Hallo!
Es erzählt auch, dass der Vater das Kind permanent angebrüllt
hätte, als es noch gewickelt wurde.
Können dies reale Erinnerungen sein oder hat das Kind Aussagen
des Umfeldes adaptiert?
Ich fürchte, das kann man so eindeutig nicht beantworten.
Natürlich kann ein Kind, wie es unten schon angeführt worden ist, sich oft ganz real an einzelne sehr frühe Ereignisse erinnern, aber dass man als Achtjähriger realistisch einschätzen kann, wie man als Dreijähriger permanent gewickelt wurde (mit oder ohne Gebrüll), das kann ich kaum glauben.
Um es am eigenen Beispiel zu sagen: Ich weiß auch noch ein paar Erlebnisse recht gut, da war noch nicht einmal drei.
Aber ich könnte überhaupt nicht sicher sagen, ob ich das erste Schuljahr über allein gefrühstückt habe oder ob meine Mutter dabei war.
Will sagen: dass man sich an einzelne Dinge erinnern kann, heißt noch lange nicht, dass man solche Alltagsdinge korrekt erinnert.
Ein zweiter Punkt ist der, dass Erinnerungen in Therapiesituationen ohnehin unter größerem Vorbehalt zu sehen sind.
Ein dritter Punkt ist sicherlich auch so etwas wie ein „Loyalitätskonflikt“ mit der Mutter als aktueller alleiniger Bezugsperson.
Kinder können bis zur Pubertät relativ schwer klar Stellung GEGEN die primäre Bezugsperson beziehen. Da wird im Zweifel lieber die gewünschte Erinnerung hervorgeholt, wenn damit der Loyalitätskonflikt vermieden werden kann.
Das ist kein böser Wille des Kindes und auch nicht zwingend gezieltes Beeinflussen von Seiten der Mutter, das ist eben so in diesem Alter.
Gruß
Tyll