Erdung

Moin, moin!
In Diskussionen, auch in anderen Foren, ist mir aufgefallen, dass Erdung im TN-Netz sehr unterschiedlich gesehen wird!
Was ich nicht verstehe?
Ich finde die Aussagen widersprüchlich!

In der Fachzeitschrift heißt es:
Wenn kein Blitz- oder Überspannungsschutz
ausgeführt wird und auch keine blitzschutzbedürftige
Antenne vorhanden ist, muss beim
bestehenden Gebäude kein Erder nachgerüstet
werden, weil im TN-System der Betriebserder
des Verteilungsnetzes dem Schutz gegen
elektrischen Schlag dient.
In den TAB für meinen Hausanschluß von EWE:
Durch eine Verbindung des PEN-Leiters mit dem Schutzpotentialausgleich und der daranangeschlossenen Schutzerdung in der Kundenanlage stehen die Möglichkeiten des TN-Systems zur Verfügung.
Gehört hab ich oft: „Bei einem TN-C-S-Anschluß braucht man keine Erde, der PEN ist ja vom Versorger geerdet!“
…dann wieder: „…die Nullungsbedingungen sind nicht erfüllt, Erder verbessern!“
Was denn nun?
Leider hat man als Laie ja keinen direkten Zugang zu den VDE-Vorschriften…
…oder es wird richtig teuer!
Mit freundlichen Grüßen
Dino

Hallo Dino,

Gehört hab ich oft: „Bei einem TN-C-S-Anschluß braucht man
keine Erde, der PEN ist ja vom Versorger geerdet!“
…dann wieder: „…die Nullungsbedingungen sind nicht
erfüllt, Erder verbessern!“
Was denn nun?

Das Praktische Problem ist, dass im PEN ein Strom fliesst und deshalb ein Spannungsabfall entsteht.

Bei einem reinen PE fliesst nur im Störungsfall ein Strom.

Nun hat dein Haus grundsätzlich Erdpotential, sofern du es nicht auf Isolatoren stellst.

Des weiteren hast du aber noch andere Anschlüsse in deinem Haus, welche auch irgend ein Erdpotential haben; Wasser, Gas, Telefon, Kabel-TV usw.

Wenn jetzt der PEN nur in der Trafostation geerdet ist, weiss keiner welche Potentialunterschiede zu den anderen Anschlüssen im Haus auftreten können. Die Leitung zur Trafostation kann einige km lang sein, selbiges gilt auch für z.B. für die Telefonleitungen und deren Erdungspunkt in der Telefonzentrale.

Ganz lustig wird es, wenn dann noch Bahn oder Tram vor dem Haus verlaufen, diese erzeugen auch noch Ströme, und entsprechende Spannungsabfälle, im Erdreich.

Und beim erwähnten Blitzschlag, entsteht in so genannter Spannungstrichter, da wird als das Erdpotential lokal angehoben, so ein Trichter hat einige 100m Durchmesser. Da kann dann dein Haus ein ganz anderes Potential bekommen als der Erdungspunkt in der Trafostation.

Früher hatte man oft grosse Probleme mit Netzwerken, welche nur schon zwei nebeneinander liegende Gebäude verbunden haben. Da gab’s jede Menge Störungen und defekte, nur wegen den Potentialunterschieden im PEN.
Heute baut man in diesem Falle eine galvanische Trennung ein, bzw. verlegt Glasfasern zwischen den Gebäuden.

Ein lokaler Potentialausgleich und ein lokaler Erder im Haus sind auf alle Fälle besser.

In den Anfängen der Elektrifizierung wurde meist nicht geerdet. DIes führte aber zu grossen Problemen, bzw. unnötigen Strömen, welche im Kraftwerk erst erzeugt werden mussten, wen irgendwo der eine Leiter einen Erdschluss hatte und in einem ganz anderen Quartier der andere Leiter. Die Fehlersuche gestaltete sich recht mühsam, besonders auch, weil man erst etwas bemerkte nachdem mindestens zwei Fehler aufgetreten sind.

Deshalb hat man den „einen Fehler“ fest im Netz eingebaut, also einen der Leiter geerdet.

MfG Peter(TOO)

hi Dino,

ich versuch mal in 5 Minuten eine Antwort zu schreiben, muss nämlich gleich weg

Ältere Häuser haben in der Tat oft keinen eigenen Erder, oder sind an der Wasserleitung geerdet.
Und es gibt auch in der Tat keine zwingende Nachrüstpflicht, solang sich am Haus nichts wesentliches ändert.

Erst bei Änderungen an der Anlage gibt es eine Pflicht, einen nachträglichen (lokalen) Erder zu errichten

Empfehlenswert ist es sowieso. Allerdings nur, wenn der Erder auch wirklich gut und zuverlässig leitend ist

Ohne Erder kann der vom Versorgerkabel ins Haus gelieferte PEN-Leiter, wie von Peter beschrieben, ein gefährliches Potenzial gegen dein Haus, deine Badewanne, deine Telefonleitungen annehmen.

Bei Blitzschlag oder Drahtbruch (im Versorgungsnetz) wird das dann erst RICHTIG interessant für die Bewohner

Alles wird gut, Schorsch

hi Dino,

Hallo!

Ältere Häuser haben in der Tat oft keinen eigenen Erder, oder
sind an der Wasserleitung geerdet.
Und es gibt auch in der Tat keine zwingende Nachrüstpflicht,
solang sich am Haus nichts wesentliches ändert.

Im Haus hat sich vielleicht nichts geändert, aber die Wasserleitung ist ja heut aus Kunststoff und als Erder nicht mehr zulässig…
…also nachrüsten?
…oder „garnich ignorieren“, wie der Hamburger sagt?

Mit freundlichen Grüßen
Dino

Vorteile Fundamenterder
Hallo Dino,

erstmal etwas Gefühlsduselei in eigener Sache. Ich vermisse die real praktizierenden Elektriker hier etwas. Deine Rückfrage ist jetzt schon einige Std unbeantwortet, und ich bin nur ein einfacher Haushaltselektriker, der auch nicht alles beantworten kann. Ich würde mir sehr viel mehr Unterstützung wünschen.
Es gibt zwar (zurzeit) sehr guten Nachwuchs, aber es hat den Anschein, der liest selber eher interessiert mit als kompliziertere Fragen wie diese zu beantworten

Du liest hier auch schon ne ganze Weile mit und ich schätze, du verstehst auch ungefähr das Problem:

Wenn du direkt fragen würdest, ob es sein kann, daß ein städtischer Erdungsleiter - das ist die Kabeleinspeisung in dein Haus - auch mal unterbrochen sein kann und was dann passieren könnte, würde dir JEDER der Teilnehmer seine Geschichten erzählen. Jeder hat schonmal irgendwo gehört, gelesen oder in der Zeitung gesehen, daß durch saublöde Umstände ein Mensch geschädigt wurde. Allein in diesem Forum hatten wir den Fall bereits mehrmals

Das geschieht halt nicht sehr oft, und wenn, dann taucht man damit in der Zeitung mit einem Zweizeiler auf.

Du musst wissen, daß allein in DE noch viele (eine Million?) alte Häuser ohne Fundamenterder existieren, und das geht auch beliebig lange Zeit gut. Solange kein Mehrfachversagen zusammenkommt

Die Erde, die auf den Schutzkontakten der Steckdosen also aller Metallgehäuse anliegt, kommt vom Trafohäuschen. Das kann hundert Meter aber auch einige km entfernt mit Erde verbunden sein.

Das Haus, die Wasserleitungen, Treppengeländer, Badewanne, Telefon-und Antennenerde, Metallgitter, Garagentorrahmen usw. sind aber nicht an das ankommende KABEL der Stadtwerke angeschlossen, sondern mit der lokalen Erde des Hauses leitend verbunden

Soweit, so gut
Im normalen Betrieb ist es das gleiche Potenzial. Du berührst immer nur Null Volt (so ungefähr)

Interessant wird’s ja erst, wenn ungewöhnliche Umstände zusammenkommen oder im Fehlerfall.

Wenn der Blitz in der Nähe des Trafohäuschens in eine Leitung einschlägt, hebt er das dortige Erdpotenzial auf eine gewisse Spannung an, die über das Versorgungskabel an die SchukoKontakte deiner Lampen geleitet wird.

In dem Moment haben die Metallgehäuse (zB des Herdes) plötzlich nicht mehr Null Volt gegen den Wasserhahn, sondern vielleicht einige hundert Volt

Dasselbe, wenn im Versorgungskabel ein Drahtbruch entsteht, zB bei Baggerarbeiten oder wenn eine Klemme vor sich hinrostet. Das ist zwar selten, aber es passiert nunmal nach statistischer Wahrscheinlichkeit

Darum wird seit bestimmt 50 Jahren jedes Haus zwingend mit einem eigenen Fundamenterder ausgerüstet. Das ist so Vorschrift und wird wohl einen guten Grund haben (hat gleich mehrere!)

Damit wird die Geländeerde des Hauses mit dem des entfernten Trafohäuschens verbunden

Wenn also jetzt der Blitz irgendwo einschlägt, hat der SchukoKontakt der Steckdosen und die Metallteile des Hauses den selben Spannungslevel. Alle Metallteile des Hauses sind direkt über die Haupterdungsleitungen mit den Metallteilen der Elektrogeräte verbunden

Wenn das Versorgungskabel versagt, haben die Steckdosen über den eigenen Erder immernoch Null Volt gegen die Metallteile des Hauses. Es entsteht keine gefährliche Spannung zwischen Geräten und Metallteilen

Die Wahrscheinlichkeit ist gering, das kannst du dir denken bei der Anzahl der Häuser ohne Erder, aber wer will das schon beurteilen außer dir selbst

Das Wissen hast du jetzt

Frag einfach mal bei einigen Elektro- oder Blitzschutzfirmen an, was es kosten würde. Ich schätze, so teuer ist das nicht

Gruß Schorsch

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Hallo Dino,

…also nachrüsten?
…oder „garnich ignorieren“, wie der Hamburger sagt?

Die Frage ist, was dir das Lottospiel mit deinem Leben Wert ist?

Falls du eine Kranken-, Unfall- und Lebensversicherung abgeschlossen hast, solltest du unbedingt nachrüsten!

Hast du keinerlei solche Vorkehrungen für dein Leben getroffen, kannst du es sein lassen.

MfG Peter(TOO)

Moin, moin!
In Diskussionen, auch in anderen Foren, ist mir aufgefallen,
dass Erdung im TN-Netz sehr unterschiedlich gesehen wird!

Dabei ist es eigentlich klar:

Im TN-Netz ist der Schutz durch automatische Abschaltung von einem Anlagenerder (am Haus) unabhängig, da der Betriebserder (vom Netzbetreiber) reicht.

Fundamenterder sind aber für Neubauten seit - äh - den 80er Jahren (???) vorgeschrieben. Eine Nachrüstpflicht existiert natürlich nicht.

Der Netzbetreiber, der ja nun einen PEN liefert, ist natürlich bestrebt, diesen an möglichst vielen Punkten bei den Kundenanlage geerdet zu bekommen. Daher die Vorgaben in den TAB der Netzbetreiber.

Dieses Prinzip „Einer für alle, alle für einen!“ unterstütze ich nachdrücklich!

Daher versuche ich selber, bei Häusern ohne Anlagenerder diesen nachzurüsten. „Nichts“ ist nicht direkt schlimmen, aber alles, was mehr als nichts ist, ist besser.

Daher:
Ein Kreuzerder tut keinem weh. Ein Banderder, den man bei Renovierungsarbeiten hinzu verlegen kann, ist besser. Würde das jeder machen, dann hätte man einen PEN im Netz, der an so vielen Stellen geerdet ist, dass selbst eine PEN Unterbrechung noch glimpflich ablaufen könnte.

Hallo Dino,

soweit ich es richtig verstanden habe, wurde früher die Häuser über die Frischwasser-Leitung geerdet. d.h. im Keller, wo die Wasseruhr montiert ist, wirst Du ein dickes Kabel links und rechts von der Wasseruhr finden, die Uhr selbst ist überbrückt.

Aufgrund der Modernisierung von Wasserleitungen durch die Wasserversorger wurden PVC Rohre verwendet, d.h. Deine Erdung ist nicht mehr gegeben.

Ich habe dann im Keller von einem Fachbetrieb einen 2 m langen Staberder durch den Estrich im Keller in die Erde rammen lassen. Daran wurde ein dickes Erdungskabel angeschlossen und an eine Potential-Aussgleichsschiene, die auch im Keller montiert ist, angeschlossen. Moderne Häuser haben im Fundament einen Ringerder beim Betonieren eingebettet bekommen.

Die Potential-Ausgleichsschiene im Keller dient dazu, allerlei Erdungskabel auszunehmen und quasi sternförmig zusammenzuführen. Dies können z.b. einzelne Erdungskabel von Badewannen, Antennenmasten, Vor/Rücklauf der Heizungsanlage, Blitzschutzanlage etc. sein.

Liebe Elektroprofis, bitte korrigieren, wenn fachlich / begrifflich was falsch ist, Danke

Hallo Fragewurm,

soweit ich es richtig verstanden habe, wurde früher die Häuser
über die Frischwasser-Leitung geerdet. d.h. im Keller, wo die
Wasseruhr montiert ist, wirst Du ein dickes Kabel links und
rechts von der Wasseruhr finden, die Uhr selbst ist
überbrückt.

Richtig, man hat Gas- und Wasserleitungen als Erder missbraucht. Das führte aber zu zwei Problemen:

  1. Bei schlechtem oder gebrochenem PEN merkt keiner was, aber es entstehen ausgleichsströme im Erdreich. Dies wiederum führt dazu, dass die Wasserrohre zerfressen werden und es gehäuft zu Rohrbrüchen kommt.

  2. Wenn dann der Wasserwerker das Rohr durchsägt, kann er zum leitenden Angestellten und danach klein, schwarz und hässlich werden, wenn er beide Rohrenden berührt. Es gab da einige solcher Unfälle.

Aufgrund der Modernisierung von Wasserleitungen durch die
Wasserversorger wurden PVC Rohre verwendet, d.h. Deine Erdung
ist nicht mehr gegeben.

Das war jetzt der letzte technische Grund, welcher das Erden über die Wasserleitung unmöglich macht.

MfG Peter(TOO)

  1. Wenn dann der Wasserwerker das Rohr durchsägt, kann er zum
    leitenden Angestellten und danach klein, schwarz und hässlich
    werden, wenn er beide Rohrenden berührt. Es gab da einige
    solcher Unfälle.

Ja, der junge Mann ist tot.
Genau dies war mal in meiner Stadt passiert.

Ursache für den Fehlerstrom auf der Wasserleitung war ein falsch angeschlossener Elektroherd.