Erfahrungen mit Bürger-Engagement und Lethargie?

Hallo Erfahrene,
ich frage hier nach, weil der Einstieg ins Thema mich erneut mit 56 ereilte. Vom Staat fürs Überleben versorgt (kleine Pension) war ich der Meinung, dass ich meine gut erhaltenen beruflichen Fähigkeiten eben dieser Gesellschaft zur Verfügung stellen will, die mich ja erhält. Also machte ich mich auf, bei Stadt, Staat und Kirche kundzutun, dass sie über mich in einem gewissen Rahmen verfügen sollen, weil ich mich dankbar zeigen wolle. Die Stationen und Erlebnisse dieser Rundreise kann ich hier nicht wiedergeben. Und ich glaube heute noch kaum, dass ich das wirklich erlebt habe. Als am Ende der Geschichte die Leitung des Sozialamtes und anderer Stellen, denen ich - wirklich unentgeltlich! - bestqualifizierte Seminare für Arbeitslose angeboten habe, mir bis ins Kleinste die Durchführung solcher Schulung vorschreiben wollte, einschließlich persönlicher Kontrolle der Beamtin, weiter der Pflicht, vorher genaueste Pläne vorzulegen und der Bindung an wochenlange Frühschichten, danach Erfolgskontrolle, wie viele Langzeitarbeitslose ich dann in Arbeit vermitteln könnte - ist mir der Kragen endgültig geplatzt. Diese Stadt (und eine weitere genauso) ist für mich erledigt.

Also machte ich es wie früher (war immer selbständig) und beschloß, die Arbeitslosen für eine Selbsthilfegruppe zu organisieren und ihnen jede mögliche Hilfe zu geben, sich selbst weiterzubringen. Ich bin manische Lehrerin und Trainerin für Kommunikation, Selbstmanagemt und Problemlösungstechnik. Außerdem habe ich bewiesen, dass sich dieses alles machen läßt mit fast kein Geld (denn ich habs nicht so). Die Zeitung war voll auf meiner Seite, PR super! In den besten Zeiten trafen sich sechs Arbeitslose von 6000 in dieser Stadt. Nachdem die alle versorgt waren und es ihnen gut ging, hatte ich die Nase nach anderthalb Jahren voll und zweifele seitdem an dem Verstand von Ganzdeutschland. Oder gibt es das nur hier im Allgäu?

Ich bitte nicht um euren Rat, denn ich habe ja keine Langeweile. Aber ich frage mich und euch, warum große Teile einer sehr aktiven, ausgebildeten "Senioren"generation nach Afrika müssen, um sich nützlich machen zu können. Haben wir hier keine Probleme, die wir einfacher und kostengünstiger lösen könnten durch organisierte Synergie von Staats- und Bürgerhilfe? (Ich will keinen Nachhilfeunterricht für kleine Türken geben sondern genau das, was ich am besten kann. Aber nun nicht mehr). Habt ihr bessere Erfahrungen? Danke für eure Teilnahme!
Grüße, Ursula

Nein, Ursula,…
Deine Beobachtung ist normal.
Der Prophet gilt im eigenen Lande nichts.

Bei uns in D steht alles in dem Grünen Buch.
Grünes Buch?
Das sind die Erlasse, Paragrafen, Durchführungsvorschriften, … you name it.
Es wurde ja schon mal alles durchprozessiert und somit rechtsgültig;
den Rest macht das Schlagwort von der ‚politischen Willensbildung‘.
Davon darf niemand mehr abweichen, selbst wenn er möchte.
Und so fährt der Karren halt unaufhaltsam an die Wand.
Das nennt man Bürokratie.
Alle Macht dem Volke - was man allerdings auch anders verstehen kann.
Sollten die Holländer vielleicht die EU-Verfassung deshalb abgelehnt haben,
weil sie sehen wie eine ehemals wirtschaftlich führende Nation
sich durch ihre eigene Bürokratie zugrunde richtet -
und die anderen mit in den Sumpf zieht.
Sollten die Holländer sich ein solches Gebilde unter gar Deutschem Amtsstubenzustand wünschen?

Und der Hammmer kommt ja noch:
Irgend solch ein Guru (Wirschaftsminister?) fordert jetzt die Industrie dazu auf, Vorschläge zum Bürokratie-Abbau zu machen.
Welch Hohn, welche Verar…

Untersteh Dich, auf dem Dorf in der falschen Richtung die Straße zu kehren.

Hast Du es mal bei den Grauen Panthern versucht;
http://www.die-grauen.de/

Und mal ehrlich:
Wenn man 400 Euro auf die Hand kriegt für Nichts-tun,
warum sollte man sich dann bemühen, für 400 Euro Teil-arbeit wenigstens anzunehmen?
Da lohnt sich der ganze Aufwand doch nicht (Kurzversion).

Ich möchte hier nicht verallgemeinern!
Aber wer wird zuerst entlassen?
Doch der mit der geringsten Qualifikation. Oder?
Wenn derjenige schon zu Berufszeiten nichts an/für sich getan hat
(Fortbildung zb), wie kann man dann erwarten, daß er es jetzt tun würde.
Der elekronische Einkommensvernichter (TV) ist mächtig.
Also predigst Du doch tauben Ohren. Sinnlos.

Aber wer will, der kann, und der bildet sich selber weiter.
Hast Du deshalb schon mal darüber nachgedacht,
Dich bei einem Fernlehrinstitut zu melden;
denn da werden Leute mit Ambition gesucht,
und dort sind auch die Leute/Studierenden, für die sich Dein Einsatz lohnt.

Für meinen Teil habe ich die Konsequenzen gezogen; es hat hier keinen Sinn.
Mein neues Domizil ist (erst einmal) Holland.

Nutze Deine Energie besser für Dich selber.
Sie zu, daß Du außer Reichweite des Knalls kommst,
der hier unweigerlich eintreffen wird.

Aloha - digi (aEg) Trotz dieser bösen Worte > OPTIMIST!

Ich empfehle Dir noch eine Schrift, könntest Du allerdings schon kennen:
http://private.freepage.de/hame/peter.htm

Nein, Ursula,…
Deine Beobachtung ist normal.
Der Prophet gilt im eigenen Lande nichts.

Hast Du es mal bei den Grauen Panthern versucht;
http://www.die-grauen.de/

Mein neues Domizil ist (erst einmal) Holland.

Nutze Deine Energie besser für Dich selber.
Sie zu, daß Du außer Reichweite des Knalls kommst,
der hier unweigerlich eintreffen wird.

Aloha - digi (aEg) Trotz dieser bösen Worte > OPTIMIST!

Hallo digi,
super - eine Stellungnahme! Danke. Und du willst Optimist sein, hä?
Und was soll das mit den grauen Panthern, Mann? Ich hab mal draufgeklickt, auf Diskussionsforum. Weißt, welches erste Wort mich anspringt? Arzneimittel! Hab ich gelacht! Ich nehme keine Arzneien, nada, nie. Ok, hab mal ne Aspirin genommen, weil ich zuviel gegrübelt hatte. Ich glaube, dass zuviel Gesundheitswesen auch krank machen kann, weil sie einen so leicht machen, krank zu sein. Wie gesagt - zuviel! Nicht, dass mich jemand mißversteht. In echter Not sind sie ja gut.
Den Peter kannte ich natürlich. Noch so’n Optimist.
Holland, tscha. Soll ja nu bald absaufen, hab ich gehört. Zusammen mit Hamburg.
Nun hoffe ich weiter auf Erfahrungsberichte. Was macht ihr anderen Rentner denn so mit euren alten Idealen und Ideen? Doch nicht nur Pillenzählen?
Grüße! Ursula

Hallo Ursula,

hast Du schon mal versucht, Deine Dienste zielgruppenorientiert - gegen ein gewisses Entgelt - über eine Volkshochschule anzubieten? Es gäbe sicher viele Menschen, die genau das brauchen können, was Du ihnen vermitteln kannst und die keine Arbeitgeber haben, die ihnen teure Seminare spendieren. Z.B. Selbständige Handweksmeister, Kleinunternehmer, Vorsitzende von Vereinen, Mütter, die wieder ins Berufsleben wollen usw.

Leider ist es oft so: was nix kostet hat keinen Wert.
Und: wer zu einem Seminar geschickt wird, ganz egal zu welchem, ist weniger motiviert als derjenige, der freiwillig eine gute Gelegenheit ergreift.

Nicht aufgeben!
Grüße
Mara

Hallo Mara,
danke für deine Antwort!

hast Du schon mal versucht, Deine Dienste
zielgruppenorientiert - gegen ein gewisses Entgelt - über eine
Volkshochschule anzubieten?

Klar, habe ich! Soll ich dir sagen, wie es da ging? Die hiesige VHS kennt mich seit über 20 Jahren, weil ich da immer aktiv war, auch ehrenamtlich. Ich hatte früher drei neue Arbeitskreise gegründet, die für die Teilnehmer fast kostenlos waren. Sie existieren sogar heute noch. Dann war ich einige Jahre weg wegen Pflegebedürftigkeit meines Mannes, er tot, ich drei Jahre Italien. Kam zurück, hin zur VHS - „Hallo, wieder da!“ Das alte Team in Rente, der neue Leiter, ein Jungspund, kannte mich nicht. War sehr angetan von meiner Biografie, meinen mitgebrachten Büchern (12 Sachbücher Rhetorik usw.) und - ersuchte mich dann am Ende des Gesprächs um Abgabe meines Lebenslaufes, Zeugnisse und Referenzen, damit er mein Angebot prüfen könne. Ich bin ja selten sprachlos, aber da…

Leider ist es oft so: was nix kostet hat keinen Wert.
Und: wer zu einem Seminar geschickt wird, ganz egal zu
welchem, ist weniger motiviert als derjenige, der freiwillig
eine gute Gelegenheit ergreift.

Ja, ich war immer sehr gerne an vielen VHS in ganz Süddeutschland, auch beim Kreuzbund u.ä. Organisationen. VHS-Gebühren sind sehr teuer inzwischen. Ich hatte auch eine super Idee, das wesentlich billiger zu gestalten für die vielen, die wirklich nicht mehr so investieren können. Naja. Aber wie gesagt, ich habe keine Langeweile deswegen, mache eben was anderes.

Mich interessieren eure Erfahrungen mit Bürger-Engagement so im allgemeinen, und wie ihr selbst da so drauf seid. Was macht man so in der dritten Lebenszeit? Wie ist das mit dem Gefühl, etwas Wertvolles weitergeben zu wollen? Geht das nur in der Familie/mit Freunden? Wir sind doch Staatsbürger, eine große Gemeinschaft, die sich gegenseitig am Leben erhält. Seht ihr das nicht so?
Grüße, Ursula

hallo Ursula,
mich hat Dein Bericht nicht gewundert. Es gibt seit zwanzig Jahren zunehmend Indizien dafür, daß alles so - und ganz genau so - laufen muß.
Microdigi stimme ich zu: zum größten Teil hat das mit der Bürokratie zu tun.
Aber nicht nur. Es gibt auch ein großes Maß an Gleichgültigkeit. Und - „wer über bestimmten Dingen nicht den Verstand verliert, der hat(te) keinen zu verlieren.“. Kästner.
Es hat mit dem wunderbaren Verdrehen des wunderbaren Teamgeistes zu tun: „Wenn wir alle, die zu groß sind, auf die Größe derer zurückstutzen, die am kleinsten sind, dann haben wir Frieden und können ein wunderbar harmonisches Team bilden.“ Das sich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner trifft. Da rollt so mancher Kopf und mit ihm, was in ihm steckte. Komisch, daß ein Begriff wie mobbing derzeit solche Blüte erlebt. Ich habe beobachtet, daß es besonders oft die trifft, die etwas größer gewachsen sind / oder eigenständiger denken.
Es hat auch zu tun mit den zunehmenden strahlenden Beispielen von Politikern, Managern, Börsenspekulanten, sich zu bereichern und skrupellos vorzugehen. Das stumpft ab oder wirkt schrittmacherhaft. Was Korruption angeht, stehen wir glaube ich an 16. Stelle in der Liste der Länder dieser Welt. Da das natürlich zu peinlichen Erkenntnissen führt, strebt man nach Abschaffung der Rechnungshöfe.

Es hat auch zu tun mit der deutschen Regelsucht. Diese schafft es zwar, Fluten von Gesetzen zu ersinnen - allein 60% der weltweiten Gesetze über Steuern sind Gesetze in/aus Deutschland - aber diese werden nicht kontrolliert oder entgegen aller Dringlichkeit denn doch allzu spät erlassen. Es mußten z.B. schon ziemlich viele Leute Gesundheit, Aussehen, sogar ihr Leben verlieren, ehe wir ein Gesetz über Kampfhunde bekamen, über dessen Qualität sich streiten läßt. Gruß von Kästner. Und es gibt zwar Gesetze darüber, daß in den Zimmern alter Menschen in Alters- und Pflegeheimen keine schrägen Wände vorkommen dürfen, aber daß sie verhungern, kommt vor (zum Glück merken mitunter Bestattungsunternehmer auf).
Ich denke: Gedankenträgheit. Dummheit. Herzlosigkeit. „Hauptsache mir gehts gut“-Mentalität. Bequemlichkeit. Dummheit. Feigheit. Eitelkeit. Geltungssucht. Anpassungsreflexe. Dummheit. Mangelnde Verantwortlichkeit. Dummheit.
Was erwartest Du da, liebe Ursula? Das Vernünftige?
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (auch Kästner). Selbst, möchte ich noch ergänzen. Solidarischer Gruß, I.

Hallo Ursula,

ich habe schon zweimal mit Ehrenamtlichen zusammengearbeitet und war jedes Mal hin und weg von Ihnen. Ohne Ihre Unterstützung wär meine Arbeit nämlich nicht möglich gewesen. Ich spreche von Kirchentag und Turnfest.
Für mich war es aber auch ein Spagat all die übersprudelnde Energie und die bunten Ideen in eine Form zu bekommen und sie umsetzbar zu machen. Ich bilde mir ein, dass wir zusammen sehr viel auf die Beine gestellt haben.

Es gibt beim Kirchentag, nächstes Jahr in Köln, ganz wundervolle Menschen, die auch dort wieder ein Zentrum für Ältere auf die Beine stellen werden (Café, Internetangebot, Workshops, tja und alles was sonst noch realisiert werden kann). Vielleicht ist das ja etwas für Dich. Ich stelle gern die Kontakte her, schreib mir einfach ne Mail.

Religion und Bibelfestigkeit ist im übrigen NICHT vorrausgesetzt.

Ansonsten gebe ich Dir recht, der Umgang mit dem Ehrenamt ist hier in Dt. irgendwie verklemmt bis wird abfällig betrachtet.

Alles Gute
PP

Danke sehr, Irmtraut, für dein ausführliches statement. Du läßt ja kein gutes Haar am deutschen Zopf! Aber wie gehst du persönlich mit dieser Einschätzung um, wie lebst du damit? Wie bewegst du dich - zielgerichtet? - innerhalb dieser Gesellschaft?

Was erwartest Du da, liebe Ursula? Das Vernünftige?

Ja, ich hatte mehr erwartet. Soll ich jede Hoffnung aufgeben?

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (auch Kästner). Selbst,
möchte ich noch ergänzen.

Ich habe mich schließlich darein gerettet, erstmal eine andere Einstellung zu üben. Ich versuche, in allem eine innewohnende Ordnung und Vollkommenheit zu verstehen, also die Erdenwege der einzelnen Menschen mit mehr Liebe und Geduld zu akzeptieren. Es ist nicht leicht, aber das ständige Bewerten und Urteilen machte mich fertig, nun übe ich es, sie als Menschen nicht mehr zu bewerten, weil das mir nicht zusteht. Aber was sie so tun und warum, das würde ich doch gern besser verstehen!

Solidarischer Gruß, I.

Danke, und retour. Ursula

Hallo Pat,
Ja, bei den Kirchen rechnet man wohl am ehesten mit Eigenverantwortung, auch bei solchen Großveranstaltungen. Die wären sicher nicht zu finanzieren ohne viele Helfer.

Religion und Bibelfestigkeit ist im übrigen NICHT
vorausgesetzt.

Super. Seltsam.
Meine wenige Erfahrung mit Kirche, allerdings schon 30 Jahre alt, war leider auch abschreckend. Sie boten eine Phalanx, das Bild eines Klüngels, abgeschottet gegen fremden Einfluß (Ich kam von Berlin ins Allgäu und wollte das machen, was ich damals konnte: Gitarrespielen und Singen. So dachte ich hier Freunde zu gewinnen durch die Musik. Antwort: „Brauchen wir hier nicht.“ Einen Raum für einen Volksmusikkreis gab es dort für mich als Preußin nicht.)
Da ich zur Zeit leider ortsangebunden bin, ist nix mit Reisen.

Ansonsten gebe ich Dir recht, der Umgang mit dem Ehrenamt ist
hier in Dt. irgendwie verklemmt bis wird abfällig betrachtet.

Ja? Ich weiß nicht, ich vermute eher Hilflosigkeit, wenn ‚sie‘ auf solch ein Ansinnen nicht vorbereitet sind.
Grüße, Ursula

hallo Ursula,
Antwort per e-mail, schon geschickt! Gruß, I.

Erfahrungsbericht? Hier bitt’ sehr.
Hallo Ursula,

2002 wurde ich beruflich aufs Eis gelegt, mit mehreren hundert anderen in einem Großkonzern. Von heut auf morgen Abteilung aufgelöst, keine Aufgaben, kein Arbeitsplatz - „Sie können sich gerne eine andere Stelle im Konzern oder außerhalb suchen“. Mit 52 für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Zwei Jahre zuvor hatte ich gerade mal sechs Wochen gebraucht, um einen neue Arbeit zu finden. Da war ich 49.

Nach zwei Jahren im Loch und einer abgeschlossenen therapeutischen Ausbildung (s. ViKa), unter Einsatz meiner Erfahrung als ausgebildeter Trainer und Moderator, habe ich ein Seminar mit dem Titel „Ungewollter Ruhestand - Krise oder Chance?“ entwickelt und dem Betriebsrat dieses Konzerns angeboten. Die Leute waren begeistert, denn sie waren überflutet von Schicksalen wie meinem. Die Geschäftsleitung schmetterte die Idee mit der Begründung ab „Störung des Betriebsfriedens, kann Grund zur fristlosen Kündigung sein“.

Der BR hatte zuviele andere Sorgen, um sich weiterhin für dieses Seminar einzusetzen.

Fazit für mich: Wegschauen ist institutionalisert, wer ab 50 keine Arbeit hat / findet, ist asozial und sehr, sehr suspekt. Vielleicht ist das ansteckend, also lieber auf Distanz bleiben.

Ich bin wieder zufrieden im Beruf, konnte wieder Tritt fassen. Das Seminar hat letztlich einem Menschen geholfen, nämlich mir, und das ist auch schon was.

Eine andere Story hat etwas mit der Caritas und Coaching für Areitslose > 50 zu tun - ehrenamtlich, gesponsort, im Sande verlaufen. Diente als Stellenrechtfertigung der Initiatorin. Als die Stelle sicher war, hatte das Projekt seinen Zweck erfüllt und starb eines natürlichen Todes.

Liebe Grüße,
Pipo

Hallo Ursula,

der Titel Deines Beitrages hätte wie oben lauten müssen. Ja hast Du denn im Ernst geglaubt, Du könntest Beamten das Denken beibringen? OK, ist etwas provozierend formuliert, aber so ein Behördenfutzi verlässt nun mal nicht seine Trampelpfade. Im Gegenteil: bei ungewohnten Angeboten blockt er lieber ab statt zu kooperieren, es könnte ja etwas faul an der Sache sein.

Die Stationen und Erlebnisse dieser Rundreise
kann ich hier nicht wiedergeben. Und ich glaube heute noch
kaum, dass ich das wirklich erlebt habe.

Da ist Dir wohl die Spucke weggeblieben? Ich empfehle Dir mal die Lektüre der im Fernsehen so viel beworbenen Aktion der Gesellschafter der Aktion Mensch:

http://diegesellschafter.de/projekt/ueber/projekt.ph…

Da wirst Du unschwer erkennen, dass die Unzufriedenheit über diesen Staat quer durch alle Gesellschaftsschichten geht.

Diese Stadt (und eine weitere genauso) ist für mich erledigt.

Für viele Andere auch. Da lässt sich auch nichts mehr retten, weil das Kurieren an Symptomen das Problem der GS (gelernten Sesselfurzer) nicht wirklich löst. Es muss offenbar erst zum Knall kommen, bis das Wahlvolk erwacht. Alle vier Jahre ein Kreuzchen machen ist eben zu wenig.

Also machte ich es wie früher (war immer selbständig) und
beschloß, die Arbeitslosen für eine Selbsthilfegruppe zu
organisieren und ihnen jede mögliche Hilfe zu geben, sich
selbst weiterzubringen. Ich bin manische Lehrerin und
Trainerin für Kommunikation, Selbstmanagemt und
Problemlösungstechnik.

Da überkommt mich ein Schmunzeln. Dann entwickel mal eine Problemlösungstechnik für Deine Fragestellung :smile:

Außerdem habe ich bewiesen, dass sich
dieses alles machen läßt mit fast kein Geld (denn ich habs
nicht so). Die Zeitung war voll auf meiner Seite, PR super! In
den besten Zeiten trafen sich sechs Arbeitslose von 6000 in
dieser Stadt. Nachdem die alle versorgt waren und es ihnen gut
ging, hatte ich die Nase nach anderthalb Jahren voll und
zweifele seitdem an dem Verstand von Ganzdeutschland. Oder
gibt es das nur hier im Allgäu?

Nein, dieser Zustand ist latent in unserer Bananenrepublik. Solange der Sozialstaat noch was zu verteilen hat, sind ja alle zufrieden. Bloß hat schon lange eine Fluchtbewegung von Arbeitgebern ins steuer- und produktionskostengünstigere Ausland begonnen. Die Zahl der Leistungsempfänger nimmt also stetig zu, die der Leistungsträger ab.

Ich bitte nicht um euren Rat, denn ich habe ja keine
Langeweile. Aber ich frage mich und euch, warum große Teile
einer sehr aktiven, ausgebildeten "Senioren"generation nach
Afrika müssen, um sich nützlich machen zu können.

Weil sich Afrika nicht so einen Beamtenapparat leisten kann wie bei uns und folglich die Menschen noch nicht verbürokratisiert sind. Dort darf noch kreativ improvisiert werden.

Haben wir
hier keine Probleme, die wir einfacher und kostengünstiger
lösen könnten durch organisierte Synergie von Staats- und
Bürgerhilfe?

Vorsicht! Damit könntest Du mancher Behörde die Daseinsbrechtigung absprechen. Und darin ist sich dieser Beamtenstaat einig: Planstellen dürfen nicht gekürzt werden, lieber noch ein paar dazu und noch ein paar Gesetze, Verordnungen und Durchführungsvorschriften gratis. Du kannst doch den Leuten die Arbeit nicht wegnehmen, das ist ja unsozial! *mussichnocheinensmileymalen?*

Gruß
®…

Danke, Herr Kollege, für das feedback. Herzlichen Glückwunsch wenigstens, dass du wieder im Tritt bist! Alles Gute, Ursula

Hallo Richard

der Titel Deines Beitrages hätte wie oben lauten müssen.

Nein, es sind ja auch die Erfahrungen mit den Betroffenen, den Notleidenden (Jammernden), den Zurückgebliebenen dabei, denen, die Forderungen stellen, und kindlich vertrauend die Hand aufhalten. (Ob die alte „Null-Bock-Generation“, jetzt doch ins Großelternalter kommt, also ihre Gib-Her-Einstellung einfach vererbt hat?)

Inzwischen habe ich deinen Link mal beguckt. Und einen Beitrag geschrieben auf die dort öffentlich gestellte Frage, „in was für einer Gesellschaft wollen wir leben?“. Hier isser:

„In einer Gesellschaft, die erkennt, dass der Mensch ein Wesen ist, das zur LIEBE fähig ist. Eine Gesellschaft, die alles dran setzt, dies zu erproben - es wenigstens ernsthaft versucht. Dass wir zugeben könnten, wie sehr uns das fehlt und dass wir verdorren ohne LIEBE. Angst, Zynismus, Gewaltbereitschaft, das ist die Krankheit der Hilflosigkeit einer Lebensweise, die nicht menschengerecht ist. Wenn wir doch wenigstens zugeben könnten, was fehlt auf allen Ebenen: mehr Vertrauen zueinander in allen Bereichen, Verständnis untereinander, nicht nur den Kindern und den Alten. Und dann ein wenig damit beginnen, nicht die anderen mit Vorwürfen erschlagen, dass sie es nicht (mehr) können, sondern es mal versuchen. Gleich jetzt. Überall. Schon der gute Wille dazu beruhigt die Nerven. Es kostet nichts. Es ist ein Stück Freiheit. Es macht mich nicht ärmer. Manchmal kommt sogar was zurück, das hat dann mit FREUDE zu tun. Es muß ja nicht gleich perfekt sein - versuchen!“

„Da lässt sich auch nichts mehr retten, weil das Kurieren an Symptomen das Problem der GS (gelernten Sesselfurzer) nicht wirklich löst. Es muss offenbar erst zum Knall kommen, bis das Wahlvolk erwacht. Alle vier Jahre ein Kreuzchen machen ist eben zu wenig.“

Das ist mir zu plakativ. Es wählen ja ~ 40 % grundsätzlich nicht, und das sind viele. Was tun sie denn stattdessen und was würden die anderen tun, wenn sie keine Kreuzchen machen und was für’n Knall sollte das sein? Und was würde der ändern? Nein, das ist mir zu verschwommen. Wir leben jetzt hier und heute und nicht im Wenn und Würde.

"Dann entwickel mal eine Problemlösungstechnik für Deine Fragestellung :smile: "

Meine Frage war ja eigentlich nach euren Erfahrungen. Aber dennoch gern: Eine Problemlösung beginnt immer mit der umfangreichen Definition des Problems, also dem Ist-Zustand, mit der Absicht, zu beleuchten, ob und wo da wirklich ein Problem ist. Und was ist ein Problem? Es ist immer ein Hindernis auf dem Weg zu einem Ziel. Wo kein Ziel, da kein Problem. Deshalb hat ein richtiger Buddhist kein Problem, denn er will nirgends hin. Für uns Aktivisten ist nicht einsichtig, dass es oft einfacher ist, ein Ziel zu verschieben, als in halsstarrigem Trotz sein Erreichen um jeden Preis zu verfolgen. Der Weg zu einem anderen Ziel würde jedenfalls dieses Problem umgehen. Hier sind wir schon bei gemeinschaftlichen Zielen, wo sicher ist, dass jeder etwas anderes darunter versteht und mit unterschiedlicher Motivation drangeht. Eine Motivation ist allerdings menschen- und völkerverbindend: die Angst.

Problemlösung ist ein überaus faszinierendes Thema. Konsequent angewendet landest du immer bei dir selbst und der letzten Frage: Was will ich? Und - was will ich wirklich? Die zu beantworten gelingt nur, wenn man zu sehr vertiefter Selbsterkenntnis bereit ist. Aber in der Regel ist es schon schwer, das Problem überhaupt zu definieren, wenn zwei Leute dran beteiligt sind. Bei mehr als zweien ist es so gut wie unmöglich. Der dritte geht dann als Eremit in die Wüstenei und man hört nie wieder von ihm.
Ich bleibe. Herzlichen Gruß, Ursula

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Probleme bei der Arbeit mit dem Ehrenamt
Hallo Ursula,
das Thema fängt an mich sehr zu interessieren und ich möchte Deinen Ansatz aufgreifen - Definition des Ist-Zustandes. Das tue ich von meiner Warte aus, als Projektverantwortliche, die mit Ehrenamtlichen zusammengearbeitet hat.

Für mich gab es folgende problematische Aspekte:

  1. Die Arbeitsleistung ist nicht „einklagbar“ und es ist nicht garantiert, dass Fristen und Vorgaben eingehalten werden.

  2. Eitelkeiten und Besserwisserei
    Ebenfalls ein Thema durch das man sich sehr diplomatisch durchlavieren muß. Jemanden, der freiwillig eine Aufgabe übernimmt auch dahin zu bringen, das er sie erledigt, wie man es gerne hätte und vorallem brauch…

  3. Streitigkeiten zwischen den Ehrenamtlichen
    Das ist kein Witz, ein großer Teil meiner Arbeit bestand darin „verfeindete“ Gruppen auseinanderzuhalten und zu schlichten

  4. Anspruchsdenken
    die Idee, durch das Ehrenamt bestimmte Vorteile zu erlangen.

Du siehst es ist nicht ungefährlich, Ehrenamtliche mit ins Boot zu holen. Auf der anderen Seite sind die „professionellen“ Arbeiter, meist nicht dafür ausgebildet mit Ehrenamtlichen zu agieren. Es gibt dafür in Dt. nur in Nischen eine Kultur. Etwa Sportverein und Kirche.

Beiden Seiten fehlt oft das Verständnis und Gespür füreinander im Umgang.

Die Schwierigkeit mit dem dt. Ehrenamt habe ich z.B. bei der Diskussion um die Volunteers der FIFA WM erfahren. Diese werden doch von dem meisten als geradezu blöd bezeichnet, dass sie sicher als unentgeltliche Arbeitskräfte zur Verfügung stellen.
Das Ehrenamt kat keinen Wert in unserem Land.

Dies als ein paar Anregungen zur Diskussion
PP

Ja, siehst du, da hätten wir schon ein dringendes Seminarthema: „Effektive Zusammenarbeit von Profis und Ehrenamtlichen“.
Dass das Ehrenamt keinen Wert an sich hier erfährt, das habe ich wiederum nicht so erfahren. Selbst in meiner geschmähten Stadt gibt es ganz viele solcher Leute, die sich aus Tradition für ihre Mitmenschen einsetzen, aber unter weitestgehender Umgehung der Behörden.

Die non-profit-Organisationen sind doch auch sehr rührig, ihre Ehrenamtlichen bei Laune zu halten, soviel ich weiß. Allerdings bin ich da nicht mehr auf dem Laufenden.
Deine Analyse finde ich schon sehr gut für den Anfang. Nun brauchen wir die Einschätzung der anderen Seite, der EA. Und da ist es wichtig, die Motivation des Einzelnen anzuschauen. Unzuverlässigkeit, Eitelkeit, Besserwissen, Streitereien, Vorteilsdenken. Das hört sich ja schlimm an. Da bekomme ich ja richtig Lust, ein Führungskräfte-Training zu veranstalten, damit das Potential der EA nicht verschleudert sondern bestmöglich genutzt werden kann. Ich dachte, sowas gibt es schon und ihr seid da voll informiert - ?

Übrigens geht es dann weiter mit der Frage: Was sollte sein?
Der Soll-Zustand beschreibt die Zielsetzung. Was wollen wir? Wie definieren wir Erfolg? Noch ohne Berücksichtigung der Probleme und ohne sich zu verzetteln in das WIE! Das ist noch nicht die konkrete Projektplanung, sondern zunächst die Wünsche und Ideen in eine gemeinsame Richtung zu lotsen.
Und immer auch die Selbst-Reflexion: Was tue ich hier eigentlich? Und warum? Ist es das, was ich (wirklich) will? Mit diesen Leuten? Jetzt? SO??
Freundlichst, Ursula

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Pat,

entschuldige, wenn ich mich hier einmische, aber ich war jahrelang Ehrenamtlicher im politischen Bereich (Fraktionsvorsitzender im Stadtparlament), das ist zwar nicht der typische Ehrenamtliche, aber es gibt Parallelen zu anderen Bereichen:

Fahren wir also mit Deiner Auflistung von Problemen fort:

  1. Die Arbeitsleistung ist nicht „einklagbar“ und es ist nicht
    garantiert, dass Fristen und Vorgaben eingehalten werden.

Warum also dann überhaupt Ehrenamtliche? Vermutlich eine Frage des Geldes.

  1. Eitelkeiten und Besserwisserei
    Ebenfalls ein Thema durch das man sich sehr diplomatisch
    durchlavieren muß. Jemanden, der freiwillig eine Aufgabe
    übernimmt auch dahin zu bringen, das er sie erledigt, wie man
    es gerne hätte und vorallem brauch…

Logisch, wenn man schon etwas umsonst macht, will man sich auch einbringen und nicht einfach wiederkäuen, was sich Profis eben aus Angst um ihren Arbeitsplatz nicht leisten können.

  1. Streitigkeiten zwischen den Ehrenamtlichen
    Das ist kein Witz, ein großer Teil meiner Arbeit bestand darin
    „verfeindete“ Gruppen auseinanderzuhalten und zu schlichten.

Die gehören im politischen Bereich zur Streitkultur. Dafür werden ja auch Rhetorikkurse gemacht, um den Schein über das Argument siegen zu lassen :smile:

  1. Anspruchsdenken
    die Idee, durch das Ehrenamt bestimmte Vorteile zu erlangen.

Und da liegt die Gefahr! Wer umsonst arbeitet, denkt sich: Hoppla, die Anderen kassieren und ich? Also sind Ehrenamtliche geradezu für „Vorteilsnahmen“ prädestiniert. Konsequenterweise dürfte es zumindest in der Politik keine Ehrenamtlichen geben.

Und was die FIFA angeht, versuchen die ihre satten Gewinne mit Hilfe von Ehrenamtlichen noch zu erhöhen. Wer sich dafür missbrauchen lässt, ist in der Tat blöde.

Gruß
®…

Guten Morgen Richard,

Einmischung ist doch sehr erwünscht. Erstmal vorweg gestellt, ich habe große Hochachtung vor dem Ehrenamt und bin vielen Menschen sehr dankbar für Ihre Unterstützung. Ich habe selber schon als Freiwilliger gearbeitet.

Mit Sicherheit sind Veranstaltungen wie z.B. der Kirchentag nur finanzierbar bzw. umsetzbar, weil viele Leistungen durch Ehrenamtliche Arbeit erbracht werden. Es würde diese Veranstaltungen nicht geben, allerdings ist auch hier sehr erwünscht mit möglichst hohem Plus am Ende dazustehen. schon damit das Ereignis weiter stattfinden kann.
Nun gilt es aber durch die Ehrenamtlichen den Spagat zwischen noch genügender Professionalität und Unsicherheit zu halten. Das ist nicht immer einfach. Und ich glaube, dass daher Behörden und Institutionen, die eine fest vereinbarte Leistung erbringen müssen, mit Ehrenamtlichkeit Probleme haben.

Tja und die Unsicherheit betrifft eben auch die Art wie Ehrenamtliche sich einbringen, manchmal machen nämlich alte Haudegen mit „überalterter“ Erfahrung sehr viel kaputt. Da ist es nicht immer leicht Ihnen zu vermitteln, dass sich z.B. Richtlinien oder Gegebenheiten geändert haben. (Aber auch hier der Hinweis ohne die Erfahrungen alter Haudegen wäre ich manchmal aufgeschmissen gewesen.) Ehrenamtliche muß in meinen Augen bewußt sein, dass es Leute gibt, die den Kopf hinhalten und das die das letzte Wort haben.

Und noch was zum Streiten, mich hat immer wieder verwundert um welche „Pfründe“ im ehrenamtlichen Bereich wilde Schlachten entbrennen. Vielleicht ist das menschlich, allerdings oft sehr hinderlich.

Und da liegt die Gefahr! Wer umsonst arbeitet, denkt sich:
Hoppla, die Anderen kassieren und ich? Also sind Ehrenamtliche
geradezu für „Vorteilsnahmen“ prädestiniert. Konsequenterweise
dürfte es zumindest in der Politik keine Ehrenamtlichen geben.

Da gebe ich Dir vollkommen recht. Es sollte eine Art Ehrenkodex auch für das Ehrenamt geben.
pp

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Hallo Ursula,
Da bekomme ich ja

richtig Lust, ein Führungskräfte-Training zu veranstalten,
damit das Potential der EA nicht verschleudert sondern
bestmöglich genutzt werden kann. Ich dachte, sowas gibt es
schon und ihr seid da voll informiert - ?

Das wäre ein Kurs, den ich sofort besuchen würde…

Übrigens geht es dann weiter mit der Frage: Was sollte sein?
Der Soll-Zustand beschreibt die Zielsetzung. Was wollen wir?
Wie definieren wir Erfolg?

Das ist sicher von Einsatzgebiet zu Einsatzgebiet abhängig. Die Antworten darauf sollten Profis und Ehrenamtliche gemeinsam finden. Vielleicht solltest Du eine Art Fragenkatalog entwickeln, der durch solche Diskussionen führt.

Gruß
P