Erdabkühlung?

Erdabkühlung?

Ein Vortrag von Herrn Rudolf Steiner vom 22. März 1917 in Berlin, welcher in Buchform erschienen ist, warf einige Fragen bei mir auf. Herr Steiner berichtet von einem gewissen Sir James Dewar, 1842-1923, Physiker und Chemiker, Prof. in Camebridge und London, Erfinder der Thermosflasche, welcher behauptet habe, dass sich die Erde auf jeden Fall früher oder später abkühlen müsse. Ich zitiere Herrn Steiner aus dem Buch „Geist und Stoff, Leben und Tod“, Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach, 1989 (S.191 und 192):

„Es ist noch nicht lange her, da hat Professor Dewar in der Royal Institution einen Vortrag gehalten, in dem er ver­suchte, auf Grund der Anschauung, die er gewonnen hat aus den naturwissenschaftlichen Ergebnissen der Gegenwart, über einen zukünftigen Endzustand des Erdendaseins zu sprechen. Halten wir uns einmal vor, was dieser Physiker, dessen physikalische Forschungen durchaus von mir voll anerkannt werden, sich für Ideen über einen Endzustand des Erdendaseins macht, einen Zustand, in dem nicht mehr vorhanden sein können die menschlichen Erdenbewohner, die jetzt auf dieser Erde herumgehen. Professor Dewar versucht, die physikalischen Vorstellungen, die ihm heute zur Verfügung stehen, zu verwerten, und findet mit einer gewissen einseitigen Berechtigung heraus, man müsse nach den Vorgängen, die zu beobachten sind von dem Physiker, annehmen, daß die Erde sich abkühle. Und er berechnet einen Endzustand, in dem die Erde abgekühlt sein wird bis, sagen wir, minus 200 Grad Celsius. Er läßt den Gedanken durchblicken, daß die Erde in ihrer Entwickelung zu einem solchen Endzustand hin ihren Weg nimmt. Da ist er sich denn klar darüber, daß selbstverständlich alles, was jetzt als Wasser im Meere ist, längst fest geworden sein wird; daß auch die Luft, die heute unsere Atmosphäre bildet, flüssig sein wird, und in einer Höhe von zehn Metern die Erde bedeckt sein wird von dieser flüssig gewordenen Luft, in Form eines Meeres. Die Kälte, wie sie dann herr­schen wird, meint er, wird sehr vieles von dem, was heute auf der Erde ist, anders erscheinen lassen. Es ändert sich natürlich nicht bloß der Wärmezustand und mit ihm die Aggregatzustände der einzelnen Körper, sondern auch vie­les andere im Aussehen dessen, was dann auf der Erde sich vorfinden wird. So findet Professor Dewar, wiederum ganz richtig von physikalischen Vorstellungen ausgehend, daß die Milch, die dann selbstverständlich fest sein wird, in blauem Lichte erstrahlen wird. Ich weiß zwar nicht, auf welche Weise diese feste Milch dann erzeugt werden wird, aber sie wird nach physikalischen Vorstellungen in blauem Lichte erstrahlen. Ja noch mehr: Eiweiß wird so leuchtend sein, daß man bei diesem Lichte, das man ja dadurch erzeu­gen kann, daß man die Wände der Zimmer mit diesem Eiweiß anstreicht, wird Zeitung lesen können. Ich weiß zwar nicht, wer dann Zeitung lesen wird, da ich vermute, daß die Menschen längst erfroren sein werden, aber dennoch gebraucht Dewar diese Auseinandersetzung, um den ein­stigen Zustand unserer Erde nach seinem Weltenbilde sich in der Vorstellung zu formen, und viele andere Dinge. Auf der flüssig gewordenen Luft, die dann Meer sein wird, werden nurmehr ganz gasige leichte Körper sein, Wasser­stoff, Helium, Neon, Krypton. Er beschreibt sehr schön, wie man sich dann ganz anders fühlen wird, weil natürlich der Widerstand dieser leichten Gase kein so starker sein wird wie der Widerstand der Luft für den jetzigen Organismus.“

Mich würde nun interessieren, was damals die jeweiligen Entdeckungen des Sir James Dewar waren, damit er zu so einer Behauptung kommen konnte (wenn man davon ausgeht, dass Steiner ihn richtig verstanden hat). Vor allem interessiert es mich natürlich, weil diese Behauptung im krassen Gegensatz zur heutigen postulierten „globalen Erwärmung“ steht.

Ich freue mich auf Antworten.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Baumeister

Hallo Wolfgang,

der erdkern ist, wie Du sicher weißt ziemlich heiß, einige tausend °C. Dewar ging schlicht davon aus, das im Laufe der Erdgeschichte diese Wärme mehr oder weniger vollständig abgestrahlt würde und die Erde einen Kältetod sterben würde, wie es andere Planeten schon längst hinter sich haben.
Eine an sich logische Schlußfolgerung, nur weiß man mittlerweile, daß die Erde zum einen wesentlich besser isoliert ist, als Dewar es vermutete, der Erdkern ist bei weitem nichtso stark abgekühlt wie vermutet.
Zum anderen liegt es aber zu einem nicht geringen Teil auch daran, daß durch radioaktiven Zerfall eine permanente Erwärmung stattfindet, die Dewar nicht kannte und somit auch nicht berücksichtigen konnte.

Mit der Klimaerwärmung hat diese These wenig zu tun.

Gandalf

Hallo Gandalf,

danke für deine Antwort, die auch für mich als Nicht-Physiker und Nicht-Chemiker sehr verständlich war.

Viele Grüße,
Wolfgang

Erdabkühlung?
Mich würde nun interessieren, was damals die jeweiligen
Entdeckungen des Sir James Dewar waren, damit er zu so einer
Behauptung kommen konnte.

Zur Ergänzung von Gandolfs Antwort. Man hatte damals die Zunahme der Temperatur mit der Tiefe gemessen und schon recht genau auf die Temperatur im Erdkern geschlossen. Aus der Abkühlungstheorie hat man auch die Faltung der Gebirge als Folge des Schrumpfungsprozesses angesehen.

Vor allem interessiert es mich
natürlich, weil diese Behauptung im krassen Gegensatz zur
heutigen postulierten „globalen Erwärmung“ steht.

Damals hat man schon gewusst, dass das Erdklima nichts mit der Temperatur der Erde im Innern zu tun hat sondern mit der Sonneneinstrahlung. Permafrost in Sibirien und die Vereisung der Polkappen wäre ja nicht logisch, wenn die Hauptwärme unseres Klimas aus dem Erdinnern stammen würde.
Udo Becker

der erdkern ist, wie Du sicher weißt ziemlich heiß, einige
tausend °C. Dewar ging schlicht davon aus, das im Laufe der
Erdgeschichte diese Wärme mehr oder weniger vollständig
abgestrahlt würde und die Erde einen Kältetod sterben würde,
wie es andere Planeten schon längst hinter sich haben.
Eine an sich logische Schlußfolgerung, nur weiß man
mittlerweile, daß die Erde zum einen wesentlich besser
isoliert ist, als Dewar es vermutete, der Erdkern ist bei
weitem nichtso stark abgekühlt wie vermutet.
Zum anderen liegt es aber zu einem nicht geringen Teil auch
daran, daß durch radioaktiven Zerfall eine permanente
Erwärmung stattfindet, die Dewar nicht kannte und somit auch
nicht berücksichtigen konnte.
Gandalf

Isolierung der Erde ? Woher nimmst du die Kenntniss, dass die Erde anderst ‚isoliert‘ ist, wie andere Planeten ?

Und warum sollte die Erde durch radioaktiven Zerfall eine andere
Erwärmung stattfinden als auf anderen Planeten ?

Ich denke, dass Dewar (wie du übrigens auch) mangels realen Vergleichsmöglichkeiten sich einfach in den Berechnungen geirrt hat und dass Dewar’s Theorie der Abkühlung sich noch bewahrheiten wird, wenn das auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.
Die Abkühlung hängt unter Anderem von der Art und der Masse ab und anderseits, wie schnell sich der Kern innerhalb des Planeten dreht. Desweiteren hängt die Abkühlung von den Kräften und Einwirkungen der umgebenden Sternen und Planeten ab, die auf die Erde wirken.

Damals hat man schon gewusst, dass das Erdklima nichts mit der
Temperatur der Erde im Innern zu tun hat sondern mit der
Sonneneinstrahlung. Permafrost in Sibirien und die Vereisung
der Polkappen wäre ja nicht logisch, wenn die Hauptwärme
unseres Klimas aus dem Erdinnern stammen würde.

Das stimmt wohl. Trotzdem hängt unser Klima indirekt vom Kern ab. Denke an Vulkanismus, Seafloor-Spreading etc. die haben auf die Erwärmung der Meere schon auch einen Einfluss. Als Folge des wärmeren
Wassers kommt es zur vermehrten Entbindung von CO2, höherer Verdunstung zu Wasserdampf, Abschmelzungen von Eis und dementsprechend höherer Absobtion von Sonnenenergie in den Meeren etc. etc.

Moin Jow,

Isolierung der Erde ? Woher nimmst du die Kenntniss, dass die
Erde anderst ‚isoliert‘ ist, wie andere Planeten ?

Wo hab ich geschrieben, daß die Erde anders isoliert ist?
Der Mond und auch wahrscheinlich der Mars sind weitestgehend ausgekühlt, weil sie einfach kleiner sind und somit die spezifische Oberfläche, über die die Wärmeabstrahlung stattfindet, (deutlich) größer ist.

Und warum sollte die Erde durch radioaktiven Zerfall eine
andere
Erwärmung stattfinden als auf anderen Planeten ?

Gleiches Problem wie oben.

und dass Dewar’s Theorie der Abkühlung sich noch
bewahrheiten wird, wenn das auch noch einige Zeit in Anspruch
nehmen wird.

Das ist eine richtige Aussage. Aber mit einiger Wahrscheinlichkeit wird die Sonne vorher die Erde verschlingen, weil sie ausgebrannt ist.

Die Abkühlung hängt unter Anderem von der Art und der Masse ab
und anderseits, wie schnell sich der Kern innerhalb des
Planeten dreht.

Auch das ist richtig.

Desweiteren hängt die Abkühlung von den
Kräften und Einwirkungen der umgebenden Sternen und Planeten
ab, die auf die Erde wirken.

Meinst Du jetzt Gezeitenkräfte?
Die sollten in diesem Zusammenhang vernachlässigbar sein.

Gandalf