Erziehungsgeld vs Elterngeld

Hallo,
ich suche Argumente für eine Diskussion für und wider das Elterngeld (im Vergleich zum Erziehungsgeld).
Die Kritik lautet, daß vom Elterngeld nur „Gutverdiener“ profitieren. Aber es gibt doch die Kappungsgrenze, z.B.
Eine Kritik am Erziehungsgeld war, daß es zu viel Anreiz für Mütter bot, um aus dem Beruf auszusteigen, bzw. daß es von beruflich engagierten Müttern gar nicht genutzt werden konnte. Stimmt das und warum ?
Meine Kenntnisse sind für das Argumentieren zu vage. Um aus den Gesetzestexten die gesellschaftlichen Konsequenzen herauszulesen, fehlt mir die Zeit und die sozialwissenschaftliche Ausbildung. Vielleicht ist jemand von euch schon damit vertraut.
Vielen Dank für Eure Antworten.

Hallo!

Die Kritik lautet, daß vom Elterngeld nur „Gutverdiener“
profitieren. Aber es gibt doch die Kappungsgrenze, z.B.

Es profitieren nicht nur die Gutverdiener, aber sie profitieren eher im Vergleich zum Erziehungsgeld.
Allerdings profitieren auch diejenigen, die ein eigenes Einkommen haben, auch wenn es sich dabei um ein geringes Einkommen handelt, da bei einem Einkommen von unter 1.000 Euro netto nicht nur die 67% als Elterngeld fließen, die jedem zustehen, sondern die Ersatzquote erhöht sich prozentual. So würde eine Frau, die vor der Geburt ihres Kindes nicht gearbeitet hat, 300 Euro Elterngeld bekommen (Mindesthöhe), eine Frau aber, die 12 Monate lang 800 Euro verdient hat, bekommt 616 Euro (77% Ersatzrate). Damit kommen also alle Frauen „besser“ weg, die in irgendeiner Form arbeiten.
Als Gegenargument wird dann sicher kommen, dass man aber 24 Monate Anspruch auf Erziehungsgeld hatte, Elterngeld aber nur 12 Monate gewährt wird. Dies ist dann also ein Nachteil für all diejenigen, die nicht über die 600 Euro Elterngeld im Monat hinauskommen. Mein persönliches Gegenargument ist dann immer: Ich bleibe eh nur 12 Monate zu Hause. Außerdem kommen ja noch zwei sog. Partnermonate hinzu. Die fangen das ganze auch wieder auf.

Eine Kritik am Erziehungsgeld war, daß es zu viel Anreiz für
Mütter bot, um aus dem Beruf auszusteigen, bzw. daß es von
beruflich engagierten Müttern gar nicht genutzt werden konnte.
Stimmt das und warum ?

Das Erziehungsgeld wurde nur bis zu einer gewissen Einkommenshöhe gewährt. Deshalb haben einige überhaupt nichts bekommen, wenn z.B. der Mann zu viel verdient hat. Warum es einen Anreiz zum Ausstieg aus dem Beruf sein soll, weiß ich auch nicht. 300 Euro im Monat sind ja nun wahrlich kein Anreiz?! Man könnte höchstens noch annehmen, dass Frauen, die ein gutes Einkommen hatten (sprich: über 300 Euro), in diesen 300 Euro einen immensen Abstieg sahen. Wenn in einem Haushalt plötzlich ein Einkommen nahezu komplett wegfällt, kann es schon eng werden. Das wird durch das Elterndgeld vermieden, da ja ‚nur‘ 23% wegfallen, bei Geringverdienern sogar weniger. Zu betrachten sind dann nicht nur die offen sichtbaren Ausfälle, sondern auch die, die z.B. durch den Karriereknick entstehen (siehe „Opportunitätskosten“).

Ein Anreiz, (temporär und manchmal auch für immer) aus dem Beruf auszusteigen, bieten eher Ehegattensplitting und drei Jahre Erziehungszeit. Aber das hat mit dem Elterngeld nichts zu tun.

Grüße!

Hallo, Dendrite

ich suche Argumente für eine Diskussion für und wider das
Elterngeld (im Vergleich zum Erziehungsgeld).
Die Kritik lautet, daß vom Elterngeld nur „Gutverdiener“
profitieren. Aber es gibt doch die Kappungsgrenze, z.B.

es gibt eine Bemessungsgrenze von 2700,- Euro für „Besserverdienende“, es werden also maximal 1800 Euro Elterngeld pro Monat ausgezahlt.

„Für Geringverdiener gibt es ein erhöhtes Elterngeld: Ist das zugrunde liegende Nettoeinkommen geringer als 1000,- Euro monatlich, wächst der Einkommensersatz bis zu 100%. Je 20,- Euro geringerem Einkommen erhöht sich die Ersatzrate von 67% um jeweils ein Prozent. z.B. 900,- Euro Nettoeinkommen bedeuten 648,- Euro Elterngeld.“
http://www.awo-beratungsstelle-lev.de/Info%20Elterng…

Beispielrechnung für erhöhtes Elterngeld:
Bei einem bisherigen Nettoeinkommen von 400 Euro, beträgt das Elterngeld:
1000 Euro - 400 Euro = 600 Euro.
600 geteilt durch 20 = 30.
Die Ersatzrate erhöht sich also auf: 67% + 30% = 97%.
97% des bisherigen Nettoeinkommens von 400 Euro ergibt:
400 geteilt durch 100 x 97 = 388 Euro.

388 Euro mal 12 Monate = 4656 Euro.
Allerdings sind hier die 2 möglichen Partnermonate nicht berücksichtigt!

Das Frühere Erziehungsgeld betrug pauschal:
300 Euro mal 24 Monate = 7200 Euro.

„Gutverdienende Paare, die die Maximalförderung des Elterngeldes voll ausschöpfen können, erhalten über den Zeitraum von 14 Monaten auf diese Weise 25.200 Euro.“
http://www.news4press.com/ALfA-fordert-Nachbesserung…

Wer hier keinen Unterschied sieht, der muss Tomaten auf den Augen haben.

Eine Kritik am Erziehungsgeld war, daß es zu viel Anreiz für
Mütter bot, um aus dem Beruf auszusteigen, bzw. daß es von
beruflich engagierten Müttern gar nicht genutzt werden konnte.

Zuerst müsste der Begriff „beruflich engagierte Mütter“ geklärt werden. Darunter fallen ansonsten auch die Mütter mit einem 400 Euro - Job.

Gruß
karin

Danke für Eure Antworten !

es gibt eine Bemessungsgrenze von 2700,- Euro für
„Besserverdienende“, es werden also maximal 1800 Euro
Elterngeld pro Monat ausgezahlt.

Sind das 2700,- Euro brutto oder netto ?

"Für Geringverdiener gibt es ein erhöhtes Elterngeld: Ist das
zugrunde liegende Nettoeinkommen geringer als 1000,- Euro
monatlich, wächst der Einkommensersatz bis zu 100%.
97% des bisherigen Nettoeinkommens von 400 Euro ergibt:
400 geteilt durch 100 x 97 = 388 Euro.

„Gutverdienende Paare, die die Maximalförderung des
Elterngeldes voll ausschöpfen können, erhalten über den
Zeitraum von 14 Monaten auf diese Weise 25.200 Euro.“

Wer hier keinen Unterschied sieht, der muss Tomaten auf den
Augen haben.

O.k. Ich sammle nur Argumente, ich vertrete zunächst mal keinen Standpunkt.

Die Mutter, die 400,- Euro verdient hat, bekommt also durch Elterngeld mehr als mit Erziehungsgeld. Heißt das nicht, daß es eine Verbesserung für alle, nur für Gutverdiener eine größere Verbesserung ist ?

Könnte man es nicht auch so sehen: Eine Frau, die vorher 2700, - Euro verdient hat, hat durch ein Kind 900,- Euro weniger, eine Frau, die 400,- Euro verdient hat, hat durch ein Kind 12,- Euro weniger ?

Zuerst müsste der Begriff „beruflich engagierte Mütter“
geklärt werden. Darunter fallen ansonsten auch die Mütter mit
einem 400 Euro - Job.

Gut. Ich meinte Mütter mit Berufen, die keinen langen Ausstieg erlauben (oder zum Beispiel befristet beschäftigt sind). Sie konnten sowieso das Erziehungsgeld nicht in voller Höhe in Anspruch nehmen, wenn sie nicht riskieren wollten, den Beruf danach nicht mehr ausüben zu können.

Gruß, Dendrite
Dendrite

es gibt eine Bemessungsgrenze von 2700,- Euro für
„Besserverdienende“, es werden also maximal 1800 Euro
Elterngeld pro Monat ausgezahlt.

Sind das 2700,- Euro brutto oder netto ?

Netto.

Die Mutter, die 400,- Euro verdient hat, bekommt also durch
Elterngeld mehr als mit Erziehungsgeld. Heißt das nicht, daß
es eine Verbesserung für alle, nur für Gutverdiener eine
größere Verbesserung ist ?

Nein. Die 400-Euro-Job-Mutter, die früher mit dem Erziehungsgeld 24 Monate lang 300 Euro bekommen hat (= 7200 Euro), bekommt jetzt mit dem Elterngeld nur noch 12 Monate lang 388 Euro (= 4656 Euro).

Könnte man es nicht auch so sehen: Eine Frau, die vorher 2700,

  • Euro verdient hat, hat durch ein Kind 900,- Euro weniger,
    eine Frau, die 400,- Euro verdient hat, hat durch ein Kind
    12,- Euro weniger ?

Wenn für eine Frau mit einem 400 Euro-Job, ein Elterngeld für ihr Kind in Höhe von 388 Euro pro Monat ausreicht, warum benötigt dann eine Frau mit einem 2700 Euro-plus-Job, dafür 1412 Euro pro Monat mehr?

Warum sollte das Kind einer besserverdienenden Frau, für die Gesellschaft mehr wert sein, als das Kind einer wenig verdienenden Frau?

Zuerst müsste der Begriff „beruflich engagierte Mütter“
geklärt werden. Darunter fallen ansonsten auch die Mütter mit
einem 400 Euro - Job.

Gut. Ich meinte Mütter mit Berufen, die keinen langen Ausstieg
erlauben (oder zum Beispiel befristet beschäftigt sind). Sie
konnten sowieso das Erziehungsgeld nicht in voller Höhe in
Anspruch nehmen, wenn sie nicht riskieren wollten, den Beruf
danach nicht mehr ausüben zu können.

Gibt es denn überhaupt Berufe, bei denen es einen Unterschied macht, ob man 12 Monate oder 24 Monate aussteigt?

Gruß
karin