Erziehungs- und Kastrationsfrage

Hallo Ihr Lieben,

wie sich eventuell einige erinnern, haben wir bzw. meine Mutter nach dem Tod unserer alten Hündin seit Ende Juni einen Havaneser-Rüden, der jetzt gut 5 Monate alt ist.

Zuckersüß (alle wollen ihn am liebsten mitnehmen), aber rotzfrech! :smile:

Meine Mutter ist zwar hundeerfahren, aber nicht gerade konsequent, und mit so einem Charakter etwas überfordert.

Ich habe mich bisher weitgehend aus der Erziehung rausgehalten, aber meine Mutter an vielen Stellen korrigiert. Vor mir hat der clevere Kerl auch Respekt, aber was nützt das, wenn er meine Mutter austrickst? Und das hat er mittlerweile richtig gut drauf! :smile:

Meine Frage: Soll ich mehr in die Erziehung eingreifen? Störte dies die Bindung zwischen Hund und meiner Mutter? Ja, Hundeschule war schon ein Thema, aber die sind hier sehr rar und nicht gerade um die Ecke, und da wir hier noch meine 92-jährige demente Oma pflegen, ist es auch eine Zeitfrage.

Zweites Thema: Kastration (nein, bitte nicht wieder die Diskussion von unten abspielen - mein Rüde wurde kastriert - und ich stehe dazu!)

Neue Mieter sind hier in die Einliegerwohnung gezogen - mit zwei Hündinnen. Der alten Hündin wurde im letzten Jahr aufgrund einer Gebärmuttervereiterung die Gebärmutter entfernt. Die zweite Hündin (Chiwawa-Jack Russell-Mischling) ist nur zwei Wochen älter als unser Rabauke! Da wir hier ein sehr großes Grundstück haben und die Hunde auch nicht wegzusperren sind, ist für uns klar, dass einer von beiden unter das Messer muss.

Frage: Welcher von beiden? Die Hündin oder der Rüde? Und vor allem wann? Ich hatte immer nur große Hunde (meiner wurde mit gut einem Jahr das erste Mal „liebeskrank“). Ich habe mal gehört, dass die Wadenbeißer früher geschlechtsreif werden?!

Verregnete Grüße aus dem Norden

Kathleen

Hallo Kathleen,

Soll ich mehr in die Erziehung eingreifen?

Erziehung hat noch keinem Hund geschadet - egal, von welcher Seite sie kommt. Auch wenn Hunde clever genug sind, zu erkennen, was sie wo dürfen, zeigen sich Auswirkungen von Erziehung in aller Regel doch in allen Bereichen. Nicht immer im erwünschten Umfang, aber grundsätzlich durchaus.

Störte dies die Bindung zwischen Hund und meiner Mutter?

Es ist anzunehmen, dass der Hund sich stärker an dir orientieren wird. Hunde sind Fans von Sicherheit und Struktur. Eifersüchteleien wegen der Gunst des Hundes sollte es deshalb besser nicht geben.

Frage: Welcher von beiden? Die Hündin oder der Rüde?

Ich würde den Rüden kastrieren lassen. Zum einen ist der Eingriff leichter, zum anderen werden läufige Mädels ja auch außerhalb des Grundstücks ein Thema werden.

Und vor allem wann?

Verhaltensbiologen und entsprechend orientierte Tierärzte empfehlen Kastrationen bei Hündinnen frühestens nach der 3. Hitze und bei Rüden altersentsprechend analog, also mit etwa 1,5 Jahren bei klein- und mittelrassigen Hunden.

Die Vorteile liegen in einer Ausreifung des Gehirns, welches in der Pubertät auch bei Hunden komplett umgebaut wird.

Hilfreich als Lektüre: Sophie Strodtbeck/ Udo Gansloßer: Kastration und Verhalten beim Hund.

Schöne Grüße,
Jule

kommt drauf an…
…ob deine mutter hilfe haben möchte. ich würde sie vielleicht einfach mal fragen, ob sie interesse daran hat.

wenn nicht, würde ich den hund wenigstens soweit erziehen, das ich mit ihm klarkomme. wenn das umfeld nicht mitmacht, ist das ein klassisches p.a.l.

zur kastration möchte ich fast nix sagen…das ist ein ganz heisses thema…daher nur meine erfahrungen: lena kam kastriert aus dem th und trotzdem lieben alle rüden sie heiss und innig. jenny kam unkastriert, ist vor angst zweimal fast vor ein auto gelaufen und wurde danach kastriert. dabei wurde festgestellt, das sie eine beginnende gebärmutterentzündung hatte.

insoweit: ich würde eher die hündin kastrieren lassen. da -meiner erfahrung nach- der eingriff zwar grösser (und teurer) ist, aber mehr zukünftige erkrankungen wegfallen, als beim rüden. mit rüden habe ich nur rudimentäre erfahrungen, würde da also erst aktiv werden, wenn der hund zu sehr unter den heissen damen leidet. es gibt rüden, die teilweise wochenlang nichts fressen, kaum schlafen und dadurch echte körperliche probleme bekommen können.

so™ lavierend,

nils

hi

Frage: Welcher von beiden? Die Hündin oder der Rüde?

Was spricht dagegen beide kastrieren zu lassen? Die Hündin, weil es in der Zukunft möglicherweise einige Krankheiten weniger gibt, die sie bekommen kann und den Rüden, weil es in der Umgebung ja noch andere Hündinnen geben wird, die immer wieder mal läufig sind.

Gruß
Edith

Guten Morgen zusammen,

vielen Dank für Eure Meinungen!

Hündin, Rüde, beide!? Lach, dann sollten wir wohl Ediths Rat befolgen?!

@ Jule: Ich weiß, dass Du grundsätzlich nichts von Kastrationen hältst, aber wie sollen wir noch ein Jahr warten, wenn ein Kleinkind (2,5 Jahre) ständig alle Türen auflässt/aufmacht?! Wir laufen Gefahr, dass es hier bald (sicherlich zuckersüße) Welpen gibt!

Was die Erziehung angeht, habe ich heute Morgen mit meiner Mutter gesprochen. Wir werden jetzt täglich gemeinsam Trainingseinheiten einlegen. Von meinem Hund (7 Jahre) hat er sich ja schon einiges abgeschaut. Er apportiert, macht Sitz, geht in sein Bett, geht auf die Wippe etc.

Puh, aber ich gebe zu, dass meine anderen Hunde nicht so anstrengend waren! :smile:

Liebe Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

@ Jule: Ich weiß, dass Du grundsätzlich nichts von
Kastrationen hältst, aber wie sollen wir noch ein Jahr warten,
wenn ein Kleinkind (2,5 Jahre) ständig alle Türen
auflässt/aufmacht?! Wir laufen Gefahr, dass es hier bald
(sicherlich zuckersüße) Welpen gibt!

Wenn es so brennt, braucht man eigentlich kaum überlegen :smile:. Wenn es wirklich nur um Nachwuchs geht, könnte man den Rüden auch sterilisieren lassen. Der Eingriff ist einfacher als eine Kastration und greift nicht in Reifeprozesse und Verhaltensweisen ein. Er verändert allerdings auch nicht das Interesse an der Hündin.

Sterilisationen sind bei Rüden bislang eher unüblich, weil die meisten Besitzer auch von den Verhaltensweisen eines sexuell intakten Rüden verschont bleiben wollen.

Bei einer Hündin Organe entfernen zu lassen, nur weil sie potentiell erkranken könnten (Gebärmutter) halte ich allerdings nach wie vor ziemlich daneben. Zur Unfruchtbarmachung (und Unterbindung der Hitze) genügt auch eine Entfernung der Eierstöcke. Dieser Eingriff ist weit weniger invasiv als die gleichzeitige Entfernung der Gebärmutter.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

Auch wenn ich Deine Beiträge sonst wirklich toll und sehr hilfreich finde, möchte ich mich hier doch kurz zu Strodtbecks und Ganslossers Buch, ‚Kastration und Verhalten beim Hund‘, äussern, das Du ja, wenn ich mich richtig erinnere, auch schon an anderer Stelle empfohlen hast.

Ich habe das Buch mit grossen Erwartungen zu lesen begonnen und erwartete eine saubere Aufarbeitung des Themas, die bei der Entscheidungsfindung hilft. Stattdessen fand ich vor allem Polemik und fühlte mich als Leser nicht ernst genommen. Die Schreibweise finde ich häufig kindisch und die Argumente schwach, weil nicht durch klare Verweise untermauert. Fussnoten oder Quellen fehlen im Text selber vollständig, einzig ein Literaturverzeichnis am Schluss listet einige weitere Werke auf. Eine Nachprüfung der Behauptungen im Buch kann ich somit nicht vornehmen, kann schlecht abschätzen was denn nun die Studien besagen und was die Meinung der Autoren ist. Ich geniesse deshalb gewisse Inhalte und Aussagen mit Vorsicht, und ärgere mich darüber, dass mir nicht zugetraut wird, mich am Quellenmaterial der Autoren selbst zu versuchen, bzw. ihre Aussagen zu bestätigen - oder gäbe es da etwa Einiges, das so in den Studien gar nicht stünde?

Bereits beim „Vorwuff“, dem Vorwort, in dem ein Beaglerüde zu Wort kommt und sich über Kastrationen äussert, bereute ich das erste Mal, dieses Buch gekauft zu haben. Ich wollte mich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen, keinen bemüht witzigen „Erfahrungsbericht“ eines Hundes lesen, die weder als Einführung zum Thema, noch als witzige Einleitung taugt. Die Bilder sind zwar schön, für den Inhalt allerdingst meist völlig wertlos, genau so wie deren Untertitel. Anstatt dass qualitativ und quantitativ aussagekräftiges und hochwertiges Material differenziert besprochen wird, kommen immer wieder die gleichen Fallbeispiele der eigenen Hunde zum Tragen. Möchte ich Einzelschicksale hören, entscheide ich mich für die Hundewiese.

Ich hatte mir wirklich mehr von diesem Buch versprochen und halte es für keine besonders gute Referenz, um die Kastrationsdiskussion ernsthaft zu führen, da auch gewisse Fallbeispiele, die aufgeführt werden, wohl kaum einzig auf die Kastration zurückzuführen sind, sondern häufig mit mangelnder Sozialisierung und / oder fehlender Erziehung zu tun haben. Ich bin kein Kastrationsbefürworter - meine Hunde sind unkastriert, hätte mir allerdings gewünscht, dass das Thema in diesem Buch differenzierter behandelt und der Leser als ernstzunehmendes Gegenüber betrachtet wird.

Gruss,

S.

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