Erziehung Cavalier King Charles

Liebe/-r Experte/-in,

in zwei Wochen ziehe ich mit meiner Partnerin zusammen, die einen Cavalier King Charles mit in den Haushalt bringen wird (weiblich, 15 Monate alt).

Das Tier ist echt süß und wir mögen uns, aber leider hat meine Freundin es mit der Erziehung etwas versäumt: Sie durfte von Anfang an in ihrem Bett schlafen, bekam essen bei Tisch, zu viele Leckerlies (die Pfunde haben wir schon wieder runtergewandert) etc.

Nun will ich, dass Mia (der Hund) in unserer neuen Wohnung nicht im Bett schläft (bei mir macht sie das auch nicht) und auch nicht irgendwann nachts dazuschleicht, dass Sie nur einen Sessel im Wohnzimmmer belagert. Ich hätte auch gerne, dass unsere Schuhe und Unterwäsche nicht aus ihren Körben im Bad oder aus dem Schrank verschwinden, um dann zerkaut zu werden. Außerdem wäre mir ein bisschen mehr Disziplin beim Gassiegehen ganz recht.

Bei mir hört sie schon ganz anständig. Sie kann bei Fuß gehen und nicht ständig an der Leine zerren, sie kann in ihrem Bett schlafen (auch wenn ich fast ständig nachts aufwache uns sie wieder aus meinem scheuche) und sie bleibt problemlos alleine mit mir oder auch alleine in meiner Wohnung. Aber alles andere, siehe oben, hängt.
Bisweilen macht sie auch nachts noch ohne Not in meine Wohnung.

Ich will nicht nur mit harter Hand arbeiten, bei einem solchen Hund, aber meine Kenntnisse in Hundererziehung sind leider begrenzt. Wie kannst du mir da helfen?

Ich freue mich auf deine Antwort.

Danke

Torsten

hallo herr reibold,

eine ganze latte, die die kleine mia da jetzt schnell lernen soll :smile:

aber keine sorge, das ist nicht wirklich ein problem, mia kann sich schon umstellen - vorausgesetzt aber, dass auch frauchen da mitzieht.

angesichts der fülle der neuerungen kann ich da online einen ganzen roman schreiben. da ich das aber schon erledigt habe, gibts das ganze als buch:

http://www.hundeshop-ab.de/product_info.php?cPath=23…

ansonsten kann ich nur zum besuch einer hundeschule raten. viel spaß!

lg
petra führmann
www.hundeschule-ab.de

Hallo Torsten,

zunächst einmal finde ich Deine Einstellung super: Hunde (auch große) sollten grundsätzlich nicht „mit harter Hand“, sondern mit Motivation und positiver Bestärkung erzogen werden.

Bei Euch sind zusammengefasst folgende drei Probleme:

  1. nachts alleine im Körbchen schlafen
  2. Zerkauen von Gegenständen (vorzugsweise aus dem Badezimmer)
  3. Ziehen an der Leine.

Zu 1) Hier ist schrittweises Gewöhnen an einen eigenen Schlafplatz der richtige Weg. Am Anfang ist es unbequem für Euch Menschen, denn Ihr müsst Mia KONSEQUENT SOFORT aus Eurem Bett „werfen“, wenn sie es sich mal wieder gemütlich gemacht hat. Ihr Körbchen steht zu Beginn des Trainings in der Nähe Eures Bettes und wird jede Nacht ein Stückchen weiter Richtung Tür gerückt. Danach Nacht für Nacht weiterrücken bis hinaus auf den Flur. Wichtig: Wirklich JEDES MAL Mia wieder in ihren Korb bringen, wenn sie zu Euch kommt. Sonst entsteht der „Spielautomateneffekt“, d.h. Mia kommt doch immer mal wieder zum Erfolg und merkt sich „Ich muss es nur oft genug versuchen, zwischendurch klappt es immer mal wieder“ und es wird sich keine Verhaltensänderung einstellen. Ich würde im nächsten Schritt auch die Tür anlehnen und mit einem Stuhl, Kommode o.ä. beschweren, damit Mia nicht hineinkann, Ihr sie jedoch hört. Soll Mia im Wohnzimmer schlafen, wird ihr Körbchen wie gehabt Stück für Stück in die gwünschte Richtung gerückt. Ich weiß, das ist ein langer Prozess, aber auf Dauer auch - bei Konsequenz - erfolgreich.

Zu 2) Ganz ehrlich: Um es mir einfach zu machen, würde ich darauf achten, dass die Tür immer geschlossen wird. Man kann sich dran gewöhnen. Wenn das nicht praktikabel ist, kann man Mia diese Unart aber auch mit einem speziellen Training abgewöhnen.

Zu 3) Das ist in der Hundeschule sozusagen „mein Spezialgebiet“. Dieses Training hier so genau zu beschreiben, dass Ihr es 100 %ig versteht und auch umsetzt, sprengt den Rahmen, deswegen hier nur ein winziger Ausriss: Euer Motto muss werden „Ziehen führt nie zum Ziel“. Dies bedeutet, zieht Mia, wechselt ihr in die entgegengesetzte Richtung oder bleibt stehen. Ist die Leine locker, geht es in die Richtung, in die Mia möchte, weiter. Zieht sie nach rechts, geht ihr nach links und umgekehrt. Zieht sie nach vorne, geht ihr zurück. Ihr kommt so nicht von der Stelle? Das ist anfangs so. Mit Glück wird Mia schnell verstehen, dass es nur mit lockerer Leine in die gewünschte Richtung oder an die spannende Schnüffelstelle geht. Auch hier: KONSEQUENZ, sonst tritt hier ebenso der Spielautomateneffekt ein.

Bei Fragen melde Dich gerne
Simone

PS: Entschuldige die Kurzfassung der Trainingseinheiten. In der Hundeschule würde man für diese drei Probleme mehrere Einzelstunden ansetzen und die kann ich hier nicht zu einem kurzen Text zusammenfassen. Hoffe, ich habe dir ein bisschen geholfen.

Hi Simone,

vielen Dank für die Hilfe, die war schon mal super. Ich hätte noch zwei Rückfragen:

  1. Kann man die Erziehung mit Körbchen etc. auch dadurch verstärken, dass man sie mit einem kleinen Leckerbissen belohnt, wenn Sie den Weg in´s Körbchen findet? Also so, wie beim Sitztraining?

  2. Das mit dem Spielautomateneffekt ist einsichtig. Ein kleines Problem hierbei ist jedoch: Wir haben beide einen sehr, sehr festen Schlaf. Dies führte auch schon in der ganzen letzten Zeit dazu, dass Mia sich irgendwann in der Nacht in´s Bett schleicht und wir das bis zum Morgen oft gar nicht mitkriegen. Welche Auswirkungen wird das haben?

Danke!

Hallo erstmal!

Ich moechte dir gerne sagen dass ich deine Ehrlichkeit sehr schaetze! Deine Freundin ist scheinbar eine tyische „Hundeliebhaberin“ - keine Hundekennerin! Ich geh davon aus, dass der Hund nicht nur im Bett schlaeft und auf alle sofas darf - sondern auch dass er immer als erstes zur Tuer rauslaeuft und z.B. seine Runde kennend, auch die Richtung angiebt waehrend der taeglichen Runde. Das ist in der Tat ein viel gesehenes Problem!!

Der Mensch hat vergessen dass der Hund nicht nur zur Belustigung oder als Schmusetier zu gebrauchen ist! Der Cavalier King Charles
ist zwar meistens vom Adel dazu gebraucht worden, um die Fuesse im Bett zu waermen und die Dekolltees der Damen zu waermen in den alten Schloessern und Burgen - ABER: (und jetzt kommt der Punkt:smile: er ist auch mit auf die Jagd genommen worden, hat kleine Ungeziefer vertilgt und hat die Hasen aus den Bauen gejagt. Er ist also genauso ein Arbeitshund wie ein gewoehnlicher Cocker! Deine Freundin hat durch ihre Liebe zu Mia Mia’s Rudeldenken aus den Augen verloren und laesst sich dadurch sicher schnell durch Mia manipulieren (soll heissen: wenn sie ihn „zuruecklaesst“ und Mia „weint“ dann - dann ist deine Freundin eine von der Sorte die das dann „so traurig“ finden…? NICHT GUT!!
Wir sollten einige Basisregeln bei Hunden einfach nicht vergessen: Regel 1)Der Hund ist ein Hund und bleibt ein Hund. DANN: Regel 2) Der Hund ist eine bestimmte Rasse - hat also eine gewisse Aufgabe und eine Bestimmung - wie setzten wir diese Bestimmung um in Aufgaben fuer diese Rasse? (Uebungen, Kurse, Sport, etc.) DANN: Regel 3): Jeder Hund hat einen eigenen Charakter - wie koennen wir diesen Unterstuetzen und verstaerken…? (Angstzustaende rehabilitieren, Unsicherheiten ablernen oder dominantes Verhalten eindaemmen) und DANN: wir Menschen muessen auf uns selbst achten!!Der Hund muss uns ernst nehmen!(DAS ERREICHT MAN NICHT MIT GEWALT - NUR MIT EINER RUHIGEN AUSSTRAHLUNG UND KONSEQUENZ!!!) wenn wir ein kommando geben fuehren wir es auch durch!!!IMMER!!wir lassen uns nicht vom Hund manipulieren - so dass er das Kommando umgehen kann. Wir korrigieren jedes ungewuenschte Verhalten!! Mit einem einfachen und strengen HE! und eventuell noch einem Finger, mit dem man den Hund aus seinem Fokus holt, kann man schon viele Dinge korrigieren! Und zu guter letzt von den BASISREGELN: Hunde finden einander niemals „traurig“!! Hunde koennen trauern - aber das ist auch nur fuer eine bestimmte Zeit - sie finden sich allerdings nicht gegenseitig „traurig“ weil ein Hund z.B. nur drei Beine hat! Auch ein Hund mit drei Beinen muss sich nur in die Gruppe/das Rudel einfuegen und die richtige Stimmung empfangen um die richtige Stimmung auszustrahlen!! Solange sich der Hund angepasse und ruhig verhaelt wird ihm keine Hund aus dem Rudel was tun - er muss nur kein falsches Verhalten zeigen - wie z.B. Dominaz oder Agressionen - denn sobald er das macht werden ihn andere, hoehere Hunde korrigieren - ohne Worte, ohne Ankuendigung - aber deutlich!!..das ist instinktive Hundeerziehung!!!

Ein Hund kann immer nur ein Ding zur gleichen Zeit! Auch ein guter Tip, wenn sie sich mal auf Dinge fokust ( andere Tiere, etc.) - einfach eben aus diesem Fokus holen und sie quasi aus dem „Bann“ erloesen, den das etwas auf sie ausuebt! :smile:

Deine Freundin sollte auch so einiges veraendern: z.B. Hunde duerfen aufs Sofa und ins Bett - aber nicht so wie deine Freundin das gemacht hat!! Ein Hund darf in einer Familie nicht selbst bestimmen was er macht!! Nicht wann er auf s Sofa springt - nicht wann er essen darf - nicht wann er gestreichelt werden will - nicht wann er nach draussen will - etc!! und so darf er NICHT selbst bestimmen WANN er aufs Sofa darf!! NEVER!! WENN er einfach so draufspringt, wird er ohne Worte vom Sofa verwiesen(NICHT GEWORFEN!!) !! WENN der Hund zum Spaziergang nach draussen darf, wartet der Hund HINTER dem Mensch der mit ihm nach draussen geht und geht auch IMMER erst als 2. duch die Tuer! WENN sie ihm Essen gibt - sollte sie das Essen erst einfordern - d.h. Sie sollte Mia erst an das Essen lassen wenn SIE das will - nich wenn Mia das will! -heisst: lass sie etwas dafuer tun: sitz, platz, bleib - 30 Sekunden - und DANN darf sie essen!! Dann hat sie sich das Essen verdient und deine Freundin kann ihre Position in eurem Rudel bestaetigen!

So gibt es noch mehr Uebungen zur grundsaetzlichen Erziehung… Leider kann ich dir keine Anleitung fuer euren Hund schicken - dafuer kenn ich die Umstaende nich gut genug! Aber wenn du z.B. gerne moechtest dass sie es auf dem Sessel besser findet als bei euch im Bett dann musst du dir ueberlegen wie du ihr deutlich machen kannst, dass der Sessel in der Tat fuer sie viel positiver ist!!z.B. belohn sie jedesmal wenn sie auf dem Sessel liegt oder darauf geht!! Belohnung ist sowieso VIEL WICHTIGER als Strafen!! Und wenn sie nicht mehr im Bett schlafen soll gibt es da auch nur die eine Moeglichkeit: KONSEQUENT SEIN!! Aber sie muss in der Tat jedes Mal gelobt werden wenn sie etwas gut macht - ansonsten begreift sie nicht warum etwas veraendern soll, wenn es nicht positiv aufgenommen wird(durch Herrchen und Frauchen!)…es klingt so witzig, wie du sagst: „Ich haette gerne…!“ Ganz so einfach ist das nicht - leider!! Ihr muesst alle beide an eurer Ausstrahlung und Energie arbeiten - und noch viel wichtiger: ihr muesst ALLES korrigieren was ihr nicht haben wollt!!Jedes Verhalten das nicht akzeptabel ist muss direkt und mit gutem Timing korrigiert werden!Timing lernt man, wenn man seinen Hund gut beobachtet! Die Koerperhaltung, die Ohren, die Augen, kleine Bewegungen, soals das Stoppen mit Hecheln, seitwaerts schraeg nach oben gucken, etc. - beobachtet den Hund und lernt seine Koerpersprache!!! Erst dann koennt ihr ECHT mit ihm kommunizieren! Jeder Hund hat Sachen die ihn „unsicher“ oder „dominant“ oder territorial" werden lassen - die Korrektur muss kommen BEVOR das ungewuenschte Verhalten nach oben kommt - um dieses Timing zu erreichen MUSS man seinen Hund in-und auswendig kennen! Zu spaete Korrektur oder zu fruehe kann keinen oder den falschen Effekt haben.

Alles was ein Hund koennen muss, muss mit ihm geuebt werden!! Ganz wichtig ist auch dass ihr eine Einheit bildet!! Das du und deine Freundin an erster Stelle stehen und davon auch BEIDE ueberzeugt seit!!..nich dass deine Freundin Nr.1 ist und der Hund bei ihr Nr.2 ist und dann du irgendwann kommst…andersum das Gleiche: Nicht dass du bei dem Hund wohl die Leitung uebernimmst und der Hund deine Freundin dann auf Platz 3 verbannt! :smile:

Als letztes will ich gerne noch sagen dass der Cavalier King Charles eine sehr treue Hunderasse ist die leider in den letzten Jahrhunderten ueberzuechtet worden ist. Die kleinen Koepfchen werden mit der Zeit zu klein fuer das Gehirn, was bei manchen Ueberzuechtungen echten Schmerz verursachen kann, was die kleinen Hunde im Alter wat beisserig machen kann! Manche koennen es im Allgemeinen nicht haben wenn man sie ueber den Kopf streichelt, weil sie eben Schmerzen haben… Durch die jahrhundert lange Ueberzuechtung sind auch die Synapsen angetastet und koennen King Charles im hoheren Alter sehr „ungemuetlich“ werden. Durch die Kombination von Schmerz und falschen Impulsen ist also einem aelteren King Charles mehr Verstaendnis und Raum zu zu stehen.

Ich denk dass ich fuers erste genug geschrieben habe und hoffe, dass ich deine Frage ein wenig beantworten konnte!

Wenn du noch mehr Uebungen wissen willst oder wie du wann auf welche Art und Weise korrigieren musst, schreib mir einfach nochmall!!..dann geh ich da drauf ein!

Dies war alles erstmal wat allgemeiner - und eigentlich hab ich den ersten Schritt zur Besserung schon genannt: dass ihr zwei „Eins“ werdet und dem Hund seinen Platz und seine Aufgaben zuteilt! Ein Hund der selbst Entscheidungen treffen muss/darf ist kein gluecklicher Hund!! Hunde wollen folgen - nicht leiten!!

So…soweit ersmal Antwort 1.

Ich hoffe, dass ihr da wat dran habt!! :smile:

Ganz liebe Gruesse und viel Erfolg!

D.O.G.Z. - Hundetraining :smile:

Zu der 1. Frage: Auf jeden Fall ist es von Vorteil, es positiv zu verstärken (also mit Leckerlis), wenn Mia von alleine ihr Körbchen aufsucht. Es ist wichtig, dass sie in ihrem Körbchen nur Angenehmes erfährt, damit sie es positiv verknüpft und lernt, dass sie dort sicher ist und sich wohlfühlen kann. Allerdings muss man aufpassen, dass Mia nicht ein Spielchen draus macht, das dann in etwa so aussieht: „Ich gehe ins Körbchen, kriege ein Belohnung und geh´ dann wieder ´raus“. Deswegen sollte man nach und nach die Zeiten ausdehnen, d.h. anfangs gibt es ein Leckerli, wenn sie ins Körbchen geht. Im nächsten Schritt, wenn sie zwei Minuten drin liegt, dann wenn sie hineingegangen ist und sich fünf Minuten darin ruhig verhält etc. Wichtig ist es auch hier, kleine Schritte zu machen.

Zu 2) Die Auswirkungen, wenn Mia sich weiterhin immer mal wieder unbemerkt in Euer Bett schleichen kann? Das Training wird nicht oder nur äußerst schleppend zum Erfolg führen. Deshalb hatte ich auch vorgeschlagen, sobald Ihr mit dem Körbchen auf dem Flur angelangt seid, die Tür abzusichern wie in meiner 1. Antwort beschrieben.

Viele Grüße
Simone