Ich habe da einen Gedankengang mit dem ich nicht ganz weiterkomme und würde gerne mal weitere Meinungen/Gedanken von anderen Leuten hören. Ich bin Protestant und überlege mir gerade was könnte der Mauerfall mit Erlösung vom Bösen (im christlichen Sinn) zu tun haben? Ist es vielleicht die Tatsache, dass die Menschen in der DDR von einem „bösen“ Regime „erlöst“ wurden? Irgendwie schmeckt mir dieser Gedanke nicht. Wenn mann sich überlegt, Erlösung VOM Bösen… War die DDR die Verkörperung (oder Ausgeburt) des Bösen?
Könnte man vielleicht sagen, (wildfremde Menschen aus Ost und West lagen sich am 9.11.89 in den Armen), dass diese Tatsache was mit dem Doppelgebot der Liebe zu tun hat oder ist das zu abwegig?
Was meint Ihr dazu? Ich bin gespannt!
Die übliche Fehlwahrnehmung der Welt
Guten Morgen Ester,
du unterliegst einfach nur der üblichen Fehlwahrnehmung (fast) jedes Menschen, dass Alles, was in der Welt „da draußen“ geschieht eine Absicht hat. Tatsächlich ist es umgekehrt. Sogar unsere menschlichen Handlungen haben meist keine bewusste Absicht sondern passieren einfach so.
Dass es die DDR ohne den Rückhalt der russischen Zentraldiktatur nicht mehr gab war nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Ostblocks zwangsläufig. Und auch der wurde von VWLern vorhergesagt. Wenn ein Wirtschaftsraum zuviel Geld für unproduktive Dinge (Militär, Staatspolizei, …) ausgibt, dann ist irgendwann der Ofen aus. Und je genauer die Zahlen sind, desto genauer kann man so was vorhersagen.
Fakten, Fakten, Fakten. Sonst nichts.
War die DDR die Verkörperung (oder Ausgeburt) des Bösen?
Was ist es „das Böse“?
Immer diese breitbandigen Wischi-Waschi-Ausdrücke.
Hi,
ich sehe den Zusammenhang nicht. Ich denke du vermischst dabei eine anthropologische und eine politische Kategorie. Vom Bösen (im protestantischen Sinne der Sünde) erlöst sein konnte man m.E. nach auch, wenn man sich in der DDR befand. Es brauchte dafür den Fall der Mauer nicht.
Ma Ma Ma Ma Mauerfall, das Böse ist immer und überall.
Die Heranziehung religiöser Leitgedanken zur Erklärung historischer Entwicklungen trägt zu EAV (ernste allgemeine Verunsicherung) bei.
Verständins jenseits des formalen Denkens
Hi Esther
Ich bin Protestant und überlege mir
gerade was könnte der Mauerfall mit Erlösung vom Bösen (im
christlichen Sinn) zu tun haben? Ist es vielleicht die
Tatsache, dass die Menschen in der DDR von einem „bösen“
Regime „erlöst“ wurden?
Du hast ja jetzt einige Antworten erhalten, xdie sich gegen eine Vermischung politisch-geschichtlicher und religiöser Ebenen verwahren.
Nun, ich würde solche geschichtsträchtigen Ereignisse, wo ein Unrechtssystem aufgelöst wird, auch nicht unbedingt religiös verwerten, glaube aber, zu verstehen, worauf du hinaus willst.
Etwas weltlicher gedacht ist mir etwas Ähnliches auch schonmal durch den Kiopf gegangen. Ich dachte: Je extremer eine Diktatur wütet, dest kürzer ist meist ihre Halbwertszeit, ich meine: ihre Existenz.
Das Hitler-Regime hielt nur 12 Jahre, das SED-Regime ein bißchen länger. Aber eben auch nicht sehr lange. Manche schieben dies ja nur auf die wirtschaftkliche Situatuion, aber das scheint mir zu eindimensional gedacht. Es gibt Staaten, die sind sowas von pleite oder sogar arm, dagegen war die DDR ein Schlaraffenland, aber diese Staaten lassen eine menscehnwürdige Existenz in den anderen Bereichen zu. Deswegen existieren sie weiter. Die DDR hatte neben ihren Mord- und Foltermaschinerien eben auch noch starke Widersprüche. Einer von ihnen war z.B., dass sie sich als antifaschistisch generierten und in Realität weitaus mehr von den Nazis übernommen haben als z.B. die BRD. Das ging en detail buis in die Karikatur, wenns nicht so traurig gewesen wäre. Die FDJ ist eine Neuauflage der Hitlerjugend, Tötungsinstrumente der Stasi sind zum Teil direkt aus dem alten Bestand der Nazis übernommen worden (Unsichtbare Röntgenstrahlen, mit denen Jüdinnen bei Gesprächen unfruchtbar gemacht wurden, wurden zu „Fototerminen“ in der Stasi-Untersuchungshaft lange auf wartende Inhaftierte gerichtet - bis zur Krebsentstehung!).
Es grüßt dich
Branden