Erfahrung mit Ableger Zier(?)-Hopfen gemacht

Hallo!

Leider habe ich keine Erfahrungen mit „wildem“ Hopfen gemacht, aber vielleicht hilft Dir trotzdem folgendes:

Für meine Dachterrasse (also ALLES Kübelpflanzen, normale „Tüten-Erde“) habe ich eine Hopfen-Pflanze bei einem Discounter gekauft. Wuchshöhe bis ca. 6m. Es könnte sich also durchaus um Zier-Hopfen handeln. Aber erstmal egal.

Die Pflanze eingesetzt - ist wunderbar gewachsen, hat Blüten gehabt.
Keine Panik, wenn nach dem ersten Wuchs/Schuß die Blätter braun werden - kommt alles wieder!
Erst ca. im Oktober habe ich das vertrocknete Blattwerk usw. von der Pergola abgemacht.

EINE vertrocknete = braune Blüte habe ich kopfüber einfach in die Erde eines anderen Kübels (DM 40 cm) gesteckt. So ca. 1-3 cm tief. Ich weiß es nicht mehr so genau. Den Winter über habe ich mich NICHT darum gekümmert.

Im Frühjahr darauf hatte ich dann das Zufalls-Produkt: eine neue Hopfen-Pflanze sprießte ganz ungeniert vor sich hin…

Dasselbe habe ich letzten Herbst für einen weiteren Kübel gemacht. Und wieder ein Erfolg! Allerdings: der Kübel mit den besseren LICHTverhältnissen bildet die neue Pflanze im Frühjahr sehr viel schneller aus!

Für Deinen Car-Port ist es jetzt schon zu spät, aber versuch’ es einfach mal mit dem „wilden“ Hopfen für die nächste Saison. Ohne daß ich besondere Kenntnisse habe - aber kann es wirklich noch „wilden“ Hopfen geben?

Viel Spaß beim evtl. Ausprobieren!
Gruß Vivi

Hallo Vivi,

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Und zu Deiner Frage:

aber kann es wirklich noch „wilden“ Hopfen geben?

Hopfen (Humulus lupulus) ist in fast ganz Mitteleuropa verbreitet, vor allem in Auwäldern und auch an Waldrändern. Der japanische Zierhopfen Humulus scandens, der sich leicht aus Samen ziehen lässt, ist eine andere Pflanze. Deine Erfahrungen mit Humulus scandens lassen sich nicht auf Humulus lupulus übertragen. Ich habe eine Weile im Hopfenbau gearbeitet - ich weiß, wovon ich spreche, wenn ich von sehr voluminösen Wurzelstöcken rede, die einen wenigstens 60 Zentimeter, besser 90 Zentimeter tiefen Boden brauchen und gänzlich ungeeignet für Kübel- oder Trogbepflanzung sind.

Die unbefruchteten weiblichen Blüten der Kulturformen von Humulus lupulus werden zum Würzen von Bier benutzt. Die einzigen Hopfenanbaugebiete Europas, in denen die männlichen Pflanzen der wilden Hopfen nicht systematisch ausgemerzt wurden und werden, liegen in England - wo auch befruchtete Blüten in den Brauereien verwendet werden, so dass es bloß ertragsschmälernd wirkt, wenn die weiblichen Pflanzen befruchtet werden, aber nicht dazu führt, dass die Dolden unverkäuflich werden. Das ausgeprägter bittere Aroma von englischem Hopfen hat beiläufig mit der Befruchtung zu tun.

Man kann also Samen von Humulus lupulus ausschließlich an Wildpflanzen außerhalb von Hopfenanbaugebieten finden.

Kulturhopfen werden vegetativ durch Ableger, genannt Fechser, vermehrt. Man braucht dazu Triebe, die vom Wurzelstock auf der Höhe der Erdoberfläche abgetrennt werden und die beim Abtrennen bereits bewurzelt sind. Sie fallen an, wenn man im Frühjahr den oberen Teil der Wurzelstöcke köpft. Aus einem nicht bewurzelten Hopfentrieb einen Ableger zu gewinnen, ist ein Glücksspiel mit ungewissem Ausgang.

Schöne Grüße

MM