Erbrechen und isotonische Getränke?

Der Bruder meines Freundes ist momentan sehr krank und muß sich ständig übergeben. Er kriegt ziemlich starke Medikamente. Damit kann er wenigstens Wasser halten. Nun wollen seine Eltern ihm isotonische Getränke geben, damit er etwas Energie kriegt.

Was haltet Ihr davon?

Danke!
Schnoof

Wenig, wenn es nicht mit den Ärzten abgesprochen ist.

Eine Beurteilung ist so nicht möglich, da wir ja die Ursache des Erbrechens nicht kennen. Es kann sein, dass eine Verschiebung des Blutsalz- und Flüssigkeitshaushaltes die Ursache bzw. Folge des Erbrechens ist. Je nach den Blutwerten (bzw. im Extremfall der Blutgasanalyse) muss man dann festlegen, welche Art der Flüssigkeitsregulation notwendig ist.

Hier sollte man sich wirklich ziemlich genau an die ärztlichen Anweisungen halten und nicht irgendwelche Experimente oder Werbefirlefanz versuchen.

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Es ist nichts genaues bekannt, außer daß keine organischen Ursachen vorliegen. Vor drei Monaten war er schon mit den gleichen Ursachen eine Woche im Krankenhaus. Der Arzt hat damals Cola und Salzgebäck empfohlen. Auch dieses Mal lag er ein paar Tage drin.

Wäre Wasser mit Traubenzucker und etwas Salz OK?

Bis denne
Schnoof

Der Bruder meines Freundes ist momentan sehr krank und muß
sich ständig übergeben. Er kriegt ziemlich starke Medikamente.
Damit kann er wenigstens Wasser halten. Nun wollen seine
Eltern ihm isotonische Getränke geben, damit er etwas Energie
kriegt.

Was haltet Ihr davon?

Danke!
Schnoof

Nun, dir ist offenbar nicht alles bekannt. Einerseits erhält er Medikamente, die entweder symptomatisch gegen das Erbrechen sein sollen oder aber eine andere Grunderkrankung behandeln oder beeinflussen sollen. Mindestens die müsste man kennen…

Grundsätzlich wäre z.B. mal wichtig, welche Art von Erbrechen es ist. Ist es eher eine bulimische Problematik mit Ess-Kotzanfällen oder Erbricht er jedes Essen oder Trinken direkt oder kurz nach der Zufuhr? Besteht eine Suchtvorerkrankung und handelt es sich vielleicht eher um einen protrahierten Entzug? Hat er sonstige Symptome? Sieht er krank aus oder fühlt er sich dabei recht wohl? Gibt es Hinweise auf eine endokrinologische Erkrankung (z.B. Addison oder andere Erkrankungen mit Störungen der Blutsalze).

Wenn es keine organische Ursache hat (was schwer so pauschal zu sagen ist), so wäre der erste Schritt ein Protokoll des Erbrechens mit der Häufigkeit, Symptomen und Verhalten danach. Wann und in welcher Situation ist das ganze losgegangen. Wie häufig tritt es auf? Was geht dem voraus, was passiert danach ? Wer hat es beobachtet ?
Die häufigste psychische Ursache Erbrechen wäre wohl die Bulimie. Aber es gibt durchaus noch weitere Gründe, z.B. bei bestimmten Formen von Angsterkrankungen, Zwänge, Somatisierungen, Traumaerfahrungen, Konversionssymptome). Daneben gibt es sog. funktionelle Magen-Darm-Beschwerden wie das Reizdarmsyndrom. Bei Patienten mit einer Schizophrenie ist z.B. auch an einen massiven Wasserkonsum (Wasserintoxikation) zu denken. Letztlich sollte man also auch mal einen Psychiater bzw. Experten aus dem Bereich Psychosomatik damit betrauen, damit man ein klareres Bild hat.

Wenn es zu einem starken Flüssigkeitsentzug durch das Erbrechen gekommen wäre, so würden die Ärzte wahrscheinlich eine Infusionsbehandlung ansetzen. Man muss schon eine Menge mehr Infos haben, um da Aussagen machen zu können.
Gegen isotone Getränke wäre ja prinzipiell auch nichts zu sagen. Der Tip mit Cola und Salzstangen entstammt nach meiner Kenntnis leider nur der Legendenbildung, hält sich aber hartnäckig sogar in einigen Lehrbüchern (und ich hab das auch mal empfohlen…).

Martin

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Der Tip mit Cola und Salzstangen entstammt nach meiner
Kenntnis leider nur der Legendenbildung, hält sich aber
hartnäckig sogar in einigen Lehrbüchern (und ich hab das auch
mal empfohlen…).

Hallo Martin,

habe hierzu von einem Arzt vor Jahren mal eine plausible und gute Erklärung bekommen: Wenn Kinder nichts bei sich halten können, und keinen Appetit haben, dann kann man sie mit sonst von den Eltern eher verbotenen Sachen locken. Cola sorgt dann für Flüssigkeit und insbesondere Kohlenhydrate (könntest auch Glucoselösung IV geben) und Salzstangen sorgen für Nachschub an Kochsalz undebenfalls Kohlenhydraten. Und wenn du dir überlegst ein Kind zu fragen, ob es lieber die IV-Variante oder ein Glas Cola hätte, …

Ein zweiter Grund für die Behandlung ergibt sich in Gegenden ohne ausreichende Lebensmittelhygiene: Coca Cola/Pepsi Cola ist als Markenprodukt nahezu überall auf der Welt verfügbar (wird auch oft auf Schiffen, in Bussen, … mitgeführt) und hat immer einen einheitlichen hygienischen Standard, und trockene Salzstangen sind auch unanfällig gegen bedenkliche Keime, die einen von Durchfall/Erbrechen geschwächten Körper zusätzlich gefährden würden.

D.h. für Kinder durchaus eine gangbare Lösung, weitab der Zivilisation auch für Erwachsene eine sinnvolle Geschichte, aber wer sich Montags auf dem heimischen Sofa mit verrenktem Magen wiederfindet und kein Problem mit anderen Therapien hat, sollte Cola eher meiden. Dann doch besser Elotrans o.ä. nehmen.

Gruß vom Wiz

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Nun, dir ist offenbar nicht alles bekannt. Einerseits erhält
er Medikamente, die entweder symptomatisch gegen das Erbrechen
sein sollen oder aber eine andere Grunderkrankung behandeln
oder beeinflussen sollen. Mindestens die müsste man kennen…

Es ist richtig. Mir wird nicht immer alles gesagt. Das kann ich auch nachvollziehen. Ich gehöre ja noch nicht ganz zur Familie. Was ich weiß, ist, daß diese Medikamente keine Grunderkrankung behandeln. Es sollen wohl starke Beruhigungsmittel sein, wobei sie ihn im Krankenhaus mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt haben, die aber bei ihm nicht so ganz ansprachen. Was sie ihm mit nach Hause gegeben haben, kriegen wohl auch Chemotherapie-Patienten. Man darf nur 10 Kapseln/Tabletten nehmen, er war bei 7.

Grundsätzlich wäre z.B. mal wichtig, welche Art von Erbrechen
es ist. Ist es eher eine bulimische Problematik mit
Ess-Kotzanfällen oder Erbricht er jedes Essen oder Trinken
direkt oder kurz nach der Zufuhr? Besteht eine
Suchtvorerkrankung und handelt es sich vielleicht eher um
einen protrahierten Entzug? Hat er sonstige Symptome? Sieht
er krank aus oder fühlt er sich dabei recht wohl? Gibt es
Hinweise auf eine endokrinologische Erkrankung (z.B. Addison
oder andere Erkrankungen mit Störungen der Blutsalze).

Es ist keine Suchterkrankung bekannt, daher ist er nicht auf Entzug. Bulimie ist auch eher unwahrscheinlich. Er erbricht eher kurz oder direkt nach der Zufuhr. Er fühlt sich beschissen, ist auch sehr matt, sah auch schon richtig schlecht aus. Zur Ablenkung fragte die Schwester im Krankenhaus, was er am liebsten machen wolle. Er wollte nur nicht mehr kotzen.

Was sind endokrinologische Erkrankungen? Was ist davon betroffen? Nerven? Darm? Es ist - wie gesagt - nichts bekannt.

Wenn es keine organische Ursache hat (was schwer so pauschal
zu sagen ist), so wäre der erste Schritt ein Protokoll des
Erbrechens mit der Häufigkeit, Symptomen und Verhalten danach.
Wann und in welcher Situation ist das ganze losgegangen. Wie
häufig tritt es auf? Was geht dem voraus, was passiert danach
? Wer hat es beobachtet ?

Ich habe den Eindruck, daß da verdammt viel zusammen kommt. Als er jünger war, hatte er wohl mal eine Infektion im Magen, die auch solche Auswirkungen hatte. Einige Jahre später ist ihm mal von irgendeinem Essen auswärts (Restaurant oder Imbißbude oder so) schlecht geworden. Seitdem war ihm oft nach Essen auswärts schlecht. Das gleiche Essen daheim (also mitgebrachtes) war dann voll OK.

Als es ihn dann vor drei Monaten erledigt hatte, war er im Abi-Streß und hatte in einem China-Imbiß was gegessen. Das Essen dort hatte wohl auch einige andere krank gemacht. Aber er war dann zwei Wochen außer Gefecht gesetzt, weil er danach nichts mehr gehalten hat. Er lag insgesamt etwa eine Woche im Krankenhaus. Zwei Wochen lang ging gar nichts. Da haben sie wohl auch festgestellt, daß es keine organischen Ursachen hätte.

Ob es da Zusammenhänge gab, ob es dieses Mal eine Ursache hat, ob er Ängste oder irgendetwas hat, ist nicht bekannt. Er sagt auch nichts dazu. Er sagt nur, er will nicht mehr kotzen. Er war nach dem ersten Mal bei einem Psychologen in Behandlung und hatte Antidepressiva gekriegt, die er dann aus irgendwelchen Gründen absetzen mußte. Aber eine genaue Diagnose gab es wohl noch nicht.

Die häufigste psychische Ursache Erbrechen wäre wohl die
Bulimie. Aber es gibt durchaus noch weitere Gründe, z.B. bei
bestimmten Formen von Angsterkrankungen, Zwänge,
Somatisierungen, Traumaerfahrungen, Konversionssymptome).
Daneben gibt es sog. funktionelle Magen-Darm-Beschwerden wie
das Reizdarmsyndrom. Bei Patienten mit einer Schizophrenie ist
z.B. auch an einen massiven Wasserkonsum (Wasserintoxikation)
zu denken. Letztlich sollte man also auch mal einen Psychiater
bzw. Experten aus dem Bereich Psychosomatik damit betrauen,
damit man ein klareres Bild hat.

Wenn es zu einem starken Flüssigkeitsentzug durch das
Erbrechen gekommen wäre, so würden die Ärzte wahrscheinlich
eine Infusionsbehandlung ansetzen. Man muss schon eine Menge
mehr Infos haben, um da Aussagen machen zu können.
Gegen isotone Getränke wäre ja prinzipiell auch nichts zu
sagen. Der Tip mit Cola und Salzstangen entstammt nach meiner
Kenntnis leider nur der Legendenbildung, hält sich aber
hartnäckig sogar in einigen Lehrbüchern (und ich hab das auch
mal empfohlen…).

So ähnlich hatte ich es mir auch schon gedacht. ;o) Im Krankenhaus hang er am Tropf.

Bis denne und danke!
Schnoof

Nur handelt es sich bei einem 19-jährigen nicht mehr um ein kleines Kind, oder? ;o)

Der darf eh schon essen, was er will, ißt meiner Meinung nach auch fürchterlich ungesundes Zeug. Nur derzeit ist es halt schwierig. Da ißt er lieber gar nichts.

Bis denne!
Schnoof

So, wie Du es jetzt schilderst könnte man an eine Konditionierungsreaktion denken, d.h. eine Problematik die durch ungünstige Faktoren erlernt und dann chronifiziert ist. Dies ist grundsätzlich auch bei Funktionen des autonomen Nervensystems wie eben die Magen- oder Darmfunktion möglich. Im weitesten Sinne würde man dann von einer phobischen Symptomatik oder ggf. Agoraphobie bzw. Somatisierung ausgehen.

Zum möglichen Ursachenmodell:
In einer Situation mit emotioneler Voranspannung (Stress, Umstellung wie auch immer) tritt mehr oder weniger zufällig ein verdorbenes Lebensmittel hinzu. Die Übelkeit und Erbrechen werden fälschlich vom Gehirn mit Stress und Belastungen verknüpft, also eine falsche Lernerfahrung gespeichert. Die nachfolgende Aufmerksamkeit und verstärkte Selbstbeobachtung bei der unangenehmen körperlichen Lage verstärkt jetzt das Problem nur noch. Nachfolgend hat er eine (eigentlich ja absurde) Verknüpfung zwischen „auswärts Essen“ und den Beschwerden entwickelt und ein sog. agoraphobes Vermeidungsverhalten entwickelt. Damit ist gemeint, dass er nicht mehr die Situationen aufgesucht hat, die er subjektiv mit dem Problemverhalten Übelkeit verknüpft hat. Dies aber führt zur Chronifizierung, da er jetzt auch eine „Erwartungsangst“, d.h. Angst vor der Angst entwickelt. Im extremen Fall eben eigentlich vor allem unbekannten Essen oder dann allen Situationen, die im weitesten Sinne mit Essen zu tun haben.

Frustrane Behandlungsversuche verstärken das subjektive Gefühl der Hilflosigkeit erst recht und verfestigen so das Angstproblem.

Was könnte man zur Behandlung machen?

  1. Anleitung zur Selbstbeobachtung, um ihm Zusammenhänge zwischen Übelkeit, Erbrechen, Anspannung, Angst und Gedanken und Verhalten deutlich zu machen
  2. Informationen über den normalen körperlichen und psychischen Zusammenhang von Essen und Gefühlen bzw. der Regulierung des vegetativen Nervensystems.
  3. Aufbau einer Angsthierarchie, d.h. Abstimmung der Angstschweregrades (schwerste Stufe z.B. Essen in dem Restaurant, wo erstmals die Symptomatik auftrat)
  4. Erlernen von Entspannungsverfahren
  5. Konfrontationstherapie mit Essen (z.B. Flooding in dem Restaurant, oder systematische Desensibilieriung, d.h. schrittweise Steigerung des Essverhaltens)
  6. Ggf. könnte man auch mit einer EMDR-Therapie an die Grundlagen seines Problemes kommen (das ist eine recht kurzzeitig wirksame Behandlungsform, die eigentlich aus der Traumatherapie stammt).
  7. Medikamentöse Behandlungen sind schwierig. Evtl. kurzzeitig ein angstlösendes Medikament (wird er schon haben) für nicht länger als 3-4 Wochen…

So wie Du es jetzt schilderst, sollte er am besten stationär in eine sehr gute psychosomatische verhaltensmedizinische Klinik gehen. Ich glaube kaum, das man das Problem ambulant gut und schnell lösen kann. Dazu sind die Angstkreisläufe bzw. Konditionierungen häufig zu schwer chronifiziert.

Aber wie gesagt, ich beurteile das ja jetzt auch nur rein spekulativ. Eine Diagnostik und Therapieempfehlung sollte von einem Facharzt für Psychotherapeutische Medizin vor Ort erfolgen.

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Hallo!

Das mit der Cola bei Übelkeit ist durchaus keine Legende, sondern funktioniert. Man mag es kaum glauben, bei der Brühe, in der man alles mögliche auflösen kann. Aber der streng geheime Inhalt der Cola hat neben Koffein eine sehr positive Auswirkung auf die Darmtätigkeit (für Magen eher schlechter!). Und Salzstangen sind leicht verträglich und führen Natrium hinzu (was man heutzutage aber schon viel zu viel mit der Nahrung aufnimmt, weil es fast überall drin ist). Aber bei Erbrechen wie gesagt nicht so toll.
Isotonische Getränke können ruhig verabreicht werden (Achtung: sog. Isotonische Getränke aus dem Supermarkt beinhalten mehr Zucker als sonst was!!). Das mit dem Traubenzucker würde ich allerdings vorerst lassen, da solche Symptome auch Form einer Unverträglichkeit sein können, z.B. gegen bestimmte Zuckerformen (Dextrose, Maltose, Lactose etc.). Das sollte man abklären.

Gruß,
Alexandra