Guten Abend! Es hat ja gerade ordentlich gebebt in der Türkei und wie ich weiß, kann es ja in Istanbul jederzeit wackeln. Was ist eigentlich, wenn das Epizentrum vor der Küste im Mittelmeer liegt, ist da ein Tsunami möglich? Fahre oft in die Türkei und hab son bisschen Schiss Danke!!!
Hallo Pascavella
Zuerst: Tsunamis sind grundsätzlich überall möglich wo es Wasser gibt. Nur braucht es dazu schon ein Erdbeben(oder Vulkanausbruch, Erdrutsch, Meteoriteneinschlag, etc.) das stark genug ist, was nicht überall möglich ist. Dazu kommen noch weitere Bedingungen wie die Tiefe des Erdbebens. Nehmen wir mal das Beben von letzter Woche: Magnitude 7,2 Tiefe 15 Kilometern.
Das wäre durchaus in der Lage einen Tsunami zu produzieren, allerdings dürfte der nicht besonders groß werden. Ich schätze maximal 1 Meter.
Im Mittelmeer sind auch stärkere beben möglich, das hat die Vergangenheit gezeigt. Dabei wurden auch mehrmals Tsunamis ausgelöst, ebenso wie durch Vulkanausbrüche(Bsp.: Santorin, Stromboli). Aber solche Ereignisse sind, Gott sei Dank, sehr selten(hat man in Japan auch gesagt:wink: also sollte man sich keine Gedanken um Tsunamis machen, zumal das den Urlaub ruinieren würde. Man denkt ja auch nicht über Erdbeben nach, die allein sind ja schon gefährlich genug.
Also: Keine Angst vor Tsunamis! Urlaub genießen!
Hoffe ich konnte helfen.
LG Juski
Das Epizentrum des jüngsten Erdbebens lag südlich der Industriestadt Izmit am östlichen Ufer des Marmarameeres in ca. 12 km Tiefe. Diese Naturkatastrophe und viele Dutzend weiterer Beben in den vergangenen 60 Jahren ereigneten sich an der Nordanatolischen Verwerfung, eine der gefährlichsten geologischen Linien auf der Erde. Mit dem Bergriff „Verwerfung“ bezeichnen Geologen eine meist ebene Fläche, entlang derer sich zwei Gesteinsschollen gegeneinander verschoben haben oder – in der Bergmannsprache - gegeneinander verworfen wurden. Das hört sich alles harmlos an. Wenn aber diese Schollen die Größe von Ländern oder sogar von Kontinenten haben und mehrere Dutzend Kilometer dick sind, kann man sich vorstellen, welche Wucht mit dem plötzlichen „Verwerfen“ verbunden ist.
Generell ist die gesamte Türkei immer wieder ein Gebiet, in dem man mit Erdbeben rechnen muß. Diese Tatsache wird natürlich von den am Fortgang des Tourismus interessierten staatlichen/wirtschaftlichen Stellen nie erwähnt und wenn ja dann natürlich klein- bzw. schöngeredet.
Eine Übersichtskarte für die Erdbebendichte in der Türkei findet man auf der Seite des US Geological Service’ unter
http://earthquake.usgs.gov/earthquakes/world/turkey/…
Vor allem bei Aufenthalten an der Küste sollte man eine gewisse Aufmerksamkeit nie abschalten. Bei Gefahr eines Tsunamis ist das sicherste wahrnehmbare Vorzeichen ein plötzliches abnormes Zurückweichen des Meerwassers, vor allem außerhalb der Gezeiten.
Ich würde mich aber nicht künstlich verrückt machen lassen und dennoch guten Mutes an der türkischen (Mittelmeer-)Küste Urlaub machen.
Hallo Pascavella,
mit meiner Antwort hat es jetzt leider etwas gedauert, da ich momentan recht wenig Zeit habe. Erdbeben (Seismologie) sind nicht mein Spezialgebiet, deshalb wird meine Antwort auch relativ kurz und allgemein ausfallen.
Istanbul liegt im Bereich der in W-O-Richtung verlaufenden Nordanatolischen Störung an der sich die Anatolische Platte (wozu auch die Türkei gehört) an der Eurasischen Platte nach Westen bewegt. Dabei verläuft diese auch durch das südlich von Istanbul gelegene Marmara-Meer. Für den Bereich Istanbul wird in den nächsten 3(?)Jahrzehnten mit stärkeren Beben gerechnet. Bei einem größeren vertikalen Versatz des Meeresbodens im Bereich des Marmara-Meeres an dieser Störung könnte theoretisch ein Tsunami ausgelöst werden. Die Einschätzung wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses (Tsunami)in diesem Bereich ist muss ich den Experten mit Detailkenntnis der lokalen Verhältnisse überlassen. Angesichts der drohenden Erdbebengefahr wurden bereits rings um das Maramara-Meer Messstationen eingerichtet und Untersuchungen im Bereich des Meeresbodens durchgeführt. Entsprechende Vorsorgemaßnahmen im Raum Istanbul sollen bereits eingeleitet worden sein.
Generell muss man auch im gesamten Mittelmeer, das in der Kollisionszone der Afrikanischen Platte mit der Eurasischen Platte liegt, mit Tsunamis (die evtl. auch durch Vulkanausbrüche ausgelöst werden können) gerechnet werden. Ein Frühwarnsystem ähnlich wie rund um den Pazifik und seit jüngster Zeit auch vor Indonesien existiert bislang noch nicht. Nach meinem Kenntnisstand soll ein solches in Zukunft installiert werden. Die Vorwarnzeiten werden dabei allerdings sehr kurz sein.
Das Geoforschungszentrum Potsdam hat übrigens Merkblätter bzgl. Verhalten bei Erdbeben und Tsunamis veröffentlicht:
www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations
Wünsche trotzdem weiterhin schöne Urlaubstage in der Türkei.
Gruss
MSchmidt
Hallo,
sorry habe einfach verschwitzt zu antworten.
Natürlich kann so etwas unter Umständen passieren da die Türkei nun mal an einer tektonischen Bruchstelle liegt. Allerdings denke ich, dass die Gefahr dadurch zu Schaden zu kommen wesentlich niedriger ist als mit dem Flugzeug auf dem Weg in die Türkei abzustürzen.
Hoffe ein wenig geholfen zu haben und auch ein wenig die Angst behoben zu haben.
Beste Grüße und viel Spaß weiterhin in der Türkei
Schorsch