Erscheinungen: Wie nennt man das? Gibt es das?

Mitte des vergangenen Jahrhunderts (glaube ich) beschreibt ein deutscher Journalist in einem Reisebericht über seine Indienerfahrungen recht glaubhaft die Begegnung mit einem hochgebildeten indischen Jogaheiligen, der ihm dann abends, nachdem sie sich verabschiedet und getrennt hatten, bildhaft in seinem Hotelzimmer für einige Augenblicke wieder erschienen sei, - um dem skeptischen Journalisten seine Fähigkeiten zu demonstrieren.

Der schöne Science-Fiction-Film „Matrix“ spielt ja ebenfalls mit derartigen Vorstellungen, fast alle Religionen kennen solche Erscheinungen.
Wie nennt man das?
Sind solcher Erscheinungen „real“, auch wenn man sich dies jeweils nur „einbildet“?

ganz herzlich
Friedhelm

Das menschliche Gehirn …
… ist schon eine faszinierende Traummaschine, die im Wachzustand die hausgemachte Vorspiegelung der Umwelt an den dürftigen Informationen der Sinnesorgane ausrichtet.

Sind solcher Erscheinungen „real“, auch wenn man sich dies
jeweils nur „einbildet“?

Eben so real wie sie der empfindet, der sie in unter seiner Schädeldecke wahrnimmt. Wobei ich jetzt nicht genau weiss, ob beim Sacks oder bei Rama Patienten geschildert werden, bei denen in Teilen ihres Gesichtsfeldes komplette Filme ablaufen - ohne ihren Einfluss.

Wenn du dir diese Bücher zu gemüte führst, glaubst du gar nichts mehr:

Oliver Sacks: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte

Vilayanur Ramachandran: Die blinde Frau, die sehen kann

Paul Watzlawick: Wie wirklich ist die Wirklichkeit

Gruß

Stefan

Hallo Stefan,
Danke für die Buchtips, - ist ja irre, - und ich hab nur die Rezensionen gelesen!
Aber meine Frage kommt aus einer ganz anderen Ecke. Die merkwürdigen Visionen, die z.B. Hamlet hat, als ihm sein Vater erscheint, Marienerscheinungen, Träume, Illusionen usw. gehören eigentlich in (trotz) ihrer Außergewöhnlichkeit zur realen Normalität.

Man weiß, daß ein Gegenstand ohne Eigenschaften nicht existent ist, können dagegen Eigenschaften ohne materiellen, substantiellen, körperlichen Gegenstand real sein?

ganz herzlich
Friedhelm

Hi

Das, was du beschreibst, nennt sich Astraprojektion. Sozusagen die zweite Stufe zur Astralreise. Letzteres ist, wenn sich der Geist außerhalb des Körpers auf Reisen begiebt. Das gehört zum religiösen Grundrepertoire und kommt in fast jeder Religion mehr oder weniger vor.
Wenn dieser Geist sichtbar wird oder gar mit anderen interagieren kann, ist es eine Astralprojektion.
Da eine solche Gestalt für gewöhnlich bemerkt werden sollte, ist sie nicht so weit verbreitet und steht oft nur besonderen Personen (wie eben Yogis) in jenen Religionen offen.

Dies unterscheidet sich von Träumen (bei der Astralprojektion ist der Rezipient wach), von Illusionen (da zwei Personen beteiligt sind, ein Sender und ein Empfänger, und beide das selbe beschreiben sollten) und von den diffusen Erscheinungen (die sich auch nochmal in Kategorien einteilen lassen, aber dazu zählen z.B. „Geister“ von Lebenden, ohne dass diese das wissen, oder die etwas tun, was der Lebende zu jenem Zeitopunkt nicht aktiv tat, oder das in Kontakt treten (wach oder im Traum) mit Toten etc.).

Sie zählen (für den Empfänger) auch gewöhnlich nicht zur Mystik, da der Empfänger nicht im Trancezustand, sondern nüchtern sein sollte.

Ob diese Ereignisse real sind oder nicht, kann dir keiner Sagen. Astralprojektionen gehören ins Reich der Parawissenschaft, zumindest wenn man sie nicht mit pseudoesoterischen oder religiösen Attributen ausschmückt.
Damit ist die Existenz also Glaubenssache: Ich kann _glauben_ dass sich dieser Mensch projiziert hat, ich kann aber auch _glauben_ dass der Empfänger einen Dachschaden hat und der Sender eine gute Fantasie.

Die Wissenschaft hat es bisher jedenfalls nicht geschafft solche Projektionen reproduzierbar (!) nachzuweisen, und das Reproduzieren ist nunmal das Wichtige für die wissenschaftliche Anerkennung…

lg
Kate

Hallo Friedhelm,

Das nennt man: Halluzinationen.
Diese gibt es im visuellen Bereich, aber auch im auditorischen. (Kurz: im jeden Sinnesbereich. )
Mit Gruss: harta

http://de.wikipedia.org/wiki/Au%C3%9Ferk%C3%B6rperli…
http://www.magik-esoterik.de/board/viewtopic.php?f=1…

Ja Danke, liebe Kate, „Astralprojektion“ scheint die geläufigste Bezeichnung für das Phänomen solcher Erscheinungen zu sein, etwa 30000 Seiten meist aus dem esoterischen und spiritistischen und auch spirituellen Bereich findet Google unter diesem Begriff.
Für die Wissenschaften offenbar ein heißes Eisen, sich die Finger zu verbrennen.

ganz herzlich
Friedhelm

Lieber Friedhelm,

Dein „Erscheinung“ ist schon der korrekte Begriff in diesem Bereich. eben unter anderem gerade deswegen, weil wir eben nicht entscheiden können obs Erscheinungen gibt oder nicht - eine Theoriebildung darüber ist gerade aus Religionswissenschaftlicher Perspektive nicht möglich.

Der Begriff „Astralprojektion“ wird nur Esoterikern benutzt, da er den Anschein der Wissenschaftlichkeit erweckt, und nur aus einer eigenen Vorstellung heraus überhaupt Sinn macht. Allein die Übersetzung ἄστρον (gr.: Stern) und Projektion lat. proicere (hinauswerfen, hinwerfen - beides siehe Wiki)zeigt auf, das man sehr vorsichtig sein sollte, einen so tendenziösen Begriff anzuwenden - Die Erscheinung eines Toten, Mariens, eines Schamanen oder eines Yogies oder Leuten in Cybermärchen werden im Hintergrund der entsprechenden Religion/Welt/Plot ausreichend erklärt, da muß man nicht unbedingt Sterne hinwerfen - engagierte Gläubige würden sich mit Sicherheit gegen eine solche Vereinnahmung wehren

Ansonsten ist es pragmatisch für die Umstehenden relativ egal ob Erscheinung real ist oder nicht - relevant ist, ob sich jemand so verhält als ob :wink:

Grüße, sober

Dein „Erscheinung“ ist schon der korrekte Begriff in diesem
Bereich. eben unter anderem gerade deswegen, weil wir eben
nicht entscheiden können obs Erscheinungen gibt oder nicht -
eine Theoriebildung darüber ist gerade aus
Religionswissenschaftlicher Perspektive nicht möglich.

Hallo sober, Danke für die Präzisierung!
Trotzdem - naja - - -
gilt dies nicht für jede Wahrnehmung, bzw. für jede Mitteilung einer eigenen Wahrnehmung? - wie z.B. für die Aussage: „Dies ist rot.“ oder „Ich sehe, dies ist rot.“ ???
Aber Du hast recht; wir würden da nicht von einer Astralprojektion sprechen.

Der Begriff „Astralprojektion“ wird nur Esoterikern benutzt,
da er den Anschein der Wissenschaftlichkeit erweckt, und nur
aus einer eigenen Vorstellung heraus überhaupt Sinn macht.
Allein die Übersetzung ἄστρον (gr.: Stern) und Projektion lat.
proicere (hinauswerfen, hinwerfen - beides siehe Wiki)zeigt
auf, das man sehr vorsichtig sein sollte, einen so
tendenziösen Begriff anzuwenden - Die Erscheinung eines Toten,
Mariens, eines Schamanen oder eines Yogies oder Leuten in
Cybermärchen werden im Hintergrund der entsprechenden
Religion/Welt/Plot ausreichend erklärt, da muß man nicht
unbedingt Sterne hinwerfen - engagierte Gläubige würden sich
mit Sicherheit gegen eine solche Vereinnahmung wehren

Ansonsten ist es pragmatisch für die Umstehenden relativ egal
ob Erscheinung real ist oder nicht - relevant ist, ob sich
jemand so verhält als ob :wink:

  • naja - - -
    Du meinst, wir gucken auf das (glaubwürdige/unglaubwürdige) Verhalten desjenigen, der uns seine Wahrnehmung mitteilt? - also im Kontext der ganzen Situation mit dem Maßstab jeweiliger Menschenkenntnis?

ganz herzlich
Friedhelm

Eiei-- das sind glaube ich zwei andere Fragen, eine Erkenntnistheoretische da habe ich keine Ahnung von -
Aber klar, wenn jemand der festen Überzeugung ist, eine Erscheinung gehabt zu haben, dann kann das den selben Realitätsgrad für ihn haben wie die Rose, wieso auch nicht - das wertet die Erscheinung höchstens aber auf, die Rose aber nicht ab. Der Punkt beginnt da, wo man von seinem Erlebnis berichten möchte - die Erscheinung hat kein gemeinsames Erfahrungsmoment und auch wenn sie stattgefunden hat kann sie nicht zu einer wissenschaftlichen Theoriebildung herangenommen werden weil sie nur berichtet und nicht geteilt werden kann - die Rose im Gegensatz dazu eben schon. Und im (Akademischen) Religionswissenschaftlichen Bereich zählt eben auch nur das, was fassbar ist - also nicht die Erscheinung selber sondern nur die Berichte davon oder auch nur die Behauptung, das soetwas existiert.
Da man also immer auf die Wahrhaftigkeit des anderen angewiesen ist - klar da spielt Menschenkenntnis bestimmt eine Rolle. Nur aber weil jemand von etwas felsenfest überzeugt ist, heißt das natürlich auch immer noch nicht, dass es auch so gewesen ist, aber dass ist dann natürlich wieder ein anderes Problem

herzliche Grüße zurück, Sober

Hallo sober,

wenn ich Dich recht verstanden habe, unterscheidest Du zwischen
a. einer objektiver Wahrnehmung, z.B. einer Sache z.B. „Rose“, die alle anderen Leute ebenfalls wahrnehmen und wofür man gemeinsame Worte, Begriffe, Definitionen hat , und
b. einer nur subjektiven Wahrnehmung, die andere Leute nicht haben - wie die besagten „Erscheinungen“, und deren Tatsächlichkeit, Wirklichkeit, Realität usw. alle anderen bezweifeln können.

Wärest Du nun der einzige Mensch auf der Welt, der z.B. Farben sehen kann, dann würden die anderen, die alles nur Schwarz-Weiß und Grau sehen, - und wohl auch die empirischen Wissenschaften, - Dein „Gerede“ von Farben (für die Du ja nicht einmal Worte und Begriffe hättest!) zurecht für eine rein subjektive Einbildung oder bestenfalls für eine rein subjektive, gestörte Wahrnehmung halten und verständlicher Weise die Wirklichkeit von Farben bezweifeln.

Habe ich Dich recht verstanden?

ganz herzlich
Friedhelm

Die einfach empirischen Wissenschaften