Grüß Dich!
„Schlimm“ ist ein recht vager Begriff, deshalb möchte ich ihn
ungern benutzen. Aber das, was Du da vorschlägst, nennt man
Isolationismus. Eine Politikform, die beinahe die
us-amerikanische Beteiligung im WK II verhindert hätte…
Nein, das ist es ganz sicher nicht.
Isolationismus = Politische Tendenz, sich vom Ausland abzuschließen, sich nicht einzumischen und keine Bündnisse abzuschließen.
Genau so war der Vorschlag Raimunds. Ich weiß nicht, was ich daran falsch erkannt hätte? *grübel*
Die Interessen der USA und Europa sind schon lange nicht mehr
identisch.
Das sehe ich ein klein wenig anders. Die Ziele (demzufolge also die Interessen) sind praktisch gleich. Die Verstimmungen reiben sich wohl eher an der Umsetzung. Ich denke, da sollte man differenzieren.
Diese „Partnerschaft“ ist nur deshalb so lange gut
gegangen, weil die europäischen Ländern sich bislang meistens
den Interessen der USA untergeordnet haben.
Vielleicht, weil ihnen diese Interessen selbst auch genügten?
Das kann aber für
souveräne Staaten kein dauerhafter Zustand sein, insbesondere
dann nicht, wenn es nicht um Tralllala geht sondern um einen
Krieg, der vermutlich Hundertausenden von Zivilisten das Leben
kosten wird und durch eine mögliche Destabilisierung des Nahen
Osten ungeahnte Risiken birgt.
Dass beim Irak Maßnahmen getroffen werden müssen, darüber ist sich ja praktisch die ganze Welt einig. Dass der Weg, den die USA beschreiten, nicht uneingeschränkt geteilt wird, liegt auch auf der Hand.
Eine Trennung ist in diesem Fall das beste für alle
beteiligten.
Warum gleich von solchen Radikalen ausgehen? Ich finde, es gilt doch auch zu bedenken, dass eine „Trennung“, also ein glatter Schnitt, immer auch den Verlust von Einflussmöglichkeiten bedeutet. Ganz davon abgesehen, dass ich es zu bezweifeln wage, was Du hier „für das beste für alle Beteiligten“ hältst. Die Konsequenzen einer rigorosen Abschottung gegenüber den USA hätte Auswirkungen auch auf unser aller Leben. In einer Welt, die sich schon mitten im Globalisierungsprozess befindet, in einem Land, das zu einem Gros von Außenhandel, vor allem dem Export, lebt - alles auf’s Spiel setzen für unterschiedliche Meinungen, die letztendlich nicht nur toleriert werden müssen, sondern es auch werden? Das würde ich einen „Unforced Error“ nennen. Es ist einfach nicht nötig, so weit zu gehen.
Bei Übereinstimmung von Interessen in einem
bestimmten Fall kann man ja dennoch zusammenarbeiten.
Was meinst Du, hätten nach einer derartig undiplomatischen Aktion gerade die USA für ein Interesse, noch mit uns zusammen zu arbeiten?
Wieso denken nur so viele Leute, dass Heil Deutschland befände
sich irgendwo im Hintern der USA ?
Gut, dass Du von „viele Leute“ gesprochen hast. Denn ich denke das keineswegs. Aber man muss sich im Leben arrangieren, um etwas bewirken zu können. Seine Methoden stur durchsetzen zu wollen, führt nur zu belasteten Beziehungen bis hin zum völligen Rückzug. Ist es nicht genau DAS, was WIR immer den USA vorwerfen? Und nun sollen wir es gleich tun? Auf eine Stufe mit dieser uneleganten Haudraufmentalität stellen?
Andere Länder wie die
Schweiz, Österreich etc. machen vor, dass es auch anders geht.
Sowohl die Schweiz als auch Österreich sind mindestens genauso am Welthandel beteiligt wie Deutschland. Bei diesem Beispiel würde ich noch nicht einmal die Schweiz mit Österreich vergleichen, geschweige denn mit anderen EU-Staaten.
Nun ja, ein Militärbündnis ohne die USA wäre jedenfalls keines
mehr. Die NATO-Mitglieder sind hoffnungslos unterlegen, was
Kampfkraft, Ausstattung und ähnliches bedeutet. Außerdem wäre
ein neuer starker Gegner entstanden, dem sich viele EU-Staaten
(machen wir uns nichts vor) anschließen würden.
Du erwartest einen konkreten kriegerischen Angriff auf D mit
konventionellen Mitteln ?
Der Status-quo ist immernoch einer der wichtigsten Garanten für Frieden. Quasi eine Grundlage - neben bilateralen Beziehungen in jeder Art und Weise. Ich erwarte deshalb keinen Angriff oder ähnliches. Das habe ich auch nicht insistiert.
Da bin ich ja mal gespannt von wem.
Luxemburg ? Polen ? Österreich ? Diese Art von Waffengerassel
gehört doch in ein anderes Jahrhundert.
Es ist eine schöne Selbstverständlichkeit geworden, nur von Freunden umgeben zu sein, nicht wahr? Aber wie weit (oder kurz?) ist eigentlich der Weg in den Balkan? Kriege sind nach wie vor präsent in unserer Welt. Und durch die Divergenzen zwischen den Kulturen, Überfremdung, religiösen Terrorismustendenzen wird es eine neue Qualität geben (gibt es ja schon) - eine Welt ohne Krieg ist momentan nicht realistisch.
Raimund hat vorgeschlagen, sich völlig aus den Bündnissen zurückzuziehen, eventuell zusammen mit Frankreich. Das würde nicht schlussendlich bedeuten, dass sowohl EU als auch NATO zusammenbrächen. Die Würfel fielen lediglich neu. Das, und darauf allein spielte ich an, bitte ich zu bedenken. Im Zweifel stünden Deutschland und Frankreich völlig isoliert inmitten eines großen Bündnisses, zu dem es keine wesentlichen Kontakte mehr hätte, geschweige denn Möglichkeiten, an einer europäischen Politik mehr als nur passiven Anteil zu nehmen. Es stünde nicht zu erwarten, dass sich vor allem die osteuropäischen Beitrittsländer von den USA distanzierten…
Deutschland und Frankreich allein? Wer wären wir dann schon?
Nicht die Hälfte an Einfluss jedenfalls, wie momentan.
Wieviel Einfluss von den USA geduldet wird sehen wir ja jetzt.
Damit müssen die USA alleine klar kommen. Und sie werden es auch, ob es ihnen passt oder nicht. Das sollte nicht so sehr überbewertet werden, finde ich. Wir kennen sie doch nun wirklich inzwischen sehr gut. Es gibt zwei Sprichwörter, die hier prima passen:
Das eine heißt: „Hunde, die bellen, beißen nicht!“
Das andere: „Getroffene Hunde bellen!“
Rate mal, welches ich welchem Staat zuordne?
Ich denke, abschotten ist der falsche Weg, miteinander reden,
immer wieder, auch im Dissens, nur das kann dauerhaften
Frieden bewahren. Deshalb hielte ich es für dumm und
kurzsichtig, ein Bündnis wie die NATO einem starren Blick
preiszugeben.
Hast du den Eindruck, die USA sind im Punkt Irakkrieg
diskussionsbereit ?
Aber ja - sonst stünden sie schon vor Bagdad.
Ich nicht. Die werden ihren Krieg
durchziehen. Sie hätten nur gerne, das Europa das bezahlt.
Ganz so einfach ist es wohl nicht. Aber es ist schon ein Erfolg, dass sie sich derartig vor der UNO präsentieren - daraus schließe ich eine gewissen Begründung. Wir werden also nichts weiter tun können, als weiterhin alles Mögliche zu unternehmen, eine militärische Aktion gegen den Irak in der momentanen Situation zu verhindern und für friedliche Lösung der Probleme zu plädieren. Man muss auch die konträre Haltung von Anderen aushalten, damit leben können.
Und ich betone noch einmal: Der Irak ist kein Unschuldslamm!
Ansonsten würde mich schon mal interessieren warum du glaubst,
dass die NATO-Mitgliedschaft für D so wichtig ist, für ein
Land wie Österreich oder die Schweizer aber hingegen
offensichtlich nicht.
Die Geschichte der Schweiz ist doch völlig anders geartet, wie ich es schon einmal weiter oben geschrieben habe. Und über Österreich weiß ich wirklich kaum etwas zu sagen (außer, dass sie schön vehement dagegen sind, jemals etwas mit Nazis zu tun gehabt zu haben *g*). Aber ganz nebenbei gibt es ja noch so einige andere Staaten, die bisher in zum Beispiel der NATO ein gutes und nützliches Bündnis gesehen haben. Es ginge jetzt vielleicht ein wenig weit, da bei jedem Mitglied die einzelnen Beweggründe aufzuzählen.
Im Prinzip ist es mir ja egal, wie das „Kind“ letztendlich heißt. Ich glaube vor allem, dass es ein überzogenes und falsches Zeichen ist, anhand der momentanen Krisensituation im Nahen und Mittleren Osten Gründsätze zerbrechen zu lassen. Da würde ich doch ganz gern lieber noch einmal drüber schlafen und in ruhigeren Zeiten, vor allem nicht von heute auf morgen, neue Zukunftsvisionen erörtern.
Viele Grüße
Jana