Alles meins
Hallo,
Na irgendwie hofft man ja, dass, wenn sie sich raufen, einer sich schnell auf den Rücken schmeißt, war aber gar nicht so.
Sich auf den Rücken legen ist nur eine von vielen Unterwerfungsgesten. Sie ist gelernt - und viele Hunde lernen sie nie oder beherrschen sie nicht vollständig. In jedem Fall kannst du davon ausgehen, dass es erst mal deswegen zwischen den beiden Hunden kracht, weil die Hündin ohne Ende provoziert. Als kleinrassiger Hund ist sie mit 6 Monaten im besten Flegelalter und benimmt sich entsprechend.
Da du bislang offensichtlich nicht zum tierärztlichen Notdienst musstest, kannst du davon ausgehen, dass hier nur die normale Rudelordnungsphase stattfindet. Viel Getöse, viel Getue, aber keine ernsthaften Verletzungen (kleinere Unfälle können schon mal vorkommen und sind ebenfalls normal).
Meine Tochter hat richtig Angst bekommen!
Vermutlich merkt sie auch dir an, dass dir das Ganze nicht so geheuer ist
. Frag’ sie mal, wie das wohl wäre, wenn heute plötzlich ein fremdes Kind zu ihr ins Zimmer ziehen würde. Dieses Kind würde alle ihre Spielsachen haben wollen, in ihrem Bett schlafen (obwohl es ein eigenes hat) und ihr das Essen vom Teller klauen. Außerdem würde es jede Gelegenheit nützen, ihr zu sagen, dass es alles besser kann, viel hübscher ist und die schöneren Kleider hat. Mami und Papi hätten es genauso lieb und würden viel mit ihm kuscheln. Und dieses Kind würde nie mehr weggehen. So in etwa geht es nämlich gerade eurem Rüden
.
Sollte man den Ersthund immer vorrangig behandeln?
Nein. Auch dann nicht, wenn das Herz blutet
. Es ist durchaus möglich, dass die Hündin als Siegerin aus dieser Phase hervorgeht. Für den Menschen ist oftmals nicht so ohne weiteres zu entscheiden, wer denn nun tatsächlich das Sagen hat, zumal Rangbeziehungen unter Hunden nie streng linear sind. In aller Regel haben Hunde im Rudel unterschiedliche Bereiche, die sie jeweils dominieren. Derjenige, der letzten Endes als übergeordnet betrachtet wird ist der, der die meisten Bereiche dominiert (wobei auch das noch stark vereinfacht dargestellt ist). Es gibt durchaus Hundebeziehungen, bei denen man zumindest als Mensch nicht entscheiden kann, wer denn nun der eigentliche „Chef“ ist. Bei anderen wiederum ist das ganz klar zu erkennen.
Oder beide gleich?
Am besten fährt man damit, sich aus den Rudelordnungsprozessen rauszuhalten. Ob Mensch nun einen Hund zuerst begrüßt oder streichelt/füttert/anleint…, ist den Hunden vergleichsweise schnuppe. Auswirkungen zeigt aber, wenn Mensch einen Hund vor dem anderen in Schutz nimmt. Das führt in der Regel dazu, dass die Auseinandersetzungen länger dauern und zunehmend heftiger werden.
Versucht euch zu entspannen und macht es, wie in der Kindererziehung: Macht euch zum Mantra „Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase. Es ist nur…“
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Schöne Grüße,
Jule