Hallo liebe Forum-User,
ich schildere mal mein aktuelles Seelenleiden und hoffe auf ein paar ernstgemeinte Meinungen und Ratschläge.
Ich habe vor 9 Monaten einen Mann, 30 J., kennen gelernt - via Internet, räumliche Distanz 200 km. Wir waren von Anfang an auf einer Wellenlänge, verstehen uns weitestgehend sehr gut und sind in vielen Dingen ähnlich gestrickt. Die Distanz erschwert ein intensives persönliches Kennenlernen. Wir haben bisher viel telefoniert, was den persönlichen Kontakt jedoch nicht kompensieren kann. Die ersten Wochen und Monate hab ich - ohne großartig nachzudenken - sehr genossen, er kann sehr aufmerksam sein und hat sich in der Anfangszeit sehr bemüht. Alles in allem habe ihn als große Bereicherung erfahren und somit auch Gefühle entwickelt, die bei mir inzischen zu „Liebe“ geworden sind. Er hat - beruflich bedingt - leider auch wenig Zeit. Wir sehen uns alle 3 Wochenenden und dann meist für 1 Tag, mehr gibt sein Job-Pensum kaum her.
Seit einigen Wochen wachsen nun Zweifel in mir. Wenn wir uns sehen, verstehen wir uns nach änfänglich etwas seltsamen Phasen des wieder-aneinander-Gewöhnens gut - sehen wir uns länger nicht, entwickeln sich gewisse „Downs“. Insgesamt gibt er sich eher unverbindlich was den Bereich zukünftige Gestaltung betrifft und tut sich - in vielen Bereichen - schwer, Entscheidungen zu fällen (aus Angst Fehler zu machen). Initativen (Wann sehen wir uns wieder? etc.) kommen meist von mir.
Meine Unsicherheit wächst zunehmend - ob er für mich dasselbe empfindet wie ich für ihn. Wenn es nach mir geht, so wünsche ich mir eine „aktive Beziehung“ mit beginnenden gemeinsamen Zukunftsplänen. Und ich wünsche mir mehr gemeinsame Zeit. Ich habe vor ein paar Tagen versucht, mit ihm darüber zu sprechen. Fazit aus seiner Sicht: Er weiß, dass er mich gern hat, fühlt sich wohl bei mir, wir verstehen uns gut, er erzählt mir Dinge, die er allenfalls seinen Eltern erzählt (das überrascht ihn offenbar), wir können gut miteinander reden, er findet mich prima, aber: Er weiß nicht genau, was er fühlt - bzw. ob das, was er fühlt, sozusagen „Liebe“ ist! Er kann es für sich nicht einordnen. Und ihn stören diese Up and Downs, die sich immer wieder einschleichen - gerade, wenn wir uns länger nicht sehen. Jedoch hat er einfach auch nicht mehr Zeit.
Mich verunsichert natürlich sein Nichtwissen!! Enorm. Ich fühl mich irgendwie ohnmächtig.
Dann soll man ja bei Männern immer auf Taten achten, weniger auf Worte. Da sieht es bei ihm z.B. folgendermaßen aus: Wenn er mich besucht, bringt er mir immer eine Kleinigkeit mit. Er unterstützt mich (leider nicht mehr so häufig wie anfangs) mit Ratschlägen. Er bekocht mich, wenn ich bei ihm bin. Er zeigt mir Dinge, die ihm wichtig sind - angefangen von Geocachen/Geocoins über berufliche Pamphlets bis hin zur „Bierbrauerei für den Hausgebrauch“ (Bier selbermachen - sein Hobby). Er begleitet mich nach wir vor zum Verabschieden an mein Auto und schickt auch mal ne SMS, wenn ich nen anstrengenden Tag vor mir habe. Eigenlich nicht zu beanstanden…
Doch wenn wir getrennt sind, habe ich immer häufiger das Gefühl, wir beide leben in 2 Parallelwelten. Ich möchte dabei in einer leben, während er damit klarzukommen scheint, sich einfach in seinen Alltag stürzt und damit zufrieden ist, mich alle 3 Wochen zu sehen! Natürlich will ich mehr - ich könnte halbwegs damit leben, wenn ich zumindest emotional Gewissheit hätte.
Gibt’s ne Chance, dass seine Ungewissheit irgendwann in naher Zukunft zur Gewissheit wird - oder handelt es sich eher um aussichtlslose Liebesmühe meinerseits und ich sollte besser abhaken, bevor ich noch mehr leide? Oder bin ich nur zu ungeduldig und der Gute ist eigentlich gar nicht so verkehrt, sondern einfach typisch Mann, der sich schwer mit Gefühlen tut?
Danke für eure Antworten und einen sonnigen Herbsttag!
Alariel