Hallo!
- Wie wird Ernste Musik definiert, resp. von der
nicht-ernsten (U-, leichten, wie auch immer) Musik
unterschieden und abgegernezt?
Der dtv-Atlas Musik definiert U-Musik als Unterhaltungsmusik (leichte Musik) im Sinne einer „Ware in der modernen Massengesellschaft, käuflich auf Schallplatten und verbreitet durch den Rundfunk“, und dies im ‚Gegensatz‘ zu früherer Musik zur Unterhaltung, die live stattfand (z.B. Quodlibet oder Divertimento).
Ich denke auch, daß die Bezeichnung E-Musik immer einen gewissen künstlerischen Anspruch in sich trägt.
- Wie, wann und zu welchem Zweck ist diese Unterscheidung
eingeführt worden?
Laut dtv: Ende des 19. Jhdts. im Zuge der Industrialisierung.
- Wird der Gegensatz E- und U- in der modernen
Musikwissenschaft weiter geführt?
Ich denke schon, wenn gleich eher aus pragmatischen als aus wissenschaftlichen Gründen. Hier gilt das Gleiche wie für die Epocheneinteilung: diese Epochen folgen nicht „im Gänsemarsch“ aufeinander, sondern überschneiden sich, laufen z.T. parallel, beeinflussen sich gegenseitig; trotzdem ist es hilfreich, eine Orientierung zu haben.
- Hat er überhaupt Sinn? (ausser in Schubladendenken der
Muskindustrie und des Rundfunks)
Für mich persönlich grenzen sich dadurch im klassischen Sinn komponierte Musik und die eher ‚schnellebige‘ Unterhaltungsmusik ab. Unabhängig von Gefallen bzw. persönlichem Geschmack hat erstere, die E-Musik, für mich etwas mit künstlerischer Originalität und Kreativität zu tun (das heißt nicht, daß sie ‚schön‘ sein muß; Zwölftonmusik z.B. finde ich eher unangenehm); die U-Musik unserer Zeit arbeitet ja mit Wiederholungen, Kopien, im Grunde Varianten des immer Gleichen (es gibt aber angenehme Ausnahme); die Mittel sind begrenzt, weil sie ja schnell verfügbar sein müssen. ‚Bestes‘ Beispiel: die unsägliche Schlagerszene mit ihrem immer gleichen 6/8 Takt - Synthesizer -Begleitrhythmus …uuuaah…
- Wie steht der Begriff E-Musik zum Begriff Klassische Musik?
Der Begriff Klassische Musik wird im alltäglichen Gebrauch (fälschlicherweise) gleichbedeutend mit E-Musik verwendet.
Korrekterweise, d.h. vom musikwissenschaftlichen Standpunkt aus, ist „klassisch“ eigentlich nur für die Wiener Klassik zutreffend, d.h. für die Musik von Haydn, Mozart und Beethoven, und nur für diese drei.
MfG, Hedwig