Erde lockern für alten Apfelbaum?

Hallo,

mein Apfelbaum ist alt, hat Pilze und die meisten Äpfel verfaulen schon am Baum, bevor sie runterfallen. Ich werde ihn auslichten und tote Äste wegschneiden.

Er hat zwei Apfelsorten, die alte Sorte Goldparmäne schätze ich sehr. Wikipedia: „Der Apfel galt über viele Jahrhunderte als eine der besten Tafelobstsorten.”

Außerdem seinen Schatten. Nun überlege ich, im Traufbereich die Wiese zu entfernen, die Erde aufzulockern und Äste / Blätter einzubringen um wie beim Hügelbeet die Fruchtbarkeit und Gesundheit zu erhöhen.

Gibt es eine Chance, dass es dem Baum gut tut? Wenn ja, bitte um Quellenangabe. Nachteil: Mehrarbeit beim Rasen Mähen.

Servus,

bedeutet „hat Pilze“, dass man bereits außen an Ästen oder Stamm die Sporenträger sehen kann? Dann ist er als Apfelbaum eh geliefert, anders als Zwetschgen und Mirabellen kann er sich nicht mit dem Pilz arrangieren, sondern wird nach und nach an ihm zu Grunde gehen.

Dass Wiese für Apfel und Birne überhaupt nicht schädlich ist, kannst Du an den schönen alten Obstwiesen z.B. am Albtrauf und (soweit sie dort überlebt haben) in Oberschwaben sehen. Extremes Exempel: Der erste „Jakob Fischer“-Baum ist auf einer Obstwiese bei Rottum ungefähr 120 Jahre alt geworden (1903 als Zufallssämling am Waldrand von Jakob Fischer gefunden, 2020 abgestorben).

Goldparmäne wird bis heute (seit etwa der Jahrtausendwende wieder zunehmend) angebaut und ist in einschlägigen Baumschulen erhältlich - wenn Du jetzt noch einen Nachfolger pflanzt, kannst Du ihn noch im Ertrag erleben.

Schöne Grüße

MM

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Genau. Bin kein Biologe, der mit dem Mikroskop das Holz untersucht hat.

Ein vom Pilz befallener Zwetschgenbaum ist der Nachbarbaum, zusätzlich zum Pilz auch verkrüppelt, nämlich einseitig gewachsen, weil an der Grundstücksgrenzen Fichten standen (seit ca. 15 Jahren nicht mehr), die ihm Licht und Luft streitig machten. Er trägt jedes Jahr Früchte.

Der hat durch Wurzelausläufer Kinder gezeugt, ein Bäumchen, jetzt 2m hoch, hat letztes Jahr schon Zwetschgen getragen und ich habe ihn im Frühjahr dicht neben die alte Zwetschge gepflanzt, damit er sie ersetzen kann. Hat noch geblüht, fühlt sich aber nicht wohl, hat gelbe Blätter, die Blüten im Frühjahr sind nicht zu Zwetschgen geworden.

Die Frage ist, ob ich den alten Zwetschgenbaum vorzeitig umlege, eigentlich wollte ich noch ein paar Jahre die Früchte.

Aber zurück zum Apfel:

Ich kenne Obstwiesen am Bodensee. Die Bäume sind alt und klein, überwiegend mit Flechten besetzt. Kein gutes Vorbild für mich, der gesunde Bäume schätzt. Die „Ernte“ dient wohl auch eher der Schnapserzeugung.

Walnuß (wurde zu groß), Süßkirsche (eingegangen, vermutlich Monila), Zwetschge (Pilz) sind durch junge Bäume ersetzt, die weder Schatten geben noch nennenswerte Ernte. Jetzt auch noch den Apfelbaum wegmachen?

Da hast Du vermutlich keine Obstwiesen gesehen, sondern in den 1970er Jahren im Zuge der ersten Bio-Mode von wohlmeinenden Gemeindeverwaltungen gepflanzte Hochstämme, die an ungeeignetem Standort gesetzt und vom ersten Tag an vernachlässigt worden sind.

Abgesehen davon, dass ein Baum mit Flechten kein kranker Baum ist:

Musch Du bloß die Augen aufmachen. Das Obstbaugebiet zwischen Überlingen, Ravensburg und Lindau ist bis heute eines der wichtigen in Deutschland. Die hohe Zeit der Hochstämme war in den 1920er Jahren, ab den 1960er Jahren wurde von diesen kein Tafelobst mehr erzeugt. Vorwiegend Most, teils auch Schnaps. Vielleicht erinnerst Du Dich an die Säfte von Lindavia?

Wenn Du Dich ein klein wenig kümmerst, kannst Du sehen, dass auf den Obstwiesen im Bodenseeraum, aber auch im übrigen Oberschwaben Tafelobst erzeugt worden ist - man kann das an den Sorten sehen: Brettacher, Ontario, Gewürzluike, Erdbeerapfel, Schweizer Glockenapfel, Goldparmäne, Jakob Fischer und andere mehr.

Wenn Du nicht auf gar so hohem Rösslein dahergetrabt kommst, kannst Du Dir im Bauernhausmuseum Kürnbach bei Schussenried mal im Herbst die dortige Ausstellung alter Apfelsorten anschauen: So geht Obstbau. Darüber, wen oder was Du als „Vorbild“ akzeptierst, können wir dann reden, wenn bei Dir im Garten der erste Apfelbaum hundert Jahre alt geworden ist.

Beiläufig: Auch Obstbau macht sich nicht von alleine - es gibt zwei-drei Sachen, die man dafür wissen und verstehen muss. Was bei Deiner Zwetschge austreibt, ist die Unterlage, nicht das Edelreis. Vergiss die Dinger, Du wirst von ihnen keine brauchbare Ernte haben, falls es nicht durch glücklichen Zufall eine der wenigen Tafelzwetschgen ist, die als Unterlage verwendet werden.

Sonst besorgt das halt der Pilz. Übrigens: Man braucht kein Mikroskop, um am Holz von z.B. beim Schnitt abgesägten Ästen oder Zweigen zu erkennen, wenn ein Baum von einem Stielporlingsverwandten besiedelt ist. Das geht mehrere bis viele Jahre, bevor die ersten Sporenträger zu sehen sind.

Schöne Grüße

MM

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In Dingelsdorf bei Konstanz sieht das nicht nach Wiese aus. Zumindest die Zeilen sind gelockerte Erde:

Und bei mir im Garten (hessisches Ried) ist der Boden extrem verdichtet, wenn er nass ist, ist er matschig / glitschig, wenn er trocken ist, wie Stein. Ist halt ehemaliger Meeresboden. Watt (Nordsee) mag ich auch nicht. Seit 10 Jahren kämpfe ich mit Kompostwirtschaft dagegen an und kann nicht gewinnen. Der Kompost wird vom Boden gefressen und ward nicht mehr gesehen.

Seit vorletztem Jahr habe ich ein geändertes Konzept. Schnittgut, das noch mit einer Rosenschere geschnitten werden kann, bleibt zerkleinert an Ort und Stelle liegen, immer mal wieder locker bestreut mit Rasenschnitt. Einmal im Jahr mit der Grabegabel gelockert. Erfolg: Die Beikräuter lassen sich recht leicht aus der Erde ziehen und obendrauf legen.

Dieses Frühjahr habe ich dort ein paar Himbeersträucher gepflanzt. An der alten Stelle wachsen sie so lala, an der neuen Stelle gehen sie ab wie Schmidts Katze.

Schnittgut, für das eine Säge gebraucht wird, geht auf den Holzstapel. Der wird gerne bewohnt von Holzbienen.

@Aprilfisch Darf ich dir mal eine persönliche Frage stellen? Du weißt von Allem Alles, bist sicher gut im Recherchieren. Aber wie ist es mit eigenen Erfahrungen?

Das ist keine Obstwiese.

Obstwiesen sind mit Hochstämmen bestanden, das wurde wie gesagt in den 1920er - 1930er Jahren angelegt. Diese Anlage hier stammt aus den letzten 15 Jahren, das dürfte (ich seh es nicht genau) ein Guyot-Spalier oder schlanke Spindeln sein.

In den Reihen ist bei dieser Anlage „chemisch gemulcht“, man sieht an der fahlen, hellen Farbe, dass der Bewuchs mit einem geeigneten Herbizid „abgespritzt“ worden ist.

Eine Obstwiese sieht so aus:

Lehre in einem Landwirtschaftlichen Betrieb (Milchvieh-Herdbuchzucht, Hopfen, Kirschen, Erdbeeren, Äpfel, Obstwiesen mit Abfindungsbrennerei) in der Gegend von Tettnang, Berufsschule Tettnang. Mitarbeit auf dem Obstbaubetrieb von Franz Fehrenbach, Kreisobstbauberater im Landkreis Ravensburg. Mitarbeit in einer biologisch-organisch wirtschaftenden Land-WG (Milchvieh, Käserei, Gemüse, Dreifelderwirtschaft) in Osthessen. Bewirtschaftung eines Kleingartens nach Gesichtspunkten des biologisch-organischen Anbaus seit 2001. Studium der Agrarwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen mit dem Abschluss Dipl.-Agr.Ing. Zu besseren Zeiten dieses Forums intensiver Austausch (innerhalb und außerhalb des Forums) mit dem Pomologen Fritz Schmid „a.d.Uw.“+ aus Zürich. Die für das Thema hier weniger relevanten landwirtschaftlichen Betriebe hab ich jetzt mal weggelassen.

Das ist klar. 10 Jahre sind bei einem Pelosol auf Buntsandstein-Auenton (nicht Meer, sondern Flußtal) nicht viel, wenn dieser noch durch ein paar Jahrzehnte „Blaukorn“-Wirtschaft völlig verarmt ist. Ich habe jetzt, nachdem ich zwanzig Jahre lang sämtlichen Schnitt in jährlich wandernden Hügelbeeten verarbeitet habe, erste Anzeichen von Erfolg.

Schöne Grüße

MM

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Oh, der Fuchshof erweckt den Eindruck biologischer Landwirtschaft. Nun habe ich die Webseiten mal gezielt danach durchsucht. „Das heißt wir verwenden Pflanzenschutz zielgerichtet und auch nur dann, wenn es unbedingt notwendig ist.“

Aha, die Brutal-Bauern haben Geld und spritzen was die Chemie so hergibt, während die Öko-Angehauchten aufs Geld achten und vorher nachdenken?

Ich bin gerade etwas disillusioniert.

Das ist nicht notwendig. Das hier

ist nämlich Deine Interpretation. Auf dem Foto sieht man nichts, was in diese Richtung deutete.

Schöne Grüße

MM

Aha? Wieso versuchen dann Werbetexte wie „kontrollierter Anbau“ sich von unkontrolliertem Anbau abzusetzen? Und wieso ist vieles Grund- und Oberflächenwasser mit Nitraten, also Überdüngung angereichert (ich vermeide die Vokabel „verseucht“)?

Ich kann nachvollziehen, dass Landwirte und Bauern unnötige Kosten scheuen. Und ich kann auch nachvollziehen, dass sie auf „Nummer Sicher“ gehen. Was immer ihre landwirtschaftlichen Berater darunter verstehen.

Servus,

Nitrate im Grundwasser sind Folge von N-Düngung, nicht vom Spritzen.

Der Einsatz von N-Dünger ist im Ackerbau mit den seit dem Höhepunkt in den 1980er Jahren kontinuierlich zurückgegangenen Preisen ebenfalls kontinuierlich zurückgegangen (Stichwort „Abnehmender Ertragszuwachs“ - „Optimaler Faktoreinsatz beim Mengenanpasser“). Probleme bieten derzeit fast nur noch die Gegenden mit intensiver Viehhaltung, wo der sehr hohe N-Einsatz nicht in erster Linie wegen der Düngewirkung erfolgt, sondern zur Entsorgung der in der Tierhaltung anfallenden Gülle, und seit der Mode mit den nachwachsenden Energieträgern die Gebiete, in denen Mais für Vespritung und Raps für Diesel auf Flächen angebaut werden, die für Ackerbau ungeeignet sind.

Das tun sie heute kaum mehr, weil prophylaktischer Pflanzenschutz ohne Berücksichtigung des tatsächlichen Infektionsdrucks und ohne Abwägung zwischen Nutzen und Kosten viel zu teuer wäre.

Die verstehen darunter und empfehlen das Konzept des Integrierten Pflanzenschutzes.

Schöne Grüße

MM

Mir scheint es Zeit für eine Begriffsklärung:

https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/haetten-sies-gewusst/pflanzenbau/integrierter-kontrollierter-oder-oekologischer-anbau-was-ist-was/

Wobei zu erwähnen wäre, dass integrierter Anbau und kontrollierter Anbau nicht dasselbe sind, und man sich individuell kundig machen muss, was genau da die ausgehandelten Richtlinien sind.
Ein wenig besser, als konventioneller Anbau ist es aber in (fast?) jedem Fall und der Begriff hat durchaus seine Berechtigung.