Erster Job mit 34, fühlt sich unterqualifiziert

Hallo zusammen,

diese Frage bezieht sich auf meinen Bruder, der sich momentan mit Hochdruck auf den ersten Job seines Lebens vorbereitet. Durch diverse Dummheiten und Schicksalsschläge hat er seine 20er und frühen 30er komplett (und größtenteils aus eigener Schuld) versaut, zwar ein mäßiges Abi als Schulabschluss, aber keinerlei Ausbildung. Gelebt hat er immer von Zuwendungen der großen, ihn bemitleidenden Familie, während er tausend kleine Sachen angefangen, aber nie beendet hat. So weit die Vorgeschichte.

Nun hat er - zum ersten mal durch eigene Leistung und durch ein komplettes umkrempeln seines Lebens - innerhalb von einem Jahr so viel gelernt und sich so gut verkauft, daß ein Unternehmer ihm eine Chance gibt und ihn zur Probe einstellt - und das erstaunlicherweise in einer recht verantwortungsvollen, schwierigen, kreativen Tätigkeit. Laut zukünftigem Arbeitgeber ist da ein „brillianter Geist“ in ihm versteckt, der nur darauf wartet, endlich eingesetzt werden zu dürfen.

Mein Bruder bekommt es jetzt, drei Tage vor Arbeitsbeginn, mit der Angst zu tun: um ihn herum sind teils studierte Überflieger in ihren frühen Zwanzigern, teils langjährige Profis. Er fühlt sich hemmungslos unterqualifiziert, und ist hin- und hergerissen zwischen der unglaublichen Chance, und der absoluten Ahnungslosigkeit in Bezug auf seinen zukünftigen Job und soziales Verhalten am Arbeitsplatz. In machen „ernsten“ Situationen des echten Lebens - letztens musste er Dinge mit der Krankenkasse regeln - kommt er mir vor wie ein Reh im Scheinwerferlicht.

Was kann ich ihm eurer Meinung nach raten? Wie kann ich ihn motivieren, die Angst nicht zu stark werden zu lassen? Gibt es vielleicht zusätzlich einen Ratgeber o.ä., den ich ihm schenken könnte?

Ganz herzlichen Dank für eure Antworten!

Im Grunde ganz einfach: Die Angst ist bei Berufsbeginn ganz normal, und je nach Job ist der Berufsstart auch ganz schön heftig. Da mussten alle anderen auch durch, nun er. Seine Sorge ist ganz normal, er soll sich genau das vor Augen führen und sich von anderen auch nicht zu viel blenden lassen. Die Kochen auch nur mit Wasser. Wenn sie ihm Erfahrung voraushaben, dann ist das eben so; die sammelt er nun selbst.

Hallo Gartengrün,

natürlich gibt es Überflieger, die mit 25 schon 3 Studienabschlüsse haben. Früher hatte ich auch Bammel vor denen, habe aber festgestellt, dass die dafür andere Defizite haben können, z.B. wenig Praxis oder sie leiden daran, noch nie eine richtige Beziehung gehabt zu haben, weil die Uni das nicht zuließ. Was nicht heißen soll, dass er nach Schwächen bei denen suchen sollte :wink: Was die langjährigen Profis angeht: Die gibt’s auch immer. Wenn man sich mit denen gutstellen kann, kann man von denen sicher auch eine Menge lernen. Stichwort: Mentoring.

Manchmal versuchen Leute - aus „Minderwertigkeitsgefühlen“ - besonders aufzudrehen, weil sie denken, sie müssten sich oder anderen etwas beweisen. Oder verfallen in eine Opferhaltung und machen (un)bewusst Kollegen schlecht („Aber Herr … hat mir doch gesagt, ich soll es so machen…“). Ich würde raten, alles langsam angehen zu lassen, die Kollegen erstmal etwas kennen zu lernen und die Arbeit so zu machen, wie man es erklärt bzw. gezeigt bekommt. Der Spruch „Bescheidenheit ist eine Zier“ kann am Anfang sehr nützlich sein.

Und letztlich scheint er ja Mut zur Veränderung zu haben, sonst hätte er sein Leben nicht umgekrempelt und damit den Chef überzeugt. Das schafft sicher nicht jeder. Und wenn ihm die Arbeit Spaß macht, dann sieht es alles ganz anders aus: Dann wird er sich mit Freuden reinhängen und bald zeigen, dass er seine Einstellung wert ist :wink:

Viel Glück,
sgw

Hallo,

Wenn er eine Ausbildung absolvierte, kann er immer noch viel beweisen.

Er hat gelernt, ist vielseitig, kann alten Hasen doch mal vormachen, was er drauf hat.

problem:

Die " alten Hasen " sehen in ihm Konkurrenz …fair, wenn es gleich genannt wird…
Sozialpläne…
Leiharbeit…

Womma doch mal allet wünschen, datt sonne Leutz gleiche Arbeitsbedingungen erhalten, wie datt Stammpersonal…dawejen issem Da.###

Aber er ist gut anne Arbeit…gibt datt nimma zumm Denken ?

mfg

nutzlos