'Erkennt' ein Hund andere Hunderassen?

Hallo,

ich meine festgestellt zu haben, dass meine Hündin sich gegenüber verschiedenen Hunderassen unterschiedlich verhält.

Ich habe aber nur eine geringe empirische Datenbasis :smile:.

Gegenüber Border-Collies (sie ist ein Mischlich daraus) hat so etwas wie ein „Urvertrauen“. Mimik, Gestik?

Sie hat einen Rottweiler im Welpenalter kennen und „lieben“ gelernt und kann mit dieser Hunderasse allgemein sehr gut. Erfahrung?

Malteser und Havanesen und ähnliche interessieren sie nur kurz.

Den einen wie den anderen Schäferhund mag sie nicht und verdrückt sich.

Golden Retrivern nähert sie sich vorsichtig, kann dann aber mit dem einen oder anderen sehr gut.

„Mögen“ sich gleichrassige Hunde mehr, verstehen sie interne Signale besser oder ist es letztendlich die Sozialisation des Hundes, die Unterschiede macht?

Lieben Dank
Chrissie

Ich nehme an, es ist wie bei uns Menschen. Da gibt es dicke, dünne, laute, lustige, dumme, intelligente, schwarze, weiße, gelbe, rote Menschen, die alle einen bestimmten Charakter haben, den wir mögen oder nicht, den wir riechen können oder nicht.

Hallo Chrissie,

ich meine festgestellt zu haben, dass meine Hündin sich
gegenüber verschiedenen Hunderassen unterschiedlich verhält.

das wundert mich nicht; Hunde (wie auch Katzen, und auch andere Tiere) können sich durchaus merken, wie ein auf bestimmte Art und Weise aussehendes Lebewesen reagiert hat - für viele Wildtiere ist dies überlebensnotwendig.
Daraus können sich auch gewisse positive wie negative Vorurteile entwickeln - gegenüber Tieren einer bestimmten Art und Rasse, gegenüber Menschen eines bestimmten Aussehens etc.

Ein Hund von Freunden von mir ist mit Katzen aufgewachsen, mag Katzen sehr; ein durchaus „frecher“ Nachbarskater hatte dann leichtes Spiel…
Der Kater einer Freundin, genaue Herkunft unbekannt (aus dem Tierschutz stammend), hat Angst vor besonders männlich aussehenden Personen (wahres Geschlecht egal; vor kleinen bartlosen langhaarigen Männern hat er keine Angst, vor großen kurzhaarigen Frauen mit Hut und Mantel aber deutliche) sowie vor Menschen, die mit langen stabförmigen Gegenständen hantieren (wir vermuten, der Kater wurde früher geschlagen).

Viele Grüße,
Nina

Hallo Chrissie,

Hunde sind Rassisten :smile:. Zu solchen entwickeln sie sich im Laufe ihrer Prägung und Sozialisation.

Gleichrassige Hunde werden grundsätzlich bevorzugt, was mit der ersten Prägung an die Mutterhündin zusammenhängt. In den nächsten Wochen und Monaten machen die Hunde dann Erfahrungen mit andersrassigen Artgenossen. Je nachdem, wie diese verlaufen, generalisieren sie dann auf alle Vertreter dieser Rasse und solche, die dieser Rasse ähnlich sehen.

Oft genügt ein einziges negatives Erlebnis, um einen Hund dazu zu veranlassen, für den Rest seines Lebens einer bestimmten Rasse mit Angst oder Aggression zu begegnen.

Bei Rassen, die gerade besonders häufig vorkommen, erhöht sich natürlich das Risiko, dass der Welpe/ Junghund mit einem Rassevertreter eine negative Erfahrung macht. So fand man noch vor einigen Jahren relativ viele Hunde mit einer Abneigung gegen Schäferhunde. Inzwischen laufen diverse Retriever (Golden und Labrador) diesen den Rang ab.

Natürlich gibt es auch immer ganz individuelle Vor- und Misslieben, man findet es aber eher selten, dass ein Hund einen bestimmten Hund stark favorisiert, alle anderen Vertreter dessen Rasse aber ablehnt.

Schöne Grüße,
Jule

Huhu!

Ich habe aber nur eine geringe empirische Datenbasis :smile:

Die kann ich gerne noch ein bisschen ausbauen :wink:

Mit unserer ersten Hündin, eine Cockerdame, sind wir regelmäßig einer Pudeldame begegnet. Die wiederrum hat um Cocker (und wie mir die Besitzerin verischerte nur um diese) generell einen großen Bogen gemacht, weil sie mal von einem gebissen wurde. … war immer schade, weil ich mich mit dem Frauchen ganz gut verstanden habe.
Interessant war, dass die gleiche Pudeldame später mit einem Cockerwelpen, der in der Nachbarschaft einzog Freundschaft geschlossen hat. Da hat wohl beim Kennenlernen das Kindchenschema über die generelle Abneigung überwogen.

Wir haben jetzt eine Schäferdame, und da hört man das nach wie vor doch immer mal wieder, dass der ein oder andere Hund Schäfern generell aus dem Weg geht. Interessanterweise trifft man diese Vorurteile auch am anderen Ende der Leine immer wieder mal. Ich denke, die Ursachen sind zum Teil die gleichen. Für manch einen Halter sind Schäferhunde scheinbar nach wie vor hauptsächlich Statussymbol oder Wachschutz… und einige davon sind echt null erzogen, hängen aggressiv in der Leine usw…

Unsere Hündin konnte am Anfang nicht so gut mit Retrievern. Ihr ist, als sie noch ein Welpe war mal einer zu stürmisch von hinten auf sie drauf, wo sie sich sehr erschrocken hat (inzwischen hat sich das aber wieder gelegt).

lieben gruß
Aj

Oft genügt ein einziges negatives Erlebnis, um einen Hund dazu
zu veranlassen, für den Rest seines Lebens einer bestimmten
Rasse mit Angst oder Aggression zu begegnen.

Hallo Jule,

das ist wohl so, jedenfalls als primäres Verhalten - wer schon Auseinandersetzungen mit kleinen schwarzen Hunden hatte, begegnet diesen natürlich mit Misstrauen, besonders auf Entfernung, da Hunde ziemlich schlecht sehen. Wird diese erste Reaktion aber durch günstige Umstände wie z.B. vernünftige Herrchen/Frauchen überwunden, kommen andere „Gesichtspunkte“ zum tragen, wobei es sich eher um „Geruchspunkte“ handelt. Ich würde behaupten, nach gegenseitigem Beschnuppern sind Hunde viel eher bereit, Vorurteile über Bord zu werfen, als das bei Menschen der Fall ist.

Dass Hunde sich mit der eigenen Rasse besser vertragen, kann ich allerdings nicht unterschreiben - ich habe eine Airedale-Terrierin, da begegnen wir einem anderen Airdale vielleicht bei jeder 100sten Hund-Hund-Begegnung. Das ist so selten, dass sie höchstens erstaunt reagiert. Wobei sie sich zwar schon bei Gelegenheit im Spiegel anschaut, aber ich glaube nicht, dass sie eine Vorstellung vom eigenen Aussehen hat. Sie hält sich selbst sicher für einen Menschen. Von Menschenaffen ist ja bekannt, dass sie zwar präzise zwischen Menschen und Affen unterscheiden können, aber sich selbst hält jeder Menschenaffe für einen Menschen (natürlich nur die, die in menschlicher Umgebung aufwachsen).

Gruss Reinhard

Hi

Dass Hunde sich mit der eigenen Rasse besser vertragen, kann
ich allerdings nicht unterschreiben -

Ich übrigens auch nicht wirklich. Unsere Schäferhündin kommt mit eigentlich allen Hunden gut klar, aber mag kleine Hunde deutlich am liebsten.
Manchmal (seltener) ist ihr ein Hund bisschen suspekt oder schlicht uninteressant nach dem ersten Beschnüffeln… interessanterweise sind das dann aber fast immer Hunde, die ungefähr so groß sind wie sie.

Gruß
aj

Liebe Chrissie,

meine empirische Datenbasis ist auch etwas beschränkt! :smile:

Ich finde den Link leider nicht mehr, aber ich habe mal gelesen, dass BCs mit „massigen“ Hunden (sprich, die ihre Körperkraft einsetzen) nicht so gut klar kommen, und sie (durch ihre sehr prägnante Körpersprache - fixierender Blickkontakt etc.) wirklich am besten mit der eigenen Rasse kommunizieren können.

Das kann ich alllerdings bei meinem BC überhaupt nicht teilen. Vielleicht liegt es daran, dass er mit einer sehr „massigen“ Hündin groß geworden ist.

Er liebt große Hunde. Er selbst ist ja mit 63 cm nicht gerade klein - aber seine „besten Kumpels“ sind zumeist größer. Kleine Hunde „nerven“ ihn eigentlich mehr (wahrscheinlich, weil er kaum welche kennengelernt hat).

Als wir im letzten Urlaub an der Ostsee zwei BCs getroffen haben (einen Reinrassigen und einen Mischling), interessierte sich mein Hund überhaupt nicht für sie. Im Urlaub davor trafen wir eine BC-Hündin, die er total klasse fand (und das „Frauchen“ hat es so bedauert, dass mein Herr kastriert ist!) :smile:

Die meisten Hunde, mit denen sich mein Hund richtig gut versteht, sind Mischlinge, womit ich das rasse-spezifische Moment (jedenfalls bei meinem Hund) ausschließe.

Bei ihm gibt es nur drei Momente im Umgang:

1.) Totale Ignoranz (dominiert)

2.) Einmal beschnüffeln und weitergehen (häufig)

3.) „Kumpels“ treffen und eine Runde tollen, wobei seine Wahl mittlerweile sehr „erlesen“ ausfällt! :smile:

Liebe Grüße

Kathleen