Hi Mike.
Macht- und Gewaltstrategien trugen äußerlich zur Expansion bei. Hier ging das Christentum absolut imperialistisch vor.
Mit 12 Leuten, deren best-ausgebildetster ein Fischer war?
Oder der Zöllner? Die bauten ein Imperium mit totem Anführer
auf?
Du hattest nach den Ursachen für eine erfolgreiche 2000-jährige Geschichte gefragt. Und diese geht bestimmt nicht nur auf das Wirken der Zwölf zurück.
Den „Klerus“ gab es so um die 40 nach Christi nicht.
Warum hat er sich überhaupt entwickelt, warum ist das kleine
Pflänzchen des Christentums nicht verblüht, lange bevor es
militärische Macht hatte?
Mir fehlt jetzt die Zeit für Details, jedenfalls lässt sich diese Frage pointiert mit dem Hinweis auf das organisatorische und „kreative“ Genie des Paulus beantworten. Er gilt als der einfluss-bzw. folgenreichste Mensch aller Zeiten. Das systematische Missionieren der „Heiden“ war eine Besonderheit des Christentums - so etwas gab es in dieser Form noch nicht.
Zitat zu Paulus missionarischer Genialität:
http://geschichtsverein-koengen.de/Christentum.htm
„Die Gemeinden, die nach dem Tod Jesu gegründet worden waren, hätten sich nur zu einer der vielen Sekten der Zeit entwickelt, wenn nicht dem jungen Christentum in Paulus aus Tarsos in Kleinasien eine geniale Persönlichkeit zur Verfügung gestanden hätte.“
Zitat Ende.
Im Gegensatz zu Paulus hatte Petrus eine Missionierung Nichtgläubiger abgelehnt. Ohne Paulus wäre das Projekt Christentum also höchstwahrscheinlich gescheitert oder hätte sich zögerlicher entwickelt.
Die einzigartige psychologische Macht, die das Christentum aufgrund seiner theologischen Struktur hat, ist der „innerliche“ Faktor, der ebenfalls die Expansion förderte.
Woher weißt Du, dass die so einzigartig war?
Sie war es nicht nur, sie i s t es noch (vorausgesetzt, der Rezipient wird von Kindesbeinen an einer christlichen Erziehung unterworfen).
Das Grundschema läuft darauf hinaus: der unerfüllbare moralische Anspruch des Christentums erzeugt Hass auf die omnipotente Vaterfigur „Gott“, dieser Hass wird aus Angst total verdrängt und richtet sich auf Ersatzobjekte, nämlich die innerchristlichen Sünder und die nicht-christlichen Heiden.
Unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage, den ich
anzweifeln würde, könnte ich doch ernsthaft fragen, ob dies
nicht die bereits etablierten Religionen nicht ähnlich
handhabten?
Wenn überhaupt, dann aber längst nicht so ausgeprägt wie das monotheistische Christentum, das mit den Gestalten des „allmächtigen Vaters“ und des „kastrierten Sohnes“ (der gekreuzigte Jesus) den Ödipus-Komplex in chemischer Reinheit mythisch transformiert hatte.
Das Christentum hat es wie keine andere geistige Institution verstanden, in seiner Klientel Schuldgefühle zu produzieren.
Gibt’s dafür Belege?
Natürlich, nämlich die zahllosen ekklesiogenen Neurosen, von den die Kirchen- und Psychoanalysegeschichte berichtet.
Als Symbolfigur eignet sich „Christus“ ganz vorzüglich.
Warum? Ich dachte, der sei nicht wirklich bedeutender als
jeder andere Prophet seiner Zeit auch. Warum eignet sich
Christus als Symbolfigur besser als z.B. Apollonius?
Ich hatte diesen Satz genau erklärt, lies noch mal nach (der Sohn, der sich dem Vater absolut unterwirft und alle Schuld auf sich nimmt). In dieser Form ist er die perfekte Symbolfigur für eine Religion, die Sünde und Schuld in den Mittelpunkt stellt.
Daraus entnehme ich, dass der Erfolg des Christentums
hauptsächlich auf den ganzen Psychokeramikern beruht, die
jemanden mit noch größerem Sprung in der Schüssel suchten?
Geht´s es etwas weniger flapsig?
Also reduzieren wir das Christentum auf Leute, die eigentlich
nur Komplexe haben? Wie kann sowas denn langfristig
erfolgreich sein?
Von Psychoanalyse verstehst du aber auch gar nichts.
Gruß
Horst