Erstklässler hat keine Lust zu lesen

Hallo,

und ich dachte, die Phase blüht uns erst in der Pubertät.

Mein Kleiner (7 Jahre) versucht sich jetzt seit September an der 1. Klasse Grundschule.
Das Problem, er zeigt absolut kein Interesse daran, lesen und schreiben zu lernen.
Er verweigert es regelrecht, täuscht bei den Hausaufgaben Bauchweh vor.

Alles Vorlesen, Förderunterricht und Beschreibungen welche Vorteile das Lesen haben fruchten nichts.

Er hat auch ansonsten kein Problem mit der Sprache, sondern ist sprachlich, nach Auskunft des Kinderarztes, sogar immer besser gewesen als der Altersdurchschnitt.

Er ist auch ansonsten alles andere als doof, aber er hat am Lesen und Schreiben absolut kein Interesse.

Er selbst bezeichnet sich aber als doof, dass er es nicht lernen kann.
Nach meiner Ansicht will er es aber gar nicht lernen.

Wer hatte ähnliche Probleme und wie kann man denn das Lesen schmackhaft machen?

Gruß
Lawrence

Hallo,

unser Sohn weigerte sich robust gegen das Lesenlernen. Wie sich (leider erst spät) herausstellte, hat er eine Augenschwäche (ähnlich schielen), d.h. er sieht bei allen Buchstaben einen Schatten und kann deshalb Buchstaben nicht sehr gut auseinanderhalten.
Bei einem normalen Augentest auf Kurzsichtigkeit wurde das nicht entdeckt.
Nur als Möglichkeit.

Sangoma

Hallo,

ich hab schon von einigen gehört, dass die Kinder nicht lesen lernen wollten. Da kam zuvor meist von irgendjemandem der Spruch: Dann kannst Du selbst lesen und Dir muss nicht mehr vorgelesen werden.
Das wollte das Kind allerdings nicht, denn es wollte weiterhin vorgelesen bekommen.
Ist vielleicht auch ein Punkt.

Die Tochter einer Freundin, z.B., war ein Kann-Kind und die Eltern haben überlegt, dass es in die Schule geht, u.a. weil auch die Freundinnen eingeschult wurden. Dann sagte jemand zu dem Kind, dann muss man nachmittags lernen und kann nicht mehr spielen. Darauf hin wollte die Tochter partout nicht in die Schule, brachte Sprüche wie: Ich suche mir dann neue Freundinnen, usw. Sie ging dann auch erst mit 7 zur Schule und in der 2. Klasse hat sie dann mal rausgerückt, warum sie nicht zur Schule wollte.

In den kleinen Kinderköpfen spielt sich manchmal viel ab, reimt sich viel zusammen. Leider weiss man nicht immer was…

Es muss nicht bei Euch zutreffen, aber ist vielleicht auch ein Ansatzpunkt.

Grüße, Salbei

Hallo Sangoma,

diese Vermutung - dass mit der Sehfähigkeit irgendwas nicht stimmt - habe ich auch.

Viele Grüße,
Nina

Hallo!

Er verweigert es regelrecht, täuscht bei den Hausaufgaben
Bauchweh vor.

Bei diesem Satz bin ich stutzig geworden: Vielleicht täuscht er sein Bauchweh gar nicht vor, sondern hat es wirklich? Bauchweh / Magenschmerzen können auch psychosomatisch sein und bei Stress und Druck auftreten. Kann sein, muss natürlich nicht. Aber vielleicht fühlt er sich durch euch, durch die Hausaufgabensituation, durch das Lesen an sich, durch die Lehrerin, durch was auch immer, so sehr unter Druck gesetzt, dass er davon Bauchweh bekommt?

So eine Stresssituation würde das Lesenlernen und den Spaß am Lesen nicht wirklich unterstützen.

Vielleicht könnt ihr die Sache irgendwie entspannen? Ich bin jetzt keine Pädagogin, aber mir fällt spontan ein gemeinsames Lesen ein. Dass ihr euch gegenseitig abwechselnd vorlest oder so. Du ein paar Zeilen, dann er wieder einen Satz oder so ähnlich.

Ich halte Vorlesen generell für sehr hilfreich, wenn man einem Kind das Lesen näherbringen möchte. Eine Freundin arbeitet ehrenamtlich als Vorleserin in Kindergruppen. Vielleicht gibt es solche „Vorlesestunden“ auch bei euch in der Gegend? Ihre Kinder sind jedenfalls regelmäßig sehr begeistert…

LiGrü
igel

Hallo Lawrence,

es gibt einen ganzen Strauß von Möglichkeiten, weswegen dein Kleiner nicht lesen will. Einige wurden schon genannt, zwei weitere werfe ich hier in den Ring.

Kennt Ihr seine Lehrerin, wie geht sie mit ihm (und den anderen Kindern) um?
Das war bei meiner Großen ein Hemmschuh, die Lehrerin war für sie einfach falsch, meine Tochter verweigerte sich auch in vielen Dingen. Geholfen hat hier eine Krankheit. Sie war zu Hause, langeweilte sich und schwupps machte das Lernen wieder Spaß… danach ein Schulwechsel.

Wie ist dein Sohn in der sozialen Gruppe in der Klasse aufgehoben? Ebenfalls bei meiner Großen hatte die Lehrerin sie „missbraucht“, um als sozial weit entwickeltes Kind als Puffer zwischen einem Störenfried und dem Rest der Klasse zu wirken. Hat sie komplett vom Unterricht abgekoppelt und uns ne Weile gekostet, bis wir das rausgefunden hatten, dann war aber was los…

Die Große hat auch deswegen zuerst das Lesen verweigert, weil sie so gern vorgelesen bekam. Gemeinsames Lesen kann da helfen. Dafür gibt es sogar spezielle Bücher. (Erst du ein Stück dann ich) Und wenn das noch zu viel für Deinen Sohn ist, dann nimm dir Erstlesebücher und lass ihn immer ein Wort pro Seite/Absatz/Satz lesen, dann liest du weiter vor. So hat das bei meiner kleinen Tochter geklappt. Es braucht aber deine/eure Zeit. Und Geduld.

Rechnen:
Ich habe die Beobachtung gemacht, dass Kinder, die sich jedem Matheunterricht verweigern, auf einmal sicher rechnen können, wenn es um eine praktische Anwendung der Mathematik geht, die sie interessiert. Egal, ob es sich um die gerechte Aufteilung von Süßigkeiten oder Berechnung des Durchschnittverbrauchs handelt. Vielleicht gelingt es dir, Mathe so zu verpacken, dass dein Sohn das nicht als Mathe erkennt.

Gruß
Burkh

Vorlesen
Hi!

Ich mein, man kann das ja probieren. Bei unserem Sohn hat Vorlesen das Selber-Lesen in meinen Augen verzögert. Erst als ich mich dann geweigert habe vorzulesen, fing er selber an.

Es ist auch total unterschiedlich, was Kinder lesen mögen. Manche fangen mit dem Politik-Teil der Zeitung an, andere mit grenzdebiler 3jährigen Lektüre :wink:. Ich finde, beides sollte erlaubt und im Angebot sein. Vom Verkehrsschild über Internetseiten, Kochrezepte, Anleitungen zum Basteln und Spielen bis zu Geschichten und ganzen Büchern verschiedenster Coleur, Comics, Sachbücher. Ich würde die Palette mal durchprobieren. Und, wie schon gesagt, bei uns hat Vorleseverweigerung geholfen. Jedes Kind ist da anders, nehme ich an.

Grüße
kernig

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Meine Mama hat mir früher 5 Mark pro gelesenes Buch geschenkt. Dann waren es irgendwann 2 DM, dann 1 DM und irgendwann hat sich mich nur noch in die Bücherei gefahren.

Das Geld war anfangs eine große Motivation, da das ein Vermögen für mich damals waren. Ich glaube, dass ich sonst so ungefähr 50Pf im Monat bekommen habe.

Hallo,

gehören Bücher schon immer zum Leben Deines Kindes oder sind sie erst seit der Einschulung ein Thema?

Wir können uns vor Büchern kaum noch retten, so sehr liebt unser Bücherwurm (allerdings erst 3) diese und der Gang in die Bücherei oder Buchhandlung ist bei uns fester Bestandteil beim Stadtbummel. Seitdem sein Freund ebenfalls in dem Alter jedes Schild „liest/analysiert“ an dem wir vorbei kommen, haben Buchstaben und Zahlen auch noch mal einen anderen Wert bekommen und er versucht aus den Zeichen irgendetwas sinnvolles heraus zu ziehen.

Vieleicht hilft ein Anreiz durch Freunde???
Vielleicht liegt Eurem Kind auch die Methode nicht das Lesen zu erlernen - auch da gibt es verschiedene Ansätze.
Stimmt die Stimmung in der Klasse?

Grüsse,
Alexandra

Hallo,

also die Tatsache, dass er wohl dabei Bauchschmerzen bekommt (vortäuscht) finde ich schon etwas bedenklich.
Das Problem sitzt also doch tiefer…es ist nicht nur Faulheit.

Vielleicht besprecht ihr das Thema auf jeden Fall mal mit der Klassenleitung.
Und dann muss das einfach ein fester Bestandteil bei euch zuhause sein, das Lesen.
Geht zusammen in die Buchhandlung, lass ihn ein Buch aussuchen. Ich hab zu Beginn nur Asterix& Oberlix gelesen, weil es nicht viel Text ist.
Egal!!! Hauptsache er liest.

Er sucht sich ein Buch aus, abends in Bett mit Mama und Papa kuscheln und jeder liest ne 1/2 Seite laut vor. Es soll Spaß machen und nicht unbedingt ne 1/2 Seite sein.
Vielleicht lässt du ihn auch mal beim backen die Rezepte laut vorlesen, oder die Einkaufsliste schreiben und lesen.

Lesen kann man ganz unbewusst im Alltag und das ist vielleicht ein Trick, den er nicht gleich bemerkt.

Gruß Jenny
( Ich konnte bis in die 3.-4. Klasse nicht lesen, aber es ist nie aufgefallen. Dann kammen Asterix& Oberlix und in der Pubertät habe ich Liebeskitschromane verschlungen aus alles aufgeholt :smile:)

Hallo Lawrence,

unser Sohn war in den ersten Klassen auch nicht gut auf’s Selberlesen zu sprechen, obwohl er mit 4 Jahren nicht nur alle Buchstaben kannte, sondern auch das Alphabet aufsagen und einfache, in Großbuchstaben geschriebene Wörter lesen konnte.

Er mochte die Lehrerin nicht. Zudem fand er das Lesebuch blöd (ein Elefant „Ele“ gab dort Anweisungen und Tipps … Er fragte, ob man ihn verarschen wolle - jedes Kind wisse doch, dass Elefanten nicht lesen und schreiben.

Auch die Bücher für Leseanfänger waren alle nicht sein Ding, obwohl wir verschiedene „versucht“ haben. Bei „Geschichten vom Franz“ (Nöstlinger), die ich ganz gelungen fand, fand er den Franz immer blöd/peinlich/dämliche Frisur etc.

Die Karte unseres Italieners (besonders die Rubrik „Nachspeisen“), die Prospekte über Papas nächstes Auto, Spielzeugkataloge, Ritterbücher etc. lesen zu lernen, fand er aber notwendig und dort konnten wir dann unauffällig ansetzen :smile:

Ich würde euch raten, jeglichen Druck rauszunehmen und weiterhin jederzeit gern das Vorlesen zu übernehmen, wenn er sich das wünscht.

LG und gute Nerven!
sine

Mein Sohm hatte die gleichen Probleme und es wurde eine leichte Lese- Rechtschreibeschwierigkeit, also Legasthenie festgestellt!
Ich habe Bücher gekauft und rumliegen lassen - er wurde neugierig und wollte sie lesen!
Ich habe ihm, immer wenn die Gelegenheit war, eine Nachricht auf einem Zettel hinterlassen, so dass er antworten musste - er hats gemacht!

Wenn er fernsehn wollte, sollte ich ihm vorlesen und möglichst noch die Uhrzeit sagen, die Uhr lesen hat auch nicht gut geklappt. - Ich sagte, wenn Du fernsehn schauen willst, Du kannst lesen und kennst die Uhr - er hat es schnell gelernt.
Alles was unter Zwang war, hat nicht geklappt, was spielerisch im Alltag gemacht wurde, hat geklappt.
Z.B. bat ich ihn für den Einkauf, mir aufzuschreiben, was er braucht, damit ICH es nicht vergesse!

Tach,

Wer hatte ähnliche Probleme und wie kann man denn das Lesen
schmackhaft machen?

bei meinem Großen war es ähnlich und bei ihm war der Grund eine mittelprächtige Rechtschreib/Leseschwäche. Noch keine Legasthenie, aber nicht weit davon entfernt.
Jetzt (in der sechsten Klasse) hat es sich bei der deutschen Sprache mit dem Lesen einigermaßen gegeben, das Schreiben ist aber immer noch eine große Katastrophe. Allerdings ist es beim Englischen momentan übel katasrophal. Mal schauen, wie es sich weiterentwickelt, er kriegt Förderuntericht und wir üben regelmäßig.

Gandalf

Hallo,

Bei uns war/ist es genau das Gegenteil der Fall: Er schläft grundsätzlich nicht ein, bevor er was gelesen hat. Und oft, wenn ich ihn für die Schule wecken will, sitzt er im Bett und liest.

Aber angelehnt an die 1001 Nächte ist es mir etwas eingefallen:
Wie wäre es wenn ihr ihm etwas vorliest und wenn es am Spannung nicht mehr auszuhalten ist, muss ihr weg (gerade klingelt das Telefon; die Milch auf dem Herd kocht über und etwas muss vorbereitet werden;…). Zufälligerweise habt ihr aber das Buch offen an diese Stelle vor ihm liegen gelassen… Was passiert nun?

Es war nur eine Idee von mir.

Schöne Grüße,
Helena

Hi!

Bei unserem Sohn hat
Vorlesen das Selber-Lesen in meinen Augen verzögert.

Mein Grundgedanke, den ich vielleicht nicht ganz klar ausgedrückt hab, war, dass Kinder dann eher das Bedürfnis verspüren, selber zu lesen, wenn ihnen vorher schon nähergebracht wurde, dass in Büchern/Zeitungen/Comicheften tolle, spannende und schöne Geschichten stehen. Wenn das Gefühl dafür fehlt, dann nutzt es nix, das Kind vor das Schul-Lesebuch zu zwingen. Das macht ja noch mehr negative Gefühle.

An unserer Bibliothek steht ein Spruch: „Lesen? Das geht ein zwei Jahre gut. Dann bist du süchtig.“

Ich dachte daran, das Kind per Vorlesen sozusagen „anzufixen“ und süchtig zu machen nach den tollen Geschichten. Und es dann, wenn es selber das Bedürfnis danach hat, per „Entzug“ dazu zu „zwingen“, selber zu lesen.

Fieser Trick, aber bei deinem Sohn hat das offensichtlich perfekt funktioniert :wink:

LiGrü
igel

Hallo Lawrence,

bei Deiner Beschreibung ist mir spontan ein Erlebnis mit der Tochter meines Cousins ins Gedächtnis gekommen. Nach ein paar Wochen in der ersten Klasse saß sie am Schreibtisch bei den Hausaufgaben, schlug immer wieder den Kopf auf den Tisch und sagte dabei „Ich bin zu dumm! Ich bin zu dumm! Ich bin zu dumm!..“.

Es stellte sich dann raus, dass die Lehrerin grottenschlecht war und einige Eltern die Kinder auch aus der Schule genommen haben.

Eine Sehschwäche schließe ich aber ebenfalls nicht aus, was das Fixieren von Buchstaben anstrengend macht (ich bin selbst seit Kindheit extrem kurzsichtig mit einer Hornhautverkrümmung).

Sollte es eine Lese-/Schreibschwäche sein (wie bei meinem Neffen), ist eine professionelle und frühzeitige Förderung wichtig.

Ansonsten finde ich die Ideen von mondstaub klasse!

Liebe Grüße

Kathleen

Hallo,
hier ein Paar Fragen zu dem Problem:

Wie sieht es in den anderen Fächern aus? Was macht ihm Spaß (Rechnen?)?

Gibt es an eurer Schule Lesepaten?

Liest Du ihm jeden Tag vor? Darf er sich das Buch selber aussuchen?

Hausaufgaben müssen gemacht werden (obwohl ich das für die ersten drei Klassen als eine absolute Zumutung aller Beteiligten empfinde). Der Spassfaktor bei den Lese- und Schreibübungen der Schulbüchern hält sich meistens sehr in Grenzen. Daher solltest Du nach spannenderen und lebensnaheren Materialien suchen:

Geburtstagslisten schreiben
Er darf sich in einem Kinderkochbuch ein Rezept aussuchen: die Zutaten auf einen Einkaufszettel schreiben. Dann geht ihr einkaufen und zu Hause kocht oder backt ihr das Rezept. Er liest vor und macht - Du assistierst.
In einen Buchladen oder in die Bücherei gehen und er darf sich ein Paar Bücher aussuchen, die ihr gemeinsam lest. Gemeinsam bedeutet:
Er einen Satz. Du einen Satz usw.

Das Lesen und Schreibenlernen ist nicht die Priorität - sondern das Interesse wecken. Und das weckt man in der Regel nicht mit Hausaufgaben.

Hier ein interessanter Link:

http://www.vbki.de/buergernetzwerk-bildung/lesepaten…

und da dann das pdf unten rechts lesen (Leitfaden für Lesepaten).

Viele Grüße

Moin,

der erste Schritt sollte der zum Augenarzt sein, und zwar nicht zu irgend einem, sondern möglichst einem, der Erfahrung mit Kindern hat. Sucht euch einen, bei dem eine Sehschule angeschlossen ist.

Bevor nicht zu 100% abgeklärt ist, ob euer Sohn gut sehen kann, ist alles andere sowieso nur Gelaber.

Und nein, sowas merkt man im normalen Alltag nicht unbedingt. Lesen stellt ganz andere Herausforderungen an das Auge als beispielsweise das Anschauen von Bildern.

Gruß
Marion

Hallo,

möchte ich bezweifeln, weil er mit Zahlen das Problem ja eher nicht hat.
Da ich aber selbst kurzsichtig bin, werde ich die Richtung auf jeden Fall mal kontrollieren lassen.

Gruß
Lawrence

1 Like

Hallo,

er hat früher Bücher verschlungen. Also die Bilder. Und Vorlesen war auch immer wichtig.

Seit er selbst lesen soll, sind Bücher kein Thema mehr.

Ist wie bei mir früher mit französisch. Ich fand diese Fremdsprache immer extrem schön, bis zu dem Tag als ich sie erlernen musste.

Gruß
Lawrence