Erkenntnisse der LT Wahl in Thüringen

Guten Morgen,

mit großem Interesse habe ich diverse Analysen hier und in anderen Foren gelesen, in denen es um die Frage ging, wieso die Leute eigentlich die AfD wählen. Laut einer Befragung des ZDF haben ja ca. 2/3 der AfD Wähler so gewählt, weil sie die politischen Forderungen unterstützen.

Jetzt hat man hier und auch sonst viel über wirtschaftliche Aspekte gelesen und immer wieder die Unterschiede zwischen Ost und West thematisiert. Das klingt zwar alles sehr interessant, aber ist es denn wirklich so abwegig, dass frei nach Ockham die Wähler ihre Stimme bewusst einer antisemitischen, ausländerfeindlichen und (besonders in Thüringen) rechtsextremen Partei gegeben haben? Sollte man sich nicht langsam damit auseinander setzen, dass ein Großteil der 23,4% einen Höcke nicht gewählt haben, obwohl er ein Faschist ist, sondern eben weil er es ist?

Sie zeigt, dass der „Denkzettel“ für die AfD-Wähler eine viele kleinere Rolle spielt als AfD-Nicht-Wähler das von den AfD-Wählern glauben.
Das finde ich persönlich jetzt nicht so spannend, weil ich das eh nie geglaubt habe.
Die Denkzettel-Zeit ist vorbei und die AfD-Wähler kommen nicht einfach wieder zurück, sondern man muss sie entweder zurückholen oder man verliert noch mehr an die AfD. Das gilt z.T. für die SPD, vor allem für die CDU.

Interessanter finde ich nach wie vor sozio-demographische Wählerstatistiken, auch wenn viele sog. „Intellektuelle“ im Nachgang der Thüringen-Wahl nun plötzlich gar nicht mehr analysieren wollen, sondern nur noch beschimpfen - als ob die beschimpften AfD-Wähler dann plötzlich weg wären …

Z.B. in Bezug auf die Europawahl:
a) ganz deutlich wählt die Bevölkerungsgruppe, die voll im Arbeitsprozess steht die AfD verstärkt
b) deutlich mehr Männer wählen die AfD. Auch hier könnte man die Hintergrundvariable „im Arbeitsprozess stehen“ als entscheidende annehmen, aber dafür bräuchte es mehr Daten.
c) deutlich mehr Menschen, die auf dem Land wohnen, wählen die AfD.

Der ideale AfD-Wähler ist so einer wie ich: männlich, Mitte 40, auf dem Land lebend.
In der Gruppe hat sie klar den höchsten Zuspruch, und zwar einen sehr hohen.

Das kann ich in mir übrigens durchaus gut nachvollziehen.
Ich wähle die AfD aus mehreren Gründen nicht (da bin von meiner Grundideologie her zu sehr ein Liberaler und zudem ein Leckts-mich-doch-allesamt-am-Arsch-Anarcho), ich betrachte sie aber als die einzige konsequente Oppositionspartei in diesem kaputten Deutschland, für das ich zahle, zahle, zahle, und gehorche, gehorche, gehorche - und viel zu wenig dafür zurückbekomme, um noch zahlen und gehorchen zu wollen.

Natürlich haben die bewusst die AfD gewählt und nicht unbewusst.
Aber was folgt denn daraus?
Sich nicht für die soziodemographische Verteilung der AfD-Wähler (wie im oberen Teil des Links) und/oder für eine sozialpsychologische Kategorisierung der AfD-Wähler (wie im unteren Teil des Links) zu interessieren, sprich das Wahlverhalten „verstehen“ zu wollen, ist schlicht und einfach ein absurdes anti-intellektuelles Getue.
Selbstverständlich muss das ein Niveau oberhalb von „oh, die armen Arbeiter-Ossis, die müssen ja förmlich AfD wählen“ haben. Das ist klar.

Und was bringt das?
Lösen sich die Wähler dann in Luft auf?
Natürlich sind Wähler, die einen Spitzenkandidat Höcke wählen, in gewisser Weise Faschismus-affin. Sonst würden sie es nicht tun.
(Auch wenn Umfragen zeigen, dass durchaus ein Teil der Wähler angibt -obs stimmt?- die AfD trotz Höcke gewählt zu haben. Wenn man Faschismus trotzt der Faschisten wählt, ändert das unterm Strich nichts.)

Das ist für mich schlicht nicht die Frage, auch weil immer klar war, dass ein guter Teil der Deutschen autoritär, antisemitisch, ausländerfeindlich, und Faschismus-affin ist, sobald man bei der Erhebung auf „latente“ Einstellungen abgezielt hat
„Jeder vierte Deutsche denkt antisemitisch“
Das war auch in 90er, 00er und 10er Jahren nicht anders - auf latenter Ebene.

Sinnvolle Fragen dagegen sind aus meiner Sicht z.B.: Wie bringt man Faschismus-Affine dazu, wieder SPD und CDU zu wählen oder gleich wieder Nichtwähler zu sein? Kann man die AfD durch Einbindung in Koalitionen nach und nach von ihrem offen rechtsradikalen Flügel abtrennen? Wie macht man die Faschismus-Affinität vieler Deutscher wieder latent?

Gruß
F.

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Komischerweise wird aber bei keiner anderen Wählergruppe versucht, das Wahlverhalten so genau zu verstehen (zumindest nicht in dem Ausmaß). Mir kommt hier einfach vor, dass man mit aller Macht irgendeine Erklärung für den Wahlerfolg der AfD suchen möchte, die halt nicht lautet, dass die Wähler genauso rassistisch und rechtsextrem wie die Partei sind.

Nein, aber es wäre ehrlich und würde vielleicht dazu führen, dass man sich mit dem eigentlichen Problem auseinandersetzt. Man kann sich natürlich gerne tagelang gegenseitig alle möglichen Statistiken zu Ostdeutschland um die Ohren hauen, ich bezweifle aber stark, dass man beispielsweise durch mehr Förderung oder mehr Schulen weniger Rechtsextreme hätte.

Das sind in der Tat wichtige Fragen, nur wird sich hier so lange nichts tun, wie Politiker sich weigern, das böse F-Wort in den Mund zu nehmen. Da tut man dann lieber so, als wäre die AfD eine ‚bürgerliche‘ Partei wie jede andere.
Solange man so tut, als wüssten die armen Össis (Achtung Sarkasmus!) ja gar nicht, was sie da wählen, wird sich da auch nichts ändern. Es kann halt nicht sein, was nicht sein darf und Faschisten gibt es bekanntlich seit 1945 in Deutschland mal grundsätzlich gar keine mehr.

Mir konnte bisher auch keiner schlüssig erklären, wieso jetzt gerade in Thüringen so viele Leute ‚faschismusaffin‘ sind. Da gibt es für jeden Ansatz gleich ein halbes Dutzend Beispiele, die den sofort widerlegen…

moin,

mal so auf die Schnelle:
wer aus meinem Bekanntenkreis würde/hat AFD gewählt?
Alle enttäuscht von ihrem Umfeld. Ob der Vortänzer nun Höcke heißt oder wer anderes wäre: egal. Forderung der Wähler so grob zusammengefasst:

  • weniger Kopftuch/Burka allenthalben
  • wollen mehr Kohle im Sack (als die, die eh nix tun)
  • wir sind auch wer und nicht nur 2. WK Überbleibsel mit gesenkten Schultern
  • keiner (CDU/SPD/FDP/GRÜNE) kümmert sich um mich

tja… und da kommen ein paar aufmunternde Worte

(wie gesagt: UNrepräsentative Umfrage von vielleicht 50 Personen)

LG
Ce

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Richtig. Die Zusatzfrage lautet, warum die AfD-Wähler in der Vergangenheit nicht eine andere rechtsradikale Partei gewählt haben, die es ja durchaus gab und gibt. Ich bin weiterhin der Ansicht, daß das daran liegt, daß sich a) das Kommunikationsverhalten der Menschen ändert, b) die Leute weitestgehend weggestorben sind, die den Krieg noch erlebt haben und c) die AfD und insbesondere Höcke es versteht, die Leute zu erreichen.

Mit anderen Worten: der Wahlerfolg ist ein Erfolg der rechtsnationalen Propaganda und das ist das eigentliche Problem, nämlich daß es gerade mal knapp 75 Jahre gedauert hat, bis ein großer Teil der Deutschen damit wieder zu ködern ist. Das ist das eigentliche erschreckende.

Gruß
C.

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Das sehe ich gar nicht so.
Diese sozio-demographischen Variablen sind doch bei allen Parteien bekannt, und werden auch innerhalb der Parteien diskutiert (hier bei mir die CSU: wie öffnen wir uns mehr für Frauen, für Junge, für Großstädte?)
.
Dass heute in den Medien und den Social Media (wie auch hier im Forum) besonders viel und besonders ständig über die AfD berichtet wird, ist richtig. Das ist ein Teil von deren Aufstieg.

Diese Ausgrenzungsstrategie „gegen Rechts“ ist man doch jahrelang und überall gefahren bis hin zu Allbürgerlicheparteienkoalitionen auf kommunaler Ebene, der sich die CDU und FDP auf Landesebene in Thüringen nun hoffentlich nicht anschließen. Das hat die Etablierung der AfD nicht gestoppt, und wenn man ständig „Faschisten“ zu denen gesagt hätte, hätte es ihn auch nicht gestoppt. Oder glaubst du das ernsthaft?

Vielleicht erkenne ich das ja tatsächlich zu wenig, aber wird das ernsthaft ständig so getan?

Wieso gerade jetzt in Thüringen?
In Sachsen und Brandenburg war die AfD m.W. stärker oder gleich stark - und übrigens in Teilen Hessens oder Bayern auch nicht sooo viel schwächer.

Gruß
F.

Zwischen ‚ständig‘ und ‚nie‘ gibt es ja noch die eine oder andere Zwischenstufe und eine Ausgrenzung halte ich per se nicht für etwas unanständiges. Höcke wird wird ja nicht ausgegrenzt, weil er Mundgeruch hat, sondern weil er seine faschistische Überzeugung recht öffentlich zur Schau stellt.

Imho ja. Es wird eben ständig nach sozio-demographischen Erklärungen gesucht, wenn die einfach Erklärung lauten könnte, dass die Wähler genauso ticken wie ein Höcke.

Weil Thüringen halt gerade im Fokus steht und mit Höcke die zentrale Figur des Flügels zur Wahl stand. Jeder wusste, dass er hier einem Faschisten seine Stimme gibt und es er war scheinbar egal oder kein zwingender Hinderungsgrund. Hier jetzt die Mieten, Lebenshaltungskosten oder Wanderbewegungen von Thüringen der letzten drölf Jahre mit einer Lupe nach Erklärungen zu durchforsten, finde ich halt auch irgendwie ein bisserl feig, weil man sich die Faschismusdebatte am liebsten ersparen würde.

Ob ihnen wohl jemand erzählt hat, daß die Arbeitsgemeinschaft Freunde der Diktatur die gesetzliche Rentenversicherung und das Arbeitslosengeld abschaffen will?

Ich hatte den Begriff ganz wertungsfrei gemeint.
Ist nicht unanständig, aber m.E. halt auch nicht erfolgreich.

Ja, ist so.

Ich finde umgekehrt diese oberflächliche „Faschismusdebatte“ eine völlig sterile Debatte.
Ja, ein viertel aller Wähler Thüringens hat eine teilfaschistische Partei mit einem m.E. ganzfaschistischem Spitzenkandidaten gewählt. Scheiße und übel genug. Aber welche Konsequenzen ziehe ich daraus? M.E. keine. Wenn ich aber weiß, dass v.a. Männer, v.a. mitten im Arbeitsleben Stehende, v.a. auf dem Land usw. der AfD zuneigen, dann kann ich mir z.B. als CSU in Bayern überlegen, ob ich das Problem löse, wenn ich mich grün lackiere und mir Frauenquoten und eine stärkere Klimaretter-Haltung zulege - wie das von der CSU-Führung angestrebt war, aber von der Basis kürzlich nicht wie gewünscht abgenickt wurde.
Nur als ein oberflächliches Beispiel.

Gruß
F.

Weil es auch nicht konsequent durchgezogen wird, wie man gerade sehr schön in Thüringen sehen kann. Ein halbes Jahr, nachdem deren Parteifreund von einem Rechtsextremen aus politische Gründen ermordet wurde, wirft man sich dessen Gesinnungsgenossen ausgerechnet in Thüringen an den Hals. Wer soll da eine angebliche Ausgrenzung denn ernst nehmen?

Ich finde es keineswegs ‚oberflächlich‘, wenn man etwas ausspricht, was den Tatsachen entspricht. Wer einen Höcke wählt, wählt einen Faschisten und da gibt es nichts schön zu reden. Im Gegenteil sollte man dies bei jeder Gelegenheit betonen. Dieses Werturteil ist ja nicht aus der Luft gegriffen, sondern wird von der Partei stetig aufs Neue bestätigt.

Die haben die AfD aber nicht gewählt, weil sie arbeitende Männer vom Land sind, sonder weil die AfD ihrer politischen Gesinnung entspricht. Weil es so schön passt:

Weiter oben haben ja du und @C_Punkt den richtigen Punkt angesprochen, dass viele dieser Wähler vorher einfach nicht zur Urne gegangen sind. Das liegt imho genau daran, dass lange Zeit so getan wurde, als ob die AfD eben keine (in Teilen) rechtsextreme Partei wäre. Bei der NPD wusste irgendwann jeder, was dort für Gestalten sitzen und das hat halt viele davon abgehalten, ihnen die Stimme zu geben bzw. sich offen zur NPD zu bekennen. Imho ist es nur eine Frage der zeit, bis die AfD komplett nach rechts abkippt, man könnte diesen Prozess aber aktiv beschleunigen, wenn man nicht mehr so tut, als würden da keine Faschisten sitzen, die den Rechtsstaat so wie wir ihn kennen lieber heute als morgen abschaffen würden.

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Kommt darauf an, was man will. Ein Ansatz könnte sein, daß man Themen der AfD aufgreift und mit rechtsstaatlichen und nicht-faschistoiden Positionen zu besetzen. Man könnte bspw. dafür sorgen, daß im Ausländerrecht geltendes Recht auch angewendet wird (allein der Fall Miri dürfte der AfD wieder einige tausend Wähler beschert haben). Man könnte bspw. in der EU deutsche Interessen stärker vertreten (insbesondere bei den Themen der Staats- und Bankenrettung ), ohne gleich die ganze EU sprengen zu wollen. Man könnte sich bspw. dafür einsetzen, daß die Polizei mehr Mittel und Material erhält, um ihren Aufgaben hinreichend nachkommen zu können. Man könnte z.B. im Bildungswesen davon abrücken, daß der langsamste Schüler die Geschwindigkeit der Klasse bestimmt und am Ende alle aufs Gymnasium und Abitur machen dürfen, man könnte noch einmal darüber sprechen, daß frühkindliche Sprachförderung mit dem Ergebnis von hinreichenden Sprachkenntnissen verstärkt wird und man könnte auch darüber reden, daß den Schulen mitunter nicht einmal genug Geld zur Verfügung gestellt wird, daß sie aktuelle Lernmaterialien, Sportgeräte und genug Lehrer bezahlen können. Man könnte auch mal über Steuersenkungen für Arbeitnehmer reden, anstatt ständig neue Vorschläge in den Raum zu stellen, wie man den Arbeitnehmern mehr Geld abnehmen kann und an wen man es verteilen kann.

Das wären schon einmal ein paar Maßnahmen, um die Wähler abzugreifen, die zur AfD abgewandert sind, weil die CDU so weit nach links gerückt ist, daß a) rechts Raum frei geworden ist und b) die SPD nicht mehr weiß, wo sie hin soll.

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Das Problem bei dieser Strategie ist aber, dass sich die AfD dann (teilweise gerechtfertigt) behauptet, dass all diese Dinge ja nur umgesetzt werden, weil sie das so gefordert haben und dass es ohne die AfD nichts davon gäbe. Ein ziemlich aktuelles Beispiel dafür:

Gleichzeitig ist das hier aber auch ein schönes Beispiel dafür, wie völlig unreflektiert die AfD im allgemeinen agiert. Dem Wähler reicht es auch oft, wenn die AfD einfach ganz doll dagegen ist:

Zwei Mal das gleiche Thema, ein Mal stammt es eigentlich von der AfD, ein Mal ist sie vehement dagegen. Das ist das Niveau, auf dem die AfD Politik macht und dagegen kommst du mit durchaus sinnvollen Initiativen, wie du sie hier genannt hast, imho einfach nicht an.

Das ist ja erst jetzt vielleicht der Beginn einer Kehrtwende.
Bisher wurde diese „Ausgrenzung“ doch recht konsequent und symbolbeladen (Bundestagsvize usw.) durchgezogen - ohne eben damit verhindern zu können, dass sich die AfD etabliert.

Ich habe grundsätzlich viel Sympathie dafür, die AfD eine „Faschistenpartei“ zu nennen. Ich fände das etwas überspitzt, aber als Ellipse für „Faschisten(tolerierende)partei“ entspricht das ohne Frage den Tatsachen.

Der Punkt ist aber doch einfach der, das aus diesem Ansprechen nichts folgt, sprich: kein AfD-Wähler und keine AfD wird dadurch verschwinden.
Wie soll es denn weiter gehen? Entweder muss die AfD wieder klein gemacht werden oder sie muss (für Koalitionen) einbezogen werden.
Ein Drittes sehe ich nicht.
Die „Faschismus-Debatte“ bringt ganz offenkundig ersteres nicht zustande, und verunmöglicht zweiteres.

Auch egal.
Vor zehn Jahren haben die noch CDU, SPD oder nicht gewählt, nicht eine Partei rechts davon.
Das ist der einzige Unterschied, der mich in diesem Zusammenhang interessiert.
(Mit Begriffen wie „Gesinnung“ kann ich nicht viel anfangen, das ist mir viel zu voluntaristisch)

Du bringst deine Position hier vollends auf den Punkt.
Ich sehe es halt einfach anders (abgesehen von der Gefahr des Abkippens; da gebe ich dir recht).

Der Unterschied zwischen dem Aufstieg der AfD und dem Nicht-Aufstieg der NPD liegt m.E. daran, dass die AfD eine historische Situation vorgefunden hat, in der sie sich zu großen Teilen innerhalb des „bürgerlichen“, demokratischen Spektrums verankern konnte.
Sie war zu Beginn eine Partei der Professoren und nicht eine des „Abschaums“ wie die NPD, und sie hat jederzeit genug „bürgerliche“ Themen gehabt, um groß zu werden.
Damit ist sie aus meiner Sicht groß geworden, zudem vor dem Hintergrund eines globalen Aufstiegs rechter Parteien.

Das, dieser Erfolg der AfD in Kontrast zum Misserfolg der NPD, zeigt aus meiner Sicht, wie wenig das alles mit „Gesinnung“ zu tun hat, sondern mit strukturellen Gegebenheiten.
Wie auch immer, nun ist die AfD da, und man bringt sie meiner Einschätzung nach garantiert nicht wieder weg, nur weil man sie verstärkt „Faschisten“ nennt.

Gruß
F.

Es ist ja nicht so, daß Frau Merkel in den letzten sieben oder acht Jahrzehnten ihrer Regentschaft nicht schon das ein oder andere mal Ideen anderer Parteien oder Personen übernommen hätte. Deswegen nannte sie der größte Buchhändler aller Zeiten auch mal „Ideenstaubsauger“. Es ist vielleicht auch eine Frage, wie man es richtig verkauft und wie man damit umgeht, daß andere dann das Urheberrecht auf geile Ideen für sich reklamieren.

So oder so: sich immer weiter nach links und grün zu begeben, ist weder für die CDU noch die SPD eine zielführende Lösung, denn da sitzen Linke und Grüne schon qua Namen fester im Sattel. Die Strategie sich nur insofern mit der AfD auseinanderzusetzen, indem man sie als Nazis und Faschisten bezeichnet, ist nicht von übermäßigem Erfolg gekrönt (was ich seinerzeit schon bei Pegida voraussagte) und sie möglichst weitgehend aus dem parlamentarischen Betrieb auszuschließen führt erst recht zu nix, weil man damit ihre Opferrolle dokumentiert, in der sie sich ja ohnehin am liebsten sieht bzw. vermarktet.

Mit „keine“ meinte ich Konsequenzen daraus, dass man die AfD-Wähler nun konsequent als „Faschisten“ bezeichnet.

Bei diesen politischen Konsequenzen, die du alle benennst, stimme ich zu.

Gruß
F.

Das ist das „Rechtspopulistische“ an der AfD.
Dagegen kann man als CDU oder SPD in der Tat nicht an.

Gegen die (nicht so wenigen) Themen, die die AfD mehr oder minder mit Deutungshoheit besetzt hat, und die nicht per se undemokratisch/rechtsradikal sind (Euro-Skepsis, EU-Kritik, „Genderwahn“, political correctness, Grenzsicherung, Asyl, Klima, Deutschnationalismus, Retro-Familienpolitik usw.), kann man dagegen schon an.

Ich finde z.B. aus meiner Perspektive heraus Deutschnationalismus furchtbar scheiße, aber mir ist ein Deutschnationalist, der sein Kreuzerl bei einer (dafür wieder nach rechts gerückten) CDU macht, lieber als ein Deutschnationalist, der es bei der (für wirklich Rechtsradikalismus offenen) AfD macht, auch wenn ich akzeptieren muss, dass eine CDU-Regierung dann wieder „merziger“ auftritt und nicht mehr so „merkelmoderat“.
So simpel sehe ich das :wink:

Gruß
F.