( das ist für mich eher negativ und bedeutet, dass er unruhig ist)

Der Kontext sagt aber genau das Gegenteil. Warum?

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Karl-Heinz ist völlig entspannt, er hat die Ruhe weg. Anders als seine jungen Kollegen, die auf der Autobahn, der Piste, schnell vorbeifahren, vorbeifliegen, fährt er eher ruhig und gemächlich, fährt seinen Trott.

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Hallo,

nein, es ist in etwa gleichbedeutend mit „Er ist die Ruhe selbst“, siehe Duden 4.

Gruß
Kreszenz

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Hallo Nadja,

es gehört zu den Dingen, die wir im Deutschen in mühevoller Kleinarbeit ausgeklügelt haben, um uns den Ruf einer anspruchsvollen Sprache zu erarbeiten…

Zu Deutsch: Keine Ahnung!

Hier habe ich die folgende Erklärung gefunden:
„Der umgangssprachliche Begriff „weghaben“ kann mehrere Bedeutungen annehmen. Zunächst bedeutet er „etwas beseitigt oder entfernt haben“, wobei " weg- " die Bewegung einer Sache von der Person zu weiter entfernten Orten bezeichnet. Weitere Bedeutungen von „weghaben“ sind „etwas bekommen oder sich zugezogen haben“ und „etwas erfasst, begriffen oder verstanden“ haben. Diesen Bedeutungen liegt der Aspekt der Wegnahme eines Teils aus einem Ganzen zugrunde, wodurch dem Subjekt ein Anteil zukommt.
Die Redensart „die Ruhe weghaben“ kann sowohl positiv (Bewunderung) als auch negativ (Verständnislosigkeit bei allzu viel Trägheit) verwendet werden. Sie ist seit 1925 schriftlich belegt.“

Tatsächlich kenne ich umgangssprachlich (und regional, welche Region auch immer) „Wo hast Du das denn weg?“ für „Woher hast Du das denn?“ Gerne auch von Kindern und ihren Eigenschaften: „Ich weiß nicht, wo er sein künstlerisches Talent weg hat, von uns jedenfalls nicht!“
Oder bei Krankheiten: „Irgendwo hab ich mir einen Schnupfen weg geholt.“

Das mag verwandt sein. „Die Ruhe weg haben“ kann man allerdings nicht einfach mit einer anderen Eigenschaft konstruieren, es funktioniert meines Erachtens nur mit „Ruhe“.

Verwunderte Grüße,
Jule

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Hi,

„Er hat die Ruhe weg.“ bedeutet wirklich „er ist gelassen“ oder „er ist ruhig“.
Die Frage nach dem Warum lässt sich bei Redewendungen sehr selten auch nur ansatzweise beantworten, so ähnlich, wie man nicht sagen kann, warum ein Stuhl Stuhl heißt. Redewendungenverhalten sich da ähnlich wie Wörter: sie haben als Ganzes eine bestimmte Bedeutung und können in ihrer Form nicht verändert, nur der satzstruktur angepasst werden (wir haben die Ruhe weg, dihattest die Ruhe weg).
Schau dir die redewendungen mal an:
jemanden aus der Fasson bringen
etwas geht mir im Kopf rum
Seine Ehefrau ist ein Glücksgriff

Die Franzi

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Um diese Bedeutung geht es ja hier wohl.

Ich assoziiere dieses ‚Weghaben‘ mit einer Handbewegung, wie eine Ohrfeige oder eher Maulschelle (mit dem Handrücken ausgeführt) in die Luft.
Gibt oder gab es nicht auch die Redewendung : „Der hat eine weg“ mit der Bedeutung, dass er irgendwie geohrfeigt o.ä. wurde?
Ich stelle mir das am ehesten so vor, dass jemand einem anderen eine Ohrfeige o.ä. gibt und sich dann ziemlich schnell fortbegibt, so dass der Geohrfeigte auf jeden Fall nicht die Möglichkeit hat, zu fragen was das soll oder sich zu wehren oder zurückzuschlagen.

So ähnlich könnte die ursprüngliche Bedeutung gewesen sein. Jedenfalls ist es immer unerwartet und eher unangenehm, was man ‚weghat‘ und wehren kann man sich dagegen auch nicht.

Jemand hat die Grippe weg.
Jemand hat eine Abmahnung weg.

So ähnlich könnte man es doch noch gebrauchen.

Wirklich üblich ist das Wort meines Wissens allerdings nur noch im Zusammenhang mit der Ruhe, und da ist natürlich genau das Gegenteil der Fall: Die Ruhe ist angenehm, kommt nicht plötzlich und überraschend, und dagegen wehren - wenn man es denn wollte - könnte man sich auch.
Ich denke, dass dieser Ausdruck ursprünglich, als man die Redenart noch nicht kannte, witzig war.

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you made my day :joy: danke dafür !