Erfindet sie ihre Krankheit?

Hallo,

ich habe da ein riesiges Problem. Ich glaube, dass meine beste Freundin mich nach Strich und Faden belügt.
Sie hat vor ca. einem Jahr eine angebliche Diagnose von CLL also Chronisch Lymphatischer Leukämie, bekommen. Diese Form der Leukämie bekommen normalerweise nur Menschen zwischen 50-70 Jahren. Sie ist 23. Jetzt zersetzt sich angeblich ihre Leber und in 3 Jahren braucht sie eine neue… Eine Chemo hatte sie auch schon, aber in der „light“ Version, weshalb sie auch noch Haare hat.

Hier mal die Fakten.

Das alles mit der Krankheit fing an, direkt nachdem sie 300 Kilometer von hier weggezogen ist.
Jetzt wollte sie eigentlich wieder zurück kommen, kann aber nicht, weil sie dort angeblich in einem der besten Krankenhäuser auf diesem Gebiet ist und die Ärzte dort jetzt an ihr Forschen wollen, um ein neuartiges Medikament zu entwickeln, das dabei hilft, CLL ohne Chemo zu bekämpfen bzw. mit so wenigen Fresszellen, dass keine Nebenwirkungen entstehen. AHA.

Ich glaube kein Wort davon! Wenn ich sie besuchen will, weil gerade wieder einmal angeblich eine Knochenmarkspunktion (die normalerweise laut Internet gar nicht mehr notwendig ist) durchgeführt wurde, heißt es, dass sie sowieso morgen schon wieder raus darf und ich ja dann nur rumsitzen würde. NATÜRLICH

Sie muss Chortisonhaltige Medikamente nehmen und hat seltsamerweise sehr hübsch abgenommen in der letzten Zeit (nicht extrem, sieht besser aus)… Nimmt man auf Chortison nicht zu (Wassereinlagerungen und Co.)?

Ich könnte da jetzt bis in alle Ewigkeit weiter erzählen. Ich glaube es einfach nicht. Ich kenne sie und habe ein Gefühl dafür, wann sie lügt. Trotzdem traue ich mich nicht, ihr das so hinzuknallen. Stellt sich einer mal vor, sie ist wirklich krank und ich unterstelle ihr, dass sie lügt.

Gibt es eine Wahrscheinlichkeit, dass sie die Wahrheit sagt? Wenn nein, kann mir bitte jemand erklären, wie ich ihr am besten klar machen kann, dass ich bescheid weiß. Wenn ich ihr Fragen stelle (die ich vorher sehr detailliert im Internet recherchiert habe), redet sie ewig lange um den heißen Brei herum und sagt ständig, dass das extrem schwer zu kapieren wäre und man da mit der Materie vertraut sein muss, um es zu verstehen… Ich bin in keinster Weise begriffsstutzig o.ä.

Es kann doch auch nicht sein, dass ein Krankenhaus, ein Pharmaunternehmen o.ä. seine Gelder in eine Forschung steckt, für die es sich, rein wirtschaftlich betrachtet (angeblich nur 4 betroffene in Deutschland), nicht lohnt.

Hinzu kommt, dass sie dort jetzt ihr Abitur nachmachen wollte und es nicht geschafft hat (Ehrgeiz ist nicht so ihr Ding). Sie schiebt natürlich alles auf die Krankheit und dass sie ja so viel Stoff verpasst hätte, weil sie ja immer im Krankehaus war…

Das nächste ist, sie kommt ja nicht wieder zurück, weil sie dann mindestens 3 mal in der Woche dieser Forschung zur Verfügung stehen muss. ABER wir wollen im Februar wieder gemeinsam nach Thailand fliegen für vier Wochen, das geht dann schon… Und was ist dann mit der „Forschung“??

Trotzdem, wie kommt man denn auf so eine Geschichte??

Ich bitte um Ratschläge, Tipps, Erfahrungen… irgendetwas.

Vielen Dank.

Hallo,

das klingt wirklich (zumindest) „merkwürdig“.

Allerdings finde ich auch merkwürdig, dass Du uns hier danach fragst, anstatt ihr auf den Kopf zuzusagen. „Das klingt für mcih alles so unglaublich, dass ich Dir nicht glauben kann!“

Entweder zickt sie Dich dann an und zieht beleidigt Leine oder sie liefert handfeste, belastbare Beweise (z. B. Dokumente odgl.).

Grundsätzlich finde ich nicht ungewöhnlich, dass Menschen sich über Besonderheiten (und derer gibt es in Geschichte Deiner Bekannten nicht eben wenige) interessant machen und Mitleid oder Neid (Hauptsache Aufmerksamkeit) heischen wollen.

Erst mal vielen lieben Dank für die Antwort.
Ja du hast recht, ich sollte einfach was sagen, aber ich kann nicht. Jedesmal wenn ihre Nummer auf meinem Telefon angezeigt wird, nehme ich es mir vor und mache es dann doch nicht. Ich sollte wirklich über meinen Schatten springen. Ansonsten danke erst mal.

Huhu,

ich kann dich schon verstehen, dass du ihr das nicht sagen willst. Schon allein die „Unterstellung“, egal ob wahr oder unwahr, dass jemand lügt, finde ich schwer auszusprechen. Dann noch bei einem so sensiblen Thema - absolut verständlich für mich.

Ich hatte mal eine Nachbarin, die in der Zeit, wo sie hier war, auch zwei Krankheiten hatte, bei der ich zumindest meine Zweifel hatte. Nicht so außergewöhnlich wie in deinem Fall, aber auch mit größeren Eingriffen verbunden. Die Dame hatte allerdings generell oft gelogen, ohne, dass man einen offensichtlichen Anlass erkennen konnte.

Eine Zeit habe ich auch überlegt, wie ich das „aufdecken“ könnte, ohne direkt die Lügerei zu unterstellen. Darum glaube ich auch, diese „Fixierung“ bei dir schon erkennen zu können und möchte dir einen Rat geben, nach dem Du nicht gefragt hast: Versuche, dich von dem Gefühl freizumachen, vorgeführt und verschaukelt zu werden. Wer bei so einem Thema lügt, würde auch nicht die Wahrheit sagen, wenn du sie direkt darauf ansprichst. Deine andere Option ist also, weiter zu versuchen, einen Verplapperer zu provozieren. Das wird vermutlich nicht klappen.

Ich habe irgendwann angefangen, bewusst das Thema zu wechseln, wenn es sie etwas erzählte, was ich nicht glaubte (Nahtoderfahrung, nicht bemerkte Schwangerschaft bis zur Geburt, totgeglaubter Großvater, der nach 3 Tagen Leichenhalle wieder aufsteht, Katze mit implantiertem GPS Chip, usw.). Das heißt, ich klinke mich einfach aktiv und vor allem geistig aus dem Gespräch aus und ließ sie reden ohne nachzufragen/hinterfragen oder hab komplett das Thema gewechselt.

Vielleicht hilft es dir, so Abstand zu bekommen? Wenn die Dame ähnlich der Frau ist, die ich kennengelernt habe, wird man anders auf keinen Grünen Zweig kommen. Es wird immer wieder Erklärungen geben.

Liebe Grüße
Lockenlicht

Deine Antwort beschreibt fast genau wie es mir geht.
Das Problem ist, sie ist meine beste Freundin, seit wir Kinder sind. Sie hat bei mir gewohnt usw. wir sind wie Schwestern. Ich denke da weniger ans „ich lass mich nicht verarschen“, sondern vielmehr daran, wo ihre Probleme sind und ob man ihr helfen kann. Vom Thema ablenken ist leichter gesagt als getan. Selbst wenn ich das tue, fängt sie im nächsten Satz wieder damit an. In meinen Gedanken habe ich das Spiel schon hunderte male durchgespielt, wie ich sie darauf ansprechen könnte… Sie liegt mir trotzdem sehr am Herzen.

Verplapperer habe ich schon ständig gesucht. Beispielsweise meinte sie, dass sie jetzt aufgrund der Medikamente an Leberzerose leidet und in 3 Jahren eine Spenderleber brauchen wird. Daraufhin habe ich sie gefragt, ob sie gelb sei. Sie konnte damit nichts anfangen. Es kam nur ein „wie gelb? hä?“ naja und als ich ihr dann erklärt habe, dass man bei Leberproblemen eine gelbe Hautfarbe entwickeln würde, meinte sie nur, dass das bestimmt noch alles kommen wird…

Oh je oh je… Lügen ist echt so eine Sache.

Letztens hat sie mir auch erzählt, dass sie in der Arbeit von einem Inder besucht wurde, der ihr angeblich auf englisch sämtliche schwarze Familiengeheimnisse ihrer Familie erzählt hätte und danach einfach so verschwand…
Fast so spektakulär wie deine Nachbarin :smile:

Ich danke dir vielmals, fürs Lesen meines ellenlangen Textes und für dein Interesse.

Viele Grüße

Moin!

Das Problem ist, sie ist meine beste Freundin, seit wir Kinder
sind. Sie hat bei mir gewohnt usw. wir sind wie Schwestern.
Ich denke da weniger ans „ich lass mich nicht verarschen“,
sondern vielmehr daran, wo ihre Probleme sind und ob man ihr
helfen kann.

Kann es sein, dass sie Angst hat, dich durch die große Distanz zu verlieren? Wenn ihr so eng wart und jetzt 300 km weit auseinander wohnt, kann es ja passieren, dass ihr euch ‚auseinanderlebt‘.
Durch eine schwere Krankheit bekommt sie deine Zuwendung, dein Mitgefühl, deine Aufmerksamkeit - das verringert für sie die Gefahr, dass du sie vergisst oder zumindest vernachlässigst.

Ich könnte mir vorstellen, dass sie dort nicht so schnell Anschluss gefunden hat, wie sie dachte, und/oder dass ihr die Trennung von dir sehr schwerfällt. Und in solcher Verzweiflung greifen manche Menschen zu ganz merkwürdigen Mitteln. Und wenn man erstmal in so einer Geschichte drin ist fällt es schwer, da wieder rauszukommen.

Jedenfalls denke ich, dass dir dein Bauchgefühl keinen Streich spielt. Du kennst sie sehr gut und wirst an ganz subtilen Signalen gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt. Das hat dich zu Recherchen veranlasst, die dein Gefühl bestätigten.

Vom Thema ablenken ist leichter gesagt als getan.
Selbst wenn ich das tue, fängt sie im nächsten Satz wieder
damit an. In meinen Gedanken habe ich das Spiel schon hunderte
male durchgespielt, wie ich sie darauf ansprechen könnte…
Sie liegt mir trotzdem sehr am Herzen.

Ja, das merkt man und das ist doch auch gut so.
Die Frage ist wirklich, wie du ihr helfen kannst.
Meine Idee:

Erzähl ihr von deinem Gefühl und mache ihr dabei deutlich, dass du verstehen kannst, dass sie das möglicherweise aus der Angst tut, dich zu verlieren. Versichere ihr, dass sie dir immer noch wichtig ist und dafür auch kein Mitleid notwendig ist.

Am besten ist es vielleicht, ihr das in einer Mail zu schreiben und ihr damit ausdrücklich die Möglichkeit zu geben, sich das ‚anzuhören‘, ohne sich rechtfertigen zu müssen und in Ruhe darüber nachdenken zu können.

Und dann bitte sie nochmal, dass sie einem Treffen zustimmt, damit ihr in Ruhe reden könnt.

So würde ich es wohl versuchen. Wichtig ist halt, dass sie weiß, dass sie sich nicht schämen muss, weil sie zu diesem Mittel gegriffen hat, weil du verstehen kannst, welche Not dahintersteht.

Wünsche dir viel Glück!

Gruß, Noi

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Hallo,

es ist durchaus möglich, dass deine Freundin ihre Krankheiten erfindet. Google doch mal „Pseudologia phantastica“.

Ziemlich sicher ist, dass in diesem Fall dahinter ein irgendwie geartetes Problem steckt, das du vermutlich kaum erkunden können wirst. Bleibt die Frage, wie du damit umgehen sollst.

Hier zeigt sich vielleicht die Qualität eurer Freundschaft. Eine echte Freundschaft sollte es aushalten, wenn du ihr bei einem Treffen (ich würde es nicht am Telefon tun) sagst, dass du ein Problem damit hast, ihre Krankheitsgeschichten zu glauben. Du kannst ihr deine eigene Not schildern, aber auch deutlich formulieren, dass du es nicht aushältst, dich ständig fragen zu müssen, ob sie die Wahrheit sagt oder nicht.

Du kannst ihr sagen, dass dir bewusst ist, dass du möglicherweise eure Freundschaft riskierst, dass du dir aber unterm Strich wünschen würdest, sie wäre gesund und das Ganze sei nur ein böser Traum. Sag ihr, dass du für sie da bist, ob sie gesund oder krank ist, aber dass du unbedingt die Sicherheit brauchst, zu wissen, woran du bist. Nur daran glauben sollen, hilft dir in diesem Fall nicht weiter. Wenn sie tatsächlich so schwer krank ist, sollte es auch kein Problem sein, dir den einen oder anderen Befund zu zeigen.

Mag sein, dass sie, wenn sie tatsächlich gelogen hat, diesen Gesichtsverlust nicht aushält - aber was ist eine Freundschaft wert, der Offenheit und Vertrauen fehlen?

Schöne Grüße,
Jule

Stimmt!
Huhu!

Auf die Mail bin ich gar nicht gekommen! Ich hab damals in meinem Fall auch was geschrieben, allerdings einen Brief (ich fand, dass das die Ernsthaftigkeit meines Anliegens noch besser rüberbrachte) und ich wollte das nicht mehr aufklären, sondern ihr nur sagen, dass ich mich distanzieren möchte, und weshalb ich das möchte.

Allerdings (@noi): Ich glaube, die Chancen, dass sich das ganze noch irgendwie lösen lässt, sind eher gering. Jemand, der zu so einem Mittel greift, aus dem von dir genannten Grund, der hat ja mehr als eine „normale“ Angst, jemanden zu verlieren. Ob die Person dann auf eine Mail eine „Auflösungsstrategie“ entwickeln kann, bei der sie nicht das Gefühl hat, total das Gesicht zu verlieren? Nun ja, gut, ich bin da natürlich durch meine Geschichte beeinflusst.

Vielleicht kann die TE auch ein paar Lösungsansätze mit reinschreiben, die ihr so vorschweben? Aber ich habe wenig Ahnung, wie sinnvoll und erfolgversprechend das ist.

Liebe Grüße und so oder so viel Kraft und Erfolg
Lockenlicht

Hallo ihr Lieben,

ich danke euch für eure Beiträge. Ich hab ihr jetzt eine Mail geschrieben. Gestern Abend um genau zu sein.
Ich halte euch auf dem Laufenden, wenn sich was ergibt.
Drückt die Daumen, dass es sich alles klärt.

Viele Grüße und nochmals danke.

Huhu!

Freut mich, dass du da was in die Hand nehmen konntest. Ich bin gespannt (oder nennt man es neugierig?) was dabei rumkommt. Auch aus persönlicher Betroffenheit:wink:

Liebe Grüße
Lockenlicht

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Hallo Lockenlicht,

ich habe also gestern eine ellenlange Nachricht verfasst und heute kam eine kurze Antwort, dass sie gerade nicht viel Zeit hätte, weil sie gleich in die Arbeit müsse, aber sie wusste, dass ich die jenige sein werde, die es weiß und dass wir reden müssen.
Sie hat es zugegeben, dass es nicht stimmt und ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Wer sich solche Geschichten ausdenkt, ist doch eigentlich krank und somit denke ich, sollte ich ihr beistehen und helfen. Ich will auch nicht, dass sie jedem erklärt, dass sie gelogen hat, ich will einfach nur, dass sie wenigstens ihrer Familie nichts mehr vor macht und von mir aus sagt, es war eine Fehldiagnose oder was weiß ich… Ich kann es nicht glauben und bin fassungslos. Auch wenn ich es wusste, bin ich sprachlos… Ja hier mal der stand der Dinge.
Liebe Grüße und danke für dein Interesse.

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Chapeau
Das spricht ja auf jeden Fall dafür, dass du offensichtlich die richtigen (einfühlsamen) Worte gefunden hast. Gratulation zu deinem Gespür - so ganz generell mal!