Erdgas/CNG-Autos vor dem Aus?

Hallo. Mich würde gerne mal so eine Art allgemeine Gefühlslage unter CNG-Fahrern/innen interessieren.

Wir fahren seit rund 14 Jahren einen VW Caddy (mittlerweile die „dritte Generation“, Baujahr 2017) mit Erdgas-Antrieb und sind voll und ganz zufrieden. Zum einen können wir mit Bio-CNG nahezu CO2-frei/-neutral fahren. Zum anderen war der Preis bei uns vor Ort 2022 auf 99 Cent/kg (H-Gas!) gedeckelt. Das war angesichts der Benzin- und Dieselpreise unschlagbar. Wir sind für rund 150 Euro nach Italien (Abruzzen) und zurück gekommen, also knapp 3.000km. Zwischenzeitlich wurde der Preis auf 1,39/kg angehoben und mittlerweile kostet das Kilo 1,49 Euro. Aber immer noch ist das günstiger, als Benzin/Diesel und den Vorteil Bio-CNG hatte ich bereits angesprochen.
Nach unserem diesjährigen DK-Urlaub haben wir (nun mit zwei Hunden) feststellen müssen, dass der Platz doch etwas knapp ist und ein Caddy Maxi durchaus überlegenswert wäre. Allerdings mussten wir feststellen, dass es keine CNG-(Neu-)Fahrzeuge mehr auf dem Markt gibt. Also zumindest kein VW Caddy, aber auch bei anderen Herstellern suchte ich bislang vergebens. Noch vor rund einem Jahr wurde angekündigt, dass das neue Caddy-Modell im Konfigurator erhältlich sei: https://www.gibgas.de/Aktuelles/Kurzmeldungen/Der-neue-Caddy-Maxi-1.5-TGI---ab-sofort-im-Konfigurator?id=346

Täuscht mich da mein Eindruck, oder ist die Technologie wirklich „über Nacht“ komplett eingestampft worden? In diesem Artikel heißt es, es gibt tatsächlich keinerlei Neuwagen mehr: https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/alternative-antriebe/erdgas/
Es heißt „wegen mangelnder Nachfrage und dem klaren Bekenntnis zur Elektromobilität haben sich auch diese Hersteller mittlerweile vom Thema CNG verabschiedet.“. Im Frühjahr diesen Jahres waren noch rund 80.000 CNG-Fahrzeuge in DE gemeldet/unterwegs. Angesichts knapp 49 Mio. Fahrzeuge insgesamt hierzulande, in der Tat verschwindend gering.

Gibt es anderswo vielleicht Erfahrungswerte, dass beispielsweise CNG-Tankstellen geschlossen wurden? Bei uns im Ort ist eine seit geraumer Zeit dauergesperrt - k.A. ob das ggf. nur wg. Defekt o.ä. ist. Auch auf Reisen sind wir in all den Jahren NIE liegengeblieben. Ja, es bedurfte meist einen kleinen Umweg, um die passende Tankstelle zu finden, aber das war immer im Rahmen (meist nur wenige km) und Dank entsprechender Apps kein Problem.

Ich persönlich finde die Konzentration auf Elektro zu kurz gesprungen. Gerade mit Bio-CNG erreicht man auch einen Beitrag für das Klima: https://ogcleanfuels.com/de/kraftstoffe/bio-cng

Wer denkt darüber nach, sein CNG-Fahrzeug in absehbarer Zeit zu verkaufen? Was wäre die Alternative? Auf LPG umsteigen (das komischerweise noch angeboten wird - z.B. Dacia) oder Elektro? Um sich größentechnisch nicht zu verschlechtern, würde bei uns als Caddy-Ersatz von VW lediglich der ID Buzz in Frage kommen, doch mit rund 70.000 Euro ist das völlig utopisch - da hätte ich ja beinahe zwei CNG-Caddys für bekommen können.

Freue mich über die Diskussion und Anregungen.

Moin,

ich hatte zu Beginn meiner Gaserzeit (2011) 4 Tankstellen und eine geplante direkt vor der Haustür. Stadtgas hat Vertrieb nur noch für Angestellte und eigenen Fuhrpark, die 3 anderen wurden stillgelegt bzw. abgerissen. Die Planung wurde verworfen…
Eine weiter entfernte wurde sukzessive immer teurer (offiziell wegen Wartungskosten - aus vertraulicher Quelle: die zahlen eh alles was dran steht)
Was lernen wir daraus? Verlass Dich auf keine Aussagen der Regierenden - ich warte schon darauf, dass Wärmepumpen eine Art Steuer bekommen um Gaspreis zu subventionieren…

Moin,

Ja, mag vielleicht so sein oder scheinen, aber so einfach ist es wohl doch nicht, aus https://blog.oeko.de/taugen-erdgasautos-als-brueckentechnologie/

Je nachdem, welchen Emissionsfaktor man veranschlagt, weist das Elektrofahrzeug unter Berücksichtigung der Herstellung und Entsorgung ab einer Lebensfahrleistung von etwa 82.000 (effizientes Erdgaskraftwerk in Deutschland) beziehungsweise 93.000 Kilometern (Mix der Erdgaskraftwerke in der EU) einen Klimavorteil gegenüber dem Gasauto auf. Bei einer typischen Lebensfahrleistung von 150.000 liegen die Treibhausgas-Emissionen des mit Erdgas-Strom betriebenen Elektro-Pkw zwischen drei und fünf Tonnen unter dem Erdgas-Verbrenner. Das entspricht einer Treibhausgas-Minderung zwischen 12 und 17 Prozent.

Tatsächlich ist das eine Rechenspielerei. Denn bei einer Bilanz sollte am besten auch der Strommix im jeweiligen Netz herangezogen werden. Und Gasstromtarife sind mir zumindest nicht bekannt.

Es zeigt sich aber der große Vorteil der Elektromobilität: Die hohe Energieeffizienz auf Fahrzeugebene. Beeindruckend ist, dass die doppelte Umwandlung von Erdgas in Strom und dann in Bewegungsenergie effizienter ist als die direkte Umwandlung von Erdgas in Bewegungsenergie in einem Ottomotor.

Zudem ist die Realität komplizierter: Gaskraftwerke erfüllen beispielsweise bestimmte Funktionen im Stromnetz zur Netzstabilisierung. Aufgrund ihrer hohen Flexibilität können sie so betrieben werden, dass Schwankungen im Leistungsbedarf im Stromnetz ausgeglichen werden.

Andererseits würden die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors, für die es derzeit keinen Emissionshandel gibt, in den Energiesektor verlagert werden, in dem Emissionen schon gehandelt werden und eine Obergrenze (Cap) besteht.

(Verfettung von mir)

Viele PV Anlagen können dann zu günstigen Zeiten den Strom an das BEV liefern und das gespeicherte Gas lässt sich in den dunklen Zeiten zur allgemeinen Stromerzeugung nutzen.

Da die reinen Verbrauchspreise zwar sehr genau beäugt werden, sie aber an den Gesamtkosten eines PKW oft gar nicht den Löwenanteil ausmachen, sind diese für mich kein nennenswertes Kriterium, solange nicht alle Fahrzeugkosten in der jeweiligen persönlichen Situation sauber mit einberechnet werden.

Wir auch nicht mit unseren Elektroautos.

-Luno

Welche Aussage haben denn die Regierenden hinsichtlich Deiner 3+1 Tankstellen getroffen? Welchen Einfluss sollen die Regierenden denn genau auf privatwirtschaftliche Unternehmen ausüben, damit diese unrentable Standorte weiter betreiben? Und welche Aussagen haben denn die Regierenden in der Vergangenheit so ganz generell hinsichtlich Gasautos und des Ausbaus des Gastankstellennetzes von sich gegeben?

Die Zahl der Gasautos geht seit rd. 10 Jahren ziemlich stetig zurück und das von einem Niveau, das man im Vergleich zum Rest des Fahrzeugbestandes nur als mickrig bezeichnen kann (in der Spitze waren es so um die 600.000 Fahrzeuge, d.h. in etwa 1% aller PKW). Da kann man eigentlich kaum erwarten, dass die Zahl der Tankstellen konstant bleibt, geschweige denn zunimmt.

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