Hallo Diana,
freilich hat der Herrgott einen großen Tiergarten und da die Geschmäcker verschieden sind, läßt sich darüber kaum streiten.
Ob das genügt? Ich habe zwar nichts gegen die Darstellung eines „aktiven“ Mannes (fast schmeichelhaft, scheinen ja alle dauererregt zu sein), allerdings bleibt mir der tiefere Sinn verborgen. Oder wirken auch solche Bilder auf Frauen? Auf manche vielleicht, auf die meisten wohl eher abstoßend, oder?
wer weiß - Erotik hat viele Facetten. Den einen (oder
meinethalben: die eine
erregt der Hauch einer Andeutung,
den anderen das volle Bild.
Von Männern ist mir ja diese Direktheit bekannt, nicht nur weil ich selber einer bin, sondern weil ich mich mitunter über Exzesse nicht nur im Internet wundere.
Auf der Suche nach erotischen Bildern von Frauen (auch für
Frauen? peet hat mit seinem Kommentar zu Nin einen wichtige
Frage aufgeworfen) stößt man in der bildenden Kunst - das ist
zumindest meine Erfahrung - meist auf Bilder des weiblichen
Körpers.
So ist es, im Moment habe ich diverse Bilder an mehr oder minder professionelle bildende Künstlerinnen gemailt und stelle beim Feedback exakt das fest: Der weibliche Körper scheint auch für Frauen eher erotisch zu wirken als der männliche. Offenkundig kann sich eine Frau da eben besser hereinversetzen (oh Wunder), und Gefühle so auch besser nachvollziehen.
Nehmen wir das Beispiel Akt (um das viel, viel
weitere Spektrum des erotischen Bildes auf ein griffiges Thema
einzugrenzen). Die wenigen männlichen Akte stammen oft von
männlichen (homosexuellen) Künstlern.
Weil sie in dem „Metier“ eben zuhause sind (s.o. die Entsprechung bei Frauen).
(Heterosexuelle)
weibliche Künstlerinnen stellen meist (ist das tatsächlich so?
Zahlen habe ich keine, es spiegelt meinen Eindruck wieder) den
weiblichen Körper in den Fokus. Warum ist das so?
Wie oben beschrieben: Sie sind eben eher in ihrem als in einem männlichen Körper zuhause. Dennoch malen Männer eben Frauen lieber, wohl als Ziel aller Sehnsüchte und wohl auch, weil sie die Andersartigkeit des weiblichen Körpers bewundern. So gesehen sind Männer auch als Künstler eben leichter „hörig“ als umgekehrt die Frauen.
(Du fragtest ausdrücklich nach Malerei und Skulptur. Da ich
mich mit Fotographie besser auskenne, wähle ich ein paar
Beispiele aus diesem Bereich).
Das habe ich deshalb getan, weil bei einer Ablichtung es nicht so viel Spielraum für Fantasie gibt. Selbst eine Skulptur schränkt die Möglichkeiten ein.
Erotische (das möge der Betrachter entscheiden) männliche Akte
kenne ich z.B. von Robert Mapplethorpe
http://www.galerie-roepke.de/media/art/koeln/Mapplet…
Hab ich angeklickt, ist zwar ästhetisch anzuschauen, auch für mich, aber wo ist Raum für Fantasie?
Aber es geht ja um Bilder von Frauen. Sucht man nach Aktfotos,
die von Frauen gemacht wurden, findet man immer wieder den
Blick in den Spiegel oder Bilder anderer Frauen. Männliche
Akte finden sich selten.
Genau: Widerspricht nicht meinen Ausführungen oben. Was Wunder: Schaust Du einer Kopulation zu, wirst Du immer wieder feststellen, dass rein anatomisch gesehen der Frau dabei kaum die Gelegenheit gegeben ist, ihren latenten Voyeurismus auszuleben.
Ganz anders der Mann. Und was das Vorspiel angeht, ist wiederum die Frau das Objekt der Begierde. Welcher Mann würde schon einen Striptease vor seiner Partnerin machen?
Eine der ersten Fotographinnen, die männliche Akte ablichtete,
war Imogen Cunningham. Die Bilder entstanden um 1920, Bsp:
http://www.photoeye.com/_cache/c0ea87023ef7a048555ad…
(Cunningham war btw wie Mapplethorpe Meisterin darin, Blumen
hocherotisch abzulichten - auch ein äußerst spannendes Thema
der Erotik)
So eine männliche Rückenansicht hat wohl weniger Fantasieaspekte als hocherotische Blumen, die ja in ihrer Blütenpracht und auch Form Fruchtbarkeit versinnbildlichen. Zu welchem Bild würde wohl eine Frau greifen, um es sich ins Wohnzimmer oder die Diele zu hängen? Die Schlafzimmer sind ja eher Männerdomäne 
Idealtypisch sind die Akte von Dianora Niccolini:
http://www.dianoraniccolini.com/ - ihre Bilder erinnern an
Werbeplakate für Herrenparfums 
Ja, und unter Lovers verlustigt sich der Mann sinnigerweise an einer Schaufensterpuppe: dann ist es wieder Kunst 
Nan Goldin wäre ein weiteres Beispiel:
http://www.designautopsy.com/blowup/portfolios/e-h/N…
Na, ich weiß ja nicht. „Affe mit Revolver“ würde ich das Bild nennen, aber dank des schicksalsgepeinigten Gesichtsausdrucks lasse ich es mal als Kunst durchgehen. Message: „Jeder Mann hat sein Schicksal in Händen“, oder „Huch, was hab’ ich denn da?“ 
Wie definiert sich Erotik von Frauen? Für Frauen? Was steht im
Mittelpunkt weiblicher Erotik? Provokant gefragt: Ist es der
eigene Körper? Oder der des Mannes?
Weder noch! Es ist ihre Fantasie, und die kann vielschichtig sein. Wie wir bei Cunningham sehen, können es auch Blumen sein. Daher tendiere ich ja eher zur Malerei, speziell der von Maria Lahr.
Wenn der männliche Körper
im Mittelpunkt erotischen Begehrens der (heterosexuellen) Frau
steht, warum findet er sich dann so selten in weiblicher Kunst
abgebildet?
Weil er es offenbar nicht ist (Ausnahmen bestätigen die Regel), oder zumindest nicht öffentlich. Ich habe in diversen Foren beobachten können, dass Frauen, insbesondere junge, das männliche Gemächt eher als ekelig empfinden, über Beschneidung im Sinne von Verbesserung der Ästhetik wurde diskutiert. Der Dildo als Phallusideal.
Fragen über Fragen. Ich spekuliere unausgegoren ins Blaue. Wer
weiß was? 
Das ist ja der Sinn des Forums, dass wir uns Gedanken machen und Fragen stellen. Ich behaupte mal, die Frau hat nicht so eine gegenstandsgebundene Fantasie wie der Mann, der fast wie ein pawlowscher Köter konditioniert die Geigenkastensilhouette des Weibes anstarrt. Je nach Hormonstand darf er dann noch bei Betrachtung des Bildes „leiden“. Da wir Männer Gott sei Dank auch eine weibliche Komponente in unserer Psyche verankert haben, kann ich jedenfalls durchaus weibliche Erotik - gemalt von Frauen - verstehen. Was in Frau Lahr vorgeht, kann ich nachvollziehen.
Dir auch viele Grüße
und Danke für Deine Gedanken:
R.