erklärende Literatur zur Kants Philosophie

Guten Morgen,
ich suche begleitende, erklärende Literatur zu Kants Philosophie. Ich habe mir eine Dokumentation auf dem BR angesehen…

http://www.br-online.de/br-alpha/kant-fuer-anfaenger…

Wirklich sehr interessant! Leider verstehe ich nicht alles auch ein Buch habe ich mir ausgeliehen welches in der Dokumentationsreihe auftaucht. Da verstehe ich noch weniger (*SCHÄM*).

Kants Sprachniveau ist extrem hoch, Seine Sätze sind sooo lang und verschachtelt (vielleicht bin ich einfach zu dumm…was ich nicht hoffe…), ich empfinde es als sehr schwierig dargestellte Sachverhalte mit eigenen Worten wiederzugeben und Kants Intention zu ermitteln.

Kann mir hier jemand Tipps geben? Mir einführende, erklärende literarische Werke nennen?

Freue mich auf jede Antwort!

gez: Lilu

Kant für Anfänger
Hallo,

ganz zufällig gibt es eine Buchreihe, die diesen Titel trägt:
http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_b?__mk_de_DE=%C5M%C…

Die Bücher sind wirklich gut und auch nicht sehr schwierig.

Gruß

Bona

Hi Lilu,
es ist schwierig, eine einführende Literatur über die Arbeiten von Kant zu empfehlen.
Nach Kant gab es kaum Philosophen, die nichts über Kant geschrieben haben. Doch ihre Werke sind kaum einfacher geschrieben, als die von Kant.
Ich würde Dir empfehlen, zuerst Bücher über Kant und sein Leben zu lesen: z.B.
„Kant für Anfänger: Die Kritik der reinen Vernunft: Eine Lese-Einführung“ von Ralf Ludwig; oder
„Kant leicht gemacht: Eine Einführung in seine Philosophie“ von Georg Römpp
Dort steht auch viel über seine Arbeiten, bloß einfacher dargestellt.

Wenn Du Dich mit diesen „für Dummies“-Büchern auseinandergesetzt hast, kannst Du anfangen, Kant zu lesen. So wird es auf jeden Fall viel einfacher für Dich, da Du über viele Arbeiten schon Bescheid wissen würdest. Die Werke von Kant sind eigentlich nicht so schwer: Man muss sie nur langsam genug lesen.
Viel Spaß mit Kant!
Gruß,
Vitamalz

Lieber Vitamalz!

Wenn Du Dich mit diesen „für Dummies“-Büchern
auseinandergesetzt hast, kannst Du anfangen, Kant zu lesen. So
wird es auf jeden Fall viel einfacher für Dich

Lass mich einfach das Gegenteil sagen, wir können die Entscheidung ja leichten Gewissens der Fragestellenden überlassen.

Meiner Erfahrung nach täuschen die meisten Werkeinführungen ein Verstehen vor, das den Zugang zu den Originalschriften (so man die dann überhaupt noch liest, weil man ja schon verstanden zu haben glaubt*) eher erschwert als erleichtert.

Meines Erachtens spricht nun wirklich nichts dagegen, etwa mit den „Prolegomena“ selbst in Kants theoretische Philosophie einzusteigen. Dieses Werk ist im Grunde bereits in gewisser Weise auf einen „Einstieg“ in sein Denken zugeschnitten, aber eben von Kant selbst.

Als nicht entsprechend vorgebildeter Leser wird man vieles darin nicht verstehen, genauso wie man nach der Lektüre der „Dummie“-Werke noch vieles an Kant nicht verstanden haben wird, aber man bekommt zumindest kein trügerisches „Intellego“ aufgedrängt, was ich für sehr wertvoll halte.

Ich selbst lese gern und viel Sekundärliteratur zu philosophischen Autoren (und würde den hohen Wert von guter Sekundärliteratur auch nie bestreiten), aber lese diese eben fast grundsätzlich nach einem zumindest groben Einstieg durch die Lektüre von Originaltexten, und es gibt bei Kant durchaus Texte, die deutlich leichter zugänglich sind als die drei großen „Kritiken“.

Wie sollte denn beispielsweise die gute Sophie im Link auch sonst wissen, dass es bei Kant eigentlich nicht wirklich um das Problem der Übersetzung geht, und dass ‚seine‘ Erklärung anhand der Begriffe von ‚Kugelschreibern‘ und ‚Schreibgeräten‘ im Link leicht auf eine pragmatistische Ebene schließen lässt, die bei ihm so gar nicht vorhanden ist …

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

* es gibt allen Ernstes akademische Publikationen -gerade zu den Klassikern wie Kant- von Menschen, die nicht eine Zeile Kant im Original gelesen haben. Unvorstellbar, aber tatsächlich wahr - und grotesk.

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Lieber _ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

wie hast du das mit deinem namen und der schrift gemacht?? ich habe einfach angst das dass zu hoch für mich ist ich bin der deutschen sprache erst seit 1 jahr mächtig auch in meiner muttersprache verstehe ich nicht viel.

ich dachte eigentlich würde ich gut mit philosophie zurecht kommen habe auch viel gelesen von epikur beispilsweise der brief an moneukus etc. das war nicht so schwer aber kant überfordert mich ganz ehrlich…

Bandwürmer?
Nimm’ Dir doch 'mal so einen einzigen besonders heftigen ‚Bandwurm‘ von Satz von Kant ‚mal so richtig vor - sagen wir einen halben Tag lang‘.
Schreib den Hauptsatz ‚raus. Schreib‘ die Nebensätze 'raus und auf welches Wort, welchen Begriff oder ganzen Sachverhalt (?) sie sich beziehen.
Schlag die kantischen (kantösen? Kant’schen?) Fachbegriffe (Wortschöpfungen?) nach, um zu verstehen wovon er redet.

Dann versuch’ die Hauptaussage (die auch mit in einem Nebensatz versteckt sein kann) 'rauszukriegen.

Wenn Dir das gelungen ist so einen ‚Bandwurm‘ zu verstehen, werden Dir all die anderen ‚Bandwürmer‘ leichter fallen.
(Man muß umso langsamer und es nochmal lesen, je schlechter man es versteht - und wie gesagt sogar nachschlagen un das ganze sezieren).

PS: Für mich ist Kant überholt. Kalter Kaffee. … Glaub’ in seinen späten Tagen konnte auch er nicht umhin, seine Sehnsucht nach Wahrheit oder letzter Erkenntnis an einen Gott abzutreten oder so ähnlich.
(Was ja äußerst unphilosophisch ist)

Liebe Lilu!

Lieber _ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

wie hast du das mit deinem namen und der schrift gemacht??

Aus Sonderzeichen zusammengesetzt, um eine Art „Unterschrift“ zu simulieren, und vor allem, um meine Artikel gut über google zu finden.
(mit dem Explorer kann man den Namen übrigens leider nicht richtig lesen)

ich habe einfach angst das dass zu hoch für mich ist ich bin
der deutschen sprache erst seit 1 jahr mächtig auch in meiner
muttersprache verstehe ich nicht viel.

ich dachte eigentlich würde ich gut mit philosophie zurecht
kommen habe auch viel gelesen von epikur beispilsweise der
brief an moneukus etc. das war nicht so schwer aber kant
überfordert mich ganz ehrlich…

Ist doch ok, ich wollte dir nicht vorschreiben, wie du an Kant rangehen solltest. Wenn dir mehr nach einem „Einführungswerk“ ist, dann lies doch das von Bonaventura angegebene.
Lies, worauf du am meisten Lust hast, und lass dich nicht entmutigen, im Nachhinein wirst du sowieso erkennen, dass man am Anfang einer Lektüre immer nicht so viel verstehen kann, egal womit man anfängt.

Meiner eigenen Erfahrung nach kann man mit Kant niemals sofort zurechtkommen, egal wie man es macht. Auch wenn man „leichte“, trivialisierende, Einführungen gelesen hat, muss man irgendwann doch zum Original, und steht halt dann vor Schwierigkeiten. Das ist eben Philosophie :wink:

Man muss doch auch nicht jeden Text sofort verstehen, irgendwas bleibt immer hängen, und dann folgt halt der nächste Text, und da bleibt wieder was hängen, und irgendwann bleibt immer mehr hängen, und die Lektüren fallen leichter, …, bis du dann irgendwann nicht mehr Texte von Kant und über Kant lesen willst, sondern meinetwegen von oder über Voltaire, und dann stehst du (fast) wie jetzt wieder vor einem „Einstiegsproblem“, ad infinitum.
Das ist das Schöne oder wahlweise Unschöne an der Philosophie, dass es nie wirklich leicht werden wird zu lesen, weil man immer wieder woanders einsteigen muss.
Aber man bekommt nach und nach aus Erfahrung heraus das Vertrauen in sich, dass man jeden Philosophen „knacken“ kann, und dann interessiert man sich für den „Einstieg“ nicht mehr so sehr, weil man den „Dummie“-Bänden gegenüber misstrauischer wird, und den schweren Originaltexten gegenüber nachsichtiger, dass man sie nicht sofort verstehen kann.

ℂ Λ ℕ Ð I Ð €

Hallo Lilu,

grundsätzlich gibt es einiges an guter Sekundärliteratur zu Kant. Ich denke, als „Klassiker“ hierbei können u.a. „Immanuel Kant“ von Friedrich Kaulbach (de Gruyter) und „Immanuel Kant“ von Ottfried Höffe aus der beckschen Reihe „Denker“ (Beck) angeführt werden.

Dazu muss ich unbedingt das „Kant Lexikon“ von Rudolf Eisler empfehlen (z.B. Olms) - das Standard-Nachschlagewerk schlechthin. Hier hast Du es frei zugänglich im Internet:

http://www.textlog.de/kant-lexikon.html

Es wurde schon erwähnt: wenn Du Dich „direkt“ an Kant (und seine Erkenntnistheorie) heranwagen möchtest, kann ich ebenfalls seine „Prolegomena“ nur empfehlen. Damit hast Du sozusagen die „Kritik der reinen Vernunft“ in der „light“-Version.

Viele Grüße

Wenn ein Buch so schlecht formuliert ist, dass es kein Mensch versteht und sich andere anmaßen, dass sie es verstanden haben, um dann wiederum so darüber zu schreiben, dass man denkt sie haben jeder ein anderes Buch gelesen, dann - ja dann muss der ursprüngliche Autor ein Idiot gewesen sein oder aber er hat so um 5 Ecken herum gedacht, dass er es nicht wirklich festhalten konnte.

Kant haben die Würmer gefressen und die Welt dreht sich weiter.

mfG Hermes

Hallo,

Kants Sprachniveau ist extrem hoch, Seine Sätze sind sooo lang
und verschachtelt (vielleicht bin ich einfach zu dumm…was
ich nicht hoffe…), ich empfinde es als sehr schwierig
dargestellte Sachverhalte mit eigenen Worten wiederzugeben und
Kants Intention zu ermitteln.

Anmerkung zm Thema (keine Antwort):

Ich vermute mal auch, daß Kant ein ziemlich hellsichtiger
Theoretiker - aber ein dafür ziemlich schlechter Autor war :wink:

Spaß beiseite - so wie ich das verstanden habe
(your mileage may vary), ist Kants „Sprache“
als Abwehrmaßnahme zu verstehen. Wie G. Anders
sagte: „nur lesbare Autoren werden verb®annt“.

[Hexenverfolgung: http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung#Letzte_… ]

 ...
 Die letzte überlieferte Hinrichtung einer Hexe in 
 Mitteleuropa fand <u>1793</u> im Großherzogtum Posen statt. 
 ...

[Kant: http://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant ]

 ...
 So kam er 1732 an das Collegium Fridericianum (auch 
 Friedrichskollegium genannt), wurde gefördert und begann 
 bereits <u>1740</u> mit dem Studium an der Albertina, der Königsberger 
 Universität. Ob er zunächst für Theologie eingeschrieben war, 
 wie es einer der frühen Biographen darstellte, ist aus den 
 Unterlagen der Universität nicht mehr zu rekonstruieren
 ...

Grüße

CMБ

Hallo Candide,

die „gute“ Sophie hat selbst nie philosophische Texte gelesen; wäre auch nicht in der Lage, sie zu verstehen. Den gleichen Fall haben wir auch hier. Es ist sehr wichtig, wenn man das Interesse an Kant unterstützt! Warum nicht, wenn es schon mal von alleine entstanden ist. Etwas Ähnliches macht die Literatur „für Dummies“: „Interesse wecken“ ist die Mission.
Und wenn unsere Lilu danach immer noch Kant im Original lesen möchte, was steht denn ihr im Wege? Wenn sie aber nie im Leben die Werke von Kant lesen wird, weil sie sie quasi mit Hilfe der „Dummy-Literatur“ verstanden hat, ist es doch auch kein Problem!
Lieber weniger wissen und Kant mögen, als alles von Kant gelesen zu haben und ihn dafür hassen! :smile:

Liebe Lilu

Du führst aus:

Kants Sprachniveau ist extrem hoch, Seine Sätze sind sooo lang
und verschachtelt (vielleicht bin ich einfach zu dumm…was
ich nicht hoffe…), ich empfinde es als sehr schwierig
dargestellte Sachverhalte mit eigenen Worten wiederzugeben und
Kants Intention zu ermitteln.

Wilkommen im Club. :smile:
Inzwischen habe ich aber erfahren, dass Kant Gründe dafür gehabt haben soll, das Ganze so zu formulieren. Kant befürchtete, sein umfangreicher Wälzer würde durch erläuternde Passagen noch umfangreicher werden. Er scheute angeblich die damit zu erwartenden Mehrkosten.

Kann mir hier jemand Tipps geben? Mir einführende, erklärende
literarische Werke nennen?

Die sind dir hier im Forum genannt worden. Auch viele Philosophie-Bestseller wie Sophies Welt, Prechts aktuelles Buch usw. schaffen zumindest eine Ahnung davon, worum es Kant überhaupt ging.
Viele Grüße
Voltaire

Ja - schade, dass die Herren Goscinni und Uderzo sich nie wirklich für dieses Problem interessiert haben. Lernen wir doch selbst Latein in ihren Werken!
Ein allgemein verständliches Machwerk zum Thema Kantix.
Kategorix und Imperativix auf ihrem gefährlichen Weg zu Hypothetix!
Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Cervisia, der Appetit und das Abschieds-Bankett!
(Wer sich an das Wildschwein macht, soll nicht klagen, wenn er gebissen wird!)

mlG Hermes

Kants Grundgedanke
Hi.

Du solltest versuchen, den Grundgedanken von Kant zu erfassen. Der besteht darin, dass der Mensch die Welt nicht so erkennt, wie sie ist, sondern wie er sie sich vorstellt. Diese Vorstellung ergibt sich daraus, dass der Mensch bestimmte Prinzipien, die in seinem Verstand angelegt sind, auf die Daten, die die menschlichen Sinnesorgane liefern, projiziert.

Vor Kant dachte der philosophische Mainstream, dass Raum, Zeit, Kausalität (Gesetz von Ursache und Wirkung), Einheit, Vielheit usw. Merkmale der objektiven Wirklichkeit sind. Kant aber sagte: wir erkennen nicht, wie die Wirklichkeit an sich ist. Wir sehen nur, wie sie FÜR UNS ist.

Ein wichtiger Begriff bei Kant ist „transzendental“. Das besagt in etwa, dass es bestimmte Prinzipien gibt (Kant nennt sie Anschauungsformen und Kategorien), die eine nicht mehr hinterfragbare Basis für unser Erkennen bilden. D.h. sobald Erkenntnis stattfindet, sind diese Prinzipien schon involviert. Sie wirken spontan und unbewusst. Wir können sie uns aber bewusst machen, darauf beruht ja Kants Werk.

"http://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kanthttp://de…

Für Kant erfolgt Erkenntnis durch Urteile (Aussagen, die ein Subjekt und ein Prädikat enthalten). In diesen Urteilen werden die empirischen Anschauungen der Sinnlichkeit mit den Vorstellungen des Verstandes verbunden (Synthesis). Sinnlichkeit und Verstand sind die beiden einzigen, gleichberechtigten und voneinander abhängigen Quellen der Erkenntnis. „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“

(H.Tr. - das soll heißen: Sinneswahrnehmungen („Anschauungen“) müssen durch begriffliche Kategorien geordnet werden, da sie sonst chaotisch („blind“) sind. Begriffe („Gedanken“) wiederum, für die es keine entsprechenden Sinnesdaten gibt, sind für sich genommen „leer“. Nimmt man sie dennoch als wahr, dann führt das, Kant gemäß, zur „Geisterseherei“. Z.B. ist „Gott“ ein solcher Begriff)

Wie kommt es nun zu empirischen Anschauungen… Wir haben andererseits einen inneren Sinn, mit dem wir Vorstellungen in der Zeit erzeugen. Raum und Zeit sind Voraussetzung der sinnlichen Vorstellungen, weil wir uns keine Gegenstände ohne Raum und Zeit vorstellen können. Gleichzeitig sind unsere Sinne rezeptiv, d. h. sie werden von einer begrifflich nicht fassbaren Außenwelt („dem Ding an sich selbst“) affiziert ( ≈ angeregt).

(H.Tr. - Raum und Zeit sind für Kant keine in der Welt objektiv gegebenen Dimensionen, sondern Projektionen des menschlichen Geistes („Anschauungsformen“). Sie eröffnen das Neben- und Nacheinander, das Voraussetzung ist dafür, dass Gegenstände überhaupt wahrnehmbar sind)

Nun kommt Kants berühmte kopernikanische Wende: Wir erkennen nicht das Ding an sich, sondern nur dessen Erscheinung oder das Ding für uns… Diese Erscheinung wird aber durch uns als Subjekt, durch die apriorischen Sinnlichkeitsformen gegeben. Kant versucht diese Denkwende zu veranschaulichen, indem er sich auf die kopernikanische Wende bezieht. Kopernikus ist der erste, der verstanden hat, dass nicht die Sonne sich um die Erde dreht, sondern die Erde um die Sonne. Wir können uns das am Beispiel des Sehens gut verdeutlichen. Nach unserer Vorstellung der Außenwelt gibt es Gegenstände, die von den Sinnen aufgenommen werden – es wird affiziert. Diese sinnlichen Anschauungen werden uns nur als räumliche Gegenstände gegeben. Das Räumlich-Sein ist sogar die Bedingung ihrer Existenz. Die Außenwelt ist dabei bereits eine „subjektive“ Vorstellung. Solche aus einzelnen Elementen zusammengesetzten empirischen Anschauungen nennt Kant Empfindungen. Raum und Zeit aber werden als reine Formen der sinnlichen Anschauung den Empfindungen (der Materie) hinzugefügt. Sie sind reine Formen der menschlichen Anschauung und gelten nicht für Gegenstände an sich. Dies bedeutet, dass Erkenntnis immer vom Subjekt abhängig ist. Unsere Realität sind die Erscheinungen, d. h. alles was für uns in Raum und Zeit ist. Dass wir uns keine Gegenstände ohne Raum und Zeit vorstellen können, liegt nach Kant an unserer Beschränktheit und nicht in den Gegenständen an sich. Ob Raum und Zeit in den Dingen an sich existieren, können wir nicht wissen.“

Zitat ENDE.

Gruß

Hallo

Du solltest versuchen, den Grundgedanken von Kant zu erfassen.
Der besteht darin, dass der Mensch die Welt nicht so erkennt,
wie sie ist, sondern wie er sie sich vorstellt. Diese
Vorstellung ergibt sich daraus, dass der Mensch bestimmte
Prinzipien, die in seinem Verstand angelegt sind, auf die
Daten, die die menschlichen Sinnesorgane liefern, projiziert.

Nee, das sind nicht Kants, sondern Humes „Grundgedanken“.
Das hat Kant von Hume (imho nur von Hume).

Vor Kant dachte der philosophische Mainstream, dass Raum,
Zeit, Kausalität (Gesetz von Ursache und Wirkung), Einheit,
Vielheit usw. Merkmale der objektiven Wirklichkeit sind. Kant
aber sagte: wir erkennen nicht, wie die Wirklichkeit an sich
ist. Wir sehen nur, wie sie FÜR UNS ist.

Nee nee.

Ein wichtiger Begriff bei Kant ist „transzendental“. Das
besagt in etwa, dass es bestimmte Prinzipien gibt (Kant nennt
sie Anschauungsformen und Kategorien), die eine nicht mehr
hinterfragbare Basis für unser Erkennen bilden. D.h. sobald
Erkenntnis stattfindet, sind diese Prinzipien schon
involviert. Sie wirken spontan und unbewusst.

Das schon eher, aber bei Kant nur auf die „Moral“ bezogen.
(Beispiel: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Religion_innerhalb_…)

„Meine Ehre heißt Treue zum Gesetz auf kantisch:“
http://www.ikp.uni-bonn.de/kant/aa06/006.html

 ...
 Was brauchen sie [die Menschen] den Ausgang ihres 
 moralischen Thuns und Lassens zu wissen, den der 
 Weltlauf herbeiführen wird? <u>Für sie ists genug</u>, 
<u>daß sie ihre Pflicht thun</u>; es mag nun auch mit dem 
 irdischen Leben alles aus sein und wohl gar selbst 
 in diesem Glückseligkeit und Würdigkeit vielleicht 
 niemals zusammentreffen. 
 ...

Noch näher erläutert:

 ...
 Daß aber jedermann sich das <u>höchste in der Welt mögliche</u> 
<u>Gut</u> zum Endzwecke machen sollte, ist ein synthetischer 
 praktischer Satz a priori und zwar ein objectiv=praktischer, 
 durch die reine Vernunft aufgegebener, weil er ein Satz ist, 
 der über den Begriff der Pflichten in der Welt hinausgeht 
 und eine Folge derselben (einen Effect) hinzuthut, der in den 
 moralischen Gesetzen nicht enthalten ist und daraus also 
 analytisch nicht entwickelt werden kann. Diese nämlich 
 gebieten schlechthin, es mag auch der Erfolg derselben sein, 
 welcher er wolle, ja sie nöthigen sogar davon <u>gänzlich zu</u> 
<u>abstrahiren, wenn es auf eine besondre Handlung ankommt</u>, 
 und machen dadurch die <u>Pflicht zum Gegenstande der</u> 
<u>größten Achtung</u>, ohne uns einen Zweck (und Endzweck) 
 vorzulegen und aufzugeben, der etwa die Empfehlung 
 derselben und die Triebfeder zur Erfüllung unsrer 
 Pflicht ausmachen müßte. Alle Menschen könnten hieran 
 auch genug haben, wenn sie (wie sie sollten) sich blos 
 an die Vorschrift der reinen Vernunft im Gesetz hielten. 
 ...

Und besser:

 ... 
 Indessen, da das Gebot: gehorche der Obrigkeit! doch 
 auch moralisch ist, und die Beobachtung desselben wie 
 die von allen Pflichten zur Religion gezogen werden kann, 
 so geziemt einer Abhandlung, welche dem bestimmten Begriffe 
 der letztern gewidmet ist, selbst ein Beispiel dieses Gehorsams 
 abzugeben, der aber nicht durch die Achtsamkeit bloß auf das 
 Gesetz einer einzigen Anordnung im Staat und blind in Ansehung 
 jeder andern, sondern nur durch vereinigte Achtung für alle 
 vereinigt bewiesen werden kann.
 ...

Das ist mein Kant wie ich ihn liebe. Der kategorische
Imperativ des Nationalsozialismus, wie später von
Hans Frank formuliert, ist hier unschwer herauszulesen.

(Hans Frank, „Die Technik des Staates“, München 1942, S.15)
siehe auch: http://www.uni-lueneburg.de/fb3/gedenkpreis.php

Es ist imho völlig richtig, daß sich Eichmann
im Prozess auf Kant berufen hat. Und so ist er
vom früher 20. Jahrhundert (imho) auch verstanden
worden.

"Handele so, dass der Führer, wenn er von
deinem Handeln Kenntnis hätte, dieses Handeln
billigen würde.
"

Grüße

CMБ

Kant vs. Hume
Hi Semjon.

Diese Vorstellung ergibt sich daraus, dass der Mensch bestimmte
Prinzipien, die in seinem Verstand angelegt sind, auf die
Daten, die die menschlichen Sinnesorgane liefern, projiziert.

Nee, das sind nicht Kants, sondern Humes „Grundgedanken“.
Das hat Kant von Hume (imho nur von Hume).

Hat er nur zur Hälfte. Hume sagt, dass Kausalität in der Außenwelt nicht direkt beobachtet, sondern hineininterpretiert wird, und zwar aufgrund von Induktionsschlüssen, die auf zuvor beobachteten gleichartigen Ereignissen beruhen. Das ist etwas ganz anderes als das, was Kant sagt.

http://www.textlog.de/7545.html

(Stichworte: Hume - Kategorien)

„HUME betrachtet die Kategorien der Substanz (s. d.) und der Kausalität (s. d.) als bloß Subjektive, pseudoempirische Begriffe, als Assoziations- und Phantasieprodukte, beruhend auf Gewohnheit (s. d.) und Glauben (s. d.).“

Zitat ENDE.

Ich schrieb aber von „Prinzipien, die im menschlichen Verstand angelegt sind“. Und das ist nun einmal KANTS Grundgedanke:

http://www.textlog.de/7544.html

(Stichworte: Kant - Kategorien)

„Eine ganz neue Kategorienlehre begründet KANT. Er leitet sie aus der Gesetzmäßigkeit des Denkens, aus der »reinen Vernunft« (s. d.), aus der Denktätigkeit, als Formen (s. d.) dieser, ab; nicht sind sie Abstraktionen aus dem Erfahrungsinhalt, sondern sie sind etwas die Erfahrung Formendes, Gestaltendes, Konstituierendes, Bedingendes, sie sind a priori (s. d.), transzendental (s. d.).“

Zitat ENDE.

Der Unterschied liegt auf der Hand: bei Hume sind Kategorien „Abstraktionen“ aus Erfahrungsinhalten, bei Kant „die Erfahrung a priori Formendes“.

Ein wichtiger Begriff bei Kant ist „transzendental“. Das
besagt in etwa, dass es … Prinzipien gibt …, die eine nicht mehr
hinterfragbare Basis für unser Erkennen bilden. D.h. sobald
Erkenntnis stattfindet, sind diese Prinzipien schon
involviert. Sie wirken spontan und unbewusst.

Das schon eher, aber bei Kant nur auf die „Moral“ bezogen.

Die Prinzipien (Kategorien), von denen ich schreibe, werden gemäß Kant „spontan“ auf das Anschauungsmaterial (Sinnesdaten) projiziert:

http://www.textlog.de/32648.html

„Die „Spontaneität der Begriffe“ (im Gegensatz zur Rezeptivität des Gemüts oder Sinnlichkeit) ist das Vermögen, durch die (rezeptiv erhaltenen) Vorstellungen einen Gegenstand zu erkennen, genauer „das Vermögen, Vorstellungen selbst hervorzubringen“ („Spontaneität des Erkenntnisses“ = „Verstand“, s. d.), KrV tr. Log. Einl. I (I 106 f.— Rc 125 f.). Auf die „Spontaneität des Denkens“ gründen sich alle Begriffe (s. d.); sie sind „Funktionen“ des Verstandes, nicht (wie die Anschauungen) „Affektionen“, ibid. tr. Anal. 1. B. 1. H. 1. Abs. (I 120—Rc 139 f.). — Es gibt eine Spontaneität des Verstandes, der die Kategorien (s. d.), und eine „reine Spontaneität der Vernunft“, der die Ideen (s. d.) entspringen…“

Zitat ENDE.

Auch hier ist meine Darstellung also korrekt.

Das ist mein Kant wie ich ihn liebe. Der kategorische
Imperativ des Nationalsozialismus, wie später von
Hans Frank formuliert, ist hier unschwer herauszulesen.

(…)

Es ist imho völlig richtig, daß sich Eichmann
im Prozess auf Kant berufen hat. Und so ist er
vom früher 20. Jahrhundert (imho) auch verstanden
worden.

Nur, weil man seine Ausführungen aus dem Kontext riss. Allerdings steckt in diesen zweifellos ein dicker Keim der Missverständlichkeit:

http://www.stern.de/unterhaltung/buecher/520070.html…

"Perversion des Pflichtbegriffs

Die unglaublichste Perversion des Pflichtbegriffs verkörperte Adolf Eichmann, der technokratische Organisator des Holocaust. Beim Polizeiverhör in Israel soll, wie Hannah Arendt in dem Buch „Eichmann in Jerusalem“ schreibt, der Nazi-Scherge mit großem Nachdruck beteuert haben, „sein Leben lang den Moralvorschriften Kants gefolgt zu sein, und vor allem im Sinne des kantischen Pflichtbegriffs gehandelt zu haben“.

Die entlastende Funktion der Pflicht

… „Solches Denken hat überhaupt nichts mit Kants Entwurf einer Moralphilosophie zu tun.“ Kant setzt auf den selbstständigen Gebrauch der eigenen Vernunft. Er sieht die Pflicht, nach dem allgemeinen Sittengesetz zu handeln. Hierfür stellt er ein objektives Kriterium auf - seinen berühmten kategorischen Imperativ: „Handle so, dass die Maxime (=subjektive Verhaltensregel) deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“

Keine Befehle, sondern Pflichten

Kant verpflichtet also den Einzelnen, über sein eigenes Handeln Rechenschaft abzulegen. Und der Philosoph formuliert einen klaren Maßstab: nicht irgendwelche Befehle genügen, sondern es gibt universalistische Pflichten wie zum Beispiel das Verbot von Lüge und Betrug oder das Gebot, Notleidenden zu helfen. Auf der anderen Seite hat Kant auch so genannte äußere Pflichten benannt, wie Höffe erklärt. Kant habe das Befolgen von Gesetzen für selbstverständlich gehalten, sofern sie seinem kategorischen Rechtsimperativ genügen."

Zitat ENDE.

Gruß

Horst

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Hallo [Edit: Name entfernt]

Hat er nur zur Hälfte.

Zitat ENDE.

Danke für Dein umfangreiches Posting. Die
Antwort muß ich erstmal zurückstellen, da
sie ernsthafte Erwägung erfordert.

Ich melde mich!

Grüße

CMБ

Hallo Christof,

PS: Für mich ist Kant überholt. Kalter Kaffee.

das sei Dir unbelassen, aber

in
seinen späten Tagen konnte auch er nicht umhin, seine
Sehnsucht nach Wahrheit oder letzter Erkenntnis an einen Gott
abzutreten oder so ähnlich.

Das hätte ich aber gerne näher belegt.
Nur weil er einen Gott als moralische Stütze für Menschen zuließ, die eine solche Stütze benötigen (oder glauben eine solche Stütze zu brauchen), hat er seine Prinzipien auch im Alter nicht aufgegeben/verraten.

Gandalf
der Kant auch heute für aktuell hält

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