Er war 17 es war Krieg und er sah die Sonne

hallo,
er war 17 es war Krieg und er sah die Sonne untergehen.
Günter Grass war Mitglied der Waffen-SS kommt dieses Bekenntnis nicht zu spät oder konnte er nur so unbekümmert seine wichtige Arbeiten bzw. Bücher schreiben?
danke
Friedrich

PS:wer seine Bewerbungdaten fälscht z.B. ein Realschulabschluß wird nur vorgelogen kann 20 Jahren einfach fristlos gekündigt werden!

Servus Friedrich,

schreibt die Bild-Zeitung auch, wann GG behauptet hat, er sei niemals in der Waffen-SS gewesen?

Und: Was für ein Bewerbungsverfahren gibt es für Schriftsteller, in dem das eine Rolle spielt?

Schöne Grüße

MM

Günter Grass war Mitglied der Waffen-SS kommt dieses
Bekenntnis nicht zu spät oder konnte er nur so unbekümmert
seine wichtige Arbeiten bzw. Bücher schreiben?

Hallo, Friedrich,

offensichtlich hat Günter Grass lange Zeit nicht das Bedürfnis gehabt zu erzählen, bei welcher Einheit er als Soldat war. Wahrscheinlich ist er aber auch nie explizit danach gefragt worden und hat daher auch niemanden belogen. Er hat einfach nicht darüber gesprochen, aus welchen Gründen auch immer. Niemand ist verpflichtet, alles über sich offen zu legen.

Es erstaunt zwar, dass er in hohem Alter nun das Bedürfnis hat, dies zu tun, aber vielleicht wollte er in seiner Autobiografie dieses Detail eben nicht aussparen, um das Bild von sich zu komplettieren. Es ist ja auch nichts Schlimmes daran, Mitglied der SS gewesen zu sein. SS-Männer waren gute Soldaten und haben im Krieg gekämpft wie andere Soldaten auch. Dass es auch Einheiten der SS gab, die Kriegsverbrechen begangen haben, ist bekannt und dokumentiert. Zu solchen Verbrechen hat sich Günter Grass aber nicht bekannt, vielleicht weil er das Glück gehabt hat, nicht in einer solchen Einheit gewesen zu sein. Daher hat er auch keine Schuld auf sich geladen - jedenfalls nach dem, was wir heute wissen.

Ich kannte einige SS-Offiziere, die sich auch schon in jüngeren Jahren zu ihrer Mitgliedschaft in der SS bekannt haben. Sie hatten mit den Verbrechen, die die SS an anderer Stelle begangen hat, nichts zu tun, und haben diese verurteilt. Grass’ Bekenntnis kommt trotzdem nicht zu spät - er hätte es genauso gut früher oder gar nicht tun können.

Gruß, multze

Hallo Multze,
meinst Du dass dieses „Ourting“ in irgendeinen Zusammenhang mit seiner
Biographie zu tun hat. Sprich: Promotion auf niedrigstem Niveau. Im
Interview mit Wickert hat er etwa so geantwortet: „Liesst mein Buch -
da steht alles drin!“ Das Buch ist in hohen Auflagen vorbestellt, den
Nobelpreis darf er behalten.
Was auch immer er getan hat, mag ich nicht beurteilen, und ich werde es
wohl nie erfahren, denn ich werde sein Buch nicht kaufen, aber sein
„Postverhalten“ nenne ich mal milde arrogant. Was hat er denn von der
Öffentlichkeit erwartet?
Viele Grüße
Chili

Hitlerjunge Benedikt
Würde Ratzinger seine Erlebnisse als Flak-Helfer veröffentlichen - es wäre ein Welterfolg.

Gruß
J.

Servus,

bin ich nicht ganz sicher, hängt vom Ghostwriter ab; aber es kann gut sein, daß die Verurteilung duch die Nachgeborenen ein bissel von der Person selber abhängt.

Den Walser Martin hat der - auch für Nachgeborene höchst lesenswerte - „Springende Brunnen“ ja auch nicht vor dem Zerrupftwerden bewahrt.

Und dem Heinrich Böll würde man heut wohl aus „Wo warst Du, Adam?“ höchst feinsinnig nachweisen, daß er sich verbrecherischerweise hat zur Wehrmacht einziehen lassen (wo anders hätte er die Insiderkenntnisse sonst her haben sollen?).

Schöne Grüße

MM

Servus Chili,

es handelt sich weder um ein Ourting noch um ein Outing. Günter Grass hat nie verheimlicht, daß er vor 1945 vom Nationalsozialismus begeistert war, und erst im Gefangenenlager diese Begeisterung revidiert hat.

Dieses übrigens im erfreulichen Gegensatz zu den Heuchlern, die heute genau wissen, was sie doch für edle Widerstandskämper gewesen wären, wenn man sie bloß hätte vierzig Jahre früher zur Welt kommen lassen.

Promotion auf niedrigstem Niveau.

Wie? Dass GG vor seinem Studium einen Gesellenbrief als Steinmetz erworben hat, ist mir bekannt. Aber promoviert hat er glaube ich nicht.

Was auch immer er getan hat, mag ich nicht beurteilen, und ich
werde es
wohl nie erfahren, denn ich werde sein Buch nicht kaufen.

Dann willst Du es nicht erfahren. Was GG 1944/45 getan hat, steht nicht bloß in seiner Autobiografie, sondern ist u.a. von der FAZ aufs wohlfeilste zugänglich dokumentiert. Einzelne Fragen bleiben freilich offen, ob z.B. der Joseph, den er im Gefangenenlager in Bad Aibling kennengelernt hat, tatsächlich Joseph Ratzinger war - aber das tut nicht so viel zur Sache, außer vielleicht „Wie ist denn der ins Lager gekommen??“

sein
„Postverhalten“ nenne ich mal milde arrogant.

OK. Wer sich nicht auf Gedeih und Verderb der „Milde“ von Blubbzeitung und der AJW (Allianz jugendlicher Weisswäscher) unterwirft, ist arrogant. Und was muss man tun, um von Deiner/Eurer Milde profitieren zu dürfen?

Was hat er denn von der Öffentlichkeit erwartet?

Na, lass mich raten: Vielleicht sowas wie Lesen - Wissen - Denken - kritisches Urteil?

Nagutt, er hat sich offenbar getäuscht. Wier wäär-dänn waai-tärr marschii-äränn - wänn all-ääss in Schär-bänn fällt! Hauptsache laut, Hauptsache Gleichschritt, Hauptsache gradaus…

Schöne Grüße

MM

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Off topic
Hallo Martin,

irgendwie abtörnend, diese zynischen Bemerkungen, aber egal.
Ein Tippfehler kann jedem passieren, wenn das jedesmal im Forum
kommentiert werden würde, wäre hier kein roter Faden mehr erkennbar.
„Promotion“ ist ein Wort mit mehreren Bedeutungen, so meinte ich hier
nicht das promovieren an der Universität, sondern das bewerben seiner
Buches in der Öffentlichkeit. Promotion hier also als englischer
Begriff aus der Werbung.

In der Hoffnung deine Beiträge sind in Zukunft etwas wohlwollender
verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Servus,

Promotion hier also als englischer Begriff aus der Werbung.

d.h. sehr gut geeignet, um Kampagnen betreffend Literatur zu diskutieren, die im Rahmen einer Marketingstrategie als Konsumartikel auf den Markt geworfen wird. Selbstverständlich wäre es ein bissel daneben, von einem Autoren zu erwarten, daß er als armer Poet unterm Dach seinen Zwieback knabbern muss - dennoch erlaube ich mir die Anmerkung, daß es vor langer Zeit im zwanzigsten Jahrhundert Autoren gegeben hat, die Literatur nicht primär mit dem Motiv geschaffen haben, der am Markt gegebenen Nachfrage optimal zu entsprechen. Ich habe den Begriff (beim zweiten Lesen) schon verstanden: Er belegt Deine - meines Erachtens ein wenig eingeschränkte - Sichtweise; daher hab ich ihn in diesem Zusammenhang ein bissel hervorgehoben.

In der Hoffnung deine Beiträge sind in Zukunft etwas wohlwollender

Das hängt so ein bissel von den diskutierten Thesen ab. In der Tat ist meine Replik nicht gut zu einer „konstruktiven“ Diskussion geeignet, weil sie zwar keine Zynismen, aber doch ein wenig (leicht durchschaubar gebastelte, ergo leicht zu demontierende) Polemik enthält.

Ich glaube aber, daß deine These vom bösen GG, der sich nicht marktgerecht verhält, ergo „von der Öffentlichkeit“ mit Recht „abgestraft“ wird, so oder so nicht besonders gut „konstruktiv“ diskutierbar ist. Deswegen nicht, weil sie eine meinungs- und kritiklose „Öffentlichkeit“ von vornherein als Datum annimmt, so daß das Skandalöse an der „Affaire“ GG, nämlich deren Rezeption, gar nicht mehr Gegenstand der kritischen Nachfrage ist.

Diese Rezeption nicht zu diskutieren, sondern ein wenig anzuprangern - daher auch das ebenfalls leicht zu durchschauende Amalgam mit „Wir werden weiter marschieren…“ (ich hätte auch was von „Vorrlckszorrn“ schreiben können) - ist mir ein Anliegen; damit auch die Empfehlung an Dich, dem ein wenig nachzuspüren, wie sich das für Dich anfühlt, wenn ein Fettsteiß mit Breeches und Schaftstiefeln auf irgendeinen zeigt und ruft: „Vorsicht Volksschädling! Da ist der Nazi! Immer druff!“

Deine Äußerung, daß Du eigentlich gar nicht wissen willst, worin genau die inkriminierten Taten GGs bestehen, ließ mich befürchten, daß Du für derlei Hetze vielleicht ein wenig anfällig sein könntest?

(Diese Sorge bitte ich als Wohlwollen zu verstehen.)

Schöne Grüße

MM

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Servus Martin,
und wenn ich bedenke, welchen hirnrissigen Mist ich mit 17 geglaubt, bewundert und mitgetragen habe …
Ich könnte mich auch noch heute dafür selbst in den Allerwertesten treten.

Ist denn Weiterentwicklung, Einsicht, Erkenntnisgewinn keine Geistesleistung?
Wer in seiner Pubertät nicht irgendwelchen Bockmist verzapft hat, mit dem er sich später nur noch mit Schamesröte konfrontiert sieht, der tut mir leid sollte sich dafür schämen.

Diese ganzen Auf-GG-mit-dem-Finger-Zeiger mögen sich doch bitte klarmachen, wohin drei andere Finger ihrer Hand gerichtet sind.

Gruß
Eckard

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berufen und rekrutiert
bekannte „Tätervolkschaft“ vs. grassierende Schwindsucht.
Hallo, ich bins, der nonuomo-Hansl.
Auch wenn die angekündigte Veröffentlichung des
BEKENNERBuches G.Grassens (nicht zu verwechseln mit
George Br.) vor allem promobil die TROMMELN recht
zeitig hauptsächlich für sein Buch am Rühren ist,
kommt sie doch auch erfrischend offen, und dann auch
noch rechtzeitig, um die schwelende Unruhe seit der
Prägung des Begriffs „TÄTERVOLK“ am wieder
Einschlafen zu hindern.
Läßt doch Grass keinerlei Zweifel daran, daß für
IHN jedenfalls KEIN „BefehlsNOTstand“ gegeben war,
er bekennt sich „berufen berufen“.
Zweifel allerdings DARAN, wie er sich die
„Zugehörigkeit“ zu dieser NS-Eliteeinheit tagtäglich
„würdig erwiesen“ hatte, und hier sollten wir sehr
sensibel sein. „Wir“? Ganz besonders kritisch „wir
(Spät)68er“, einstige „Vietnam-Veterinäre“ und
„klammheimliche RAF-Sympathisanten“ wie ich selber,
für die Leben und Nicht-Leben ja auch nur Mittel zum
Zweck gewesen war und keine „heilige Frage“.
Konkret halte ich angesichts der Notwendigkeit
einer ehrlichen Haltung gegenüber der aktuellen
Terminatur aus der „Neuen Welt“ eine allmählich
selbstkritische Aufarbeitung eigener
linksfaschistoider „Erscheinungen“ (in) der (70er
Jahre) weltweiten „kommunistischen“ ML-Bewegung für
höchst angebracht.
Bräucht´s dazu erst Geldknappheit von Joschka, oder
mehr mehr Schmiere für Joscha? Da gab´s doch auch
mal eine ziemlich aufbauende KPDAnull, die heute gar
nicht mehr bellt…
Was machen eigentlich all die, die…am
proletarischen Schraubstock…heute, und warum
hatte Jean Paul Sartre nicht auch DERart dem
Klassenvorteil den Rücken gekehrt und „die eigene
Klasse verraten“? Oder hat[te] er?
„wir 68er“: „wir zum Fortschritt Berufenen“?
Last and least: lieber 1000 Bekennerbücher als nur
ein weiterer nachgezündeter Bekennerbrief, dessen
mutmaßliche Spuren sich bis in die CIA-Küche
zurückverfolgen lassen!
Was mag das sein, eine „Tätermenschheit“?
Wohl mehr als EIN Tätermensch, oder? Lieber Krüße,
Herbizito von Dadader

Ich bin für den leBENDen Widerspruch.