Vorteile Fundamenterder
Hallo Dino,
erstmal etwas Gefühlsduselei in eigener Sache. Ich vermisse die real praktizierenden Elektriker hier etwas. Deine Rückfrage ist jetzt schon einige Std unbeantwortet, und ich bin nur ein einfacher Haushaltselektriker, der auch nicht alles beantworten kann. Ich würde mir sehr viel mehr Unterstützung wünschen.
Es gibt zwar (zurzeit) sehr guten Nachwuchs, aber es hat den Anschein, der liest selber eher interessiert mit als kompliziertere Fragen wie diese zu beantworten
Du liest hier auch schon ne ganze Weile mit und ich schätze, du verstehst auch ungefähr das Problem:
Wenn du direkt fragen würdest, ob es sein kann, daß ein städtischer Erdungsleiter - das ist die Kabeleinspeisung in dein Haus - auch mal unterbrochen sein kann und was dann passieren könnte, würde dir JEDER der Teilnehmer seine Geschichten erzählen. Jeder hat schonmal irgendwo gehört, gelesen oder in der Zeitung gesehen, daß durch saublöde Umstände ein Mensch geschädigt wurde. Allein in diesem Forum hatten wir den Fall bereits mehrmals
Das geschieht halt nicht sehr oft, und wenn, dann taucht man damit in der Zeitung mit einem Zweizeiler auf.
Du musst wissen, daß allein in DE noch viele (eine Million?) alte Häuser ohne Fundamenterder existieren, und das geht auch beliebig lange Zeit gut. Solange kein Mehrfachversagen zusammenkommt
Die Erde, die auf den Schutzkontakten der Steckdosen also aller Metallgehäuse anliegt, kommt vom Trafohäuschen. Das kann hundert Meter aber auch einige km entfernt mit Erde verbunden sein.
Das Haus, die Wasserleitungen, Treppengeländer, Badewanne, Telefon-und Antennenerde, Metallgitter, Garagentorrahmen usw. sind aber nicht an das ankommende KABEL der Stadtwerke angeschlossen, sondern mit der lokalen Erde des Hauses leitend verbunden
Soweit, so gut
Im normalen Betrieb ist es das gleiche Potenzial. Du berührst immer nur Null Volt (so ungefähr)
Interessant wird’s ja erst, wenn ungewöhnliche Umstände zusammenkommen oder im Fehlerfall.
Wenn der Blitz in der Nähe des Trafohäuschens in eine Leitung einschlägt, hebt er das dortige Erdpotenzial auf eine gewisse Spannung an, die über das Versorgungskabel an die SchukoKontakte deiner Lampen geleitet wird.
In dem Moment haben die Metallgehäuse (zB des Herdes) plötzlich nicht mehr Null Volt gegen den Wasserhahn, sondern vielleicht einige hundert Volt
Dasselbe, wenn im Versorgungskabel ein Drahtbruch entsteht, zB bei Baggerarbeiten oder wenn eine Klemme vor sich hinrostet. Das ist zwar selten, aber es passiert nunmal nach statistischer Wahrscheinlichkeit
Darum wird seit bestimmt 50 Jahren jedes Haus zwingend mit einem eigenen Fundamenterder ausgerüstet. Das ist so Vorschrift und wird wohl einen guten Grund haben (hat gleich mehrere!)
Damit wird die Geländeerde des Hauses mit dem des entfernten Trafohäuschens verbunden
Wenn also jetzt der Blitz irgendwo einschlägt, hat der SchukoKontakt der Steckdosen und die Metallteile des Hauses den selben Spannungslevel. Alle Metallteile des Hauses sind direkt über die Haupterdungsleitungen mit den Metallteilen der Elektrogeräte verbunden
Wenn das Versorgungskabel versagt, haben die Steckdosen über den eigenen Erder immernoch Null Volt gegen die Metallteile des Hauses. Es entsteht keine gefährliche Spannung zwischen Geräten und Metallteilen
Die Wahrscheinlichkeit ist gering, das kannst du dir denken bei der Anzahl der Häuser ohne Erder, aber wer will das schon beurteilen außer dir selbst
Das Wissen hast du jetzt
Frag einfach mal bei einigen Elektro- oder Blitzschutzfirmen an, was es kosten würde. Ich schätze, so teuer ist das nicht
Gruß Schorsch