Erziehung im Glauben?

Hallo!

Der eine oder andere aufmerksame Leser wird schon mitbekommen haben, daß der Clan der Tescheks Zuwachs bekommt.

Man machts sich jetzt so Gedanken, wie es so werden wird, wenn das Kleine mal da ist und, was ich niemals für möglich gehalten hätte, man macht sich auch Gedanken um die religiöse Erziehung.

Ich muss jetzt vorausschicken, daß weder meine Frau noch ich in einer Kirche angemeldet sind, auch sind wir nicht gläubig, wobei sich Fr. Dusan noch eher einen Gott vorstellen kann als ich.

Wir kommen aber beide aus gläubigen Familien, die Familie von Fr. Dusan ist gemischt (die Männer protestantisch, die Frauen katholisch), meine eigene Familie ist rein katholisch.

Es besteht aber keinerlei Druck aus dieser Richtung, es ist nur so, dass diese Menschen sich ein Leben ohne Glauben gar nicht vorstellen können und deshalb, würde das Kind nicht getauft werden, sich in erster Linie Sorgen darüber machen würden.

Ich könnte mir vorstellen, mein Kind im Glauben aufwachsen zu lassen. Es war schon auch oft ein Trost und eine Erleichterung wenn man als Knirps dem „Himmelvater“ seine Sorgen mitgeteilt hat und hoffnungsvoll Hilfe ersehnt hat.

Auch die soziale Komponente spielt eine Rolle, so wurden seinerzeit die „Religionsfreien“ im Unterricht argwöhnisch beäugt. Das hat sich sicher im Laufe der Zeit etwas geändert, aber hier in Österreich sind doch noch ein Großteil der Menschen katholisch und die Kinder zum Religionsunterricht angemeldet.

Es war für mich sehr interessant die Geschichten aus der Bibel zu hören und lesen, der Unterricht war meistens eine Gaudi und ich glaube schon auch, daß grundsätzlich keine schlechten Werte vermittelt werden.

Anderersweits weiss ich nicht wie ich Fragen des Kindes begegnen kann. Ich bin ein schlechter Heuchler, deswegen kann ich mir nur schwer vorstellen, dem Kind etwas über Gott udergl. zu erzählen. Ich weiss ja schon nicht mal, wie ich die Sache mit dem Christkind handhaben soll. Gut, man kann einem Kind nicht immer die Wahrheit unverblümt ins Gesicht sagen, aber eine so große, aus meiner Sicht, Lüge aufzutischen fällt mir dann doch schwer.

Was meint ihr dazu? War oder ist jemand in derselben Situation?
Wie würdet ihr das Handhaben?

Grüße
Dusan

Hallo Dusan,
wichtig ist es, dem Kind die verschiedenen Möglichkeiten, die sich die Menschheit im religiösen Sinne heranzieht, darzulegen und im Rahmen der kindlichen Verständnismöglichkeit zu erklären, inkl. wie die verschiedenen religiösen Strukturen entstanden sind.
Die Meinungsbildung solltet ihr dem Kind überlassen.

Anderersweits weiss ich nicht wie ich Fragen des Kindes
begegnen kann.

Ganz einfach: ehrlich. Es geht ja nicht darum, dem Kind das allwissende Elternteil vorzuspielen, sondern ihm in seiner Neugier zu helfen und es auch zu lehren, daß es durchaus unbeantwortete Fragen gibt auf diesem Erdball. Und daß der Glaube oder Nichtglaube eben jedem selbst überlassen bleibt.

MfG, Shebop

Erziehung im Glauben!
Letzten Endes ist es schier unmöglich, bei der Erziehung eines Kindes die „Glaubensfragen“ außen vor zu lassen. Denn irgendwann kommen eben Fragen wie die nach dem Christkind oder auch nach Gott und diesem Mann, der auch in Österreich aller Orten am Kreuz hängt.

Dabei ist die mit Christkind noch unverfänglicher - denn auch in christlich gläubigen Familien bringt letztlich ja nicht das Christkind die Geschenke, sondern man macht sie sich gegenseitig, weil man ein besonderes Fest feiert. Und dennoch erzählt man den Kindern zunächst etwas anderes, weil es eine nette Sache ist :wink:.

Bei der Frage nach Gott zu lügen, ist heikel, weil die Kinder das früher oder später mitbekommen. Es wäre ehrlich, zu sagen, „ich glaube nicht, daß es ihn gibt“ - denn von „wissen“ kann man in Bezug auf Gott eigentlich nicht reden. Und das wäre auch eine Antwort, die es dem Kind ermöglicht, später einmal einen eigenen Glauben zu entwickeln.

Als mögliche Alternative zur Taufe böte sich eine Kindersegnung an, die zumindest in der Evangelischen Kirche möglich sein müßte. Sie hat keine „irdischen“ Konsequenzen (das Kind wird nicht Glied einer Kirche). Aber es ist gesegnet, was für gläubige Menschen ein wichtiger Akt ist. Später könnte es dann selber entscheiden, ob es einer Kirche angehören und sich taufen lassen möchte.
Unter den beschriebenen Umständen wäre das vielleicht die ehrlichste Lösung, mit der auch die Großeltern leben könnten.

Eine Taufe „nur“ weil es die Verwandschaft wünscht ist m.E. heikel. Denn die Taufe alleine ist höchstens die halbe Miete. Sicher, das Kind kann dann in den Religionsunterricht (das könnte aber u.U. auch ohne Taufe möglich sein - einfach mal abklären), aber davon abgesehen?
Die Taufe legt den Grundstein, die christliche Erziehung im Glauben und Handeln muß danach erfolgen. Tut sie das nicht, war die Taufe eine inhaltslose Feier - ähnlich der Anmeldung des Kindes beim örtlichen Kegelverein, der nie ein Besuch der Kegelbahn folgt. Ob die Großeltern damit auf Dauer zufrieden sein werden? Und was, wenn sie (mit gewissem Recht) dann auch eine christliche Erziehung, Gottesdienstbesuch u.s.w. einfordern?

Wenn unbedingt getauft werde soll , bleibt die Frage, in welche Konfession? Es gibt es verschiedene Ansätze:
> Hauptsache getauft => die Mehrheitskonfession (und dann hoffentlich nie in eine Gegend mit anderer Verteilung umziehen);
> es soll schon ein bißchen mehr sein => was lehren die beiden Kirchen, wie schaut es in der Gemeinde vor Ort aus, wo könnte ich mir vorstellen, mit dem Kind auch mal hinzugehen, wie würde ich dort aufgenommen werden?
> Überzeugung => naja, dann ergäbe es sich ja von selbst, entfällt hier aber wohl :wink:.

Eine katholische Taufe bedeutet, daß der Großteil der Verwandschaft zufrieden wäre, aber die Familie geteilt, denn Nichtkatholiken sind nunmal bei der Meßfeier nur Zaungäste, weil sie nicht zur Eucharistie zugelassen sind. Und das hieße, daß die eigenen Eltern bei der Taufe, Kommunion, Firmung, bei allen Weihnachts- und sonstigen Gottesdiensten immer ein wenig außen vor sind. Dafür wäre ein katholisch getauftes Kind in Österreich unproblematisch und mehrheitsfähig.
Auch bei einer evangelischen Taufe bleiben die Eltern außen vor, wenn sie mit den Glaubensinhalten nichts anfangen können, aber das ist eine persönliche Entscheidung. Und wer keiner Kirche angehört, ist auch dort nicht zum Empfang des Abendmahls eingeladen. Aber das Abendmahl wird in der Regel nur selten gefeiert, kaum an den gängigen Festen wie z.B. Heiliger Abend. Außerdem vertritt die Evangelische Kirche bei sozialen und ethischen Fragen meist Standpunkte, die eher zu akzeptieren sind, als die katholische - aber das ist natürlich auch Ansichtssache.
In beiden Fällen muß übrigens die Tauffrage „wollt Ihr Euer Kind christlich erziehen und zu einem Teil der Kirche machen?“ bejaht werden.

Es ist auch im katholischen Österreich möglich, ein Kind nicht-katholisch zu erziehen. Es ist sicher nicht einfach und bedeutet, dem Kind immer wieder deutlich machen zu müssen, daß es etwas besonderes (nicht „besonders tolles“ oder so!) ist, evangelisch zu sein oder etwas anderes zu glauben. Ihm allerdings gar keine Alternativen anbieten zu können, einfach nur zu sagen „das ist alles nix, damit haben wir nichts zu tun“ könnte für das Kind problematisch werden, weil es mit so einem Nichts kaum eine Identität entwickeln kann.

Gruß, Martinus…

Hallo, Dusan,
wir sind auch beide kirchenfern und keine Mitglieder einer Kirche, jedoch mit protestantischer Erziehung und allgemein christlicher Ausrichtung. Als unser Nachwuchs zur Welt kam, haben wir uns dagegen entschieden, ihn taufen zu lassen, da wir nicht einsahen, das Kind ohne seine Einwilligung in irgendeiner Richtung vorzubelasten.

Als er dann zur Schule kam, nahm er am protestantischen Religionsunterricht teil. Irgendwann später (so gegen Ende seiner Pubertät) entschloß er sich, sich taufen zu lassen. Wir dikutierten zwar mit ihm das Für und Wider, aber ließen ihn seine eigene Entscheidung treffen.

Gruß
Eckard

Hi Dusan
ich bin religionsfern erzogen worden, weil meine Eltern grundsätzlich unterschiedlichen Religionen angehörten (nicht wirklich von Herzen). Sie hatten sich darauf geeinigt, mich nicht zu prägen, haben mich taufen lassen, um mir den Zugang zum kirchlichen Sozialgefüge zu ermöglichen und ich hab die Rituale auch alle mit abgehampelt (…der Nachbarn wegen…)
Meine Eltern haben sich im Laufe der Zeit so sehr von ihrem eigenen Glauben entfernt, dass mir ihr Verhalten sehr heuchlerisch und falsch vorkam. Ich hätte gerne jemanden gehabt, mit dem ich die grundsätzlichen Fragen nach dem Woher und Wohin und dem Sinn des Lebens hätte diskutieren können, doch irgendwie kam mir dass immer lächerlich und entblößend vor, solche Fragen machen verletzlich, wenn man nur Sarkasmus erntet.
So weit von meiner Seite.
Meinen Sohn habe ich taufen lassen, eigentlich seinem Vater zuliebe, der die religiöse Erziehung übernehmen wollte, was er anfänglich auch sehr kindgerecht getan hat. Dann allerdings verstarb er und mit etwa 7 Jahren stand ein sehr aufgebrachter Knabe vor mir und fragte mich allen ernstes wie ich mich erdreisten konnte ihn ungefragt taufen zu lassen.
Wir haben immer viel über die religiösen Fragen geredet, über Grundwerte, Götter, höhere Wesen (du magst vielleicht Engel sagen) über die Betrachtungsmöglichkeiten der Welt. - Nie habe ich ihm ein solches Thema aufgedrängt, nur versucht für ihn da zu sein, seine Fragen zu beantworten, seine Antworten zu hören.
Wir sind sehr bodenständig, wenig esoterisch, nicht abgehoben — behaupte ich zumindest.
Im nächsten Jahr wird mein Sohn sein Religionsstudium aufnehmen, plus Geschichte und Ethnologie.
Er hat seinen eigenen Glauben gefunden, und ich weiß nicht mal genau, aus welcher Kultur er denn nun stammt.
Ich find’s gut.
Seine Seele hat ein Zuhause gefunden, was will man mehr.
Ich hoffe, ich konnte helfen
Lieben Gruß
Susanne

Hallo,

in einer Kirche angemeldet sind, auch sind wir nicht gläubig,

Es war für mich sehr interessant die Geschichten aus der Bibel
zu hören und lesen, der Unterricht war meistens eine Gaudi und
ich glaube schon auch, daß grundsätzlich keine schlechten
Werte vermittelt werden.

Anderersweits weiss ich nicht wie ich Fragen des Kindes
begegnen kann. Ich bin ein schlechter Heuchler, deswegen kann
ich mir nur schwer vorstellen, dem Kind etwas über Gott
udergl. zu erzählen. Ich weiss ja schon nicht mal, wie ich die
Sache mit dem Christkind handhaben soll. Gut, man kann einem
Kind nicht immer die Wahrheit unverblümt ins Gesicht sagen,
aber eine so große, aus meiner Sicht, Lüge aufzutischen fällt
mir dann doch schwer.

Was meint ihr dazu? War oder ist jemand in derselben
Situation?

Wir sind auch nicht gläubig und geben unsere Ansichten in Gesprächen an unsere Kinder weiter.
Mein 7jähriger Sohn hat eine Kinderbibel und interessiert sich zur Zeit sehr für die Geschichten darin.
Für uns sind es „Geschichten“, eine Art von „Sagen“, denn bestimmte Dinge gab/gibt es ja wirklich, historisch-wissenschaftlich belegt.

Ich habe Gott so erklärt, dass eben früher die Menschen noch nicht so viel wussten z.B. über die Sterne, Planeten, Krankheiten, Gewitter und sich eben vorstellten, dass irgendjemand „es gemacht hat“. Und dass wir aber bis heute viel erforscht und entdeckt haben und es nun anders wissen. Und das es aber immer noch Menschen gibt, die an einen Gott glauben :wink:

Beatrix

Wie es ist, ist es gut

Ich muss jetzt vorausschicken, daß weder meine Frau noch ich
in einer Kirche angemeldet sind, auch sind wir nicht gläubig,
wobei sich Fr. Dusan noch eher einen Gott vorstellen kann als
ich …

Es war für mich sehr interessant die Geschichten aus der Bibel
zu hören und lesen …
Grüße
Dusan

So würde ich es auch weiterhin halten. Beides harmonierte doch wunderbar miteinander, oder? Gebt einfach das an Euer Kind weiter. Es lässt freie Gedanken zu.
Grüße, Sonja

Einfach leben…
Hallo,

die wichtigsten Punkte hast Du ja eigentlich selbst schon mal zusammengefasst:

Ich muss jetzt vorausschicken, daß weder meine Frau noch ich in einer Kirche angemeldet sind, auch sind wir nicht gläubig, wobei sich Fr. Dusan noch eher einen Gott vorstellen kann als ich.

–> Glaube ist auch ohne Kirche möglich. Daher eine Religionserziehung nicht von Kirchen oder sonstigen Vereinen abhängig machen.

Es besteht aber keinerlei Druck aus dieser Richtung,

–> Und das ist auch gut so, denn unter Druck macht man schnell etwas falsch, und wenn die Kleinen den Druck irgendwie spüren (Kinder sind schlau!) dann ist eh alles im Pott.

Ich könnte mir vorstellen, mein Kind im Glauben aufwachsen zu lassen. Es war schon auch oft ein Trost und eine Erleichterung wenn man als Knirps dem „Himmelvater“ seine Sorgen mitgeteilt hat und hoffnungsvoll Hilfe ersehnt hat.

–> Unabhängig vom Wahrheitsgehalt einer Aussage sind Kinder oft mit der Vorstellung schon besser bedient als mit dem blanken Existentialismus.
Als Beispiel führe ich mal an: Lieber der Weihnachtsmann als gar kein Heiligabend feiern… :wink:
Wenn die Kids dann später stark genug sind, auf eigenen Beinen zu stehen, können sie auch selbst entscheiden, ob sie an einen Gott glauben oder nicht.

Auch die soziale Komponente spielt eine Rolle, so wurden seinerzeit die „Religionsfreien“ im Unterricht argwöhnisch beäugt.

–> Das soziale Gefüge kann in beide Richtungen gehen. Einerseits schafft es eine Zugehörigkeit und bietet Optionen, andererseits gibt es Gruppenzwänge.

Es war für mich sehr interessant die Geschichten aus der Bibel zu hören und lesen,

–> Weltbild erweitern. Ich glaube auch nicht an Zyklopen und Sirenen, trotzdem war Homer toll.
Es gibt auch keinen Grund, wegen des Arguments „das glaube ich nicht“ ein durchaus für viele Menschen wichtiges Stück Geschichte/Legende dem Kind vorzuenthalten.

ich glaube schon auch, daß grundsätzlich keine schlechten Werte vermittelt werden.

–> Viele biblische Werte, welche in den Kinderbibeln vermittelt werden sind unabhängig von der christlichen Religion nahezu universell. So sind diese Geschichten durchaus als Erziehungsmittel brauchbar.

Anderersweits weiss ich nicht wie ich Fragen des Kindes begegnen kann.

So sein, wie Du bist. Einfach ehrlich sein. Kinder kriegen eh mit, wenn man ihnen etwas vormacht.

Ich bin ein schlechter Heuchler, deswegen kann ich mir nur schwer vorstellen, dem Kind etwas über Gott udergl. zu erzählen.

Dann sprich doch einfach mit dem Kind über Gott wie über Hänsel und Gretel - da mußt Du doch auch nicht lügen?

Ich weiss ja schon nicht mal, wie ich die Sache mit dem Christkind handhaben soll.

Christkind oder Weihnachtsmann. Im Endeffekt zählt nur, dass der eine Abend im Kreis der Familie „heilig“ ist, d.h. nicht durch Fernsehen oder Beruf etc. zu einem weiteren Alltag wird. Rest ist Dir überlassen.

Gut, man kann einem Kind nicht immer die Wahrheit unverblümt ins Gesicht sagen, aber eine so große, aus meiner Sicht, Lüge aufzutischen fällt mir dann doch schwer.

Jetzt könnte man noch irgendwelche Büsche und Atomwaffen… aber es werden in der Welt noch viel größere Lügen erzählt und viele Menschen können damit leben. Die Frage ist doch: Sagt man das, was man meint dass es dem Anderen hilft - oder ob man ihm bewußt, zum eigenen Vorteil, etwas vorenthält, verschleiert oder falsch darstellt.

Das „Christkind“ gibt es bei uns auch nicht - trotzdem gibt’s Geschenke, einen festlichen Braten und den Abend im Familienkreis :wink:
Übrigens bei vielen meiner muslimischen, buddhistischen oder atheistischen Bekannten auch. Warum auch nicht?

Wie würdet ihr das Handhaben?

Einfach leben. Irgendwie findet das Leben die besten Antworten.

Gruß,
Michael

Danke mal an alle die Ihre Meinung bzw. Erfahrungen geschrieben haben.

Mal sehen wie das wird, schliesslich hat da Fr. Dusan auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Grüße
Dusan